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Häupl denkt an Denkmäler

Michael Häupl will am Denkmal des erfolgreichsten Bürgermeisters der Geschichte Wiens eine Tafel anbringen lassen, die auf den Antisemitismus Luegers hinweist. Einverstanden, Lueger war (wie viele in jenen Tagen) zweifellos ein Antisemit. Jedoch: Wer A wie Anti-Antisemitismus sagt, der muss auch B wie braune und totalitäre Flecken der SPÖ sagen und auch da entsprechende Tafeln anbringen lassen.

Dafür empfiehlt sich etwa der sozialdemokratische Stadtrat Julius Tandler, der ein vehementer Anhänger der Euthanasie war und ausdrücklich die „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ verlangt hat. Oder will Häupl suggerieren, dass das harmloser war als Luegers rein verbaler und nie zu Gewalttaten aufrufender Antisemitismus?

Ebenso braucht es eine Hinweistafel an dem unter Häupl errichteten Denkmal für Che Guevara, dass dieser für die Ermordung (außerhalb des Kampfes!) von mehr als 4000 Menschen verantwortlich ist.

Auch bei der SPÖ-Zentrale (und auf den Denkmälern aller damals involvierten Sozialdemokraten) müsste man als wirklicher Demokrat eine Tafel anbringen, dass sie sich in den 20er Jahren ausdrücklich für die „Diktatur des Proletariats“ ausgesprochen hatten, worunter in jenen Jahren jedermann die knapp davor abgelaufene Oktoberrevolution der Sowjets verstehen musste. Dabei müsste man auch erwähnen, dass die SPÖ-Jugend damals Sprüche geklopft hat wie „Das Finanzkapital ist der Jude, Juda verrecke!“ Auf dieser Tafel müsste man aber auch der Flugblätter und Arbeiterzeitungs-Aufrufe gedenken, mit denen die SPÖ 1948/49 den ehemaligen Nazis mitgeteilt hat, dass deren Platz „alleine in unseren Reihen“ zu finden sei.

Am Dr.-Karl-Renner-Ring (und dem Häuplschen Wahrheitsgebot folgend natürlich auch in allen Straßenbahndurchsagen, die ihn nennen) bräuchte es den Hinweis, dass Renner 1938 ganz freiwillig Interviews gegeben hat, er stimme „freudig“ mit Ja für den Anschluss an Hitler-Deutschland. Ähnliches muss auch in der Otto-Bauer-Gasse über den ehemaligen SPÖ-Parteichef stehen (der auch nach dem Krieg noch für den Anschluss war). Bei Renner ist noch zu ergänzen, dass dieser im August 1945 verlangt hat, die alten Nazis „endlich“ in Ruhe zu lassen.

Bei allen Gedenkplätzen für Bruno Kreisky ist zu vermerken, dass er ausdrücklich gesagt (und dementsprechend gehandelt) hat: „Auch ein NSDAP-Mitglied oder ein SS-Mann muss in Österreich jedes Amt bekleiden dürfen, solange ihm kein Verbrechen nachgewiesen wird.“ Dementsprechend gehörten seiner Regierung gleich fünf prominente Ex-Nazis an – mehr als irgendeiner anderen österreichischen Regierung.

Auf den Wahlplakaten für Heinz Fischer ist ein Vermerk anzubringen, dass er einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss gegen Simon Wiesenthal verlangt hatte, weil dieser die SS-Vergangenheit von Friedrich Peter aufgerollt hat.

Und die Aussendungen des SPÖ-Pensionistenverbandes sind künftig mit dem Hinweis zu ergänzen, dass Verbandschef Karl Blecha Israel als „rassistischen Staat“ bezeichnet hat.

Um einmal nur die prominentesten Parteifreunde Häupls und deren Vergangenheit anzusprechen.

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