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Verantwortungs-lose Politiker drucken

Für den „unglaublich sorglosen Umgang mit Steuergeldern“ sieht der Rechnungshof in einem Rohbericht über das Bundesdenkmalamt nicht nur deren Präsidentin in der Verantwortung, sondern auch die Exminister Claudia Schmied und Josef Ostermayer für „jahrelange Misswirtschaft“.

Frau Schmied dürfte ein besonderes Händchen für Geldvernichtung haben. Als Direktorin der Kommunalkredit hatte sie zwar eine Milliardenpleite mit zu verantworten, allerdings ohne Konsequenzen – zahlen darf der Steuerzahler. Als Unterrichtsministerin ist ihre Bilanz mehr als dürftig, an vielen Fehlentwicklungen wird das Schulwesen noch lange leiden. Aber immerhin: Sie hat immer wieder gern in Massenzeitungen inseriert und sich damit eine relativ positive Berichterstattung erkauft. Beim Burgtheater hat sie ebenso weggesehen wie beim MAK und beim Belvedere, mit den bekannten Folgen.

„Gebt den Sozialisten kein Geld, denn sie können nicht damit umgehen“, soll Konrad Adenauer einmal gesagt haben. Bei Frau Schmied – und bei vielen anderen – kommt diese Erkenntnis zu spät. Ob sich die mehrfach auf unsere Kosten Gescheiterte, die sich „mit Grandezza“(!) ins Privatleben zurückgezogen hat, noch in den Spiegel schauen kann?

Prof. Dr. Herbert Kaspar war langjähriger Herausgeber und Chefredakteur der ACADEMIA. 

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Kann man zwischen guten Moslems und bösen Islamisten unterscheiden? drucken

Islam ist gut. Islamismus ist schlecht.

Diese schlichte Formel wird von politisch korrekten Medien, Kirchenmännern und Parteien ständig in nur leicht voneinander abweichenden Variationen wiederholt. Sie klingt gut. Sie hat nur einen Haken: Sie ist unbrauchbar, denn dabei wird überhaupt nicht klar definiert, was eigentlich Islamismus ist, wie er sich in erkennbarer Form vom Islam unterscheidet.

Ich habe bei vielen offiziellen wie privaten Diskussionen mit Exponenten des Islams nach einer erkennbaren Unterscheidungslinie geforscht, nach einer nachvollziehbaren Definition. Ich bin aber auf keine gestoßen. Und empirisch hat sich in den letzten Jahren immer dasselbe abgespielt: Offizielle Islam-Exponenten haben sich stets erst dann von Mitmoslems als „Islamisten“ distanziert, wenn diese bei einer Gewalttat erwischt worden sind. Es gibt aber immer nur Ex-Post-Kritik. Ich kenne praktisch keine Hinweise aus islamischen Organisationen, die schon VOR einer terroristischen Tat öffentlich und konkret auf noch nicht den Behörden bekannte Islamisten hingewiesen hätten. Das macht diese Organisationen überaus suspekt.

Es wird dennoch in Leitartikeln, in Politiker-Interviews weiterhin ständig behauptet, dass man zwischen guten Moslems und bösen Islamisten unterscheiden müsse und könne. Es gibt aber Null Klarheit, geschweige denn Konsens darüber, wie man denn diese Unterscheidung vornehmen soll, an welchen Haltungen oder Aussagen man als Nicht-Moslem denn einen Islamisten erkennen kann, bevor er eine strafbare Handlung gesetzt hat.

Das ist freilich auch schwierig

  • bei einer Religion, die in ihrem heiligen Buch zahlreiche Tötungsaufrufe gegen "Ungläubige" enthält;
  • bei einer Religion, bei der ein guter Teil der Gläubigen der Überzeugung ist, dass dieser Koran wörtlich zu nehmen ist;
  • bei einer Religion, die – zum Unterschied etwa zum Katholizismus – zumindest unter den Sunniten keine klare Hierarchie kennt, welche die Religion verbindlich interpretieren könnte;
  • bei einer Religion, die für viele Gläubige eine Belohnungsgarantie für Gewaltausübung enthält, sobald sie diese als „Heiligen Krieg“ bezeichnen;
  • bei einer Religion, bei der die von ihr geprägten Staaten heute durchwegs wirtschaftlich und naturwissenschaftlich absolut rückständig sind und deren Bevölkerung daher zu den ärmsten der Welt zählen – sofern nicht Erdöl oder Erdgas (vorübergehend) gekauften Luxus ermöglicht haben. Dabei hatte insbesondere die nahöstliche Region in den Zeiten vor dem Islam einen der kulturellen Höhepunkte der Menschheit gebildet;
  • bei einer Religion, in deren Einflussbereich beziehungsweise Eroberungszonen seit vielen Jahren mehr Kriege und Konflikte toben als im Rest der Welt zusammen.

Die Folge des Fehlens klarer Trennlinien ist bekannt: Für die Mehrheit der politisch-medialen Propaganda-Klasse sind a priori alle Moslems auf der guten Seite einzuordnen, für die Mehrheit der Bürger sind sie alle Islamisten.

Es gibt sehr eindrucksvolle Exponenten des Islams, wie den Göttinger Politikwissenschaftler Bassam Tibi oder den Wiener Religionspädagogen Ednan Aslan, die den mutigen Schritt zu einem Euro-Islam wagen. Sie haben ein Verständnis von ihrer Religion, das durchaus mit dem Christentum nach der Aufklärung vergleichbar ist. Auch im Christentum ist die Aufklärung anfangs ja vehement abgelehnt worden, inzwischen ist aber für die Kirche die Vernunft absolut kompatibel mit dem Glauben – auch wenn das manche Christen nicht akzeptieren wollen.

Sie bekennen sich zu einer echten Religionsfreiheit, zur vollen Gleichberechtigung von Mann und Frau, zum Vorrang der staatlichen Gesetze und natürlich erst recht zum Verzicht auf Gewalt.

Das ist sehr eindrucksvoll und sympathisch. Aber als ich Aslan fragte, für wie viele Moslems denn seine – eindeutig nicht islamistische – Glaubensauffassung repräsentativ sei, bekam ich eine sehr ernüchternde Antwort: Aslan will jetzt eine entsprechende Gemeinde gründen. Eine erste. Nach einer relevanten oder gar Mainstream-Auffassung innerhalb des heutigen Islams klingt das also ganz und gar nicht. Aslan deutet wohl auch zu Recht an, dass er selbst sich mit seinen Haltungen mehr vor Anschlägen islamistischer Fundamentalisten fürchten muss als etwa Christen.

Nichtmoslems – Christen, Juden, Atheisten, Agnostiker – ebenso wie Staat und Behörden sind bei der Begegnung mit dem Islam mit einer unglaublichen Bandbreite konfrontiert, in der sie sich nicht orientieren können. Wo verläuft da die Grenze zwischen Gut und Böse? Wovor müssen sich die europäischen Gesellschaften fürchten? Wogegen sollten sie sich verteidigen? Wen kann man integrieren?

Auch tiefschürfende Koran-Interpretationen helfen da nicht weiter. Denn im Koran findet man für absolut jede Sichtweise Belegstellen. Daher sollte ein ganz anderer Weg eingeschlagen werden.

Wir sollten bei der Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus nicht von einer komplizierten Koranologie ausgehen, sondern selbstbewusst von unseren europäischen Gesellschaftswirklichkeiten und Rechtsordnungen. Denn diese und nur diese sind bei aller Detailkritik für einen Großteil der Europäer positiv und verteidigenswert. Sie sind das Produkt der christlich-jüdischen Prägung, des antiken Erbes und der laizistischen Aufklärung. Diese drei Wurzeln des Abendlandes haben in den letzten Jahrzehnten – nach vielen Konflikten der Vergangenheit – zu einer gut funktionierenden und für die Menschen lebenswerten Basis geführt. Zum erfolgreichsten Staatssystem der Geschichte.

Und jeder Moslem, jeder Buddhist, jeder Moslem, der diese Basis voll akzeptiert, sei auch selbst voll akzeptiert. Aber nur der. Denn wer versucht, hier eine multikulturelle Zusatzebene einzuführen, wird scheitern, muss scheitern, weil Europa sonst in den Abgrund stürzt oder zumindest in eine Wiederholung der schweren Konflikte der Geschichte.

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Vom Kopftuch zur Polygamie drucken

Naive Politiker und die noch naiveren Gutmensch-Journalisten tun so, als ob außer bisweiligem Terror am Islam alles in Ordnung wäre. Und auch diesen versuchen sie ständig mit individualisierendem Psychogewäsch krampfhaft wegzuerklären. Sie haben noch immer nicht das ganze Wesen des Islams in vielen seiner real existierenden Ausprägungen begriffen. Diese sind nicht nur potenziell aggressiv und nach Dominanz strebend, sie bedeuten auch eine unglaublich enge Sozialordnung, die jedes Detail der menschlichen Existenz nach den Vorstellungen des 7. Jahrhunderts festzuschreiben versucht.

In diesem Sozialgefüge ist weder Platz für Rationalität noch Wissenschaft noch Aufklärung noch Toleranz noch Pluralismus noch Menschenrechte noch europäische Traditionen. Der Islam ist in vielen seiner Varianten keineswegs bloß ein weiterer transzendentaler Welterklärungsversuch, den man problemlos neben die diversen christlichen, jüdischen, buddhistischen, laizistischen usw. Ansätze stellen könnte.

Aber vielleicht öffnet die jüngste Forderung des obersten islamischen Führers in Italien manchen die Augen. Der Gründer der „Union der Islamischen Gemeinden und Organisationen in Italien“, Hamza Piccardo, verlangte jetzt die Legalisierung der Polygamie. Und zwar mit einem in sich durchaus logisch klingenden Argument: Da Italiens Linksregierung homosexuelle Lebenspartnerschaften staatlich legalisiert hat, wäre es folgerichtig, nun auch gleichzeitige Ehen eines Mannes mit mehreren Frauen zivilrechtlich anzuerkennen, sobald alle Beteiligten dies freiwillig tun. Wörtlich: „Muslime sind mit homosexuellen Lebenspartnerschaften nicht einverstanden und trotzdem müssen sie ein System akzeptieren, das diese erlaubt.“

Man darf gespannt sein, wie der islamo- und zugleich homophile Mainstream darauf reagieren wird. Wahrscheinlich gar nicht. Er hat ja auch immer schon ignoriert, dass in den islamischen Ländern homosexuelle Partnerschaften oft mit Todesstrafe verfolgt und keineswegs "akzeptiert" werden. Das ist meist nur dann der Fall, wo der Islam nicht in der Minderheit ist.

Woher soll dieser Mainstream auch Gegenargumente finden gegen die islamische Polygamie-Forderung? Die hat er nicht mehr, seit man in Europa die schwulen Partnerschaften nicht nur straffrei gestellt hat (was richtig war), sondern sie auch in mehrerlei Hinsicht finanziell und rechtlich gegenüber vielen anderen Formen des Zusammenlebens privilegiert hat (was absolut falsch war, auch wenn diese finanziellen Konsequenzen von den einschlägigen Lobbys meist verschwiegen werden).

Einer orientierungslos gewordenen Gefühlskultur, die nur noch vom Diktat der jeweils am lautesten schreienden Minderheit gelenkt wird, fehlt heute jeder Grund, die rechtliche Anerkennung von Polygamie oder inzestuösen Verbindungen abzulehnen. Es ist ein bezeichnender Zufall, dass Ö1 dieser Tage institutionalisierte Partnerschaften zu Dritt emphatisch beworben hat.

Dabei gibt es vier essentielle Gegenargumente, die eigentlich jeder liberale (und nicht denkfreie) sowie die meisten christlichen, konservativen und im traditionellen Sinn sozialdemokratischen Europäer diesen Entwicklungen entgegenhalten könnte und sollte:

  1. Es gibt keinen echten Grund, dass die europäischen Staaten überhaupt Ehezeremonien veranstalten. Sie tun dies ja beispielsweise auch nicht bei der Geburt. Wer will, kann und soll wie in den USA selbst oder in seiner Religionsgemeinschaft feiern. Was auch immer man feiern möchte: Geburtstage, Firmungen, Verpartnerungen, Scheidungen, Begräbnisse. Aber dann braucht sich der Staat nicht zu kümmern, ob und wo und wie er Ehen/Verpartnerungen feiert.
  2. Finanzielle Folgen welcher Art immer (die ja jedes Mal auf Kosten der Allgemeinheit oder eines Dritten gehen!) sollte legitimer Weise nur ein einziges Faktum haben: Das sind Kinder, die im anstrebenswerten Idealfall von Mutter und Vater großgezogen werden. Also genau das, was wir schlicht Familie nennen. Ehrlicherweise muss man hinzufügen: Dieses Argument schließt nur die Förderung homosexueller oder inzestuöser Verpartnerungen aus, nicht aber die von polygamen Verhältnissen, bei denen mehrere Mütter vom selben Vater Kinder haben.
  3. Wenn Staat und Gesellschaft über Familien mit Kindern hinaus bestimmte Formen des Zusammenlebens zweier oder mehrerer Menschen fördern, dann ist das nicht nur grundlos, sondern öffnet auch Tür und Tor für Betrug. Aber wenn man es dennoch tut, dann wären genauso auch zusammenlebende Geschwister oder Freunde zu fördern, auch wenn es dabei nicht um Sexualität geht.
  4. Vor allem aber gilt: Eine Kultur wird nur dann überleben können, wenn sie Stolz – ja: Stolz, das ist etwas anderes als Überheblichkeit – auf ihre eigene Kultur entwickelt und wenn sie nicht ihre komplette Identität in einem multikulturellen Einheitsbreit und grenzenlosen Relativismus aufgibt. Diesen Stolz haben fast alle Völker und Kulturen. Nur das Europa der letzten Jahrzehnte hat ihn aufgegeben. Alle anderen Regionen, insbesondere die islamischen Länder, setzen hingegen die Achtung vor ihren Traditionen und Bräuchen mit gesellschaftlichem Druck und meist auch mit rechtlichen und polizeilichen Mitteln durch. Diese so geschützten Traditionen reichen vom Verschleiern über das Schuhausziehen in Moscheen bis zum Benehmen von Pärchen in der Öffentlichkeit.

Nur in Europa glauben Politik und Justiz seit einiger Zeit als Folge des linksliberal-sozialistischen Werteverlusts, auf die eigenen Wurzeln, die eigenen Identitäten, Traditionen, Bräuche und Werte ganz verzichten, ja sie hassen zu müssen. In Europa wissen viele Menschen nicht einmal mehr, dass Männer in einer Kirche die Kopfbedeckung abnehmen sollten. Oder dass man grüßt, wenn man einen Raum betritt. Oder dass man Danke sagt, wenn man etwas bekommt. Um nur drei Beispiele dessen zu nennen, was einst Teile der europäischen Kultur gewesen sind.

Es gibt zwar erfreulich viele Anzeichen, dass die Bürger Europas wieder verstärkt die Durchsetzung ihrer Werte und Traditionen als zentralen Eckstein unserer Zivilisation wünschen. Aber Politik, Justiz und viele Medien sind leider noch lange nicht so weit. Was logischerweise ein Hauptgrund für die rapide Abwendung der Wähler von den Parteien der repräsentativen Demokratie ist, die ja auch der Justiz die Gesetze vorgibt.

Wenn Politik & Co einmal so weit sind wie ihre Bürger, dann kann und wird in europäischen Ländern mit dem gleichen Recht wie im Rest der Welt vieles (wieder) durchgesetzt werden, was Teil ihrer gewachsenen Identität ist. Um nur einige Elemente dieser Identität zu nennen:

  • Klares Bekenntnis zur (jeweiligen) nationalen Leitkultur.
  • Integration von Zuwanderern – wie ja auch in allen traditionellen Einwandererländern! – im Sinn von Assimilation und nicht von Multikulti.
  • Vorrang für die klassische Mann-Frau-Kind-Familie.
  • Meinungsfreiheit ohne Diktat einer Political Correctness (oder des Feudaladels oder einer kirchlichen Hierarchie).
  • Ja zum Läuten von Kirchenglocken und Nein zu Muezzin-Lautsprechern.
  • In der Judikatur werden alle Ausprägungen schädlicher Toleranz zurückgedrängt, wie etwa die schon mehrfach von Richtern erfolgte Anerkennung von Kinderehen, die bei Nichtmoslems verboten sind..
  • Schulen erhalten wieder das volle Recht, von Schülern (und deren Eltern) das zu verlangen, was sie für wichtig erachten. Wie etwa: Teilnahme am Schwimmunterricht, Verbot von religiöser Kleidung oder Kopfbedeckung, von Tätowierungen und vielen anderen Provokationen, einer Lehrerin die Hand zu geben.
  • Arbeitgeber bekommen wieder das derzeit von linken Richtern eingeschränkte Recht, ihren Mitarbeitern Kleidungsvorschriften bis hin zur Kopfbedeckung zu machen (was ohnedies eine viel großzügigere Regelung ist als die Pflicht für Frauen in vielen Gegenden, auch außerhalb des Arbeitsplatzes ihr Haupt zu bedecken).

Es kann freilich durchaus sein, dass sich in Europa jene Kräfte nicht mehr durchsetzen, die das Bewusstsein der eigenen Identität wiederbeleben und stärken wollen. Das hat es ja in der Geschichte schon oft gegeben, dass Kulturen weitestgehend untergegangen und nur noch für Archäologen relevant sind. Das trifft auf die Etrusker und Kelten genauso zu wie auf einige Indianerstämme und Tausende andere Zivilisationen. Und nur noch Kulturhistoriker werden den Weg über Kopftuch, Polygamie bis zum Ende der zweieinhalbtausend europäischen Jahre nachvollziehen können.

Die Weltgeschichte ist da eiskalt und erbarmungslos.

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Der miese Hochhaus-Trick drucken

Es war zu befürchten gewesen: Von Tag zu Tag stellt sich die „Nachdenkpause“ mehr als übler Trick heraus, welche die Wiener Grün-Chefin Vassilakou wenige Tage vor der Präsidentenwahl in Hinblick auf das geplante Hochhaus neben dem Konzerthaus verkündet hat. Was aber dennoch mehr als erstaunlich ist: Es ist ausgerechnet die Wiener ÖVP, die sich jetzt nach der Wahl als erste Partei und am lautesten für eine Wiederbelebung der Bebauungsabsichten stark gemacht hat.

Offenbar wollen einflussreiche Teile der Stadtschwarzen den Todesmarsch der Partei fortsetzen, der durch den neuen Parteiobmann Blümel und eine von ihm ausgelöste Dynamik unterbrochen schien. Jetzt sorgt sich nämlich die ÖVP-Landstraße allen Ernstes wörtlich: „Den Projektbetreiber immense Planungsschritte setzen zu lassen, die auch mit erheblichen Kosten verbunden sind und dann aus heiterem Himmel das Projekt zu stoppen ist mehr als unprofessionell.“ Und weiters verlangt sie, dass am Heumarkt „jetzt rasch etwas passiert!“ Das dürfe „nicht auf die lange Bank geschoben“ werden. Ein zentraler Punkt Wiens dürfe „nicht dem Verfall preisgegeben werden“.

Freilich: Zwischen Konzerthaus und Stadtpark ist weit und breit kein Verfall zu sehen. Der Klotz des Hotels Intercontinental ist zwar hässlich, aber auch nicht in „Verfall“ (und wohl auch gar nicht gemeint). Daher kann man nur annehmen, dass es der ÖVP ähnlich den beiden Rathaus-Parteien und der Kronenzeitung vielmehr um einen ganz anderen Verfall geht.

Die Äußerung der ÖVP-Landstraße fällt umso mehr auf, als gerade diese der einzige Teil der Volkspartei gewesen ist, der sich früher (neben der - deswegen? - in der Innenstadt gefeuerten Ursula Stenzel) gegen das Monsterprojekt ausgesprochen hatte. Der neue ÖVP-Chef des angrenzenden ersten Bezirks hat hingegen noch knapp vor der Wahl im Gespräch mit mir behauptet, dass er sich noch keine Meinung zu dem Projekt gemacht hätte: Er wolle nicht den Gremien vorgreifen. Und Ex-Parteiobmann Juraczka hat vor etlichen Monaten in einem anderen Gespräch das Projekt sogar mit dem absurden Argument verteidigt, dass Wien Wohnraum brauche. Als ob sich auch nur eine der Wohnraum suchenden Wiener Familien die zweifellos im satten fünfstelligen Bereich befindlichen Quadratmeterpreise in einem Hochhaus im Stadtzentrum leisten könnte.

Es ist jedenfalls nur schwer zu verdauen, dass der ÖVP eine eventuelle Fehlinvestition eines millionenschweren Investors mehr Sorgen bereitet als der schlimmste Anschlag auf das Stadtbild der Wiener seit 1945. Aber der ist ihr offensichtlich völlig egal. Das zeigt insbesondere die ungeheuerliche Formulierung im nächsten Satz: „wie auch immer das Ergebnis der jetzt laufenden Nachdenkpause aussehen mag“.

Ästhetik? Stadtbild? Bürgerproteste? Alles wurscht. Hauptsache es wird gebaut. Und es fließt Geld.

Auch Blümel selbst formuliert so, dass man erkennt, seine größte Sorge gilt dem Investor Tojner: „so kann man mit Unternehmern und Investoren nicht umgehen. So werden noch die letzten leistungsbereiten Menschen aus Wien vertrieben.“ Als ob Spekulation mit teuren Immobilienpreisen im Stadtzentrum zu jenen Investitionen gehören würde, die man besonders benötigt.

