Nach der Nationalratswahl droht Österreich politische Lähmung

Autor: Stefan Beig

Warum Babler Kanzler einer Zweierkoalition werden kann

Autor: Klaus Lange

Die sexuelle Revolution frisst unsere Kinder

Autor: Werner Reichel

Wind und Atom – die Gegensätze

Autor: Gerhard Kirchner

Wie die Politik Betriebe schädigt

Autor: Andreas Tögel

Frohe Ostern!

Autor: Markus Szyszkowitz

90 Jahre Februar-Aufstand – 90 Jahre Juli-Putsch

Autor: Herbert Kaspar

Wer die Mär von der Frau als Opfer weitererzählt, ist kein Feminist

Autor: Christian Klepej

Nicht Messer, sondern Menschen töten

Autor: Andreas Tögel

Und wieder eine Print-Zeitung weniger ...

Autor: Günter Frühwirth

Alle Gastkommentare

Steinhof: Die „Alte Fleischerei“ vor dem Abriss

Otto Wagner war vor mehr als 100 Jahren ein genialer Städteplaner und Visionär, der mit dem Otto-Wagner-Spital (jetzt leider zur "Klinik Penzing" degradiert) ein einzigartiges Baukunstwerk geschaffen hat, das weltweit seinesgleichen sucht. Es war ursprünglich als Landesirrenanstalt auf damals noch niederösterreichischem Boden gebaut worden. Das Motto Otto Wagners: "Für die Ärmsten das Schönste". Und dieses Schönste wurde und wird leider sukzessive zerstört – von Politikern, die offenbar zu Kultur keinerlei Bezug haben und denen die Erhaltung dieses für Österreich und besonders für Wien wertvollen Jugendstil-Gesamtbaukunstwerks kein Anliegen ist. 

Konzipiert als "Stadt in der Stadt" war das Otto-Wagner-Spital Am Steinhof ein völlig autonomes Krankenhaus; beginnend mit der medizinischen Versorgung hat Otto Wagner dieses Areal mit sämtlichen für den autonomen Erhalt erforderlichen Einrichtungen ausgestattet. Es gab ein Verwaltungsgebäude, eine Kirche, ein Gesellschaftshaus (heute Jugendstiltheater), Küche, Werkstätten, Wäscherei, Leichenhaus, Glashäuser, Stallungen und eben diese Fleischerei, die jahrelang dem Verfall preisgegeben und nun zum (Teil-)Abriss freigegeben wurde: eine Verstümmelung, die dieses letzte Gebäude, das an die seinerzeitige wirtschaftliche Autarkie dieses Spitals erinnert, seiner Wertigkeit beraubt. 

Im Jahr 2006 feierte man noch kurz vor dem 100-Jahr-Jubiläum (2007) die Generalsanierung der Otto-Wagner-Kirche "Zum Heiligen Leopold" mit ihrer goldenen Kuppel, die mittlerweile zum Wahrzeichen Penzings und des Wilhelminenbergs geworden ist – der "Lemoni-Berg" wie er auch liebevoll von den Wienern genannt wird. Im Otto-Wagner-Gedenkjahr 2018 – zum 100. Todestag Otto Wagners – organisierte die Stadt Wien auch eine grandiose Ausstellung im Wien-Museum.

Heute aber wird sein Erbe mit Füßen getreten, dem Verfall preisgegeben oder teilabgerissen und verstümmelt, so wie es nun mit der Fleischerei passiert.

Seit mehr als 10 Jahren kämpft die Bürgerinitiative Steinhof-erhalten für den Erhalt des Otto-Wagner-Spitals, sie hat mehr als 70.000 Unterschriften gesammelt, an einer konsenslos beendeten Mediation teilgenommen, drei Petitionen an den Wiener Gemeinderat gerichtet und mehrere Petitionen im Nationalrat miteingereicht, sie hat unzählige Gespräche geführt, unzählige Briefe und Mails geschrieben, unzählige Medienberichte veranlasst – leider nur zum Teil mit Erfolg.

