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Zwölf Faktoren, warum der Westen so unbeliebt ist

Viele können nicht verstehen, warum die Welt außerhalb des Westens diesem immer ablehnender gegenübersteht. Dabei sind die Erfolge vieler europäischer und nordamerikanischer Länder in Hinblick auf Wohlstand, Stabilität und Freiheit eigentlich eindeutig. Dennoch findet ein – wenn auch loser und informeller – Zusammenschluss wie die "BRICS"-Gruppe überraschend viel Zulauf, der noch viel größer wäre, wenn dort auch kleinere Staaten mitmachen dürften. Hingegen scheint der Westen zunehmend isoliert. Das hat viele Gründe.

Diese Faktoren im Einzelnen:

1. Diktatoren mögen den Westen nicht

Ein wichtiger Grund ist zweifellos, dass etliche der BRICS-Staaten klassische Diktaturen sind, etwa China, Russland oder das neu dazustoßende Ägypten. Ähnlich ist es in der restlichen Dritten Welt. Mehr Demokratie und politische Freiheit – also das, wofür der Westen für viele Menschen zu stehen scheint, – würden diametral den Machterhaltungsinteressen der jeweiligen Herrscher widersprechen, die diese Macht immer wieder sehr brutal verteidigen.

2. Die Wirkung der medialen Indoktrination

Dennoch kann man keineswegs sicher sein, dass die jetzt unterjochten Bürger etwa der genannten Länder bei einem freien Referendum überall mit klarer Mehrheit für das westliche Modell votieren würden, so wie es einst in Osteuropa ganz eindeutig der Fall gewesen ist. Dazu sind die Menschen viel zu sehr von ihren jahrelang gleichgeschalteten nationalen Medien indoktriniert.

3. Die nationalen Gefühle

Aber auch jenseits dieser Propaganda gibt es einen gewissen Grundkonsens zwischen Bürgern und Machthabern, den man als Mischung aus nationaler Identität, aus Überlegenheitsgefühlen und Einkreisungsängsten beschreiben kann.

Vor allem in Russland mit seiner Geschichte von Napoleon bis Hitler sind solche Ängste ein bis heute sehr starker politischer und zusammenschweißender Faktor.

China wiederum fühlt sich seit Jahrtausenden als "Reich der Mitte", als Zentrum der kulturellen, ethnischen und politischen Überlegenheit. Das hat einst "nur" einen Dominanzanspruch über ganz Ostasien bedeutet. Das führt immer wieder zu chinesischen Aggressionsakten wie zuletzt von Taiwan bis zum Himalaya. Und das bedeutet neuerdings sogar den Anspruch, globale Nummer eins zu sein oder zu werden.

4. Angst vor Chaos

Die Abneigung gegen Demokratie ist ein wenig erforschter, aber eindeutig wirksamer Faktor. Für viele Menschen der Dritten Welt – vor allem für die einfacheren – ist Demokratie mit Chaos und Machtkämpfen verbunden. Das ist vielerorts nicht nur von der Staatspropaganda so eingehämmert worden, sondern auch Erfahrung der Vergangenheit (siehe etwa Ägypten). Und die Angst vor Chaos macht Angst vor Demokratie (obwohl Diktaturen in Wahrheit am Ende meist in viel schlimmerem Chaos enden).

In dieser Angst haben immer wieder Diktatoren ein Fundament ihrer Herrschaft gefunden (siehe etwa Hitlers Hetze gegen die "Quatschbude" Parlament).

Diese Einstellung ist aber auch Kennern der europäischen Philosophiegeschichte nicht ganz unbekannt. Eine große und bis zur Aufklärung dominierende Schule hat die innerstaatliche Friedenserhaltung und Konfliktvermeidung als notwendige oberste Pflicht aller Bürger angesehen, und daraus wie etwa Thomas Hobbes ein Plädoyer für die absolute Herrschaft eines Königs abgeleitet.

5. Antiwestlicher Rassismus

Ein stark gegen den Westen wirkender Faktor ist die Tatsache, dass in vielen Regionen der Welt ein gegen die "Weißen" gerichteter Rassismus wirksam ist. An der generellen Wirksamkeit dieses Rassismus ändern einige Ausnahmen nichts, wie etwa jene, dass das BRICS-Mitglied Russland eine eindeutig weiße Bevölkerung hat; ebensowenig wie der Umstand, dass es von Japan bis Taiwan und Indien auch von nicht-weißen Bürgern bewohnte – und über jeden Zweifel erhabene – rechtsstaatliche Demokratien gibt.

Zugleich sollte man als Europäer zugeben, dass umgekehrt auch das einstige Verhalten vor allem der europäischen Kolonialmächte eindeutig rassistisch gewesen ist. Auch wenn es in der linken Abteilung der Geschichtsschreibung mit totaler – aber in Afrika und Umgebung gerne reproduzierter – Einseitigkeit dargestellt und übertrieben wird. In Wahrheit kann es keinen Zweifel geben, dass etwa der japanische, etwa der arabische, etwa der osmanische Imperialismus samt Sklaverei für die unterworfenen Völker oft noch viel schlimmer gewesen ist, auch wenn das die dortige Selbstdarstellung und die europäischen Linkshistoriker total unter den Tisch kehren.

6. Abneigung gegen westliche Bevormundung

Das Verhalten des Westens – also vor allem der EU-Staaten und Nordamerikas, aber auch der europäischen Exposituren in Australien und Neuseeland – gegenüber den BRICS-Staaten und der restlichen Dritten Welt wird als bevormundend und überheblich empfunden: Diese fühlen sich immer mehr durch eine Art Postkolonialismus überwacht und kontrolliert, etwa wenn Entwicklungshilfe an alle möglichen Bedingungen geknüpft wird. Solche Bedingungen gibt es nicht nur in Sachen Menschenrechte und Demokratie, sondern auch immer mehr zur angeblich notwendigen Rettung des Weltklimas, obwohl alle Berechnungen zeigen, dass die CO2-Emissionen pro Kopf im Westen viel höher sind als in der Dritten Welt. Daher werden dort alle klimapolitischen Forderungen als ungerecht angesehen. 

7. Wachstum ist lebenswichtig

Zugleich ist tausendprozentig klar: Kein einziges der Drittweltländer wird das Wirtschaftswachstum und damit das Wachstum seiner Emissionen der EU zuliebe jetzt einbremsen oder gar zurückschrauben. Denn für diese Länder ist die Bekämpfung der Armut die zentrale nationale Herausforderung, ganz gleich, ob Diktatur oder Demokratie.

Ebenso klar ist, dass das nur über das Wirtschaftswachstum geht und dass dieses wiederum untrennbar mit höheren Emissionen verbunden ist. So hat der Währungsfonds errechnet, dass in 72 Entwicklungsländern in den letzten 30 Jahren jedes Prozent Wirtschaftswachstum mit 0,7 Prozent Zunahme der Emissionen verbunden gewesen ist. Die von der EU propagierte Vorbild-Wirkung des Einbremsens der europäischen Emissionen (und der damit verbundenen schweren Selbstbeschädigung für die eigene Industrie) wird daher mit Sicherheit auch in Zukunft außerhalb des Westens kaum Nachahmer finden.

Man bedenke nur, wie sehr selbst für das inzwischen relativ reiche China (das heute beispielsweise schon mehr Autos baut als jedes andere Land der Welt) ein möglichst hohes Wirtschaftswachstum nach wie vor die absolute Priorität darstellt und dass dessen rapides Kleinerwerden im heurigen Jahr eine kaum verhüllte Katastrophe für die Machthaber in Peking darstellt.

8. Westen behindert wirtschaftliche Entwicklung

In der Dritten Welt, als deren Führer sich vor allem China gerne positioniert, und bei den BRICS-Staaten hat man zunehmend das Gefühl, dass sie der Westen mit allen möglichen, teils vorgeschobenen Argumenten an der eigenen Weiterentwicklung, am Aufholen des Lebensstandards hindern will. Das tun nicht nur die Sanktionen gegen Russland und – zunehmend auch – China. Das tun auch viele andere Politiker, insbesondere der EU und dort wiederum Deutschlands an der Spitze: Dazu gehören etwa die neuen Lieferkettengesetze, mit denen europäische Importeure gezwungen werden, geradezu diktatorisch Druck auf ihre Lieferanten und damit auch die dortigen Staaten auszuüben, alle möglichen sozialen und ökologischen Regeln einzuführen. Das aber reduziert eindeutig die Exportchancen und Wettbewerbsfähigkeit der Dritten Welt und wird mit Sicherheit in den nächsten Jahren eines der dominantesten Konfliktthemen zwischen diesen Staaten und Europa werden.