Aber auch der freiheitliche Gemeinderat Dietrich Kops ist laut einer FPÖ-Aussendung offenbar um jenen Investor besonders besorgt, der nach den vorliegenden Plänen neben das Konzerthaus ein (noch dazu architektonisch völlig einfallsloses) Hochhaus platzieren will, das ungefähr doppelt so hoch werden soll wie jetzt schon das Hotel (das er überdies aufstocken will). Im O-Ton dieser Aussendung, samt Rechtschreibfehlern: „Nach dem wahltaktischen Stopp des Hochhausprojektes durch Maria Vassilakou ist es keinem der Beteiligten, also Investoren, Anrainer und Bürgerinitiativen zuzumuten, noch länger auf ein für alle akzeptables Projekt zu warten kritisiert Kops.“

Aber auch von Rot und Grün kommt seit der Wahl kein einziges Wort mehr, demzufolge neben dem Konzerthaus kein Hochhaus gebaut werden würde. Es gibt nicht einmal eine klare Garantie, dass man keinesfalls den Status Wiens als Unesco-Weltkulturerbe gefährden würde. Daher scheint es ziemlich sicher, dass man jetzt sehr rasch – weil keine Wahlen in Sicht – das Projekt nur minimal abgewandelt durchziehen wird.

Besonders absurd sind die jetzt von vielen Seiten geäußerten Sorgen um den auf diesem Areal liegenden Eislaufverein, den der Investor – zu Lasten des öffentlichen Grunds neu zu gestalten versprochen hat. Mag sein, dass dieser Verein Finanzprobleme hat. Aber es darf ja eigentlich nicht wahr sein, dass die Gemeinde Wien alljährlich viel Steuergeld ausgibt, um den Rathausplatz jeweils für ein paar Wochen in einen Eislaufplatz zu verwandeln, während ein traditionsreicher Eislaufverein nicht mehr finanzierbar sein sollte.

Gewiss sind die Umkleidekabinen und Espressos rund um den Platz nicht der letzte und schönste Schrei der Architektur. Aber sie sind niedrig und stören daher überhaupt nicht das Stadtbild. Außerdem könnten sie um wenig Geld neugestaltet werden.

Jeder Politiker, der sich jetzt scheinheilige Sorgen um den Eislaufplatz macht, ist daher ein mieser Heuchler. Es geht ihnen allen einzig darum, dass das attraktivste Grundstück Wiens millionenbringend verwertet wird. Was man als Wiener nur empört und frustriert kommentieren kann: Schande über diese Politik! Und alle jene Medien, die dabei Helfershelfer sind!

PS: Kleine Korrektur: Velleicht ist das Grundstück neben dem Konzerthaus gar nicht der finanziell attraktivste Bauplatz Wiens: Heldenplatz und Stadtpark könnten ja nach der letzten Wiener Bauordnungsnovelle ebenfalls fast beliebig bebaut werden. Und da wird sich doch ebenfalls ein großzügiger Investor finden…

Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.

 

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Von einem, der aus dem Raster fällt, weil er kein Gutmensch ist drucken

Der 13. November 2015 war ein furchtbarer Tag. Islamistische Terroristen richteten in Paris zeitgleich an mehreren Orten ein Massaker an. 130 Menschen starben in dem Blutrausch, 352 wurden teils schwer verletzt. Erfreulicherweise wurden auch sieben der feigen Mörder zu ihren ersehnten 72 Jungfrauen in die Hölle geschickt. Angriffsziele waren die Zuschauer eines Länderspiels im Stade de France, Gäste mehrerer Bars, Cafés und Restaurants sowie die Besucher eines Rockkonzerts im Bataclan-Theater. Wikipedia bezeichnet es als ein „Pariser Vergnügungsetablissement und Konzertsaal“, gelegen im elften Arrondissement am 50 Boulevard Voltaire. Der Architekt Charles Duval entwarf und realisierte das Gebäude in orientalischer Bauweise ab 1864 innerhalb von zwei Jahren. 

Allein 90 Konzertbesucher starben an diesem Abend im Bataclan. Sie waren gekommen, um die Band „Eagles of Death Metal“ zu sehen und zu hören. Ein Techniker der Band, Shawn London, war an seinem Mischpult, als die Mörder mit ihrem Wahnsinn anfingen. Er berichtete später, nachdem er verletzt überlebt hatte: 

„Die Show lief gut, die Kids hatten eine tolle Zeit … das Lächeln, das Tanzen, das Mitsingen jedes Songs. Es kam von Herzen. Und plötzlich hörte ich hinter mir etwas, das sich nach Krachern anhörte, direkt hinter mir. Sie kamen zur Tür rein und begannen zu schießen, zwei von ihnen (…) es war willkürlich. Menschen fielen sofort um … Verletzungen, Tod. Sie konnten nirgendwo hin und Menschen sprangen auf mich, direkt hinter das Mischpult. (…) Er stand da und schoss und schoss und schlachtete die Menschen ab und schrie nur ‚Allahu akbar‘. Und da begriff ich sofort, was los war.“

Wenige Sätze, die das Grauen dieser Viertelstunde im traditionsreichen Konzerthaus deutlich machen.

Frontmann der Band ist Jesse Hughes, der in großer Deutlichkeit berichtete, was er am 13. November im Bataclan erlebte. Auszüge aus dem Interview mit Hughes in „Taki’s Magazine“:

„Es gibt keinen Zweifel daran, dass die Terroristen bereits im Gebäude waren und sie hatten ja irgendwie hineinkommen müssen.“

„Da waren zwei Mädchen mit involviert. Sie waren am Veranstaltungsort und sie verschwanden, bevor der Angriff begann, und diese Frauen trugen traditionelle muslimische Gewänder. Sie wussten genau, dass die Leute sie nicht überprüfen würden, wegen der Art, wie sie gekleidet waren.“

„Als die Polizisten nach dem Angriff 450 Moscheen durchsuchten, fanden sie in jeder einzelnen Moschee (terroristisches) Rekrutierungsmaterial…“

„Ein Mädchen stand auf und sagte, dass sie Angst hatte. Der Typ sagte: „Hab‘ keine Angst, du wirst in zwei Minuten tot sein,“ und dann erschoss er sie, BOOM.“ 

„Das ist jenseits des Vorstellungsvermögens. Das ist nicht nur der Tod. Das ist das absolut Unerwartete, das sich unschuldige Opfer nicht vorstellen können. Die Leute waren vom Schrecken des Terrors wie gefesselt, und die Folge davon war, dass sie sich nicht bewegen konnten.“

Sich nicht bewegen konnten. Hughes spricht in dem Interview von der Unfähigkeit in unseren Gesellschaften, sich zu wehren. Er findet einen Polizisten einen „großartigen Kerl“, der – obwohl selbst verletzt – noch einen Terroristen erschoss. Und er wettert gegen Political Correctness und Naivität:

„Sie wissen, dass da draußen große Scharen weißer Jugendlicher sind, die dumm und blind sind. Das sind diese reichen weißen Kids, die mit einem linken Lehrplan aufgewachsen sind von der Zeit an, als sie im Kindergarten waren, überflutet mit hochtrabenden Ideen, die nichts als heiße Luft sind.“

Als Hughes‘ Augenzeugenbericht erschienen war, berichtete die gesamte Weltpresse über das, was er selbst gesehen hatte. Über die Barbarei eine Armlänge entfernt, über die Sicherheitsleute im Konzertsaal, die nach seiner Überzeugung zum Teil Unterstützer der Mörder waren. Über die verschleierten Frauen, die nicht kontrolliert wurden und so weiter.

Seit ein paar Tagen hat sich die Stimmung gedreht. In Medien wurde berichtet, dass der Musiker für das Recht auf Waffenbesitz eintritt und – wohl das Schlimmste – Donald Trump im Präsidentschaftswahlkampf unterstützt. Das macht ihn zur persona non grata im linksgestrickten Medien-Einerlei und im Kultur-Mainstream, wo jeder, der singt, schreibt und auf einer Bühne steht, selbstverständlich Gutmensch sein muss. Fällt einer aus diesem Raster, ist er raus. Dann ist egal, was er mit eigenen Augen und in Todesgefahr gesehen hat.

Klaus Kelle, Jahrgang 1959, gehört laut Focus-online zu den „meinungsstärksten Konservativen in Deutschland“. Kelle absolvierte seine Ausbildung zum Redakteur beim „Westfalen-Blatt“ in Bielefeld. Seine inzwischen 30-jährige Karriere führte ihn zu Stationen wie den Medienhäusern Gruner & Jahr, Holtzbrinck, Schibsted (Norwegen) und Axel Springer. Seit 2007 arbeitet er als Medienunternehmer und Publizist und schreibt Beiträge für vielgelesene Zeitungen und Internet-Blogs.

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Kein Theater um die Verantwortung drucken

Der Burgtheater-Rechnungshofbericht und der neue Kulturminister: Ein Interessenskonflikt, der keiner sein darf.

Es gab eine Künstlerpetition für den Verbleib von Josef Ostermayer als Kulturminister – die allerdings nicht erhört wurde. Faymanns Alter Ego wurde durch Thomas Drozda ersetzt. Petitions-Unterzeichner und Burgtheater-Doyen Michael Heltau war gleich begeistert: „Das ist schön, dass einer von uns Minister wird“, frohlockte er schnell überzeugt in die Mikrophone.
Einer von uns?
Ach ja, Drozda war ja nicht nur bei den Vereinigten Bühnen Wien: Davor werkte er bis Ende 2007 als kaufmännischer Direktor des Burgtheaters. Und seine Stellvertreterin war eine gewisse Silvia Stantejsky. Jene Dame, deren kreative Buchführung sie selbst ins Kriminal, den Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann in die fristlose Entlassung und das Burgtheater in seine bisher größte Krise gestürzt hat.
Drozda wusch schon am Höhepunkt der Affäre seine Ex-Direktoren-Hände in Unschuld: „Klare Zuständigkeiten und funktionierende Kontrollmechanismen“ habe es gegeben – aber natürlich keine Direktoren-Verantwortung für die Tricksereien, die bereits zwischen 2004 und 2007 von seiner Stellvertreterin vorgenommen wurden. Wo käme man denn auch hin, wenn das dem kaufmännischen Leiter hätte auffallen sollen!
Da gibt es natürlich auch keinerlei Interessenskonflikt, wenn ihm nun der Rechnungshof-Endbericht zur Causa Burgtheater als zuständigem Minister vorliegt. Drozda erkundigt sich gerade einmal, welche Empfehlungen der Prüfer bereits umgesetzt worden sind. Und sonst lässt er die Gerichte arbeiten – gegen Stantejsky und Hartmann.
Als Minister steht man natürlich über den Dingen. Ballspielende Kinder würden sagen – „im Leo“. Da kann man nicht abgeschossen werden.

 

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Der Triumph der Bürger drucken

Das Hochhaus neben dem Wiener Konzerthaus wird nicht genehmigt. Das ist ein absoluter Triumph bürgergesellschaftlichen Engagements für die Schönheit der Stadt. Gratulation!

Wiens SPÖ und die Grünen haben ja jahrelang mit Volldampf auf dieses Projekt hingesteuert, das von einem millionenschweren Investor mit allen Mitteln verfochten worden ist. Freilich sind seit einigen Monaten die russischen und ukrainischen Oligarchen selten geworden, die sich dort ein Appartement leisten hätten können. Bis zu dieser Wende haben sich die Rathausparteien jedenfalls voll bereit gezeigt, sogar den Entzug des Weltkulturerbes in Kauf zu nehmen. So viel haben sie sich offensichtlich von dem Projekt erwartet.

Jetzt hat sich die Immobilen-Marktlage verändert. Jetzt hat aber auch die grüne Basis angesichts des massiven und erbitterten Bürgerprotestes kalte Füße bekommen und die Hochhaus-Anhängerin Vassilakou in die Knie gezwungen. ÖVP und Neos hingegen haben in Sachen Turm alles andere als eine rühmliche Rolle eingenommen, sodass man bei ihnen ähnliche üble Motivationen wie bei den beiden Rathausparteien vermuten musste (einige ÖVP-Bezirke ausgenommen). Nur die Freiheitlichen haben sich relativ klar dagegen ausgesprochen, wenngleich auch ihnen die Verhinderung des Baus nicht gerade oberstes Anliegen gewesen ist.

Auch bei vielen Wiener Medien ist kein Engagement zu finden gewesen. Sie sind in ihrer Positionierung offenbar fast nur noch durch Rathaus-Inserate und durch Erwartungen von Inseraten der Immobilienhaie gesteuert. Die Krone hat nun sogar die FPÖ wegen ihres Widerstands gegen das Hochhaus beschimpft (obwohl ganz Wien überzeugt ist, dass sich der verstorbene Hans Dichand ganz im Gegensatz dazu sogar an die Spitze des Kampfes gegen das Hochhaus gestellt hätte - so wie er einst etwa einst den viel niedrigeren "Leseturm" verhindern geholfen hat. Aber damals hatte die Krone noch eine hohe Auflage).

Besonders empörend war das Desinteresse der sogenannten Kulturszene. Diese ist ideologisch nur noch linksradikal und total von der Gier nach Subventionen beherrscht (wie auch gerade derzeit die peinlichen Unterschriftenaktionen für den Verbleib des Subventionsverteilers Ostermayer in der Regierung zeigen). An Kultur, Schönheit, dem historischen Erbe Wiens ist in dieser oberflächlich-eitlen Szene hingegen niemand mehr interessiert.

Umso mehr sind jene mutigen und unermüdlichen Wiener Kulturbürger vor den Vorhang zu holen, die tagtäglich gegen den schlimmsten Anschlag auf das Wiener Stadtbild seit Generationen gekämpft haben. An der Spitze sei der Name Waltraut Kupf genannt. Ein ganz klein wenig darf sich auch dieses Tagebuch den Erfolg zuguteschreiben, hat es doch als einziges Medium seit Jahren intensiv für die Verhinderung des Hochhauses gekämpft.

Freilich, höchste Vorsicht ist geboten: Jeder Sieg ist historisch gesehen nur ein Zwischenerfolg. Denn die profitgierigen Hochhaus-Haie werden nicht aufgeben. Und eine geldgierige Partei- und Rathauslandschaft wird auch weiterhin mit ihnen solange bei neuen Hochhausplänen „kooperieren“, bis der Bürgerprotest zu laut wird.

Es gibt nicht einmal eine Garantie, dass demnächst nicht für jene Grundstücke neben dem Konzerthaus wieder ein „neues“ Projekt eingereicht wird, das halt dann um fünf oder Zehn Meter niedriger ist. Das wäre ein ähnlicher Schmäh, wie wir ihn bei dem Türmen in Wien-Mitte miterleben mussten. Darauf deutet ja auch schon das merkwürdige Herumreden der grünen Vizebürgermeisterin bei der Absage an das vorliegende Projekt hin: Nun müsse eine "tragfähige Lösung" für das "hochsensible Areal" erarbeitet werden. Das ist im Politsprech alles andere als ein endgültiges Nein an eine Verschandelung der schon durch das Hotel beeinträchtigten Jugendstil-Umgebung Konzerthaus-Stadtpark. Sie redet auch in Zusammenhang mit dem Konzerthaus-Gelände gleich wieder davon, dass Wien Hotels bräuchte (obwohl in der Stadt ungefähr jede Woche ein neues eröffnet wird).

Wien bräuchte daher dringend ein Gesetz, am besten im Landesverfassungsrang, das jeden Hochhausbau innerhalb des Gürtels verbietet. So wie Ähnliches schon in fast allen wichtigen Metropolen Europas existiert.

Jenseits der Donau können sich die einschlägigen Geschäftemacher – zu denen ja auch die Architektenlobby zählt – ohnedies austoben, so viel sie wollen. Dort wollen sie nur viel weniger, weil dort keine so fetten Profite zu erzielen sind. Ästhetisch haben sie freilich noch überhaupt nichts zusammengebracht. Denn in ganz Wien gibt es mit internationalen Standards moderner Architektur nichts auch nur annähernd Vergleichbares. Lediglich die Wirtschafts-Universität im Prater ist da zu rühmen. Und die kommt ganz ohne Hochhäuser aus.

 

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Waterloo für Demoskopen und rotschwarzen Block drucken

Die Meinungsforscher kürten Alexander Van der Bellen, den Kandidaten der Grünen, schon lange vor dem ersten Wahlgang unisono zum haushohen Favoriten. Es war demnach gar keine Frage, dass er bei der Wahl am 24. 4. als Erster durchs Ziel gehen würde. Nun stehen die Damen und Herren Demoskopen mit abgesägten Hosen da: Ein Favorit, der um rund 16 Prozent der Stimmen (ohne die der Wahlkartenwähler) hinter dem von ihnen offenbar schwer unterschätzten Erstplatzierten landet?

Der erste Verlierer dieser Wahl steht also zweifelsfrei fest. Es sind die Meinungsforscher. Ihre Vorhersagen unterscheiden sich offensichtlich in Nichts mehr von denen beamteter Ökonomen: Sie liegen chronisch daneben. Während letztere aber – als Apologeten der Regierung und deren professionelle Meinungsmanipulanten – ein klares Interesse daran haben, das Lied ihres Ernährers zu singen, liegen die Dinge bei den Seismographen des Wählerwillens anders. Welches Kalkül sie dazu veranlasst haben könnte, den kandidierenden Linksausleger in ihren Umfragen derart stark zu forcieren, erschließt sich nicht – nicht einmal auf den zweiten und dritten Blick. Sollte aber keine Absicht, sondern schieres Unvermögen hinter ihrem Vorhersagefiasko stecken, sollten sie sich besser um ehrliche Arbeit umzusehen.

Der zweite große Verlierer sind die beiden Blockparteien SPÖ und ÖVP, deren Geschäftsmodell der proporzhaften Aufteilung der Republik – 61 Jahre nach Abschluss des Staatsvertrags – vollständig unter die Räder zu kommen scheint. Wenn die beiden Kandidaten der GroKo zusammen gerade einmal jeden fünfen Wähler zu überzeugen vermögen, dann sollte das zu denken geben.

Der bis zur Bekanntgabe seiner Kandidatur der Öffentlichkeit weithin unbekannte Kandidat der Freiheitlichen, Norbert Hofer, hat mit einem Ergebnis von über 36 Prozent einen Überraschungserfolg gelandet. Damit ist er zwar noch lange nicht Herr der Hofburg, aber die Ausgangsposition für die Zweitrunde ist nicht übel. Den gewaltigen Vorsprung auf seinen Widersacher aufzuholen, dürfte dem grünen Kettenraucher Van der Bellen nicht leichtfallen – auch wenn viele Bürgerliche immer wieder dazu neigen, im Zweifel eher rot als freiheitlich zu wählen.

Denn wer tatsächlich Van der Bellen als Ersatzkaiser sehen will, der hat ihn ja bereits im ersten Wahlgang gewählt. Ob die freiwerdenden Stimmenreservoirs der übrigen Kandidaten dazu ausreichen werden, Hofer im zweiten Durchgang noch abzufangen, muss sich erst herausstellen.

Damit das gelingt, ist jetzt allerdings jede Menge Kreativität gefragt. Da die politisch korrekten Antifanten aus zurückliegenden Pleiten noch niemals etwas gelernt haben, kann bereits jetzt vorausgesagt werden, was in den Wochen bis zum 22. Mai ablaufen wird, ohne sich damit allzu weit aus dem Fenster zu lehnen: Besorgte Auslandsösterreicher (namentlich Künstler und Intellektuelle) werden lautstark darüber wehklagen, wie sehr ein freiheitlicher Wahlsieg dem Lande schaden würde. Die Linksjournaille wird im Tagesrhythmus mit Schauergeschichten über dräuende Sanktionen und den durch einen Hofer-Erfolg angeblich entstehenden Schaden für den Wirtschaftsstandort aufwarten.

Bilder der beiden Wahlkämpfer werden entsprechend ausgewählt und bearbeitet werden: Die grünen Zähne des einen werden plötzlich in strahlendem Weiß blitzen, während man dem anderen Bocksbeine und Hörner verpassen wird. Holocaustüberlebende werden vor die Mikrophone treten und mit brüchiger Stimme für den Fall der Wahl Hofers das erneute Heraufdämmern des Nationalsozialismus in Hitlers Geburtsland prophezeien (und zwar ungeachtet der Tatsache, dass die freiheitliche Pateispitze mittlerweile häufiger in Yad Vashem als in Mariazell anzutreffen ist).

Das volle Programm also, das sich – siehe Causa Waldheim anno 1986 – schon einmal als Schuss ins eigene Knie erwiesen hat. Ideologische Verblendung und Erkenntnisresistenz der Linken könnte also sehr gut dazu führen, dass dem Land am Strome ein Bundespräsident erspart bleibt, der spätestens in einer zweiten Amtsperiode die Hofburg nicht mehr ohne Rollator und Windelhose verlassen kann. Denn dass die Mehrheit der Österreicher einen Präsidenten will, der bei Staatbesuchen aus einer Schnabeltrasse trinkt, darf bezweifelt werden.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

 

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Schwulenpropaganda beim Theater der Jugend drucken

Resümee eines Theaterabends: Werde schwul/lesbisch, und alles wird gut! Renaissance-Theater, Abonnement- Vorstellung, britische Komödie: Beautiful Thing von Jonathan Harvey. Meine Tochter, Anfang zwanzig, Studentin, und ich springen ersatzweise für meine Partnerin und deren Freundin ein, damit die Karten nicht verfallen. Vor dem Beginn der Vorstellung entdecke ich auch eine Gruppe Halbwüchsiger mit Begleitung. Theater der Jugend, das Stück ist für Zuschauer ab 13 Jahren freigegeben.

Die Handlung entpuppt sich als etwas dünn und dreht sich hauptsächlich um zwei Jugendliche, die Tür an Tür in schwierigen familiären Verhältnissen leben und sich in neunzig Minuten Spieldauer auf mannigfache Weise näher kommen. Am Ende haben wir glückliche junge Männer und eine alleinerziehende Mutter, die – vom letzten Lover enttäuscht – auch mal das andere Ufer besuchen will. Und das mit der (minderjährigen) Tochter der Nachbarin.

Ich hätte es wissen müssen: Regie führt – quelle surprise – Werner Sobotka. Das Theaterprogramm enthält übrigens die Warnung, dass „aus künstlerischen Gründen auf der Bühne geraucht wird“ (huch!). Eine Warnung vor möglicherweise im Stück versteckten subtilen Botschaften fehlt jedoch.

Meine Tochter fasst ihre Kritik auf dem Heimweg zusammen: „Also, zahlen würde ich für die Theaterkarten nicht.“ Mein väterlicher Stolz ob dieser vernünftigen Sichtweise wird jedoch von einer düsteren Vorahnung getrübt: Werden wir in ein bis zwei Jahrzehnten nicht bereits solcher moralischen und gesellschaftlicher Sorgen enthoben sein? Wird dann ein anderes Rechtssystem in Kraft sein und solche Theaterabende nur mehr verklärte Nostalgie? Die Heimfahrt mit den Wiener Linien verstärkt dieses Gefühl.

Alexander Geiger ist 51 Jahre alt, gebürtiger Wiener, seit mehr als 20 Jahren in Traiskirchen wohnhaft, Vater von vier erwachsenen Töchtern, kaufmännischer Angestellter.

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Das Dahinsiechen einer Kulturstadt drucken

Auch wenn die Wiener selbst nicht sonderlich oft in Museen gehen, so wissen sie doch sehr genau, dass die Museen ein Hauptgrund für den Touristenansturm auf Wien sind. Sie wissen im Gegensatz zur Politik auch: Vom Tourismus lebt ein immer größerer Anteil der Berufstätigen in dieser Stadt. Er bringt noch Geld nach Wien. Während ja viele andere Branchen Wien mit seinen hohen Steuern und wuchernden Vorschriften zunehmend meiden (und während auch das in Wien besonders häufige Leben von der Gratis-Mindestsicherung nur in den Augen sehr doktrinärer Sozialisten nachhaltig funktionieren kann). Daher ist es nur als tragisch zu bezeichnen, was in der Wiener Museumslandschaft passiert.

Denn dort findet das große Sterben statt. Auch wenn daran vor allem der Bund – genauer: der aus dem Burgenland gekommene Kulturminister Ostermayer – hauptschuld ist, so treffen die Konsequenzen doch vor allem die Wiener.

Da ist die fixe Schließung des Essl-Museums in Klosterneuburg nur noch die – bisher – letzte Etappe. Gewiss, Klosterneuburg gehört verwaltungsrechtlich nicht zu Wien. Aber den Nutzen aus der Existenz dieses Museums hat eindeutig der Wien-Tourismus, nicht jener in der Kleinstadt an seinem Westrand gehabt. Immerhin war das Essl-Museum das größte Privatmuseum in ganz Österreich. Es ist jetzt in den Strudel der Pleite einer Baumarkt-Kette geraten – der Museumsbetrieb hätte aber problemlos fortgeführt werden können. Ähnlich wie es in früheren, kulturaffineren Zeiten mit den Sammlungen Leopold und Ludwig geschehen ist.

  1. Dazu kommt, dass in den letzten Jahren viele Kunstsammlungen von Banken und Versicherungen zum Teil bis auf Null heruntergefahren werden mussten (weil es den Eigentümer-Gesellschaften fast durchwegs schlecht geht).
  2. Dazu kommt, dass in den staatlichen Museen im Gegensatz zu früher kaum noch attraktive Großausstellungen durchgeführt werden können (obwohl diese für den Tourismus besonders attraktiv sind).
  3. Dazu kommt, dass das Künstlerhaus seit rund einer Dekade nur noch eine Schein-Baustelle ist (hinter deren Baugerüst man seit langem nicht mehr das Geld hat, um weiter zu renovieren).
  4. Dazu kommt, dass im Liechtenstein-Stadtpalais im Gegensatz zu früheren Planungen nun doch kein Museum eingerichtet wird (weil die Gemeinde Wien ein Liechtenstein-Museum schlechter behandeln wollte als alle anderen Museen, was man sich dort begreiflicherweise nicht gefallen lassen wollte).
  5. Dazu kommt, dass das Weltmuseum und die Musikaliensammlung in der Hofburg dramatisch beschnitten werden.

Nun gewiss, die Zeiten sind schlecht. Da muss man Verständnis haben, dass nicht mehr alles geht, dass nicht alles finanzierbar ist.

Nur: Überhaupt kein Verständnis hat man dann, wenn gleichzeitig sehr wohl sehr viel Steuergeld ausgegeben wird für die Neuschaffung eines Museums. Das noch dazu inhaltlich extrem problematisch und einseitig ideologisch ist. Also für das sogenannte „Haus der Geschichte", das Herzensanliegen des burgenländischen Ministers.

Aber offenbar ist die Realität dieser Republik so, dass sich ein Herr Ostermayer wie einst die Feudalfürsten alle seine privaten Vorstellungen auf Kosten der Allgemeinheit teuer finanzieren lassen kann.

  • Obwohl wahrscheinlich kein einziger Tourist wegen dieses neuen Museums nach Wien kommen wird.
  • Obwohl es kaum relevante Objekte für dieses Museum gibt, die nicht längst schon irgendwo zu sehen wären.
  • Obwohl das Museum nur einen kleinen Teil der österreichischen Geschichte behandeln soll, nämlich die ab 1848 (das ist ganz zufällig der Zeitpunkt, als es erste Vorläufer der Sozialdemokratie gegeben hat). Österreich hat hingegen eine über tausendjährige Geschichte. Und es hat auch schon davor auf dem Boden der heutigen Republik insbesondere zur Römerzeit sehr spannende Dinge gegeben (wie etwa gerade ein neuerschienenes Buch von Martin Haidinger (Franz Josephs Land: Eine kleine Geschichte Österreichs) in gut leserlicher, humorvoll betrachtender wie analytisch distanzierter Weise zeigt).
  • Obwohl für die Leitung des Museums der absolut SPÖ-nächste Historiker nominiert worden ist, der in Österreich zu finden war. Dessen innige SPÖ-Einseitigkeit ist nicht nur durch die jahrelange Leitung des parteieigenen Kreisky-Archivs ausgewiesen, sondern auch durch all seine Publikationen und Interviews, sowie durch Studentenberichte über seine Vorlesungen.
  • Obwohl praktisch alle österreichischen Historiker das Konzept des Museums in Grund und Boden kritisieren (bis auf jene, die daran zu verdienen hoffen).
  • Obwohl selbst die Grünen massiv Kritik an diesem Haus üben, das ganz offensichtlich nur zur Beweihräucherung der sozialdemokratischen Vergangenheit da ist (zugegeben: an der Gegenwart der SPÖ gibt es nichts mehr zu beweihräuchern).
  • Obwohl das schriftlich vorgelegte Konzept die schlimmsten Befürchtungen über eine ideologisch völlig einseitige Propaganda-Schau bestätigt.

Trotz all dieser Gründe scheint das Ostermayer-Museum nichts mehr aufzuhalten. Denn die ÖVP hat derzeit riesige blinde Flecken in Sachen Geschichte, Bildung und Kultur und offenbar deswegen (wieder einmal) grundlos einem total linken Projekt zugestimmt. Sie hat nicht einmal ihren sonst hie und da in Sonntagsreden des Finanzministers lobenswert aufblitzenden Willen zur Sparsamkeit gezeigt. Und im Wiener Rathaus ist Kultur sowieso nur ein Fremdwort, wenn man darunter nicht künstliche Eislaufplätze vor dem Rathaus, exzedierende Schwulenbälle im Rathaus oder Popfestivals auf der Donauinsel verstehen will.

Da ist es kein Wunder, wenn für die wirklich kulturell – und touristisch – wichtigen Dinge in und rund um diese Stadt kein Geld mehr da ist.

Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.

 

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Die Kulturelite darf alles und wir dürfen nichts drucken

Der Fall Böhmermann wird immer mehr zu einer Schlüsselfrage des Rechtsstaats. Denn in Deutschland muss es jetzt zur Grundsatzentscheidung kommen: Darf die Kulturelite alles?

Das stünde in einem krassen Gegensatz zur Tatsache, dass in den letzten Jahren die Meinungsfreiheit für Normalbürger durch europäische, österreichische und deutsche Gesetzgeber im Dienste der Political correctness immer mehr eingeengt worden ist. Hingegen hat die Kulturelite in den letzten Jahren unter dem Vorwand der Freiheit der Kunst immer mehr Rechte, Privilegien (und Geld) bekommen.

Sie darf – so meint sie mit Unterstützung sympathisierender Juristen – eigentlich alles. Sie ist ja etwas Höheres. Sie darf denunzieren, beschimpfen, verleumden und verhöhnen. Sie darf das, weil alles, was sie macht, Kunst ist (ohne dass jemand auch nur definieren könnte, was Kunst rechtlich eigentlich ist). Sie darf das, weil sie links ist, also moralisch.

Seit die Freiheit der Kunst von kurzsichtigen Juristen und Gesetzesmachern als etwas anderes eingestuft wird als die allgemeine Meinungsfreiheit, glaubt sie, den Endsieg errungen zu haben.

Wir mussten das hilflos über uns ergehen lassen. Jetzt aber hat  sich einer aus dieser präpotenten Kulturelite mit dem türkischen Machthaber Erdogan angelegt. Und zwar in einem Stil, der sich normalerweise „nur“ gegen die Kirche und Christen, gegen Politiker und Publizisten rechts der Mitte richtet. Der deutsche Fernsehmann Böhmermann hat Erdogan in völlig unqualifizierter Weise und ohne jeden Grund oder gar Beweis als Kinderschänder attackiert. Und er hat sich über die angebliche Größe des Erdogan-Geschlechtsorgans lustig gemacht. Böhmermann glaubt, das alles sagen zu können, weil er sich bei all seinen Ergüssen immer ins Leo flüchten kann: Es sei ja Kunst (konkret: Satire). Da stünde man über dem Recht.

Für Erdogan (und auch mich) ist das freilich absolut kein Argument. Daran ändert der Umstand nichts, dass sich Erdogan zum üblen Diktator entwickelt hat. Aber gerade mit Diktatoren muss man zwar beinhart zu Gericht gehen, aber sachlich und nicht mit dem Jauchekübel aus der untersten Lade linker Kulturmenschen.

Erdogan setzt der deutschen Regierung jedenfalls das Messer an: Ihr müsst Böhmermann vor Gericht bringen – oder (was er nicht ausdrücklich sagt, aber jedem klar ist) der ganze Flüchtlingsdeal zwischen der EU und der Türkei ist zu Ende. Dieser Deal ist zwar ein schlimmer Unsinn, für die Berliner Regierung aber der letzte Rettungs-Strohhalm in ihrer total gescheiterten Willkommenspolitik.

Jetzt befindet sich Angela Merkel zwischen Hölle und Unterwelt: Was tun? Die Privilegien der Kulturmafia antasten oder die Türkei fallen lassen? Beides wird für sie zur Katastrophe.

Es ist überdies besonders schlimm, dass sich eine Regierung mit einem solchen Fall überhaupt befasst. Denn eigentlich ist das rein ein Fall für die Justiz. Eigentlich müsste Böhmermann schlicht eine strafrechtliche Verurteilung wegen Verleumdung und Schmähung bekommen. Ganz ohne dass eine Regierung hier aktiv werden sollte oder dürfte.

Aber die Politik hat sich vom schlauen Fuchs Erdogan selbst auf das Feld Böhmermann treiben lassen und kommt jetzt nicht mehr herunter davon. Sie hat sich ebenso jahrelang von der Kulturmafia einspannen lassen, dieser immer weiter gehende Privilegien zu geben, angefangen von strafrechtlichen Privilegien bis hin zu den gewaltigen Subventionen aus Steuergeld und Fernsehgebühren für die Kulturmafia.

Es wäre eindeutig am besten, die deutsche Regierung würde beides tun, also sowohl die Kulturprivilegien antasten als auch den Türkei-Deal kippen. Aber sie selbst will weder das eine noch das andere. Jedoch steht sie unter Zugwang.

Man darf amüsiert zuschauen. Denn keiner der Akteure hat unser Mitleid verdient.

 

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Hymne - ein Bekenntnis zum Individualismus drucken

Offensichtlich verfügen manche Autoren über prophetische Gaben. Dieses im Jahr 1937 in englischer Sprache und nunmehr in deutscher Übersetzung erschienene Büchlein liefert den Beweis. Mit „Hymne“ liegt eines der frühen Werke der Begründerin der Denkschule des „philosophischen Objektivismus“ Ayn Rand vor. Es handelt sich dabei um eine romantische Liebesgeschichte einerseits und um die Präsentation libertärer Grundprinzipien andererseits, die von der Autorin später in Büchern wie „Atlas Shrugged“, „The Fountainhead“ und „Die Tugend des Egoismus“, präzise und detailliert ausformuliert werden.

In „Hymne“ geht es um die Beschreibung einer totalitären, kollektivistischen Gesellschaft, in der jeder ausschließlich für das Gemeinwohl lebt. Jeglicher Individualismus ist verpönt. Jedermann dient nur und ausschließlich als Werkzeug der Gemeinschaft. Das „Wir“ bestimmt das Leben, ein „Ich“ gibt es nicht. Ein „Weisenrat“ regelt die Geschicke der nur in völliger Abhängigkeit voneinander funktionierenden Glieder des Kollektivs – und zwar bis ins letzte Detail der Lebensführung (die Ähnlichkeiten mit den Verhältnissen in der Gegenwart sind unübersehbar).

Der Held der Geschichte, „Gleichheit 7-2521“ (es gibt keine individuelle Namensgebung), will sich mit der ihm zugewiesenen Tätigkeit als Straßenkehrer nicht abfinden und bricht aus seinem rigide eingeteilten Tagesablauf aus, als eine zufällige Entdeckung seinen bereits zuvor vorhandenen Wissensdurst entscheidend anfacht. Zudem entdeckt er nach der Begegnung mit einem schönen Mädchen den Zauber der (streng verbotenen) Liebe, den auch sie durch ihn zum ersten Mal erlebt.

Der Protagonist will schließlich eine nach intensivem Einsatz von Beobachtung und Versuch gemachte Erfindung den Weisen zum Geschenk machen. Zu seinem Entsetzen erntet er aber nichts als Angst, Ablehnung und Abscheu. Denn was nicht jedermann für gut befindet, kann im kollektivistischen Musterstaat eben nicht gut sein. Für abweichende Ideen und Meinungen Einzelner ist da kein Platz.

Gleichheit 7-2521 kann daher nicht mehr länger bleiben. Er flieht in den „unverzeichneten Wald“, den niemand je freiwillig betreten hat. Hier begegnet er alsbald seiner Geliebten, die ebenfalls der Zwangsgemeinschaft entflohen und ihm hierher gefolgt ist. Zusammen entdecken sie die bislang ungekannten Freuden eines nicht fremdbestimmten, sondern freien Lebens und beschließen, nie mehr zurückzukehren.

Der in ihrem Herkunftsland UdSSR (sie emigrierte 1926 in die USA) zelebrierte Kollektivismus ist der Autorin offenbar derart gründlich ausgetrieben worden, dass bereits in ihrem Frühwerk viele ihrer später ausformulierten freisinnigen Gedanken Gestalt annehmen. Die Philosophie, die Rand in ihren weiter oben zitierten reifen Werken mit brillanter Schärfe und kühler Strenge vorstellt und argumentiert, kommt hier indes noch leidenschaftlich und recht naiv daher. Das Büchlein ist ein kurzweilig zu lesendes, flammendes Bekenntnis zum Individualismus. 

Hymne
Ayn Rand
Juwelen-Verlag
109 Seiten, gebundenn
ISBN 978-3-945822-26-5
19,90 Euro

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien. 

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Der Warnruf gegen das geplante Monsterhochhaus drucken

Im (englischen) Original der Unesco-Text, der vehement vor weiteren Zerstörungen des Stadtbilds Wiens warnt. Das Weltkulturerbe ist in höchster Gefahr (auch wenn es manche offenbar finanziell an dem Projekt interessierten Boulevardzeitungen ganz anders darstellen).

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Rathaus-Attacke auf das Weltkulturerbe drucken

Langsam und behutsam, aber doch: Der "Kurier" wagt allen Eigentümerinteressen zum Trotz einen recht kritischen Artikel über das Hochhausmonster neben dem Konzerthaus.

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Unfassbares zwischen Brüssel und Wien drucken

Immer stärker wird der Eindruck, dass wir von mehr oder weniger kollektiven psychischen Deviationen umgeben sind. Von Verdrängungen, Verdrehungen, Verantwortungslosigkeiten. Aber offenbar hält die veröffentlichte Meinung sie alle für normal.

Das merkte man in den letzten Tagen in Zusammenhang mit Terror, Völkerwanderung und deren Folgen besonders stark. Die auffallendsten Beispiele:

  • Da gibt es nach dem doppelten Blutbad von Brüssel keinen einzigen europäischen Politiker, der uns nicht seine tiefe Betroffenheit mitgeteilt, die unbeugsame Verteidigung der Freiheit beschworen und Europa zur Einigkeit aufgerufen hätte. In Wahrheit könnten freilich alle die gleichen Manuskripte ablesen, die gleichen Fernsehansprachen halten wie schon bei vielen früheren Anschlägen. Aber eigenartigerweise fehlte in fast allen Äußerungen dieser Ritualtrauer das Wichtigste: Es gab nicht das geringste kritische Wort über die Täter, über die sich durch ganz Europa ausbreitenden Netzwerke und Biotope, in denen der islamische Terror immer dichter wuchert. Offenbar sind die europäischen Politiker schon so sehr politisch korrekt gehirngewaschen, dass sie sich nur noch dann betroffen zu zeigen trauen, wenn sie dabei nicht einmal mehr den Namen des Übels auszusprechen wagen. Lediglich Ungarn spricht noch das Evidente aus, nämlich dass es einen klaren Zusammenhang des eskalierenden Terrors mit Migration und „Flucht“ gibt.
  • Da ist in den letzten 15 Jahren viel in der EU zentralistisch geregelt worden. Viel davon war völlig unnötig oder gar schädlich. So will die EU sogar jedes Land zur zwangsweisen Aufnahme von „Flüchtlingen“ zwingen. Aber zugleich – und das erfährt man nur durch Zufall – teilen bloß 5 der 28 EU-Staaten miteinander ihre Geheimdiensterkenntnisse über islamischen Terror. Alle anderen schweigen eigenbrötlerisch. Dabei wäre genau diese Kooperation viel sinnvoller und notwendiger als das meiste, was die EU-Bürokraten sonst so tun.
  • Da empört sich der linkskatholische Theologe Zulehner nach den Brüsseler Attentaten öffentlich bei einer Veranstaltung des ÖVP-Kandidaten Andreas Khol über die Sorgen der Österreicher ob Terror und Migration. Mit zwei Argumenten: Erstens haben sich im 30-jährigen Krieg ja auch die Christen gegenseitig abgeschlachtet. Und zweitens habe ihm ein 13-jähriges Mädchen, das aus Afghanistan nach Österreich in eine katholische Schule gekommen ist, gesagt: „Das ist nicht der wahre Islam“. Wir lernen daraus: A) Für den Universitätsprofessor(!) Zulehner sind die wissenschaftlichen Analysen von euroislamischen Forschern völlig irrelevant, dass der „Islamische Staat“ für alle seine Taten im Koran durchaus eine sogar wörtliche Rechtfertigung findet. Wichtig ist nur, was eine 13-Jährige sagt, die vor ihrer Migration nie in der Schule gewesen ist. Und B): Für Zulehner hat das europäische Christentum in den letzten 400 Jahren offenbar nichts dazugelernt, hat es nicht die Botschaften der Aufklärung und die Trennung von Kirche und Staat begriffen.
  • Da twittert die grüne Abgeordnete Alev Korun: „Wir werden uns die Willkommenskultur nicht nehmen lassen“. Gleichzeitig lässt aber – ohne sich irgendwie von dieser „Kultur“ zu distanzieren – der grüne Präsidentschaftskandidat Van der Bellen ein Bekenntnis zur „Heimat“ plakatieren.
  • Da finanziert die Republik Österreich – genauer gesagt: der zwangsverpflichtete Steuerzahler – der Universität Salzburg einen merkwürdigen Report für Islamophobie-Forschung. Dabei kann kein Zweifel bestehen, dass der Kampf gegen „Islamophobie“ eine beliebte Tarnung für islamistische Aktivitäten ist. Aber statt dass sich der Verfassungsschutz intensiv für die dahinterstehenden Strukturen und Menschen interessieren würde, wird in diesem Jahrbuch umgekehrt die Republik attackiert. Die Autoren geißeln als Exempel einer angeblichen Islamophobie Österreichs neues Islamgesetz und die Aufdeckung krimineller Umtriebe in islamischen Kindergärten in Wien. Das heißt: Wir zahlen noch für die, die uns bekämpfen und verhöhnen.
  • Da geht eine „Gleichbehandlungskommission“ am – offenbar keine wichtigeren Sorgen habenden – Unterrichtsministerium gegen Besitzer eines Klagenfurter Geschäftes vor, das mit christlichen Kreuzen und ähnlichem handelt, weil es einer demonstrativ islamisch auftretenden Frau keinen Job gegeben hat.
  • Da kann der Chef der SPÖ-Volkshilfe (und gleichzeitige Vorsitzende des SPÖ-Freundeskreises im ORF!) im Staatsfernsehen zwei ÖVP-Minister unwidersprochen für die Flüchtlingslage in Griechenland verantwortlich machen. Zugleich bleibt er ebenfalls unkritisiert, wenn es sich vertragswidrig weigert offenzulegen, wieviel Spenden denn die Volkshilfe eigentlich für ihre Flüchtlingsarbeit bekommen hat.
  • Da wird am gleichen Tag in Bangladesh ein christlicher Konvertit auf offener Straße erstochen.
  • Da müssen in der muslimischen Provinz Aceh (Indonesien) in der Karwoche 13 christliche Kirchen abgerissen werden, weil sie außerstande waren, ständig neue baubehördliche Schikanen zu erfüllen, hinter denen eindeutig antichristliche Agitation steht.
  • Da beantragt der Bruder des Kosovo-Regierungschefs Asyl in Deutschland. Er will dort seine Krankheit behandeln lassen und gibt nicht einmal vor, politisch verfolgt zu sein.
  • Da ist seit ein paar Tagen der ominöse Deal mit der Türkei in Kraft, den Angela Merkel (sonst noch jemand?) so bejubelt hat. Aber noch immer weiß niemand, wie das von der EU und deren sophistischen Juristen gleichzeitig verlangte Einzelasylverfahren für jeden der nach Europa strömenden Araber durchzuführen ist, bevor er wieder abgeschoben werden könnte. Und noch weniger weiß irgendjemand, was man dann nach Ende dieser Verfahren – die zumindest in Österreich oft Jahre dauern! – mit den abgewiesenen Asylwerbern tut. Denn Griechenland will nicht dafür zuständig sein, die Menschen gegen ihren Willen wieder in die Türkei zurückzuschaffen.

Absurd geht es freilich auch jenseits des Megaproblemkreises Völkerwanderung plus Islamisierung zu. Gleichsam zur "Ablenkung" noch vier anders geartete Beobachtungen:

  1. Da fährt Barack Obama als erster US-Präsident nach Kuba. Dort lässt er sich widerstandslos gefallen, dass Kuba unmittelbar vor seinem Besuch Hunderte Oppositionelle zumindest vorübergehend verhaftet, die ihn treffen wollten. Als amerikanische Präsidenten noch ein Rückgrat hatten, wären sie angesichts einer solchen Provokation sofort heimgefahren.
  2. Da werden allein in Indien jedes Jahr von wilden Elefanten rund 350 Menschen totgetrampelt. Aber in Europa nimmt das niemand zur Kenntnis. Freilich: Die Toten sind ja nur Menschen. Und die haben im Gegensatz zu den Elefanten-Freaks á la WWF keinerlei Lobby.
  3. Da hat derzeit nur eine Menschen-Gruppe eine Lobby: die Homosexuellen. Jetzt missbraucht sie sogar in ziemlich mieser Weise das „Kindeswohl“, um gerichtlich durchzusetzen, dass zwei Frauen – die angeblichen „Eltern“ eines klagenden Kindes – nicht heiraten, sondern sich nur verpartnern dürfen.
  4. Da erfährt man, dass Bayern in den innerdeutschen Finanzausgleich zwischen den Bundesländern mehr als die Hälfte hineinzahlen muss, nämlich die stolze Summe von 5,4 Milliarden Euro (In Österreich ist der Finanzausgleich so kompliziert und verworren, dass niemand genaue und objektive Zahlen nennen kann). Das hält aber die Medien ganz Deutschlands nicht davon ab, die Bayern ständig als zurückgebliebene Horde von rechten Alpinmenschen zu verhöhnen. Wir lernen: Dankbarkeit ist für die von den bayrischen Geldern profitierenden Bundesländer im Osten oder für die seit langem unter sozialdemokratischer Misswirtschaft leidenden Länder im Westen (wie etwa Bremen) ein absolutes Fremdwort.

 

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Die grüne Paranoia rettet uns ununterbrochen vor den schlimmsten Gefahren drucken

Hoch die Grünen! Nur ihnen haben wir es zu verdanken, dass nicht schon längst wieder ein Drittes Reich mit einem neuen Hitler ausgebrochen ist. Mit einem heroischen, fast schon stündlich die Justiz mit Strafanzeigen eindeckenden Engagement haben sie bisher die weitaus größte, ja geradezu einzige Gefahr abgewendet, durch die Österreich bedroht ist. Danke! Danke!

Jetzt haben die Grünen in ihrer heldenhaften Jagd die Mühlviertler Baufirma Beissmann entlarvt und angezeigt, weil diese in ihrem Firmenlogo das Doppel-S dieses Namens durch zwei Bagger-Arme graphisch dargestellt hat. Und die sind für Grüne auf den ersten Blick als SS-Runen erkenntlich. Ungeheuerlich! 20 Jahre lang haben die Grünen unermüdlich an dieser investigativen Entlarvung gearbeitet. Denn solange verwendet die Firma schon das Logo (was sicher strafverschärfend sein muss). Und die ganze Zeit hat sie es so geschickt versteckt, dass es primär nur auf öffentlichen Baustellen zu sehen war, wo die Firma ihre Bagger im Einsatz hatte.

Hoffentlich werden die Grünen im Zuge ihres tollen Kampfes jetzt auch verlangen, dass es keine Bagger mehr geben darf, weil die ja versteckte Zeichen und Symbole sind.

Ähnlich decouvrieren sie ja auch ununterbrochen neue Redewendungen, Zahlen- und Buchstabenkombinationen als geheime Signale der riesigen Neonazi-Szene. Was vor allem deshalb unglaublich wichtig ist, weil so wie ich 99,9 Prozent der Österreicher unverzeihlicherweise jahrzehntelang über all diese geheimen Codes drübergelesen haben.

Alle Menschen, deren Namen mit zwei „H“ beginnt, sollten jetzt überhaupt vor die Alternative gestellt werden: zwangsweise umtaufen oder wegsperren.

Alle Bücher und Journale aus dem 19. Jahrhundert, in denen die Redewendung "durch den Rost fallen" vorkommt, sind ein klarer Beweis, wie lange vorher die Nazis schon ihre Verbrechen durch solche geheime Codes vorbereitet haben. Und daher jedenfalls zu verbieten.

Auch der Kalender wird immer mehr zur Untergrund-Waffe der neuen geheimen SS- oder SA-Legionen, wie wir jetzt dank der grünen Antifa wissen. Denn jeder zweite Tag ist in Wahrheit irgendein geheimer Jahres- oder Gedenktag, an dem man sich allein schon durch auffällige gute oder schlechte Laune der Wiederbetätigung schuldig macht. Und besonders gefährlich getarnt sind alle jene Mitmenschen, die vorgeben, nicht zu wissen, an welches Ereignis vor einem Dreivierteljahrhundert gerade dieser Tag erinnert.

Wenn einer der solcherart überführten Übeltäter noch dazu der FPÖ nahestehen soll, dann kennt der grüne Jagdeifer überhaupt kein Halten mehr. Jetzt aber haben sie auch das Team Stronach als „hochgefährliche“ Ansammlung entdeckt. Während ganz Österreich sich dem offenbar irrigen Glauben hingegeben hat, dass diese Partei die allerkürzeste Sternschnuppe der österreichischen Geschichte bleiben wird, haben die Grünen das Team Stronach jetzt endlich der Schein-Agonie entrissen und als besonders gefährlich entlarvt. Es würde andere zu Gewalt einladen! Und außerdem kulturalisiere und ethnisiere es das Problem der Gewalt gegen Frauen (was auch immer das heißen mag).

Ernste Frage an die Grünen: Sollte man nicht angesichts solcher Gefahren unbedingt den Wehrdienst im Ausmaß verdoppeln und jedenfalls auch auf Frauen ausdehnen? Oder wollen es die Grünen hinnehmen, dass wir all diesen sich immer mehr eskalierenden Bedrohungen, Aufrufen zur Gewalt, der Bildung von Untergrund-SS-Armeen ungeschützt ausgesetzt sind? Es kann doch das Verlangen nach einem Rücktritt des Herrn Lugar und die sicher jetzt noch folgende Strafanzeige nicht alles gewesen sein.

PS: Der Anlass der grünen Schnappatmung mit Symptomen eines kollektiven Herzinfarkts war ein geschmackloser Vergleich Lugars in einer Parlamentsrede über die Flüchtlinge, der aber niemals die grüne Überreaktion rechtfertigt: „Denn die meisten, die kommen, sind ungebildet, sind religiös verblendet, sind fanatisch, nicht integrierbar und haben ein Weltbild wie die Neandertaler, wo man die Frauenrechte mit Füßen tritt. Und dass die Grünen sich für solche Spezies einsetzen, ist für mich wirklich eine Katastrophe, denn normalerweise haben die Grünen immer die Frauenrechte hochgehalten und jetzt holen sie genau solche Neandertaler herein, die wir bei uns Gottseidank ausgerottet haben, die die Frauenrechte mit Füßen treten.“

 

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Nach den Präsidentenwahlen geht’s los drucken

Der schlimmste Anschlag auf das Stadtbild Wiens seit Jahrzehnten nimmt immer konkretere Formen an. Und man kann so gut wie sicher sein, dass er von der Rathausmacht nach den Präsidentenwahlen eiskalt und schnell durchgezogen wird. Die Gemeinde Wien dürfte sich dabei sogar über die drohende Aberkennung des Titels „Weltkulturerbe“ durch die Unesco hinwegsetzen. Denn – was Rathausbeamte schon offen zugeben – es ist rund um das Projekt schon zu viel Geld (in welcher Form immer) geflossen, als dass man bereit wäre, das riesigen Profit versprechende Hochhaus neben dem Konzerthaus noch zu stoppen.

Die für das Projekt hauptzuständige Stadträtin Vassilakou antwortet nicht einmal mehr den verzweifelt gegen den Bau kämpfenden Bürgerinitiativen. Das ist ziemlich frappant bei einer Partei, die einst aus vielen Bürgerinitiativen heraus entstanden ist. Heute aber sind die Grünen total zum Bestandteil des millionenschweren Rathaus-Räderwerks degeneriert. Außerdem hat die griechischstämmige Stadträtin wohl Null emotionale Bindung an die historische Schönheit Wiens. Ihr geistiger Horizont reicht nicht über Sitzbänke in Begegnungszonen hinaus.

„Ersatzquartier am Schwarzenbergplatz“

Unverfroren führt der Anschlag auf das kulturelle und ästhetische Erbe dieser Stadt auch gleich an zwei Stellen zu massiven Eingriffen auf öffentlichen Grund. Einerseits wird die Lothringerstraße in einer Breite von zehn Metern dem Projekt geopfert. Dadurch wird überdies das Konzerthaus nicht mehr in der Straßen-Fluchtlinie, sondern weit dahinter liegen. Andererseits entnimmt man schockiert einem Schreiben des Wiener Eislaufvereins, der ja mit ein Profiteur des ganzen Projekts sein wird, dass auch der Schwarzenbergplatz beeinträchtigt wird. Wörtlich: „So herrscht jetzt Klarheit über das Ersatzquartier, das sich am Schwarzenbergplatz befinden wird.“

Das Allerschlimmste ist aber das direkt neben dem Konzerthaus geplante Hochhaus. Dieses soll rund doppelt so hoch werden wie das jetzt schon in dieser Umgebung extrem hässliche Hotel Intercontinental. Aber auch dieses soll noch aufgestockt werden.

Selbstverständlich wird das Hochhaus überhaupt nichts zur Linderung der Wiener Wohnungsnot beitragen. Denn dort wird es mit Sicherheit bloß extrem teure Luxuswohnungen geben, die sich nur osteuropäische Oligarchen und chinesische Neomillionäre leisten können. Anders ließen sich all die „Zusatzkosten“ des Vorhabens gar nicht finanzieren. Besonders verräterisch war ja schon vor einiger Zeit ein Interview des „Investors“ Tojner im Wirtschaftsblatt: „Die Unesco wird sich aufregen, ja. Aber die Stadt Wien hat das Commitment gegeben, das umzusetzen.“

Also auf Deutsch: Die mit ihrem Weltkulturerbe können sich brausen. Ich habe die Gemeinde schon in der Tasche.

Nicht einmal die allernaivsten Wiener können glauben, dass sich Rot und Grün ohne saftige Gegenleistungen in die Tasche stecken haben lassen; dass sie einfach so die negativen und tourismusschädlichen Schlagzeilen in vielen internationalen Medien in Kauf nehmen; und dass sie auch gleich noch zweifach wertvollsten öffentlichen Grund dem Projekt überlassen.

Der absurde Ringturm-Vergleich

Besonders lächerlich ist ein Argument, das Tojner und seine Propagandisten-Garde ausstreuen: Es würde mit dem Turm ja nur ein „Bruder“ zum Ringturm am anderen Ende des ersten Bezirks gebaut.

Sie verschweigen dabei jedoch, dass der Ringturm und die ganze Donaukanalfront gar nicht zur Zone des Weltkulturerbes gehören! Zu Recht. Denn dieser Teil der Innenstadt ist ja in den letzten Kriegstagen schwer beschädigt und dann in den ersten Nachkriegsjahren ganz hässlich und schnell neugebaut worden. Das Stadtviertel rund ums Konzerthaus ist hingegen zentraler Teil des Weltkulturerbes. Ist es doch – bis auf das Hotel und den weiter nicht auffallenden Eislaufplatz – eine prachtvolle und einer Metropole würdige Mischung aus Jugendstil, Biedermeier und Ringstraßenbauten.

Es bestehen aber auch wenig Zweifel über die weiteren Folgen: Sobald das Hochhaus zu bauen begonnen wird, wird es überhaupt kein Halten mehr geben mit spekulations- und profitfetten Attacken auf die letzten Reste der Schönheit Wiens. Und das geschieht ausgerechnet durch zwei Parteien, die sonst den Mund nicht voll genug bekommen mit moralistischen Beschimpfungen eines angeblich über kulturelle Werte drüberfahrenden (Neo-)Liberalismus.

(Diese Photomonage zeigt den künftigen Blick vom Belvedere nach Bau des Hochhauses und Aufstockung des Hotels)

Dabei ist das Gegenteil wahr: Die Schönheit des Ringstraßen-Wiens ist gerade in der großen Epoche des Wiener Liberalismus entstanden. Dieser hat übrigens auch das Rathaus gebaut, in dem jetzt Häupl & Co Hof halten (wenn sie nicht gerade in Singapur dubiose Deals abschließen). Im Liberalismus haben sich auch die allerreichsten Bauherren ganz penibel an die Vorgaben der Stadtplanung halten müssen. Von den Bauhöhen über sämtliche Fluchtlinien bis zum streng verlangten ästhetischen Gesamteindruck eines einheitlichen Stils, von dessen Wirkung Wien heute noch lebt.

Liberalismus – ob alt, ob neo – bedeutet ja: Es gibt zwar mehr Freiheit und weniger Regeln. Aber dafür werden diese Regeln strikt eingehalten und gelten zum Unterschied vom real existierenden Sozialismus für alle.

PS: Auch die ÖVP und die Neos sind so auffallend schweigsam zu diesem Projekt, dass man sicher sein kann: Das ist kein Zufall. Ebenso ist die Kritik der FPÖ bisher so zurückhaltend, dass man ebenfalls weiß: Herzensanliegen ist auch für sie das kulturelle Erbe Wiens nicht. Und auch die unter ihrem Gründer Hans Dichand noch kulturell und in Sachen Stadtschönheit sehr engagiert gewesene Kronenzeitung ist merkwürdig desinteressiert. Die Schönheit kann halt keine Inserate zahlen und Parteien etwas spenden. Aber dennoch lebt gerade Wien von ihr.

PPS: Wenn Herr Tojner Hochhäuser bauen will, was ihm ja unbenommen sein soll: Warum tut er das dann nicht jenseits der Donau, wo es Grundstücke genug gibt, und wo kein Stadtbild zu gefährden ist?

Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.

 

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Pfadfinder auf Kindervertreibung drucken

Das wird die Nachwuchsprobleme der österreichischen Pfadfinder mit einem Schlag lösen: Sie werden überhaupt keinen Nachwuchs mehr haben. Eltern werden sich hüten, ihre Kinder den Pfadfindern anzuvertrauen.

Mütter und Väter sind in den letzten Jahren ja zu Recht viel misstrauischer geworden. Allzuviel ist bei katholischen, evangelischen, roten und grünen Institutionen passiert, wo Kinder von „Erziehern“ in irgendeiner Form als Sexualobjekte missbraucht worden sind. Eltern fragen daher in letzter Zeit ihre Kinder mit gutem Grund immer viel genauer, was denn so auf Lagern und in Heimen passiert.

Seit einigen Tagen agitiert nun mit großem medialem Begleitschutz eine „Initiative für lesbische, schwule, bisexuelle und transsexuelle Pfadfinder“, die mit einer „Methodenbox“ unter dem tarnenden Schlagwort „rainbowscouting“ Agitation für ihre Ziele betreibt, um ihr Thema „ganz entspannt“ zu vermitteln. Und das bei einer Aktion, die Kinder ab dem fünften Lebensjahr haben will.

Nicht nur Eltern, auch Steuerzahler werden dadurch provoziert: Die Propagandaaktion wird von der Gemeinde Wien (wie fast immer bei diesen Themen die Stadträtin Frauenberger) mit 4500 Euro gefördert, die das Material auch an alle Wiener Gruppen verteilt.

Gewiss: Auf der offiziellen Webseite der österreichischen Pfadfinder findet sich keine Zeile über diese seltsame Initiative. Aber es findet sich auch keine Zeile der Distanzierung davon. Daher kann das nicht beruhigen. Betretenes Schweigen, Ignorieren ist angesichts solcher Umtriebe die absolut falsche Reaktion. Sie ist jedenfalls dann völlig unzureichend, wenn es um eine Organisation geht, der Eltern Kinder und Jugendliche anvertrauen sollen.

Solches Schweigen zeigt, dass die Pfadfinder-Führung zumindest verunsichert und überfordert ist. Solches Schweigen wird jedenfalls keinen einzigen Vater, keine einzige Mutter beruhigen.

Es ist aber noch viel schlimmer: Ein Teil der in den letzten Jahren (etwa durch Kooperation mit "Zara") ganz auf linke Political correctness eingeschwenkten Pfadfinder-Führung sympathisiert offen damit. Im „Kurier“ begrüßt der Pfadfinder-Präsident Dominik Habsburg die Aktion und begründet das mit dem Satz: „Vielfalt ist unsere große Stärke.“

Na dann, viel Spaß beim nächsten Vielfalts-Lager.

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Die Ungarn durch ein Gedicht verstehen drucken

Mit einem in Ungarn sehr populären Petöfi-Gedicht lässt sich die seelische Identität Ungarns am besten verstehen. Das gilt nicht für das Ungarn von 1848 oder 1867, sondern auch für die Rolle Viktor Orbáns im heutigen Europa.

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Profifußballer gesucht drucken

In diesem Land gibt es wohl wirklich nichts, was zu grotesk wäre, um nicht doch Wirklichkeit zu werden.

In einem Inserat sucht das AMS nämlich jetzt allen Ernstes einen Profi-Fußballer. Nein noch grotesker: Es sucht ein Wesen namens „Profifußballer/in“, dessen Tätigkeit die „Teilnahme an den Trainingszeiten bzw. an den Spielen der Kampfmannschaft des Vereins“ sein soll.

Damit potenziert sich die Gendergroteske mit der AMS-Bürokratie-Groteske mit der Degeneration des Profisports und mit der EU-Bürokratie.

Hintergrund: Der Fußballverein Austria Klagenfurt will einen türkischen Profifußballer engagieren, muss aber nach dem österreichischen und europäischen Arbeitsmarkt-Recht zuerst suchen lassen, ob nicht irgendein EU-Bürger den Job zu übernehmen bereit ist, bevor es den Türken engagieren kann. Und nach wieder anderen Gesetzen muss diese Suche strikt durchgegendert erfolgen.

Jetzt kann sich jeder melden, der 2.480 Euro monatlich für eine (angebliche) 40-Stunden-Vollzeitbeschäftigung (mit „unregelmäßigen Arbeitszeiten“) kassieren will. Einzige Anforderung: „langjährige Praxis als Profifußballer/in“. Nicht einmal ein Höchstalter ist hinderlich.

Ich kann nur hoffen, dass sich jetzt möglichst viele Männer und vor allem Frauen bei der
„SK Austria Klagenfurt
Südring 207
9020 Klagenfurt am Wörthersee“ (fürs AMS gibt’s also offenbar auch noch wo anders ein Klagenfurt; aber was ist, wenn es auch einen zweiten Wörthersee gibt?)

melden werden. Was dann das österreichische Rechtssystem endgültig total lächerlich machen würde.

Diese absurde Fußballer/in-Suche ist köstlicher als alles, was die lendenmüde Kabarettszene des Landes seit Jahren zusammenbringt. Und sie ist absolut demaskierend für die Politik und Bürokratisierung des Landes. Denn am Schluss wird die Austria-Klagenfurt nach unendlich vielen Pro-Forma-Aktionen natürlich ihren Türken engagieren und halt behaupten, dass alle, die sich gemeldet haben, unbrauchbar gewesen seien. Wenn das nur keine Frauendiskriminierung sein wird!

Und ich wette fast, dass der Türke ein bisschen mehr Geld als angegeben kassieren wird, und ein bisschen weniger als die behaupteten 40 Stunden arbeiten wird müssen.

Ganz unabhängig davon ist für mich übrigens seit Jahren rätselhaft, warum seit etlichen Jahren nicht nur im Fußball ein so riesiger Sport-Wanderzirkus in Gang ist. Türken werden nach Österreich geholt und Österreicher gehen zu türkischen Klubs.

Noch rätselhafter ist mir freilich, weshalb sich Fußball-Fans so heftig – bis zur wöchentlichen Massen-Gewalttätigkeit – für Vereine engagieren, die oft zu 80 Prozent aus ausländischen Söldnern bestehen. Dabei werden diese dann im nächsten Jahr mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder bei einem anderen Verein gegen die bisherige Mannschaft spielen. Für die Fans ist das totale Herzenssache, für die Söldner totale Geldsache.

War Fußball eigentlich uninteressanter, als einst pro Verein nur zwei oder drei Ausländer (oder nicht-EU-Bürger) spielen durften?

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Aufbruch ins Gestern drucken

Eine Reihe von Bundesländerzeitungen wie auch die „Presse“ fordert nun Hand in Hand mit 66 namentlich genannten Personen einen „Aufbruch“ wider die Zögerlichkeit und den Zustand der Trägheit in Österreich. Lieb.

Denn liest man, einmal abgesehen von den inhaltlichen Leerformeln, etliche der Namen, dann stößt man auf eine ganze Reihe von Menschen, die sogar ganz direkt für den Zustand des Landes verantwortlich sind. Da findet sich etwa der Verfassungsgerichtshof-Präsident Holzinger, also der Chef eines rein von SPÖ und ÖVP besetzten Gerichts, das für die immer extensiver gewordene Asylgewährung, die Ausdehnung des Sozialstaats, die Einschränkung der Möglichkeit eines Unternehmens, seinem Spitzenmanager die international üblichen Honorare zu zahlen, wie auch die Schwulenadoption mitverantwortlich ist.

