Wie Politik und Notenbanken die Bürger um ihre Geldvermögen bringen

Die korrekte Verwendung von Begriffen ist von größter Bedeutung. Konfuzius sagt: "Wenn Wörter ihre Bedeutung verlieren, verlieren die Menschen ihre Freiheit." Wer den Gründen der soeben zunehmend Fahrt aufnehmenden Preisinflation auf den Grund gehen will, muss das Rad nicht neu erfinden, sondern kann sich auf Erkenntnisse großer Denker der Vergangenheit stützen. Der Ökonom und Philosoph Ludwig von Mises hat nicht nur mit seiner 1912 veröffentlichten Habilitationsschrift "Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel" als erster eine umfassende Geldtheorie vorgelegt, sondern sich auch gründlich mit dem Phänomen der Geldentwertung auseinandergesetzt. Hier ein Auszug aus seiner Schrift "Economic Freedom and Interventionism: An Anthology of Articles and Essays", in dem er auf die Bedeutung der Unterscheidung von Preis- und Geldinflation eingeht:

"Heutzutage gibt es eine sehr verwerfliche, ja gefährliche semantische Verwirrung, die es dem Nichtfachmann äußerst schwer macht, den wahren Stand der Dinge zu erfassen. Inflation, so wie dieser Begriff immer und überall und vor allem in diesem Land [den Vereinigten Staaten, Anm.] verwendet wurde, bedeutet, dass die Menge des umlaufenden Geldes und der Banknoten sowie die Menge der Bankeinlagen auf Girokonten zunimmt. Heute aber wird der Begriff ,Inflation‘ für das Phänomen verwendet, welches eine unvermeidliche Folge der Inflation ist, nämlich die Tendenz aller Preise und Löhne, zu steigen. Das Ergebnis dieser bedauerlichen Verwirrung ist, dass es keinen Begriff mehr gibt, der die Ursache dieses Anstiegs der Preise und Löhne bezeichnet. Es gibt kein Wort mehr für das Phänomen, das bisher als Inflation bezeichnet wurde. Daraus folgt, dass sich niemand für die Inflation im herkömmlichen Sinne interessiert. Da man nicht über etwas sprechen kann, das keinen Namen hat, kann man es auch nicht bekämpfen. Diejenigen, die vorgeben, die Inflation zu bekämpfen, bekämpfen in Wirklichkeit nur das, was die unvermeidliche Folge der Inflation ist: steigende Preise. Ihre Unternehmungen sind zum Scheitern verurteilt, weil sie das Übel nicht an der Wurzel packen."

In unserer Zeit der planmäßigen Begriffsverwirrung ebenfalls sehr erhellend sind die Arbeiten des US-Journalisten und Erfolgsautors Henry Hazlitt ("Economics in One Lesson"), der unter anderem die 1936 publizierte "General Theory" John Maynard Keynes‘ vernichtend kritisiert hat. Hier eine seiner Betrachtungen zum Phänomen Inflation:

"Schauen wir uns an, was bei einer Inflation passiert und warum. Wenn das Geldangebot erhöht wird, haben die Menschen mehr Geld, das sie für Waren anbieten können. Wenn das Warenangebot nicht oder nicht in gleichem Maße wie das Geldangebot zunimmt, dann steigen die Warenpreise. Jeder einzelne Dollar wird weniger wert, weil es mehr Dollar gibt. Daher werden mehr von ihnen gegen ein Paar Schuhe oder hundert Scheffel Weizen angeboten als zuvor. Ein ,Preis‘ ist ein Tauschverhältnis zwischen einem Dollar und einer Wareneinheit. Wenn die Menschen mehr Dollar haben, ist jeder Dollar weniger wert. Die Waren steigen dann im Preis, und zwar nicht, weil die Waren knapper sind als zuvor, sondern weil es mehr Dollar gibt."

Inflation ist eben nicht gleichbedeutend mit Teuerung. Sie (die Geldmengenausweitung) ist vielmehr deren Voraussetzung. Inflation ist kein Naturereignis. Sie wird im Zuge der Geld- und Kreditschöpfung gemacht – von Zentral- und Geschäftsbanken und auf Zuruf der Regierungen.  Den Bürgern schadet die Inflation, weil sie ihre Kaufkraft und ihre Ersparnisse zerstört. Dafür nützt sie Regierungen und deren Symbionten. In jedem Fall führt sie zu einer Vermögensumverteilung von unten nach oben.

Wenn Zentralbanker vor einer "zu niedrigen" Inflation warnen, kommt das daher einer gefährlichen Drohung gleich.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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