Wiens Politiker waren und sind erbarmungslos und ohne Verständnis, dieses Gesamtkunstwerk des Wiener Jugendstils auch für künftige Generationen zu erhalten. Bereits im Jahr 1981 – also vor 40 Jahren schon – haben sich die Wiener Bürger bei einer Volksbefragung eindeutig gegen eine Verbauung der nördlich des Spitalsareals gelegenen sogenannten "Steinhofgründe" ausgesprochen und die Öffnung des Geländes als Erholungsgebiet für die Bevölkerung erreicht! Die Verbauung des Otto-Wagner-Spitalsareals wird nunmehr wohlweislich ohne eine Volksbefragung durchgezogen. 

Mit großer Sorge beobachte ich die schleichenden (Flächenwidmungs-) Änderungen und die Demontage dieses eindrucksvollen Gesamtkunstwerks des Jugendstils, welches selbst in Europa seinesgleichen sucht. Aber nicht nur die Baukunst ist erhaltenswert, auch der große Park des Otto-Wagner-Spitals war und ist wichtig für die Patienten, und die Steinhofgründe werden als Erholungsgebiet mit seinen annähernd tausend Bäumen von der Wiener Bevölkerung sehr geschätzt. Gerade in Zeiten der Klimakrise, wo jeder Bürger dieser Stadt sehr deutlich merkt, wie wichtig der Erhalt von Grünflächen und wie wichtig Bäume gegen die Klimakrise sind. Sie binden CO2 und kühlen die Umgebung auf natürliche Weise!

Statt dies alles zu pflegen und zu erhalten haben Wiens Politiker bereits 2011 im Ostteil des Otto-Wagner-Spitals die Voraussetzungen geschaffen, dass die Vamed eine monströse Rehab-Klinik und die gemeindeeigene Gesiba-Wohnbaufirma zehn banale und dort völlig deplatzierte Wohnblocks ins Jugendstilambiente hineinbetonieren konnte. Bereits damals  wurden etliche Bäume gefällt, 2017 wurden für den Bau von vier hässlichen Wohnklötzen der Gesiba weitere hundert kerngesunde, alte Bäume einfach geschlägert: In einer morgendlichen Blitzaktion, damit es kaum jemand merkt. Und zwei Jahre später – 2019 – der nächste Kahlschlag, wieder wurden rund hundert gesunde Bäume für weitere sechs Gesiba-Betonburgen gefällt.

Statt dieses genial konzipierte Spitalsgelände für den Medizinbetrieb zu erhalten, mit den bis vor ein paar Jahren dort befindlichen medizinischen Fachgebieten für Psychiatrie, Neurologie und Orthopädie, die im Otto-Wagner-Spital bestens aufgehoben waren, wird das OWS als Spitalsstandort aufgegeben. Die stets verschuldete Stadt Wien überlässt unser Jugendstil-Juwel beziehungsweise 26.000 m² im Ostareal der Gesiba und eine weitere Liegenschaft im Ostteil der Vamed.

Eine Machbarkeitsstudie von "Alliance for Nature" bestätigt, dass das Otto-Wagner-Spital, der ehemalige "Spiegelgrund" unseligen Gedenkens an die NS-Zeit,  das Potential für den Weltkulturerbe-Status besitzt. Bereits im Dezember 2015 hat Icomos Int., Paris, für das Otto-Wagner-Spital den "Heritage Alert" ausgelöst. Aber statt den Weltkulturerbe-Status anzustreben, hat die Stadt Wien nunmehr mit George Soros einen Vertrag mit einer 100-jährigen Laufzeit und einer Option auf weitere 100 Jahre (!) für den Universitätsbetrieb der CEU  abgeschlossen. Pavillons werden für Professorenresidenzen und Studentenwohnungen adaptiert – mit Hilfe des Steuerzahlers.

Darüber hinaus ist auch noch eine Stadtseilbahn über/durch das Gelände in Planung

Mit diesen Maßnahmen ist die komplette Zerstörung des Gesamtensembles vorprogrammiert. 

Es ist einfach erschütternd, wie sorglos, wie verantwortungslos hier mit geschichtlichem Erbe, das seitens der Unesco als Wiens dritte Welterbestätte anerkannt werden sollte, umgegangen wird.

Viel Zeit bleibt uns nicht mehr!

Alice Kozich ist eine in Ottakring lebende Bankkauffrau und Vermögensberaterin, die sich für die Bürgerinitiative "Steinhof erhalten" einsetzt.

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)
Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print



© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung