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Hurra, das Rauschgift ist angekommen!

Noch ist das Geld nicht nach Griechenland geflossen. Noch tun manche so, als ob die immer präziser werdenden Ankündigungen europäischer Steuermilliarden für die jahrelang in Saus und Braus lebenden Hellenen die privaten Geldgeber zu neuerlichen Kreditvergaben bewegen könnten, sodass die Staaten doch noch darauf verzichten könnten. Das wird sich wohl bald als blanke Illusion herausstellen. Und als Endergebnis stehen die EU-Staaten als Heuchler, als vertragsbrüchig und Zerstörer der eigenen Währung da.

Massiv an Glaubwürdigkeit verlieren in diesen Tagen auch die vielen Medien, welche die Griechenlandhilfe preisen und loben. Sie verhalten sich wie ein Haufen Rauschgiftsüchtiger, die jubeln, wenn ein LKW voller weißen Pulvers anlangt.

Tatsache ist, dass die Milliarden für Griechenland eine glatte Verletzung der EU-Verträge bedeuten, die eine solche Hilfe zwischen Euro-Ländern verbieten. Tatsache ist, dass alle jene Politiker lügen, die die Kreditvergabe als gutes Geschäft darstellen; denn das wäre es nur, wenn eine seriöse Chance auf volle und pünktliche Rückzahlung bestünde. Ansonsten ist das gute Geschäft eher mit einem Kasino-Besuch vergleichbar, vor dem man behauptet, dass man ständig die richtige Zahl erraten werde.

Tatsache ist aber jedenfalls auch, dass die EU-Partner nun nicht mehr zurückkönnen, wenn Athen eines Tages auf die Kreditlinie der Euro-Partner zugreift. Es ist ähnlich - aber eigentlich noch schlimmer - wie im Fall des türkischen EU-Beitritts. Auch der wurde immer wieder vage für die Zukunft zugesagt, die noch unendlich fern schien, obwohl von Anfang an große Skepsis bestand. Auch da kann die EU nun nur noch sehr schwer zurück.

Tatsache ist schließlich ebenso, dass die anderen Länder in Wahrheit die Kredite nur sehr ungern geben. Wäre die Sache ein so gutes und sicheres Geschäft, wie manche Propaganda nun tut, dann hätte man sich ja nicht so geziert. Und Tatsache ist überdies, dass die ganze Sache - trotz der heftigen politischen und medialen Propaganda - extrem unpopulär ist. Insbesondere in Deutschland, das ja - wie fast immer - am tiefsten in die Tasche greifen muss.

Der österreichische Beitrag hat sich in den letzten Tagen von einer halben Milliarde heimlich still und leise auf 858 Millionen erhöht. Tut nichts, wir haben es ja. Oder?

Warum, so fragen viele verzweifelte Bürger, tun die Staaten das? Nur aus unsinnigem Herdentrieb? Nur weil sich keiner mehr zu sagen traut, dass der Kaiser nackt und Griechenland zahlungsunfähig ist? Nur weil in keinem Land Europas mehr Staatsmänner vorhanden sind - oder gar solche mit wirtschaftlichem Sachverstand und Mut?

Die Begründung, dass es um die Rettung des Euro geht, ist absolut vorgeschoben. Denn der Euro wird durch die "Rettung" Griechenlands langfristig mit Sicherheit noch viel mehr bedroht. Denn dann wird es in Spanien oder Portugal gegen den Widerstand der Gewerkschaften - um nur die zwei nächsten Kandidaten zu nennen - noch viel weniger gelingen, den Gürtel zur Rettung der eigenen Staatsfinanzen noch enger zu schnüren. Was dann die nächsten erzwungenen Solidaritätskredite auslösen wird. Was dann sogar Deutschland erschüttern wird.

Der Hauptgrund für die europäische Griechenland-Rettung sind in Wahrheit die westlichen Banken, die dem blau-weißen Land des Retsina und des Ouzo viele Milliarden geliehen haben. Alleine aus Österreich sind schon im September 4,5 Milliarden Euro nach Griechenland verborgt gewesen (von damals stammt die letzte vorhandene Statistik). Inzwischen ist der Betrag noch viel höher - sind doch die Banken wochenlang von linken Politikern und Medien als "Spekulanten" geprügelt worden, weil sie mit dem Nachschieben weiterer Kredite zu zögern begonnen hatten. Das sind übrigens die gleichen Banken, denen viele österreichische Kreditnehmer in den letzten Monaten nicht mehr als kreditwürdig erschienen sind. Möglicherweise zu Recht - aber umso unverständlicher ist ihre bis vor kurzem freigiebige Hand Richtung Ägäis.

Natürlich muss die Regierung aufpassen, wenn den heimischen Banken mit einem Schlag 4,5 Milliarden ausfallen sollten. Nur heißt eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands ja nicht, dass das alles verloren ist. In der Regel gibt es in solchen Fällen eine Umschuldung, wobei die Geldgeber immer nur einen Prozentsatz verlieren. Daher wäre es immer noch besser, den Banken eine Ausfallshilfe für griechische Kredite zu garantieren - wenn auch sicher nicht zu hundert Prozent. Damit die Banken genauso wie die griechischen Gewerkschafter endlich eine grundlegende Botschaft lernen: Riskantes Leben kostet.

Am lustigsten ist es, wenn nun Finanzminister Josef Pröll ankündigt, Griechenland werde "rigoros überprüft und kontrolliert". Was will er denn da kontrollieren? Nirgendwo sind wirklich die harten Bedingungen festgehalten, die Griechenland wenigstens langfristig sanieren würden.

Denn in Wahrheit müsste Griechenland alle Gehälter um 20 bis 30 Prozent kürzen, die Beamtenzahlen müssten dezimiert, der Pensionsantritt müsste nach hinten verschoben werden; die verbleibenden Beamten müssten wieder einmal arbeiten; und es müsste energisch mit dem Schwarzmarkt in der Wirtschaft aufgeräumt werden. Die griechischen Gewerkschaften - die Hauptschuldigen an der Misere - haben jedoch schon bei den ersten, relativ milden Sparankündigungen das Land in Flammen gesetzt. Sie wollen einfach nicht das zurückgeben, was sie sich im letzten Jahrzehnt zu viel an Gehaltserhöhungen und Faulheit gegönnt haben.

Der zweite Grund für die Griechenlandhilfe lautet: Die EU will die Schande vermeiden, dass ein Mitgliedsland bankrott geht. Gleichzeitig aber scheut sie sich, den Griechen diese notwendigen Bedingungen zu diktieren, weil sie bei diesen sonst total unbeliebt würde. Beides zusammen geht halt nicht. Und beides zusammen macht "rigorose Überprüfungen und Kontrollen" zu einer Farce.

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