Das soll ein wünschenswerter Aufbruch sein? Einmal ganz abgesehen davon, dass ein Höchstgerichtspräsident korrekterweise überhaupt keine Aufrufe unterzeichnen, sondern einfach für die Beachtung der Verfassung sorgen sollte.

Eine noch direktere Verantwortung für die Völkerwanderung kann man beim Caritas-Ex-Chef Franz Küberl festmachen. Er ist zugleich noch in einer anderen Hinsicht für den Absturz dieses Landes verantwortlich: Denn seine Stimme im ORF-Stiftungsrat ist mitentscheidend dafür, dass das System Wrabetz mit all seiner Linkslastigkeit, SPÖ-Hörigkeit und seinem ständigen Qualitätsverlust dort zu Lasten der Zwangsgebührenzahler weiterhin eine Mehrheit hat.

Das alles ist das Gegenteil von „Aufbruch“ und der geforderten Beendigung des Zustands der Trägheit. Noch schlimmer ist, wenn man in dieser Aktion dann auch noch auf den Namen Robert Menasse stößt. Der ist zwar perfekt im Ansammeln von Preisen der Political-Correctness-Community, aber de facto ist er heute vor allem als Propagandist einer Machtausdehnung der EU auf Kosten der Mitgliedsstaaten unterwegs, während er früher – als die EU noch von den meisten Österreichern bejaht worden ist und nicht so viele Fehlentwicklungen genommen hat – ganz anders zur EU gestanden ist. Das ist seltsam, was auch immer dieses Umdenken konkret ausgelöst hat.

Alleine schon diese Namen machen das ganze Unternehmen suspekt. Und sie deuten massiv darauf hin, dass außer Leerformeln keinerlei gemeinsamer Nenner zwischen all den aufscheinenden Namen existiert.

Welchen „Aufbruch“ sollen uns etwa Fußballer, Skifahrer und Maler suggerieren, außer den des persönlichen Marketings? Irgendwie fehlt mir nur noch der Name Richard Lugner in dieser Sammlung.

Diese Kritik heißt nun gewiss nicht, dass in den 66 Namen nicht auch ein paar durchaus weise und respektable Menschen zu finden wären. Und dass man beispielsweise nicht etwa einem Franz Welser-Möst voll zustimmen müsste, wenn er beklagt, dass der Staat die Freiheit der Menschen immer mehr einschränkt, „bis an die Grenze der Unmündigkeit (freilich dürfte er meinen: Entmündigung) und Enteignung“.

Ja, Österreich braucht einen Aufbruch. Aber mit Allerweltsphrasen und seitenblickartiger Namensakkumulation wird er sicher nicht glücken.

 

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Prothesen für hirnlose Klubobmänner und Anti-AfD-Hetzer drucken

Dass Rot wie Grün und ihre Vorfeldmedien ständig bei der kleinsten in ihren Ohren unkorrekten Bemerkung den Untergang der Welt und die Rückkehr des Nationalsozialismus ausbrechen sehen, ist ja nichts Neues. Und längst nicht mehr ernst zu nehmen. Wenn aber jetzt auch schon ÖVP-Klubobmann Reinhold Lopatka öffentlich als Sprachpolizist gegen seine eigenen Abgeordneten auftritt, dann hat der Terror der Political Correctness endgültig alle Grenzen des Erträglichen überschritten.

Lächerlicher Anlass der Lopatka-Aufpudelei war ein Tweet des Abgeordneten Marcus Franz (eines der ganz wenigen Selber-Denker im Hohen Haus). Der lautete: „Gebärdensprache ist linguistische Prothese für Mangel, keine Nivellierung.“ Die Äußerung fiel, nachdem sich Franz kritisch mit der Idee einer Sprach-Simplifizierung und -Nivellierung als Hilfe für Menschen mit Lernschwierigkeiten oder geringen Deutschkenntnissen auseinandergesetzt hat.

Immer, wenn den Grünen die Argumente ausgehen, beginnen sie sich dann über eine Formulierung moralistisch zu entrüsten. So taten sie es auch mit der Bezeichnung der Gebärdensprache als „Prothese für Mangel“. Unter vernünftigen Menschen ruft dieser alltägliche Tugendterror der grünen Sprach- und Sittenwächter zwar nur noch ein müdes Gähnen hervor. Herr Lopatka jedoch hat offenbar beschlossen, die Reihen der Vernünftigen wieder zu verlassen, in denen er sich in letzter Zeit eigentlich durchaus lobenswert betätigt hat. Er kanzelte in einem eigenen Tweet die Äußerung seines Fraktionskollegen als „entbehrlich“ ab. Die Gebärdensprache sei eine „anerkannte Minderheitensprache“.

Ist nicht sprechen können kein Mangel mehr?

Hat der noch alle?

  • Ist in der heutigen ÖVP eine solche völlig harmlose und richtige Formulierung schon allen Ernstes ein Grund für eine öffentliche Maßregelung?
  • Darf man nicht mehr sagen, dass der Verlust des Sprechens (oder Hörens) ein bedauerlicher Mangel ist?
  • Darf nicht einmal mehr ein Arzt wie Marcus Franz eine Einrichtung als „Prothese“ bezeichnen, mit der halt versucht wird (übrigens unter etlichen Kosten für die Allgemeinheit wie beispielsweise für die Gebärdendolmetscher), einen Mangel halbwegs auszugleichen?
  • Ist Marcus Franz vom üblen Stronach-Regen jetzt in eine noch schlimmere Lopatka-Traufe geraten?
  • Hört diese naive Sprachdeformierung überhaupt nicht mehr auf, die ständig glaubt, durch irgendwelche Neusprech-Bezeichnungen Probleme beseitigen zu können, obwohl diese natürlich völlig unverändert bleiben (egal ob man nun „Schwererziehbar“ oder „Verhaltenskreativ“ sagt, ob „Prothese“ oder „Minderheitensprache“, ob „Neger“ oder „Schwarzafrikaner“ oder „Afroeuropäer“, ob „Zigeuner“ oder „Roma“ oder „Sinti“)?
  • Oder hat Lopatka gar einen Befehl seines Parteiobmannes bekommen, dass unter Mitterlehner die ÖVP gefälligst eine gehorsame Vorfeldorganisation der Linken zu bleiben hat und dass eine Wiederholung der drei mutigen Wortmeldungen Lopatkas der letzten Tage künftig zu unterlassen sei?

Antifa-Kämpfer Ostermayer

Und wenn Lopatka schon Formulierungen kritisch beäugt, warum zürnt er statt Franz nicht öffentlich dem roten Ideologieminister Ostermayer? Dieser hat laut eigener Aussendung drei Menschen Orden für ihren „unermüdlichen Einsatz für Demokratie und Antifaschismus“ verliehen. In Wahrheit haben die Drei aber nicht etwa gegen den italienischen Faschismus, sondern gegen den Nationalsozialismus gekämpft (was viel unangenehmer und riskanter war).

Wenn Herr Ostermayer das jetzt als „Antifaschismus“ bezeichnet, dann ist das eine grobe historische Verfälschung (die nur bei Rathkolbs und Genossen durchgehen mag), gibt es doch ganz klare Unterschiede zwischen Faschismus und Nationalsozialismus. Dann bedient er sich auch eindeutig eines kommunistischen Vokabulars. Dann rechtfertigt er unzählige Gewalttaten und Rechtsverletzungen, die in der Gegenwart unter Berufung auf „Antifaschismus“ begangen werden. Dann steht da ganz eindeutig die geistige Blockade dahinter, dass ein Sozialist zu einem der schlimmsten Systeme der Weltgeschichte nicht (National-)Sozialismus sagen mag. Nur hat das halt so geheißen.

Ostermayer sollte sich damit vor allem endgültig disqualifiziert haben, auf Kosten der Steuerzahler ein „Haus der Geschichte“ machen zu dürfen.

Allein: Zum Antifa-Ostermayer fällt keinem einzigen ÖVP-Menschen etwas ein. Nur zu eigenen Abgeordneten, die den Verlust des Hörens oder Redens als Mangel zu bezeichnen wagen.

Rotgrün als Denunziations- und Anzeigenmaschinerie

Rot und Grün haben offenbar überhaupt keine andere Identität und Betätigung mehr, als sich ständig altjüngferlich aufzuregen und Anzeigen zu erstatten. Zum Glück haben in der Justiz dieses Landes viele Juristen noch einen klaren Kopf behalten, weshalb die meisten Anzeigen am Ende zu nichts führen. Aber die Linksparteien können damit ständig Menschen unter Druck setzen, weil ihre Anzeigen nicht binnen 24 Stunden im Papierkorb landen. Es ist ja nicht lustig, monatelang vom Staatsanwalt verfolgt zu werden, In jedem Fall (also auch bei Nichtverurteilung) selber hohe Anwaltskosten zahlen zu müssen, und dennoch keinen Regressanspruch gegen die Denunziations-Genossen zu haben.

Nach der Einstellung solcher Verfahren werden sogar oft noch öffentliche Hetzkampagnen gegen einzelne mutige Justizexponenten gefahren. Am häufigsten tut das der immer am radikal linken Rand marschierende SPÖ-Abgeordnete Jarolim. Jetzt hat er sogar den Rechtsschutzbeauftragten frontal und öffentlich attackiert, nur weil dieser die Einstellung eines Verfahrens durch die Staatsanwaltschaft für richtig gehalten hat. Jarolim hat auch schon Richter öffentlich wegen nicht genehmer Freisprüche angegriffen und das Grundrecht des „gesetzlichen Richters“ in Frage gestellt.

Die Sharia Police

Die neueste Anzeigewelle der Linken läuft wegen eines Faschingswagens mit der Aufschrift „Sharia Police“ in einer niederösterreichischen Gemeinde. Zwar wird am Schluss auch dieser Aufregung mit 99,99prozentiger Sicherheit keine Verurteilung stehen. Aber natürlich sind jetzt einmal ein paar biedere Landbürgermeister total verschüchtert, wenn der Verfassungsdienst allen Ernstes wegen eines so getauften Faschingswagens – oder wegen einer angeblich als Neonazi-Geheimsignal geltenden Zahl auf diesem Sharia-Wagen – zu amtieren beginnt. Statt sofort in aller Klarheit zu sagen: „Hallo, Freunde, macht euch nicht lächerlich! Es ist Fasching und nicht Religionsstunde in Political Correctness!“

Es ist nur noch widerlich, wenn die Menschen nicht einmal im Fasching mehr die kleinste blöde Bemerkung machen dürfen. Wenn sie ständig Angst haben müssen, etwas Falsches zu sagen. Wenn auch Kabarett und Hochkultur immer mehr eingeengt sind. Wenn sie nur noch die ewig gleichen Gähn-Späße über die FPÖ machen oder so wie im Nationalsozialismus überhaupt nur noch ganz unpolitische Scherzchen. Wenn jetzt sogar das Volkstheater ein Stück noch vor der Premiere absetzt, weil da Flüchtlinge nicht nur als Engel auftreten.

Was unterscheidet dieses Land noch von einem totalitären Staat?

Hoch die mutigen Richter und Staatsanwälte

In einigen spektakulären Fällen hat die Justiz jetzt immerhin Widerstand gegen mediales Geheule gewagt: Nach Monaten hunderter Artikel und politischer Attacken aus wirklich allen Parteien (und wieder auch aus seiner eigenen, der ÖVP!), die den Mann als Supergauner und Nehmer denunziert haben, sind jetzt aller Verfahren gegen den früheren Tiroler ÖVP-Politiker Mader als substanzlos eingestellt worden. Zwar ging es dabei nicht um ein Political-Correctness-Delikt. Aber jedenfalls gehört heutzutage schon enormer Mut der Korruptionsstaatsanwaltschaft dazu, trotz eines so massiven veröffentlichten Drucks das Verfahren einzustellen. Freilich: Entschädigung für die zahllosen medialen und politischen Frontalattacken gibt es für Mader nicht.

In einem anderen Fall hat es überhaupt erst den Obersten Gerichtshof gebraucht, damit die Verurteilung eines katholischen Juristen, der ein paar kritische Zitate über den Buddhismus zu veröffentlichen gewagt hat, zumindest an die erste Instanz zurückverwiesen worden ist.

Noch viel spektakulärer ist der Beschluss einer deutschen Staatsanwaltschaft, gegen die AfD-Chefin Frauke Petry ein Strafverfahren nicht einmal einzuleiten. Diese hatte vor ein paar Tagen Überlegungen angestellt, zum Schutz der deutschen Grenzen notfalls auch Schusswaffen zu gebrauchen. Was mir als einer, der einst noch geloben hat müssen, die Republik Österreich mit der Waffe in der Hand zu verteidigen, ja nicht so sonderlich absurd vorgekommen ist.

Die ganze linke Welt hat jedoch vor Empörung aufgeschäumt und angezeigt. Der Spiegel hat sogar ein Cover mit einem Meuchelbild der Frau und dem Titel „Die Hassprediger“ gemacht, wobei ganz offen gegen die Partei als „gefährlich“ gehetzt wird. Die SPD wollte sogar den Verfassungsschutz auf die AfD ansetzen.

Daher wird die Frage immer banger: Wie lange werden wir noch ein paar Staatsanwälte und Richter haben, die sich der linken Dauerhysterie noch entgegenzusetzen wagen? Wie lange wird der Straßburger Gerichtshof noch die Meinungsfreiheit verteidigen?

Apropos AfD: Die deutsche Zeitschrift „Focus“ – die früher eigentlich als eines der ganz wenigen Medien nicht links stand – hat jetzt in einem Kampfleitartikel zur Stimmabgabe gegen die AfD bei den bevorstehenden drei deutschen Landtagswahlen aufgerufen. Der Schuss ging jedoch kräftig nach hinten los: Denn Focus hat das unter „#gehtwaehlen“ auf Twitter beworben. Darauf hat eine schier unendliche Menge von Tweets die Intention des Magazins ins glatte Gegenteil verkehrt. Denn fast alle User haben das „#gehtwaehlen“ ergänzt mit konterkarierenden Kommentaren wie: „und zwar die AfD“. Peinlich. Da half es auch nichts mehr, dass zweimal alle „#gehtwaehlen“-Tweets gelöscht worden sind (angeblich, ich selber kann das nicht überprüfen).

PS: Nochmals Thema Sprach-Vereinfachung, diesmal zur Sache: Ich glaube im Gegensatz zu Marcus Franz durchaus, dass wir uns mehr um einfaches, verständliches Deutsch bemühen sollten. Es bleibt uns nichts über, seit dank der Weisheit unserer Bundesregierung weit mehr als eine Million Menschen im Lande leben, die sich mit Deutsch schwertun. Als Allererstes und Wichtigstes sollte die holprige und völlig überflüssige Gendersprache (vom nicht einmal aussprechbaren Binnen-I bis zur Verdoppelung fast jeder Bezeichnung) verboten werden, die das Leben für Migranten doppelt schwer macht. Als zweites sollten nur noch Gesetze erlassen werden dürfen, die dieselbe sprachliche Qualität haben wie das vor mehr als 200 Jahren getextete ABGB. Bei den heutigen Gesetzen hingegen tun sich sogar Juristen extrem schwer, sie ganz zu verstehen. Welche Körperschaft, Herr Lopatka, Herr Jarolim, war das schnell, die in Österreich laut Verfassung die Gesetze macht?

 

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Ach ja, das Wetter drucken

Nach der Reihe wurden Faschings- und Karnevalsumzüge abgesagt: Das Wetter ist zu schlecht.

Andere Gründe gibt es natürlich überhaupt nicht. Islamistischer Terror? Massenweise sexuelle Belästigungen durch „Flüchtlinge“ mit sexuellem Notstand bei solchen Großveranstaltungen? Das sind doch nur massiv überschätzte Problemchen. Sie sind so unbedeutend, dass man sie lange nicht einmal gemeldet hat. Und jedenfalls: Polizei und Regierungen haben alles total im Griff. Das sieht man ja in Köln, wo der Umzug stattfindet (trotz des Wetters…).

Da braucht man ja gleich nicht dazuzusagen, dass man in Köln von außen alle nur verfügbaren Polizisten zusammengezogen hat. Daher täuscht mich auch sicher die Erinnerung, dass Winde mit einer prophezeiten Geschwindigkeit von 50 bis 70 km/h in früheren Jahren in Innsbruck niemand auch nur auf den Gedanken gebracht hätten, einen Umzug abzusagen.

Die französischen Veranstalter der Fußball-EM im kommenden Sommer sollten freilich nicht auf schlechtes Wetter als schönen Vorwand bauen, um das große Sportevent abzusagen. Denn Fußballspiele kann man auch zwei Tage später nachholen. Einen Karnevalsumzug am Aschermittwoch zum Glück vieler plötzlich wetterfühlig gewordener Behörden nicht mehr. Da sind die Behörden dann plötzlich sehr fromm...

PS: Trotzdem Respekt vor den Tirolern. Dort meldet die Polizei bei Straftaten die Herkunft eines Täters. Die Wiener Vertuschungs-Polizei hingegen tut das weiterhin nicht. Sie sucht sogar per Fahndung einen Täter, ohne aber etwas über dessen ungefähre Herkunft anzudeuten, etwa ob der Mann einen Akzent gehabt oder österreichisch geredet hat. Schilda zu Wien.

PPS: Aber vielleicht sind die angeblich rein wetterbedingten Absagen noch immer erfreulicher als die Realität im heutigen Österreich: Weil bei einem Umzug in Maissau angeblich verbotene islamfeindliche Äußerungen zu lesen waren, ermittelt jetzt allen Ernstes der Verfassungsschutz (und der ORF hetzt heftig gegen die Maissauer). Wie es halt in Diktaturen so üblich ist. In der Türkei und in Russland darf man ja auch Vieles nicht mehr sagen. Und in Nordkorea hat man es noch nie gedurft. Nicht einmal unter dem Schutz der Narrenkappen...

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Drüberfahren und Betonieren drucken

Der Kampf um das Casino Zögernitz ist verloren. Mit der geschlossen rot-grünen Beton-Dampfwalze und Teilen der ÖVP hat die Döblinger Bezirksvertretung nun eine massive Verbauung des Areals rund um das historische Gebäude genehmigt, in dem einst auch Johann Strauss viele Triumphe gefeiert hat.

Damit geht das profitbringende Zubetonieren der schönsten Teile Wiens munter weiter. Neben der Entstellung des Stadtzentrums durch mehrgeschoßige Dachboden- und Hochhaus-Bauten wird jetzt (insbesondere) in Döbling ein historischer Vorort nach dem anderen verschandelt. Neben dem Zögernitz-Areal zeigt sich das auch auf der Hohen Warte, in Nussdorf und in Neustift (das zum Teil auch zum 18. Bezirk gehört).

Auf der Hohen Warte wächst auf dem Gelände der ehemaligen Präsidentenvilla nun ein – sicher sehr gewinnbringender – Großbau mit vielen Wohneinheiten. Das Gleiche spielt sich in noch größeren Dimensionen gleich daneben auf dem Gelände des ehemaligen Kinderheimes ab, das von China erworben worden ist. Wo offensichtlich das traumhaft gelegene neobarock-sezessionistische Hauptgebäude weiter dem Verfall preisgegeben wird, während der Beton-Großbau für viele Chinesen-Wohnungen schon riesige Dimensionen angenommen hat.

In Neustift wieder sind es nicht zuletzt osteuropäische Oligarchen gewesen, Putin-Verbündete und -Gegner, die ihr wie auch immer nach Österreich transportiertes Geld in protzigen Beton angelegt haben. Womit sie alle Krisen und Turbulenzen übertauchen wollen.

Auch beim Zögernitz könnte man fast wetten, dass, wie beim Kinderheim, entgegen vagen Politikerversprechen das historische Casino-Gebäude weiter unrenoviert bleiben wird, während rundherum schon die Wohnungen teuer verkauft sein werden. Notfalls könnte dann halt, wie so oft, irgendjemand zufällig in Konkurs gehen. Und das als Beschwichtigung gedachte Versprechen bleibt unerfüllt.

Das rotgrüne Gerede von geplanten „Sozialwohnungen“ rund um das Zögernitz kostet Kenner des Wiener Wohnungsmarktes ein bitteres Lachen. Denn entweder sind das alles andere als Sozialwohnungen, oder es lässt sich durch solche nie und nimmer die sicher kostspielige Sanierung des historischen "Casinos" finanzieren (wie einst große Restaurants bezeichnet wurden). Und wahrscheinlich wird beides zutreffen. Aber das werden wir erst in vielen Jahren sehen, wenn das Unheil schon lange passiert ist und eine ganz andere Politikergeneration ihre Hände in Unschuld wäscht.

Dass Rot und Grün bei allen Großbeton-Projekten Hand in Hand gehen, ist ja schon vom geplanten Mega-Hochhaus neben dem Konzerthaus oder der ebenfalls fertig geplanten teilweisen Verbauung der Steinhofgründe bekannt.

Aber in Döbling spielt auch der ÖVP-Bezirksvorsteher Adolf Tiller eine besonders üble Rolle bei allen Betonprojekten. Er war zusammen mit Rot und Grün entscheidend dafür, dass das Projekt in der Bezirksvertretung eine 23:22-Mehrheit bekommen hat, obwohl seine eigene Fraktion mit klarer Mehrheit dagegen gewesen ist.

Aber ein Herr Tiller hält sich nicht an Fraktionsbeschlüsse. Er hat vielmehr einige ÖVP-Bezirksräte so unter Druck gesetzt, dass diese dann mit ihm und Rotgrün für das Projekt gestimmt haben. Dabei hat er noch vor wenigen Tagen in einer Boulevard-Zeitung scheinheilig beteuert, dass er keinesfalls neuem Bauland in dieser Gegend zustimmen werde.

Er hat sich auch von Analysen der letzten Wahl nicht beeindrucken lassen, die zeigen, dass die ÖVP gerade dort, wo Großanlagen entstehen, überdurchschnittlich hoch verloren hat. Parteipolitisch hat dieser – auch vom abgetretenen Parteichef Juraczka verfolgte – Betonkurs also den Schwarzen keinen Nutzen gebracht. Der Nutzen muss wohl auf anderen Feldern liegen.