9. Vergleich mit Europas Vergangenheit

In der Dritten Welt weiß man, dass diese Regeln noch vor wenigen Generationen auch in Europa nicht gegolten haben, wie etwa das Verbot der (noch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts etwa für Österreichs Landwirtschaft sehr wichtigen) Kinderarbeit oder wie alle möglichen ökologischen Vorschriften. In Europa hat es all diese jetzt zwangsexportierten Regeln nicht gegeben, als die Durchschnittseuropäer auf dem gleichen Lebensstandard gewesen sind wie heute viele Menschen der Dritten Welt.

10. China und Russland stellen keine Bedingungen

Das führt wieder nahtlos zum nächsten Faktor: zur scheinbar viel uneigennützigeren Hilfe aus China und Russland.

China mit seinen übervollen (nicht zuletzt durch Jahrzehnte der Exporte nach Europa und in die USA gefüllten) Kassen knüpft an seine Darlehen keine politischen, humanitären oder ökologischen Bedingungen, sondern "nur" ökonomische. Damit wächst freilich auch der politische Einfluss. Das kann man etwa an folgenden – für afrikanische Länder vorerst unproblematisch erscheinenden – Folgen ablesen: wie etwa dem Abstimmungsverhalten bei der UNO oder der wachsenden Isolierung Taiwans.

Relativ ähnlich ist Russlands Verhalten: Von Syrien bis zu vielen Staaten Afrikas hat Russland seine Söldner zur Unterstützung von bedrohten Herrschern geschickt, ohne daran irgendwelche Bedingungen Richtung Demokratie oder Menschenrechte zu knüpfen. Das ist natürlich viel angenehmer für die dortigen Herrscher.

11. Die Unglaubwürdigkeit des Westens

Ebenfalls schädlich für die Glaubwürdigkeit des Westens ist die Tatsache, dass dessen Demokratie auch intern oft wenig glaubwürdig ist.

  • Dazu trägt etwa die Verweigerung des Selbstbestimmungsrechts für viele europäische Regionen von den Basken bis zu den Südtirolern und Ungarn bei.
  • Dazu trägt die Verweigerung der direkten Demokratie durch die Machtelite in vielen europäischen Ländern bei.
  • Dazu trägt die zunehmende Macht einer aktivistischen und völlig einseitigen Gruppe von Wissenschaftlern bei, die andersdenkende Wissenschaftler verdrängt haben (siehe etwa Klimathemen).
  • Dazu trägt die zunehmende Entmachtung der demokratischen Repräsentativorgane durch die Herrschaft einer durch nichts legitimierten Richterklasse bei.

12. Der Schwulen- und Transkult

Der zwölfte Faktor ist erst relativ jung, aber von Russland bis zur islamischen Welt enorm wirksam. Das ist die Abneigung nicht nur der Regierungen, sondern auch breiter Bevölkerungsschichten gegen den sich im Westen rapide breitmachenden Trans- und Schwulen-Kult (obwohl er in keinem einzigen Land des Westens von einer Mehrheit der Bürger unterstützt wird). Dieser von den Linksparteien forcierte, aber auch von etlichen Höchstrichtern durchgesetzte und nur in einigen Ländern wie Polen und Ungarn bekämpfte Kult ist dabei, zur weitaus wirksamsten Kraft der Ablehnung der angeblichen westlichen "Werte" zu werden.

Bei jedem Bericht über nackte oder grotesk kostümierte Schwule, die auf europäischen oder amerikanischen Straßen paradieren, können die Putins und Xis dieser Welt nicht nur ihren Bürgern, sondern auch der restlichen Welt zurufen: "Wollt ihr so werden wie die?" Und die Antwort der Massen ist eine keineswegs erzwungene, sondern ziemlich einhellige.

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