Was besonders ärgerlich ist: Die ÖVP war einst mit Jörg Mauthe „die“ Vorkämpferin für die Erhaltung alter Grätzel und Baukultur. Das ist sie offenbar nur noch im 8. und 13. Bezirk.

Besonders frustrierend ist für viele Wiener, dass auch die Grünen an der Spitze der Betonierer stehen. Waren sie doch nach Mauthe eine Zeitlang die Fortführer seines kultur- und traditionsbewussten Kurses gewesen, was ihnen damals auch viel Zustimmung unter Wiener Bürgern eingebracht hat. Heute sind die Grünen hingegen zu einer reinen Studenten- und Immigrantenpartei degeneriert.

Nur die SPÖ muss sich da keinen kritischen Fragen stellen. Sie war immer schon die Partei des Betons. Vor allem dann, wenn er sehr profitabel gewesen ist.

PS: Sollte der Betonkurs eines Teils der Wiener ÖVP, wie glaubwürdig kolportiert wird, mit konkreten Interessen bestimmter Banken zu tun haben, dann ist das besonders dumm. Denn gewiss sind die Banken für Österreich enorm wichtig – aber man sollte ihre Lebensfähigkeit durch Streichung der unsinnigen (aber auch mit Zustimmung der ÖVP eingeführten) Bankensteuer sichern (für die auch die FPÖ gewesen ist!). Und nicht durch Unterstützung für dubiose und von den meisten Wienern abgelehnte Projekte.

 

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Der Verfall auf Wienerisch drucken

In den Nachkriegsjahren haben viele Wiener Gebäude so ausgesehen. Jahrzehntelang ist nichts renoviert worden. Der Verputz bröckelt.  Schäden und Baufälligkeit sind weithin sichtbar. Der Verfall und Mief scheint noch direkt aus der Kaiserzeit zu kommen. Auch Osteuropareisende können dort noch heute solche Häuser sehen, wenngleich deren Zahl seit Ende des real existierenden Sozialismus rapid zurückgeht.

Aber das Photo kommt nicht aus der Ruinenzeit, sondern aus dem Jahr 2016. Und es stammt nicht aus der Ukraine, sondern aus Wien. Es zeigt auch nicht etwa eine Zinskaserne, an der seit Ewigkeiten keinerlei Renovierung und Sanierung vorgenommen werden, weil Hauseigentümer und Mieter desinteressiert oder geizig sind, weil mit dem Abriss spekuliert wird. Man sieht vielmehr die Bezirksvorstehung des 18. Wiener Bezirkes, die sich seit vielen Jahren so präsentiert.

 

Bezirksvorstehungen sind die Ämter, in denen die Bürger am öftesten mit der bürokratischen Obrigkeit konfrontiert sind. Daher hat wohl schon fast jeder Bezirksbewohner diesen Anblick zu Gesicht bekommen. Was wohl noch schlimmer ist: In einem solchen Gebäude finden auch standesamtliche Trauungen statt. Man kann sich ungefähr vorstellen, welchen Eindruck es macht, wenn ausländische Gäste zu einer Hochzeit in eine solche Verfallsbude geladen werden. Aber natürlich ist das auch für Österreicher absolut unzumutbar und eine Schande.

Der Zustand in Währing ist gar kein Einzelfall. Etwa im 19. Bezirk ist die Bezirksvertretung in einem ähnlichen Zustand, dort ist das weniger von außen sichtbar, aber vor allem dann, wenn man das Amtshaus betritt. Es ist auch in Döbling das verfallenste Gebäude des ganzen Bezirks. Ähnlich schauen manche Stationen der ehemaligen Stadtbahn und heutigen U6 oder Teile von Gemeindespitälern aus.

Nun werden manche Stadtpropagandisten gleich sagen: Ja, die Stadt hat halt kein Geld, sie muss sparen. U-Bahn-Bau, Spitäler, Volksschulen, Kindergärten sind doch notwendiger und wichtiger.

Aber gewiss doch, kann man da nur antworten. Auch wenn es schon mehr als interessant ist, dass Ordens-Krankenhäuser jede Behandlung, jede Operation deutlich billiger (und keineswegs schlechter) durchführen als die Gemeindespitäler. Auch wenn es sehr diskutabel ist, dass jene Kindergärten mit Steuergeld gefördert werden, in denen mit den Kindern nicht deutsch gesprochen wird, in denen eine radikale Weltanschauung vermittelt wird, die der österreichischen Verfassung in wichtigen Elementen widerspricht.

Dennoch sind in Summe die erwähnten Bereiche sicher nicht jene, wo generell gespart werden sollte. Das ist jedoch sehr wohl bei vielen anderen Ausgaben möglich, welche die Rathauspropaganda nicht erwähnt. Die Gemeinde Wien ist sogar mit Sicherheit jene öffentlich-rechtliche Körperschaft in Österreich, die weitaus das meiste Geld verschwendet. Um nur einige Exempel aufzuzählen, wie das läuft, und wo eine korrekte Stadtverwaltung kräftig einschneiden müsste (nicht nur kosmetische zehn Prozent oder so ähnlich):

  1. Die Wiener Beamten haben die weitaus großzügigsten Gehälter und Pensionsregelungen von ganz Österreich (die Michael Häupl frech damit verteidigt, dass es niemandem etwas anginge, was „wir mit unserem Geld machen“. Das halt nur zufällig nicht sein Geld, sondern Steuergeld ist).
  2. Wien gibt ein Vielfaches von anderen, einwohnermäßig gleichgroßen Bundesländern für Bestechungsinserate und den rathauseigenen Propagandaapparat aus.
  3. Die großzügigen Wiener Beamten haben 60 Prozent aller österreichischen Fälle von Mindestsicherung zuerkannt, obwohl Wien nur 20 Prozent der Einwohner hat (Auch wenn dieser – natürlich: mutmaßliche – Missbrauch scheinbar „nur“ zu Lasten des Bundesbudgets geht, wird durch diese Großzügigkeit jedenfalls ein Sog zum Zuzug nichtarbeitender Menschen und sonstiger Problemfälle nach Wien ausgelöst, der dann viele andere Sozialausgaben auch für die Stadt auslöst).
  4. Wien gibt Unsummen für „Brot und Spiele“ aus. Vom Donauinselfest bis zur alljährlichen Verwandlung des ganzen Rathausparks in einen Eislaufplatz bis zu den singenden Kanaldeckeln. Um nur einige zu nennen.
  5. Wien hat gerade die Parteisubventionen kräftig erhöht (wo sind die Zeiten, da solches mit den Grünen nie und nimmer möglich gewesen wäre!).
  6. Wien baut parteipolitisch kontrollierten Fußballklubs üppige Privat-Stadien, obwohl diese Vereine in Wahrheit millionenschwere Profi-Unternehmen sind.
  7. Wien verteilt weit mehr Subventionen als andere Bundesländer an oft sehr dubiose Organisationen und Vereinchen. Dabei ist offenbar vor allem wichtig, dass diese Rot oder Grün sehr nahestehen, dass diese scheinunabhängige Propagandaarbeit für die beiden Wiener Machtparteien machen, oder dass sie regelmäßig Randale gegen christliche Umzüge veranstalten. (Warum etwa braucht „Hosi“, eine Lobby der bestverdienenden Menschen Österreichs, eine Gemeindesubvention?)

Noch provozierender als all diese Geldverschwendungen ist das, was mir dieser Tage ein dem Rathaus sehr naher Mensch in Bezug auf den beklagenswerten Zustand der Bezirksvertretungen geantwortet hat: „Na, in Währing wird sicher bald was geschehen. Denn dort haben ja jetzt die Grünen den Bezirksvorsteher, da wird das Rathaus bald das nötige Geld flüssig machen.“

Gewiss, es gibt keinen harten Beweis für diesen Zusammenhang. Aber allein, dass ein machtnaher Mensch so etwas auch nur denken kann, zeigt wie verkommen und korrupt diese Stadt geworden ist. Es wäre schlicht ungeheuerlich – und auch in mehrfacher Hinsicht rechtswidrig –, wenn eine Verwaltung nur dann den Mindeststandard an Bürgersevice zu bieten bereit ist, wenn die Menschen „richtig“ wählen.

PS: Auch ein zweiter Satz, den man zum Zustand der Bezirksvertretungen hört, wäre empörend, sollte er stimmen: „Es ist doch seit Jahrzehnten so, dass Baufirmen so schlampig arbeiten, wenn sie für die Gemeinde arbeiten. Daher schauen die Häuser nach ein paar Jahren gleich wieder wie Ruinen aus.“ Logisch wäre das jedenfalls: Denn in diesen Fällen gibt es zum Unterschied von jedem privaten Bau keinen Eigentümer, der ständig die Qualität prüft. Außerdem gibt es bei privaten Bauherrn keine Beamten und Parteien, die Baufirmen bestechen müssten.

Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.

 

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Wo bleiben der Justizminister und seine Staatsanwälte? drucken

Die neueste Ausgabe der französischen Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ hetzt gegen Gott in einer Art und Weise, die zweifellos nach dem neuen österreichischen Strafrecht strafbar ist, die das wahrscheinlich auch schon nach dem alten gewesen ist. Und zwar sowohl nach den Paragraphen 188 (Herabwürdigung religiöser Lehren) wie auch 283 (Verhetzung). Damit leistet auch jedermann Beihilfe zu der Tat, der diese Zeitschrift hierzulande verbreitet.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich persönlich finde zwar die Karikatur zutiefst widerlich, dumm und geschmacklos. Aber ich bin strikt gegen die Bestrafung irgendwelcher Meinungsdelikte, und seien sie noch so widerlich, dumm und geschmacklos (wie auch im konkreten Fall vordergründig provokativ, um sich ein Jahr nach dem Terrorüberfall wieder ins Gespräch zu bringen). Egal ob sie in Medien stattfinden oder außerhalb.

Mit diesen Paragraphen verstößt Österreich wohl auch gegen das Grundrecht der Meinungsfreiheit, wie es im Artikel 10 der Europäischen Menschenrechtkonvention garantiert wird. Sie erlaubt, die Meinungsfreiheit nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen einzuschränken und deckt sicher nicht die österreichischen Gummi-Paragraphen (in dieser EMRK steht hingegen im Übrigen nichts von dem derzeit ständig fälschlicherweise zum Grundrecht hochstilisierten Asylrecht, aber das nur am Rande).

Die österreichische Justiz und insbesondere der amtierende Justizminister haben mit der liberalen Tradition des Rechtsstaats gebrochen und konzentrieren sich wie einst der Metternich-Staat zunehmend auf die Verfolgung von Meinungsdelikten. Dies noch dazu völlig einseitig und willkürlich.

So hat die Justiz Österreicher bestraft, weil sie den Sexualverkehr von Mohammed mit einer Neunjährigen als das bezeichnet haben, was er ist. So geht sie (vorerst noch nicht rechtskräftig) gegen einen anderen Österreicher vor, der den Buddhismus – mit Verwendung durchaus seriöser Quellen – scharf kritisiert hat. Daher wäre es in der Logik dieses Vorgehens eigentlich zwingend, eine viel ärgere und völlig tatsachenfreie Verspottung einer Religion zu verfolgen. Dies hat in allen Fällen zu geschehen, sobald diese nach Österreich hineinspielen, auch wenn sie ursprünglich im Ausland begangen worden sind.

Die Zeichnung der Zeitschrift zeigt einen blutverschmierten und hassverzerrten Gott mit einer umgehängten Kalaschnikow unter der Überschrift „Ein Jahr danach: Der Mörder ist noch immer auf der Flucht“. Besonders infam ist daran: Der Gott dieser Karikatur ist mit eindeutig christlichen Symbolen (einem Dreieck und dem „Auge Gottes“) ausgestattet. Damit lautet die Botschaft: Der Gott der Christen hat vor einem Jahr das Massaker gegen die Zeitschrift angerichtet und ist noch auf der Flucht.

Unabhängig davon, dass man auch dem islamischen Allah nicht diese Tat fanatischer Moslems in die Schuhe schieben kann (eher schon arabischen Staaten, die mit ihrem Geld vor allem radikale Sunniten unterstützen), ist diese Schuldumkehr ungeheuerlich. Jetzt werden der christliche Gott und damit alle Christen für deren Blutbad verantwortlich gemacht.

Aber veranlasst am Ende nun gerade dieser Umstand die österreichische Justiz zum Wegschauen? Das wäre der Gipfelpunkt der Ungeheuerlichkeit. Dann hätten wir eine Justiz, die zwar den Islam und den Buddhismus auch gegen wahre Aussagen schützt, aber nicht die Christen gegen unwahre und infame.

Nur zur Erinnerung die wichtigsten Passagen des Strafgesetzbuches über die „Herabwürdigung religiöser Lehren“: „Wer öffentlich eine Person oder eine Sache, die den Gegenstand der Verehrung einer im Inland bestehenden Kirche oder Religionsgesellschaft bildet, … unter Umständen herabwürdigt oder verspottet, unter denen sein Verhalten geeignet ist, berechtigtes Ärgernis zu erregen, ist mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 360 Tagessätzen zu bestrafen.“

Die noch viel schärfere Strafdrohung gegen die sogenannte Verhetzung macht (in gleichheits-, also verfassungswidriger Weise) zwar nur Äußerungen gegen bestimmte Gruppen strafbar. Aber jedenfalls zählen neben etlichen anderen auch nach Kriterien „der Religion oder Weltanschauung“ definierte Personengruppen dazu. Damit ist jedenfalls diese Karikatur erfasst, egal ob man in ihr eine Attacke gegen den Gott der Christen sieht oder ganz allgemein gegen den Gott all jener, welche die Weltanschauung eines Eingott-Glaubens haben.

Es ist ebensowenig bestreitbar, dass diese Karikatur zum „Hass“ gegen jene „aufstachelt“ beziehungsweise sie „verächtlich macht“, die an einen solchen mörderischen und hasserfüllten Gott glauben. Wer wirklich an einen solchen Gott wie den der Kasrikatur glauben würde, ist ja in der Tat nur zu verachten. Für Publikationen, die das tun, hat der österreichische Justizminister jetzt sogar drei Jahre Haft ins Gesetz schreiben lassen.

Auch jeder, der das Heft mit dieser Karikatur in Österreich vertreibt, macht sich automatisch zum Mittäter. Es kann auch keine Ausrede für die Untätigkeit der Justiz sein, dass sie durch ein solches Strafverfahren international wahrscheinlich zum Gespött würde. Denn wer so streng in anderen Fällen vorgegangen ist wie die österreichischen Staatsanwälte, der kann jetzt nicht deswegen plötzlich alle Augen und Ohren zuhalten.

Mir ist schon klar, dass eine konsequente Auslegung der genannten Paragraphen zu einem Rattenschwanz an Verfahren führen würde. Es gibt daher nur einen einzigen Ausweg aus dieser Peinlichkeit, die eigentlich auch den aufgeklärten Rechtsstaat verächtlich macht: Das ist die rasche Entfernung aller Meinungsdelikte aus dem Strafgesetz.

Nur jene StGB-Passagen zur „Verhetzung“ sollten vernünftigerweise darin belassen werden, in denen zu Taten aufgehetzt wird. Dann aber sollte es um Taten gegen jede Gruppe oder Person gehen, und nicht nur um Taten gegen Personen aus dem völlig willkürlichen Katalog des Strafgesetzbuches (gegen Priester, Unternehmer, Bauern, Gewerkschafter darf man ja nach dessen Wortlaut ungehindert hetzen und zum Hass und auch zu Taten aufstacheln, aber nicht gegen Schwule oder Marokkaner!).

Schon gar nicht sollten so undefinierbare Begriffe wie „Hass“ und das „Aufstacheln“ zu Strafbarkeit führen. Das sind Vokabel aus der Welt der Moral und Religion. Sie sollten aber absolut nichts in Gesetzbüchern einer modernen Demokratie verloren haben. Zu diesem Schluss führt auch die Tatsache , dass alle Diktaturen von China bis Kirgisien (wie aktuelle Fälle aus den letzten Tagen erneut beweisen) das Gummi-Delikt Hass dazu verwenden, um Dissidenten zu bestrafen, wenn man ihnen schon nichts Konkretes anhängen kann.

Und besonders skandalös ist, dass selbst der Wahrheitsbeweis laut diesem Gesetz nicht gegen Bestrafung hilft. Es genügt, dass ein Staatsanwalt und ein Richter der Meinung sind, etwas sei geeignet, zum Hass aufzustacheln. Und schon kann man eingelocht werden.

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Weihnachten, Silvester und danach - eine Wien-Bilanz drucken

Eines der wenigen Dinge, die sich die Stadt Wien in den letzten Jahren wirklich als Erfolgsgeschichte zugute schreiben kann, ist die Vermarktung von Weihnachten und Silvester. Das, was einst ein touristisches Loch in Wien gewesen ist, wurde mit Erfolg zu einer internationalen Marke verwandelt, die zahllose Osteuropäer und Italiener in die Stadt gelockt hat.

Das ist im Gegensatz zu vielen anderen wirtschaftlichen Gegenentwicklungen ökonomisch ein großer Pluspunkt für die Stadt, auch wenn die Wiener unter dem Massenandrang auf den Straßen leiden. Aber besonders in wirtschaftlich schlechten Zeiten ist es legitim, an ökonomische Gesichtspunkte zu denken.

Diese positive Wirkung konnte durch die ganz Europa in ihren Schatten stellende islamische Terrorgefahr zumindest bisher nicht zunichte gemacht werden. Denn auch in allen anderen europäischen Städten haben durch den Terrorismus der Tourismus und die Ausgehfreude einen Dämpfer erlitten. Und das schon während des ganzen letzten Jahres.

Man denke nur daran, dass sich 2015 in Rom die Teilnehmerzahl bei Veranstaltungen mit dem Papst von 5,9 auf 3,2 Millionen fast halbiert hat. Oder dass in Paris selbst in der Silvesternacht in vielen Lokalen, die früher wochenlang im Voraus ausgebucht waren, Tische freiblieben.

Dagegen ist Wien noch glimpflich davongekommen. Wenngleich auch hier viele Zahlen zurückgegangen sind. Wenngleich es nur reduzierte Freude macht, in der Nähe von Maschinenpistolen Silvester zu feiern.

Zu der positiven Entwicklung in Wien hat eine Vielzahl von Maßnahmen beigetragen, so etwa:

  • Die wirklich fast überall netten und stimmungsvollen Weihnachtsbeleuchtungen in den Einkaufsstraßen, aber auch an den Fassaden vieler Hotels (lediglich Rotenturm- und Josefstädterstraße fallen da negativ ab);
  • Eine über viele Jahre neu aufgebaute Konzerttradition „Christmas in Vienna“;
  • Der für erstaunlich zahlreiche Menschen attraktive Silvesterpfad;
  • Die - überwiegens - schönen Weihnachtsmärkte.

Da hat das Wiener Rathaus zusammen mit der Wirtschaftskammer und den Konzerthäusern in den letzten Jahrzehnten einmal durchaus erfolgreich agiert. Mit dazu beigetragen hat aber auch der europaweite soziologisch und demographisch verursachte Trend zum Städtetourismus, während der alpine Wintertourismus ja an Schneemangel und hohen Preisen leidet. Dazu beigetragen hat zweifellos auch das Image Wiens als im Vergleich noch immer halbwegs sichere Stadt.

Das mit der Sicherheit könnte freilich nächstes Jahr schon anders sein. Denn die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass es dann auch in Wien schon die grauslichen Umtriebe Tausender arabischer und nordafrikanischer Migranten geben wird, die bereits zum den vergangenen Jahreswechsel für zahllose Frauen in Köln und Hamburg Beraubung und sexuelle Belästigung gebracht haben.

Aber hoffen wir vorerst auf eine Fortsetzung des positiven Trends: Die allerwichtigsten Faktoren, die Wien und Österreich für diese Jahreszeit besonders attraktiv machen, auf die jedenfalls die Stadt dabei in den letzten Jahren geschickt aufbauen konnte, stammen aus früheren Epochen, lange vor dem Rotwerden Wiens. Das sind:

  • die österreichische Herkunft des beliebtesten Weihnachtslieds der Welt;
  • Die „Fledermaus“, als die nicht nur zu Silvester meistgespielte Operette mit ihrem total Wiener Flair;
  • Und das weltweit ausgestrahlte Neujahrskonzert der Philharmoniker im schönsten Konzertsaal der Welt mit dem populären Inbegriff von Wiener Musik.

All diese Elemente erzeugen eine große Umwegrentabilität. An der auch jene nicht rütteln können, die dazu ständig kritisch „Kitsch!“ rufen. Was auch immer Kitsch eigentlich genau sein mag – wenn die Menschen Sehnsucht und Bedürfnis danach haben, dann ist es undemokratische Anmaßung einer arroganten (und meist zuschauerfrei agierenden) Kulturblase, den Menschen ihren vermeintlichen oder wirklichen Kitsch zu verwehren.

Würde man diese Arroganz ignorieren, dann ließen sich für das Tourismusland Österreich aber noch zwei andere Aspekte viel besser verwerten und ausbauen.

  1. Das eine ist die nun anbrechende Wiener Ballsaison. Diese ist international oft imitiert, aber nie auch nur annähernd erreicht worden. Die großen Wiener Bälle (womit weniger der durch Fernsehen und Bolulevardpresse ziemlich kaputt gemachte Opernball gemeint ist, sondern primär die großen Bälle in Musikverein und Hofburg) versetzen jeden ausländischen Gast in Bewunderung und Begeisterung. Auf einem Wiener Ball verschwindet die Grenze zwischen Akteuren und Zuschauern. Alle sind Akteure, alle sind Zuschauer. Diese Bälle sind eine der weltweit (leider) selten gewordenen Gelegenheiten, wo es strenge Bekleidungsvorschriften gibt, die aber ein Fest erst wirklich zum Fest machen. Diese Bälle werden jedoch von Rathaus und Tourismus-Organisationen kaum in die Auslage gestellt. Vielleicht weil sie feudal-großbürgerliche Wurzeln haben? Und in den letzten Jahren wird ihre Außenwirkung durch die Anti-Ball-Gewalttaten einiger hundert Extremisten sogar deutlich beeinträchtigt. Wobei besonders bedauerlich ist, dass diese Extremisten – wenngleich viele von ihnen bundesdeutscher Import sind – von Politikern der beiden Rathausparteien regelmäßig in Schutz genommen werden.
  2. Das zweite ist das Musical „Sound of Music“. Dieses wird in den USA wohl jede Woche auf den diversen Fernsehkanälen häufiger gespielt als in Österreich in zehn Jahren. Erst in den letzten Jahren hat man zumindest in Salzburg erkannt, welch Attraktivität und Werbewirksamkeit für Österreich dieses Musical insbesondere in Amerika haben könnte. Aber die Medien- und Kultur-Schickeria hierzulande hasst es. Sie tut dies wohl vor allem deshalb, weil sich darin ein konservativ-katholisches Österreich in konsequenter Ablehnung zum Nationalsozialismus zeigt. Was ja naturgemäß allen Linken ein Dorn im Auge ist, die die Geschichte umschreiben und aus diesem konservativen Österreich und dem Nationalsozialismus ein Amalgam machen wollen (wohl auch um zu verwischen, wie wenig Widerstand die Linke gegen den nationalen Sozialismus Hitlers geübt hat, bevor dieser selbst die Sowjetunion angegriffen hat). Aber irgendwann wird Österreich sicher auch "Sound of music" und die Trapp-Familie entdecken, wenn auch erst nach dem Rest der westlichen Welt.

Ich schreibe regelmäßig Kommentare für die unabhängige und rund um die Uhr aktuelle Informationsseite „Vienna.at“.

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Literaturgeschichte versus Politik drucken

Nicht allein Bücher haben ihre Geschichte. In Bozen rückt ein Denkmal wieder einmal in den Mittelpunkt politischen Interesses, das seit seiner künstlerischen Gestaltung vor 110 Jahren die Geister schied und häufig Gegenstand erbitterter Auseinandersetzungen, aber auch großer Fürsorge um die Wiedereinsetzung in seinen Rang als kulturhistorisches Zeugnis gewesen ist. Es handelt sich um den Laurin-Brunnen auf dem zentralen, nach dem 2010 verstorbenen langjährigen Südtiroler Landeshauptmann Silvius Magnago benannten Landhausplatz. Dort ist er 1996, drei Jahre nach der im Rahmen eines Tauschgeschäfts vereinbarten Rückgabe durch das Roveretaner Kriegsmuseum aufgestellt worden.

Bild des Laurin-Brunnens

Seit 2012 wälzen die Verantwortlichen im Landhaus, dem Südtiroler Landtag, sowie im Palais Widmann, dem Sitz der Landesregierung, Pläne, den Magnago-Platz neu zu gestalten. Zwar ist noch keine Entscheidung gefallen, doch die Deutschtiroler Opposition befürchtet, dass just das Denkmal dieser Neugestaltung zum Opfer fällt. Wohl nicht ganz zu Unrecht, denn die beiden es konstituierenden Figuren sind nicht nur den italienischen Parteien nach wie vor ein Dorn im Auge. Wiewohl die Oppositionsparteien in mehreren Landtagsanfragen immer wieder auf die Ungewissheit hinweisen und verlangen, das Objekt möge am bisherigen Standort verbleiben, sind Landtagspräsidium und Regierung mit einer Antwort säumig.

Der Laurin-Brunnen, eine 1905 vergebene Auftragsarbeit des „Talferleege Culturvereins" an die Bildhauer Andreas („Andrä“) Kompatscher und Arthur Winkler, war 1907 an der Wassermauerpromenade entlag des Flussbetts der Talfer aufgestellt worden. Sein künstlerischer Gehalt manifestiert sich in den ihn bestimmenden Figuren Dietrich von Bern und Laurin, Gestalten aus literarisierten Sagenstoffen des Mittelalters. Die bildnerische Anordnung  zeigt, wie Dietrich Laurin „niederringt“ – so zumindest wurde es italienischerseits interpretiert, weshalb das Brunnenensemble einst entfernt worden und bis zur Rückkehr nach Bozen fast sechs Jahrzehnte im Burggraben von Rovereto verbannt geblieben war. 

Geschichte und Geschichten

Wer war  Laurin, wer sein ihn angeblich niederringender Gegenspieler Dietrich, der den Beinamen „von Bern" führt? Welche Rolle sollte die Bundesstadt der Schweiz spielen, die – so will es auf den ersten Blick scheinen – einer heldischen Herkunftsbezeichnung ihren guten Namen für garstige politische Händel leiht? Wie kann überhaupt das Produkt zweier Künstler Hände so für oder gegen sich einnehmen?

Wer Bozen auf der Alten Brennerstraße  in nordöstlicher Richtung verlässt, durch das Eggental hinauffährt zum Karer See und dort auf die Große Dolomitenstraße einbiegt, der hat bald ein wild zerklüftetes Bergmassiv vor sich, das an seiner Westseite, einer Hand nicht unähnlich, in gewaltigen Felsfingern ausläuft. Den Namen „Rosengarten", der schon in Landesbeschreibungen des 16. Jahrhunderts genannt wird – für gewöhnlich haben die Berge der Alpen erst im 18. Jahrhundert ihre heute geläufigen Namen erhalten –, wird alsbald deutend begreifen, wer klaren Abends hinüberkommt zur St.-Cyprians-Kapelle in Tiers und von dort aus den Blick auf ihm ruhen lässt. Auch wer sich zu anderen Aussichtspunkten aufmacht – es hat deren einige: in Bozen, am Ritten, im Überetsch bei Eppan und Girlan, entlang der berühmten Weinstraße gen Kaltem zu –, der hat den Rosengarten vor sich, mal näher, mal weiter entfernt, doch von dessen rot schimmerndem Glanz in der zur Neige gehenden Abendsonne wie magisch in Bann gezogen, gänzlich bezwungen. 

Der Anblick hat Geschichte und Geschichten gemacht. Wie Verführte zogen Alpinisten seit Beginn des vorigen Jahrhunderts zum Bozner Becken, mieteten sich zwei-, dreimal im Jahr ein und harrten täglich der Abendstunde, in der sie der bald „Alpenglühen" genannten Erscheinung gewahr wurden, wenn das Wetter es zuließ. Und es ließ es oft zu. Das Land unterm Brenner ist vom milden Klima des Südens behaucht und berauscht.

Derlei Farbenspiel der Natur, dessen Schönheit die Sinne reizt, war und ist dazu angetan, die Phantasie derer, die es schau(t)en, zu beflügeln. Ungezählte Schreibfedern haben es verewigt, zahllose Staffeleien im Bild komponiert. Der Kraft der Vorstellung waren keine Grenzen gesetzt. Vor allem aber Menschen, die ständig in seiner Nähe lebten, haben ihm bleibende Denkmäler gesetzt. In nie versiegen wollenden Erzählungen ist die Ansicht vom Berg und die Sicht dessen, wofür er steht, was sich an und in ihm verbirgt, von Generation zu Generation weitergereicht worden: im abendlichen Glühen zeige sich ein ehedem vorhandener, über und über mit Rosen bestandener Garten. Deswegen also der liebliche Name für schroffen Fels – er steht und spricht für sich selbst.

Ehe Menschen des Schreibens kundig waren, waren sie der Literarisierung des Stoffes mächtig, aus dem ihre Mythen gewoben sind. Die Lieder über ihre Helden haben sie mündlich weitergetragen. Diese Art der Tradierung lebte vom Weglassen und Hinzufügen. Die Übergänge der miteinander verbundenen Handlungen waren fließend. Es sind Kernerzählungen überliefert, um die sich Narrative aus anderen Zeitstufen und Regionen wie ein Kranz flechten. Chronologisches war für die mündliche Überlieferung von untergeordnetem Rang. Im Mittelpunkt des Weitergereichten stand jene Fama, die den gerade Lebenden wichtig war. Im Zentrum des Erzählens stand Belehrung, stand die Weisheit der Alten. Drumherum fanden sich Elemente der Unterhaltung.

Es ist heute nicht sicher, wie viele Änderungen Form, und Inhalt des Laurin-Rosengarten-Stoffs erfahren haben, man weiß nicht, wie viele „Brechungen" ihn prägten, bis ihm mittelalterliche Fahrende, Spielleute, ihre Stempel aufdrückten. Wohl aber ist gewiss, dass sein literarischer Kern zum Bestand der mündlich überkommenen deutschen, besser: germanischen Heldensage zählt, aus der sich vorwiegend im 13. Jahrhundert die dann schriftlich fixierte Dietrich-Epik speiste. Klar ist, dass sein historischer Kern auf die im Gefolge der Völkerwanderung nach Norditalien gekommenen Ostgoten und ihren legendären König Theoderich sich gründet. Dessen Ruhm, die Überlieferung seiner „sagenhaften" Taten, strahlte von Ravenna, wo man noch heute sein Mausoleum besichtigen kann, nach Norden aus in die Köpfe germanischer Brudervölker. Der historisch fassbare Theoderich lebte in Erzählungen fort, die historische Person wandelte sich zum Sagenheiden. Zwischen Po und Donau war sein Name einst in aller Munde: Dietrich von Bern. 

 „Bern" – das ist eine althergebrachte, in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts noch ganz selbstverständliche Bezeichnung für Verona. Sie lebte auch dann noch in cimbrischen und bairisch-tirolischen Mundarten als „bearn/pearn" weiter, als sie längst von „Verona" abgelöst worden war. Dietrich von Bern ist in Erzählungen und Dichtungen bis hoch in den skandinavischen Norden bekannt geworden, wo um 1260 in Bergen ein begabter Mann am Hofe König Haakons alles sammelte, was er – nach eigenen Worten – „von deutschen Kaufleuten" hörte und mit Sagengut anderer Provenienz zu einem großen Sammelwerk verarbeitete: Thidreks Saga af Bern. Dietrich taucht denn auch wie ganz selbstverständlich in „Der Nibelungen Not und Klage" auf, dem „Nationalepos der Deutschen“, wie es Germanisten nicht allein im wilhelminischen Deutschland nannten. 

Hinter dem in vielen Facetten literarisierten Dietrich steht also der große König der Ostgoten, steht Theoderich. Dessen eher vages Geschichtsbild war der Verklärung preisgegeben. Exakt tausend Jahre nach seinem Tode schreibt Johannes Turmair (Aventinus) in seiner „Bayrischen Geschichte": „Unser leut singen und sagen noch vil von im. Man findt nit palt ein alten künig, der dem gemain Mann paß bey uns so bekannt sey, von dem si so vil wissen zu sagen." Schon um 1400 hatte Jakob Twinger von Königshofen in seiner „Straßburger Chronik“ über Dietrich/Theoderich bemerkt: „. . . Von dem die geburen singent und sagent" („... von ihm erzählen, über ihn singen die Bauern.“) Die Bauern, das gemeine Volk also, trugen seinen Ruhm fort.

Von daher rührt der Stoff des Heldenlieds, darauf gründen sich höfische Epen des Mittelalters, die sich um König, Ritter und Gefolge ranken. Heldenmut, Kampf, Treue, Frauendienst, Abenteuer, Mildtätigkeit, Fürsorge für die Armen – das große Repertoire literarisierter höfischer Idealität der Staufer, die es besonders nach Italien drängte, konnte sich aus Stoffen speisen, das ganze ritterliche Tugendsystem vor dem Hintergrund einer in breiten Kreisen lebendig gebliebenen Identifikationsfigur wie Dietrich an Konturen gewinnen.

Dessen muss sich vergewissern, wer den Rosengarten schauen will, dessen eingedenk muss sein, wer sich der zwischen etwa 1200 und 1300 entstandenen Rosengarten-Dichtung in der Dietrich-Epik und Laurin, einem der Gegenspieler Dietrichs, zu nähern beabsichtigt. Laurin, Protagonist in gleichnamigem Reimpaarvers-Epos, ist Herrscher über jenen sagenumwobenen Rosengarten, den die maßgebliche Lokalforschung in gleichnamigem Gebirgszug anzusiedeln gedenkt, obwohl es noch zahlreiche andere kulturgeschichtlich bedeutsame Rosengärten gibt.

In der Laurin-Dichtung, die ein unbekannt gebliebener Verfasser aus Tirol um 1250 geschaffen hat, werden die Kämpfe Dietrichs und seiner Mannen mit Laurin besungen, in dessen Rosengarten der Berner/Veroneser eingedrungen ist. Mit Hilfe seines Waffenmeisters Hildebrand, eines Helden, dessen Name mit dem ältesten literarischen Zeugnis deutscher Zunge, einem um 800 entstandenen Stabreimfragment, eben dem Hildebrandslied, verbunden ist und dann immer wieder auftaucht, überwältigt Dietrich nach breit geschildertem, hin und her wogendem Kampf Laurin, der mittels eines Zaubergürtels über die Stärke von zwölf Männern verfügt. Der Zwergenkönig schwört Gefolgschaftstreue und lädt ihn mitsamt den Recken in seinen Kristallpalast inmitten des Bergstocks ein. Dort bewirtet er sie festlich und zeigt ihnen Künhild, die Schwester Dietleips, eines Gefolgsmanns Dietrichs, die er zuvor entführt hatte.

Nach üppigem Gastmahl betäubt Laurin seine Gäste, legt sie in Bande, rächt sich für die Zerstörung seines Rosengartens. Künhild jedoch entbannt des Nachts die vom Zaubertrank Trunkenen; mit ihrer Hilfe können sich die Gefangenen befreien. Laurin wird abermals besiegt. Als Gefangener begleitet er Dietrich nach Bern. Die Dichtung fand Anfang des 14. Jahrhunderts eine Fortsetzung im „Walberan": Der Fürst der asiatischen Zwerge will die Bezwingung seines Neffen rächen. Laurin jedoch bewährt sich in seiner geschworenen Treue, greift zusammen mit Hildebrand in den Kampf ein und versöhnt Dietrich mit Walberan.

Etymologisches 

Die Welten des Heldenlieds, der märchenhafte Züge tragenden Lokalsage und des höfischen Romans sind miteinander verquickt. Dietrich ist bekannt, Laurin eine Gestalt aus der Tiroler Regionalsage. Spuren des höfischen Romans zeigen sich vor allem in dem Drang Dietrichs und seiner Recken, „aventiure“ (Abenteuer) zu bestehen; sodann im ritterlichen Verhalten Künhild gegenüber; des weiteren in der Form der Begrüßung und des Empfangs, den Künhild den Mannen bereitet; schließlich in der Komposition des höfischen Festes in Laurins Palast.

Mit der Figur des geheimnisumwitterten Laurin haben sich die Interpreten schwergetan. Allzu bereitwillig legten sie die historischen Lautgesetze des Deutschen zugrunde. Nach ihrer Etymologie musste sich hinter dem neuhochdeutschen Diphthong (Zwielaut) „au" der mittelhochdeutsche Monophthong (Einlaut) „û", ein „langes u", verbergen; demnach ward der Namensbestandteil „Laur" auf mittelhochdeutsch „lure" zurückgeführt: „schlau", „(hinter)listig".

Schwieriger gestaltete sich die Erklärung des Bestandteils „-in". Die Silbe „-în" (langes i) hätte sich lautgeschichtlich eigentlich zu „-ein" entwickeln müssen, so dass die neuhochdeutsche Entsprechung des mittelhochdeutsch notierten Namens „Laurein" gewesen wäre, wie er beispielsweise im Bergdorf Laurein, dem südlichsten Ort des Deutschnonsbergs belegt ist. Dass es anders kam, zeigt etwa der Familienname der einstigen Berliner Schulsenatorin Hanna-Renate Laurien, die, nomen est omen, 1951 mit den „Stilelementen der historischen Dietrich-Epen" wissenschaftlich debütierte. Das lange i blieb bestehen, und so interpretierte man „-in" kurzerhand als Diminutiv (Verkleinerungsform); folglich musste „Laurin" eine kleinwüchsige Person, mithin ein „schlauer und hinterlistiger Zwerg" gewesen sein.

Die Fülle des regionalen Sagen- und Märchenstoffs widerlegt eine derartige Interpretation. In Tiers trug es sich zu, dass einer der dort lokalisierten zwölf Herren einem „Hexenmeister Kachler" einen Zaubergürtel übergeben hatte, als sie mit ihren feurigen Rössern unter dem Rosengarten durch den Gschösslwald geritten waren. Der Gürtel verlieh „Zwölfmännerkraft". Die Tierser Bauern konnten sich seiner Macht nur entziehen, wenn sie dem Hexenmeister den Gürtel vom Leibe rissen. Das Motiv findet sich in der Dichtung wieder.

Vielerorts in Südtirol sind Erzählungen von starken, mal helfenden, mal abträglichen Zwergen angesiedelt. In Plarsch, in Grätsch, am Fuße des Schlosses Tirol, in Algund und in Meran sind Rosengärten und Laurins Kristallpalast ebenso lokalisiert wie in Tiers. Im ladinischen Fassatal ist Laurin Dämon. Das deutet darauf hin, dass die Erzählungen aus vorchristlicher Zeit stammen müssen. Nur heidnische Gestalten sind „verunholdet" worden. In anderen ladinischen Tälern sind auch heute noch Erzählungen „aus der guten alten Zeit" lebendig. Darin hat ein König von Nyès, einer Örtlichkeit, die man sich hoch oben im Bergmassiv vorzustellen hat, schöne Gärten mit Tsôndris (Alpenrosen) angelegt, welche große, rote Blüten trugen. Von weitem sah man sie leuchten, und man riet dem König, sie zu verbergen. Der wollte davon nichts wissen und so kamen Krieger, die die Pracht zerstörten. Die gute alte Zeit war dahin. Im Gadertal tritt zu deren Untergang die Verheißung ihrer Wiederkehr.

Die Fassaner kennen auch allerhand Geschichten von der „Tor del Mine" und der „Rosa del Mine" („Turm des Gedenkens der Liebe" und „Rose der Liebe"). Das damit verbundene Friedensreich sei zerstört worden, es werde dereinst wiederkehren. In der Gegend von Mazzin wird die Interpretation des Alpenglühens, die fest mit dem Rosengarten verbunden ist, überliefert. Der König von Nyès, in dessen prächtigem Garten die Rosen einst standen, war von den Kriegern, die den Garten zerstört hatten, gefangengenommen worden. Er konnte sich jedoch befreien und dachte bei sich: „Hätten die Eindringlinge die Rosen nicht gesehen, so hätten sie sie nicht zerstört." Er belegte sie mit einem Zauberbann, damit sie fürderhin niemand mehr sehen konnte, weder bei Tage noch bei Nacht. Vergessen hatte er jedoch Morgengrauen und Dämmerung; morgens und abends wirkte der Bann hinfort nicht. Und so geschieht es, dass, bevor der Tag der Nacht weicht, die verzauberten Rosen leuchten. Das nennen die Ladiner bis auf den heutigen Tag „Enrosadüra". Danach ist wieder alles zu Fels und Stein rückverwandelt.

Dass man bei der Etymologisierung des Namens immer wieder den „arglistigen Zwerg" bemühte, darf vor allem der Germanomanie von Philologen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zugeschrieben werden, die allzugern bereit gewesen sind, dem deutschen (= germanischen) Nationalgeist ihr wissenschaftliches Ethos zu opfern. Dem germanischen Recken musste ein Wesen entgegentreten, auf dessen „Niederringen" schon sein Äußeres, seine Andersartigkeit vorauswies. Was lag da näher, als die Namendeutung auf eine Figur bringen zu können, die auch sonst in der älteren Dichtung und in der Volkserzählung bestens eingeführt war: den Zwerg. Dass die höfische Figuration stimmte, war dadurch gewährleistet, dass es sich bei Dietrichs Gegenspieler um einen König der Zwerge handelte. Dabei hatte schon 1865 Karl Müllenhoff, einer der großen Editoren, festgestellt: „Der Name ist fremd, undeutsch, rätisch."

Laurin – ein Zwerg?

Tatsächlich liegt ihm denn auch ein lautgeschichtlich erschlossener indoeuropäischer Wortstamm „law-" (Stein) zugrunde. Als Grundform hat „lawareno" (in der Bedeutung „Steinland") zu gelten. In dem Gebiet, in dem der originäre lokale Sagenstoff angesiedelt war, haben die von Norden her eindringenden Germanen bereits eine Namenform „lawarén" von den einsitzenden romanisierten Rätern in der Form „laurén" übernommen und diese ihrerseits ihren eigenen Laut- und Betonungsverhältnissen unterworfen. So konnte es geschehen, dass der Name in der endsilbenbetonten und durch Vokalhebung (-in) festgewordenen Form „Laurin" der neuhochdeutschen Diphthongierung standhaft trotzte. 

 „Laurin", der „im Steinland (im Gebirge) Wohnende", ist, ebenso wie „Rosengarten", ein sprechender Name. Sein Träger in Sage und mittelalterlicher Dichtung verkörpert ein Volk durch den Wohnplatz, für welchen er steht. Im Laurin-Stoff sind also die Ladiner literarisiert worden. Nur so lässt sich die gegenseitige Durchdringung von mitgeführten „germanischen" Dietrich- und bodenständigen Rosengarten- und Laurin-Motiven sinnvoll in einen Zusammenhang bringen. Entscheidend ist somit eine von ideologischem Ballast befreite Deutung des Stoffes, die die nationalistisch-übersteigerte des vorigen Jahrhunderts oder die ideologisch-dienstbare des nachwachsenden Faschismus dieses Jahrhunderts überwindet.

Wie ist also das Politikum, welchem ein sagengeschichtlich-literarisches Rätsel Nahrung gab, aufzulösen? Durch den Versöhnungsgedanken. Der ist, obschon er in den auf das Laurin-Epos folgenden und fußenden frühneuzeitlichen Dichtungen und Volksüberlieferungen offenliegt, nicht zur Kenntnis genommen worden. Man hatte sich zu sehr auf die originären Texte versteift. Die gingen stark auseinander. An einer Stelle hieß es, Laurin sei zu Bern (Verona) als Gaukler gehalten worden, an einer anderen, er habe Dietrichs Freundschaft gewonnen. Eine nordgermanische Quelle kam gar zu dem Schluss, Laurin sei von Dietrich erschlagen worden. Der „richtige", der versöhnliche Schluss findet sich aber im „Sängerkrieg auf der Wartburg", im „Walberan" und in jenem nicht mehr vorhandenen „Heldenbuch" des frühen 15. Jahrhunderts, von dem sich eine Dresdner und eine Tiroler Handschrift (Ambraser Heldenbuch) erhalten hat.

Der Versöhnungsgedanke 

Im „Wartburg-Krieg" laden Laurin, von dem es heißt, er habe „gebirge in tiutschen landen und ouch in der Walchen lant" (also an der deutsch-ladinischen Volks- und Sprachgrenze), und Sinnels, sein Bruder, den alternden Dietrich in die „Ewigkeit" ein. Er nimmt an und wird „entrückt". Im „Walberan“ wird Laurin Dietrichs „vîl getriuwer friunt mîn", dessen treuester Freund. Und im „Heldenbuch“ führt ihn ein Zwerg fort in ein Reich, welches „nit mer in diser welt" ist. Das stimmt denn auch mit der ladinischen Volksüberlieferung von den „zwei Königen" überein, die friedfertig und einträchtig in einem phantastischen Ewigkeitsreich miteinander herrschen.

Der Laurin-Brunnen zeigt also nur eine Episode aus dem kompliziert verwobenen literarischen Stoff. Die Herausstellung des Zweikampfs, der mit der vermeintlichen Niederlage des einen künstlerisch gestaltet ist, verkürzt  vor dem Hintergrund einer ins Politisch-Ideologische gewendeten Deutung - die Handlung auf das Aufeinanderstoßen zweier Volksgruppen während der germanischen Landnahme. Die Volkserzählung läuft auf Gemeinsamkeit hinaus. Zudem hat die Geschichte Tirols gezeigt, dass Einheimische (Ladiner) und Siedelnde (Bajuwaren und Franken) über Jahrhunderte hinweg friedlich nebeneinander im Angesicht des Rosengartens ihrer Helden lebten, bevor Italien 1919 seine Grenzen zum Brenner hin verschieben durfte und beide zu Untertanen machte.

Verbannung 

Doch bevor sich derlei Kenntnis verbreiten und sich die Erkenntnis eines produktiven Dilettanten, des Alpensagen-Forschers Karl Felix Wolff, allmählich Bahn brechen konnte, wonach der Stoff just in der ladinischen Erzähltradition von den zwei Königen eine harmonisierende Wende erfährt, indem sie im Rosengarten, der des Abends in untergehender Sonne erblüht, friedfertig und einträchtig in einem phantastischen Ewigkeitsreich miteinander herrschen, da war es für Winklers und Kompatschers Brunnen an der Wassermauerpromenade in Bozen längst zu spät.

In der Nacht vom 4. auf den 5. Juli 1933 fielen Unbekannte über die Skulptur her und zerschlugen sie. Man reparierte sie notdürftig und brachte sie im Stadtmuseum unter. Doch hinfort war dem plastischen Stück älterer Literatur kaum Ruhe beschieden. Die Monarchisten rieben sich daran. Sahen sie doch in Laurin eine Verspottung König Viktor Emanuels III., mit dessen Kleinwüchsigkeit die künstlerische Konfiguration nichts weniger als die zwergenhafte Statur gemein hatte. Noch größerer Rigorosität befleißigten sich Mussolinis Schwarzhemden. Die faschistischen Bannerträger erblickten, bevor sich Duce und Führer verbündeten, im „Niederringen" Laurins durch Dietrich den Sieg des germanischen über das romanische Element, somit eine Schmähung der stolzen, von Benito Mussolini auf römisch-imperiale Höhen zu führenden italienischen Nation. 

Mit der Folge, dass besagte Brunnenfigur schließlich am 17. Juli 1936 in den Burggraben von Rovereto verbannt wurde. Sicherlich nicht ohne Zutun des faschistischen Umvolkungsfanatikers Ettore Tolomei. Der hatte sich von Bozen aus mit Sendungsbewusstsein und unbändigem Hass auf alles Deutsche der „Re-Italianisierung" des 1919 Italien zugeschlagenen südlichen Teils Tirols verschrieben – eines mehr als ein Jahrtausend währende Geschichte des Landes verfälschenden Dranges, dem erst der Untergang seines Gönners Mussolini Einhalt gebot. Wenngleich die tausendfachen Namenfälschungen Tolomeis auch im „demokratischen“ Italien erhalten blieben und bis zu heutigen Tage amtlichen Charakter tragen.

Späte Gerechtigkeit

Dass der Laurin-Brunnen am 17. März 1993 als Akt später Gerechtigkeit nach Bozen zurückkehren und 1996 auf dem Landhausplatz aufgestellt werden konnte, war hartnäckigen Bemühungen des damaligen Kulturlandesrats Anton Zelger und seines Nachfolgers Bruno Hosp sowie deren Mitstreitern zu danken. Seit 1984 hatten sich der Südtiroler Landesverband für Heimatpflege und der Heimatschutzverein Bozen unablässig dafür eingesetzt. Sie wurden publizistisch vom Chefredakteur der Tageszeitung „Dolomiten", Josef Rampold, unterstützt. Das Bozner Stadtmuseum war einbezogen worden, Tauschgeschäfte hatte man ins Auge gefasst. Vergeblich. Zunächst verliefen Vorstöße wegen neuerlicher, ins Ideologische gewendeter Interpretationen stets im Sande.

Umstritten war auch die Rechtslage. So konnte lange der Widerspruch nicht beseitigt werden, der darin bestand, dass die Verschleppung des Denkmals auf Veranlassung des Podestà, des faschistischen Amtsbürgermeisters der Stadt, „moralisch widerrechtlich" geschah. Andererseits war das Roveretaner Kriegsmuseum formalrechtlich Eigentümer geworden und vertrat darüber hinaus die Auffassung, ihm gebühre auch gewohnheitsrechtlich nach so vielen Jahren der Brunnen.

Der beste Standort

Der Widerspruch in der Rechtsauffassung konnte schließlich überwunden werden. Man einigte sich, da Rovereto einst ohne eigenes Zutun in den Besitz gekommen war, auf eine „Rückschenkung" ohne jedwede Gegenleistung. Gleichwohl erhielt das Kriegsmuseum eine „Gegengabe“ aus Beständen des Bozner Stadtmuseums. In Kardaun, im Landesbauhof der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol, wurde der Brunnen restauriert. An seinen alten Standort an der Wassermauerpromenade kehrte er aber nicht zurück. Hosps berechtigte Auffassung, wonach er dort gefährdet sei, hatte sich durchgesetzt. Das Denkmal durfte nicht noch einmal Objekt schäbiger Gesinnungsbegierden werden, obschon ihm doch längst die ideologische Farbe abgewaschen worden sein sollte. 

Doch auch auf dem Silvius Magnago-Platz vor dem Landhaus waren Dietrich und Laurin schon einmal Gegenstand einer Verunzierungsattacke von „Casa Pound“, einer Vereinigung von Mussolini-Jüngern, deren (bezeichnenderweise von seinen italienischen Landsleuten in den Bozner Gemeinderat gewählter) Oberer ungestraft für den Schwarzhemden-Faschismus Propaganda macht.

Dennoch ist der Laurin-Brunnen unter der direkten Aufsicht von Politikern, Landhausbediensteten und Passanten dort sicherer als an anderen Plätzen der Stadt, weshalb er an seinem gegenwärtigen Standort gewiss am besten aufgehoben ist und verbleiben sollte. Man darf gespannt sein, ob Landeshauptmann Arno Kompatscher bei seiner Entscheidung gewillt ist, dem Namensvetter Andrä Kompatscher, einem der beiden Künstler, die das Denkmal schufen, Respekt zu zollen.

Herrolt vom Odenwald ist deutsch-österreichischer Historiker und Publizist.

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Es war doch auch ein sehr gutes Jahr drucken

Dieses Tagebuch muss oft Kritisches über die schlimmen Katastrophen in der nationalen und internationalen Politik vermerken. Es ist schade, dass darob die vielen unglaublich guten Nachrichten und Entwicklungen oft zu kurz kommen. Heute ist eine gute Gelegenheit, das nachzuholen.

Vorweg sei aber doch daran erinnert, welch katastrophale Entwicklungen Politik, Medien und zum Teil auch Religionsführer 2015 ausgelöst oder zumindest nicht verhindert haben:

  • die größte Völkerwanderung in Europa seit dem Kriegsende,
  • die extremistische Radikalisierung eines Teils des sunnitischen Islams,
  • die gesamte Griechenland- und Euro-Politik mit ihren schlimmen Zukunftsfolgen für den Euro-Raum,
  • die vielen immer unsinniger werdenden Regulierungen durch Republik und EU (die zum Zerfall der Union zu führen drohen),
  • die Einschränkung der Meinungsfreiheit durch neue Strafgesetze,
  • das mit einer Verschlechterung von Bildung, Freiheit und Demokratie verbundene österreichische Bildungspaket
  • und die schikanöse Verschärfung vieler Steuergesetze (die an Stelle der dringend notwendigen Einsparungen und Reformen die – richtige – Einkommensteuerreform finanzieren sollen).

So schlimm all das ist, die Liste des Guten und Erfreulichen des Jahres 2015 ist weit länger. Auch wenn man noch nicht weiß, ob sie auch langfristig gewichtiger sein wird. Auch wenn manches eben nur Entwicklungen sind, die in der Zukunft wieder ins Gegenteil umschlagen können.

Die Liste des Erfreulichen:

  1. Der „Islamische Staat“ hat an etlichen Fronten in Syrien und im Irak Niederlagen erlitten; er kontrolliert heute deutlich weniger Gebiete als vor einem Jahr – zur Erleichterung vieler Betroffener.
  2. Ausgerechnet das kleine, arme, auf Grund des griechischen Chauvinismus nicht in der EU willkommene Land Mazedonien (gegen das überdies noch vor ein paar Monate eine Hetzkampagne der europäischen Sozialisten lief) hat - neben Ungarn - die bisher effektivste Maßnahme zur Eindämmung der Völkerwanderung auf der Balkanroute gesetzt. Es lässt nur noch einen Teil der Migranten durch (nämlich nur noch solche mit Pässen von Syrien, Afghanistan und Irak). Das hat schon tausenfach zu Abweisungen geführt. Mazedonien wird dabei auch von Polizisten aus Serbien, Ungarn und Slowenien unterstützt, nicht jedoch von den dadurch am meisten profitierenden Österreichern und Deutschen. Die im Verhältnis zu Mazedonien viel reicheren Italiener und Griechen lassen weiter alles durch.
  3. Die schiitischen, alawitschen, kurdischen Moslems (nicht jedoch die sunnitischen) bemühen sich viel stärker als früher um ein gutes Verhältnis zu den Christen. Ein kleines, aber signifikantes Indiz war etwa der weihnachtliche Besuch von Irans oberstem Führer Ali Khamenei bei christlichen Familien.
  4. Die einst vielen durchaus mit Grund suspekten Anonymous-Hacker haben im Internet mit etlichem Erfolg den elektronischen Kampf gegen Dschihadisten und IS aufgenommen.
  5. Russland verhält sich heute viel disziplinierter als Anfang 2015. Es sucht ganz eindeutig jede neue Konfrontation mit dem Westen und jede neue Aggression in der Ukraine zu vermeiden. Von Syrien bis zum Iran ist Moskau heute fast schon ein Alliierter Europas und der USA.
  6. Bei uns fast noch gar nicht registriert: Auch Belarus, ein ebenfalls großes europäisches Land, hat sich in vielerlei Hinsicht deutlich gemäßigt, auch wenn es noch keineswegs ein demokratischer Rechtsstaat ist. Es hat sich auch geweigert, die russischen Sanktionen gegen die Ukraine mitzumachen. Auch Belarus ist der Kontakt zur EU wichtiger geworden. Die früher einseitige Abhängigkeit von Russland hat auch auf Grund der großen russischen Wirtschaftskrise an Stellenwert verloren.
  7. Das ewig lange Ringen mit dem Iran um einen Verzicht des Landes auf Atomwaffen hat endlich zu einem Hoffnung machenden Vertrag und auch schon zum Abtransport von angereichertem Uran aus dem Land geführt.
  8. Die Türkei und Ägypten haben sich zwar nicht gerade in Richtung Demokratie entwickelt (das hat in der islamischen Welt nur Tunesien geschafft), aber in beiden Ländern gab es Beispiele, wo Richter sich mutig der Staatsmacht entgegengesetzt haben. In Ägypten etwa sind folternde Polizisten zu lebenslanger Haft verurteilt worden (Vielleicht sollten sich auch russische Richter daran ein Vorbild nehmen).
  9. Der dramatische und allem Anschein nach auch 2016 weitergehende Verfall des Öl- und Gaspreises ist nicht nur für die Konsumenten eine gute Nachricht (für die Global-Warming-Paniker freilich eine schlechte). Er hat vor allem auch zur Folge, dass etliche der übelsten Regime nun viel weniger Geld haben, um anderswo Unfrieden zu stiften. Man denke nur an Venezuela oder Saudi-Arabien (der wahhabitische Wüstenstaat – früher noch vor der Türkei der größte Unterstützer des Extremismus – muss jetzt wegen der ausbleibenden Einnahmen trotz eines sinkenden Ölpreises die bisher subventionierten Benzinpreise deutlich erhöhen!).
  10. Südkorea und Japan haben endlich einen 70 Jahre währenden Konflikt um zumindest eine der japanische Untaten während des Weltkrieges bereinigt: Japan bedauert endlich offiziell das traurige und lange ignorierte Los der koreanischen Zwangsprostituierten. Das macht Hoffnung, dass die beiden starken Demokratien nun Schulter an Schulter und damit abschreckend gegen das nordkoreanische Abenteurertum und den chinesischen Expansionismus in jenem Raum stehen werden.
  11. Von Venezuela bis Argentinien sind linke Chaos-Regime, die ihre Völker bitter verarmt haben, durch demokratische Wahlen ganz oder teilweise gestürzt worden.
  12. In Kuba hat der Schwanengesang des Kommunismus irreversibel begonnen – wenn auch gegenüber Osteuropa ein Vierteljahrhundert verspätet.
  13. In Europa haben Wahlen zwar oft sehr unterschiedliche Ergebnisse gebracht. Aber bis auf Griechenland hat sich nirgends eine linke Mehrheit ergeben.
  14. Viele Staaten Osteuropas haben im dritten Nachkommunismus-Jahrzehnt eine eindrucksvolle wirtschaftliche Dynamik, nationale Identität, stolze Selbstsicherheit und starke Gruppen-Solidarität entwickelt. Das erscheint zwar vielen Linken bedrohlich, ist aber für die dortigen Völker und die Stabilität in Europa eindeutig positiv. Sie sind heute ganz normale stabile Staaten und durchaus funktionierende Demokratien. Vor allem Ungarns Viktor Orban ist 2015 durch seinen mutigen und erfolgreichen Alleingang gegen die Völkerwanderung (der inzwischen kein Alleingang mehr ist) auch für viele Österreicher zum Idol geworden.
  15. Die Österreicher haben insbesondere zur Völkerwanderung, aber auch zu etlichen anderen Fragen mehrheitlich eine selbstbewusste eigene Meinung entwickelt, die sich zu deren Ärger von Medien oder Politik nicht mehr steuern lässt.
  16. Mit Irmgard Griss tritt erstmals jenseits aller Parteien ein völlig unabhängiger Kandidat mit exzellenten Siegesaussichten zum Ringen um das Amt des Bundespräsidenten an. Die Österreicher legen also doch langsam ihren Untertanengeist ab.
  17. Und am allerwichtigsten, wenn auch hierzulande kaum registriert: Weltweit ist der Hunger – weiter – signifikant zurückgegangen. Es gibt im Gegensatz zur gesamten Menschheitsgeschichte praktisch nirgendwo mehr durch Hunger verursachtes Massensterben. Das ist ein absolut sensationeller Triumph von Wissenschaft (ja, einschließlich der Gentechnik!), Medizin und Hygiene.
  18. Diese drei Faktoren erhöhen zusammen mit weltweitem Handel und Kapitalismus auch den globalen Lebensstandard und die Lebenserwartung in mehr als 90 Prozent der Länder.
  19. Der ständig vor allem in medialen und religiösen Texten zu findenden Stimmung zum Trotz haben bei einer weltweiten Repräsentativumfrage (unter immerhin 66.000 Befragten) 66 Prozent angegeben, mit dem Leben glücklich zu sein. Das muss doch seine Gründe haben - ohne dass man die eingangs skizzierten Bedrohungen auch nur eine Sekunde ignorieren dürfte. Und vor allem: Den Optimismus findet man - zu Recht - in Lateinamerika und Asien. Etwa in Österreich ist er weit niedriger. Aber die einst Armen sind es heute immer weniger.

Das alles sind Entwicklungen, über die man sich viel mehr freuen sollte, als wir das tun. Und auf die man durchaus mit einem kräftigen „Prosit!“ anstoßen darf.

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Die Kulturblase ist nur ein kleiner Tropfen drucken

In einer gewaltigen Blamage sind die vielen am Beginn des Herbstes groß betrommelten „Flüchtlings“-Spendensammelaktionen geendet. Am Ende des Jahres zeigt die Bilanz, dass die „Zivilgesellschaft“ ganz anders über die gegenwärtige Völkerwanderung denkt, fühlt und handelt, als die machthabende Elite in Kultur, Politik und Medien geglaubt, diktiert und behauptet hat. Viele Bürger trauen sich zwar ihre Meinung angesichts einer bei unerwünschten Äußerungen sehr repressiv gewordenen Strafjustiz und extrem einseitiger Medien nicht mehr offen zu sagen. Aber fast alle halten ihre Geldbörsen demonstrativ dicht geschlossen. Was wohl auch eine klare Meinungsäußerung ist.

Die Menschen fürchten sich. Und das keineswegs nur vor eingesickerten Terroristen. Sondern auch vor den kulturellen, sozialen, ökonomischen, kriminellen Konsequenzen der Völkerwanderung, die sie wohl richtiger einzuschätzen vermögen als die Elite. Sie wollen diese Völkerwanderung daher keinesfalls noch durch eigenes Geld befeuern. Daran können auch die im geschlossen linken Gleichschritt agierenden Medien nichts ändern, die jede Mini-Initiative groß bejubeln, und die zugleich viele Fakten, kriminelle Taten beziehungsweise die Herkunft von Tätern verschweigen.

Von den allermeisten Homepages sind in den letzten Wochen die Spendenaufrufe zugunsten der „Flüchtlinge“ heimlich, still und leise verschwunden. Der ORF sammelt nur noch für behinderte Kinder in Österreich. Die Caritas stellt in ihrer Selbstdarstellung neuerdings lieber die Flüchtlingsbetreuung im Libanon und in Syrien in den Vordergrund. Beides sind im Gegensatz zum kollektiven Wahnsinn des ablaufenden Jahres ja jetzt wieder durchaus würdige Zwecke von Spenden.

Auch um den mit vielen Jubelrufen vor allem der Raiffeisenmedien eingesetzten Flüchtlingskoordinator Christian Konrad ist es überaus still geworden. Wenn man ihn trifft, dann grantelt er über die Österreicher. An die von manchen Koalitions-Illusionären angedachte Präsidentschaftskandidatur Konrads auf einem gemeinsamen SPÖ/ÖVP-Ticket kann er wohl nicht einmal mehr selber glauben. Übrigens ebenso wie Justizminister Wolfgang Brandstetter, obwohl er sich durch ein repressives Meinungsstrafgesetz bei den Sozialdemokraten angebiedert hat (in Wahrheit hat er natürlich gerade deswegen keine Chancen bei den Österreichern und würde so wie Konrad nur einen einstelligen Prozentsatz an Unterstützern bekommen).

Am lautesten hat die Kulturblase einst den Start ihrer vielen Flüchtlingsaktionen verkündet. Heute ist es jedoch auch dort sehr still geworden. All die Theater, Museen, Orchester, die sich damit anfangs profilieren wollten, haben in der Zwischenzeit entdecken müssen, dass sie wie der Kaiser ohne Kleider dastehen, wie ein General ohne Fußvolk.

Lediglich die Philharmoniker – die unter ihrem neuen Vorstand ganz auf Political correctness eingeschwenkt sind – melden einen halbwegs nennenswerten Betrag. Sie haben „rund“ 140.000 Euro zusammengebracht. Geplant waren freilich 250.000. Dabei handelt es sich freilich nicht um echte Spenden, sondern um Verkaufserlöse für attraktive Angebote des Orchesters: von begehrten Konzert-Tickets bis zu persönlichen Treffen mit Philharmonikern.

Die meisten anderen Kultur-Initiativen geben entweder überhaupt nicht bekannt, was ihre anfangs mit lauter PR verkündeten „Flüchtlings“-Aktivitäten eingebracht haben (etwa der von allen Medien laut bejubelte Song „Schweigeminute (Traiskirchen)“, um den es nun total schweigsam geworden ist). Oder es sind nur sehr bescheidene Beträge zusammengekommen, die sogar von den Sozialaktions-Budgets fast jedes einzelnen Rotary-, Lions- oder Kiwanis-Klubs deutlich übertroffen werden.

Aus dem Naturhistorischen Museum etwa (und einer dort abgehaltenen Benefizgala) bekam die „Wiener Flüchtlingshilfe“ ganze 20.133 Euro. Im Landestheater Niederösterreich wurden 2.505 Euro gesammelt. Im Landestheater Linz 10.000. Und aus der Staatsoper flossen in Summe überhaupt nur (von künstlerischem und administrativem Personal sowie Besuchern zusammen!) ganze 4.539 Euro an die Caritas. Wenn man denkt, dass dort viele Stars an einem einzigen Abend mehr Honorar bekommen, darf man das wohl als sehr mickrig bezeichnen.

Ganz zu schweigen von einer Veranstaltung der SPÖ im Parlament: Die erbrachte nur 356 Euro, wie zumindest die Freiheitlichen seit einigen Tagen nicht ohne Häme – und jedenfalls undementiert – verbreiten. Während die SPÖ pikiert schweigt.

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