Der Staat im Staat: Kritik unerwünscht

Andreas Unterberger, Tagebuch-Autor und ehemaliger Chefredakteur von "Presse" und "Wiener Zeitung", hat offenbar ins Schwarze getroffen. Die linke Medienblase empört sich derzeit  über einen Kommentar von ihm im "Kurier". Und getroffene Hunde bellen bekanntlich am lautesten. Florian Klenk, ungekrönter Herrscher über die heimische linke Twitterblase: "Das ist schon echt gewaltig, was Andreas Unterberger da im Kurier auf der Meinungsseite absondern darf. Nichts davon hält einem Faktenchecker stand. Die Gegenseite kommt nicht zu Wort. Ist das noch Journalismus oder schon blinder ÖVP-Aktivismus?"

Wenn ein Linker das Wort "Faktencheck" in den Mund nimmt, ist Vorsicht geboten. Was hat Unterberger so Schlimmes im "Kurier" geschrieben? Gar die Wahrheit? Er kritisiert die heimische Justiz im Zusammenhang mit der türkisen Inseratenaffäre: "Sie (die Staatsanwälte) müssen sich reihenweise Einseitigkeiten und Grundrechtsverletzungen gefallen lassen: Sie spielen völlig rechtswidrig rein persönliche Chats in die Öffentlichkeit, die mit keinem Delikt zu tun haben. Sie beschlagnahmen Handys und Computer fast immer nur von ÖVP- und FPÖ-Politikern."

Über Alma Zadic schreibt Unterberger: "Diese Ministerin findet das alles in Ordnung. Millionen Österreicher haben dadurch aber den Glauben an den Rechtsstaat verloren." Diese Kritik ist für linke Haltungsjournalisten ein Sakrileg. Vor allem für den "Falter", der gerne und oft solche Chats und andere an ihn gespielte Informationen aus Verfahrensakten veröffentlicht, solange sie nicht SPÖ- oder Grün-Politiker betreffen, und der mit Inseraten der Stadt und linker Institutionen zugepflastert wird.

Klenk fühlt sich von der Kritik als Teil dieses weit über die Justiz hinausgehenden Systems direkt angegriffen. Deshalb legt er wenige Stunden später noch einen gehässigen Tweet nach: "Andreas Unterberger ist ungeklärter geistiger Verfassung." Er greift ihn persönlich an, stellt seinen Geisteszustand in Frage. Das ist das Niveau eines mit Preisen überhäuften Star-Journalisten. Klenk hat in älteren Artikeln nach belastendem Material gesucht und ist ­ zumindest aus seiner Sicht – fündig geworden. Unterberger hat Zadic als "Ministerin mit ungeklärter Religionszugehörigkeit" bezeichnet.

Was dem "Falter"-Chefredakteur besonders zu missfallen scheint, dass der "Kurier" diesen Gastkommentar abgedruckt hat. Der politisch korrekte Großinquisitor scheint der Ansicht zu sein, dass die großen und von der öffentlichen Hand kofinanzierten Medien nur im engen politisch korrekten Rahmen berichten und kommentieren dürfen. Sobald ein Blatt oder Sender diesen Meinungskorridor verlässt, tritt Klenk als Hüter der linken Stimmungsmache auf den Plan.

Wenn der "Falter"-Chefredakteur einen Andersdenkenden, einen Blasen-Beschmutzer zum Abschuss freigegeben hat, stürzt sich der linke Meinungsmob geifernd auf das Opfer. Stets vorne mit dabei der staatliche Kleinkünstler beziehungsweise kleine Staatskünstler Florian Scheuba. Gewohnt unlustig twittert er: "Die Zeiten, in denen dieser Martin-Sellner-in-der-Heinz- Conrads-Version noch ernst genommen wurde, sind aber auch schon lange vorbei." Fabio Polly, gebührenfinanzierter Ö1-Redakteur, freut sich auf Twitter darauf, wie die unabhängige Justiz den Dissidenten Unterberger fertigmachen wird: "Bin neugierig, ob sich die angesprochenen Staatsanwälte dagegen rechtlich zur Wehr setzen!"

Wenn die linke Bobo-Seele auf Twitter hochkocht, darf Armin Wolf nicht fehlen. Auch er will vor seinen über 500.000 Twitter-Groupies publikumswirksam auf Unterberger eintreten. Wenn er in Fahrt ist, spielt auch die Grammatik keine Rolle mehr: "Kleiner Praxis-Tipp aus aktuellen (sic!) Anlass zu Andreas Unterberger-Kommentaren: Es ist immer das Gegenteil richtig. Insofern erfüllt auch er die zentrale Funktion eines Kommentators: Er gibt Orientierung."

Unterberger hat sich mit seiner Kritik im "Kurier" Feinde im tiefen linken Staat gemacht. Das ist nicht ungefährlich. Es sollte nicht verwundern, wenn demnächst eine Sudel-Geschichte im "Falter" über ihn erscheint oder  seine Handys und Computer abgeholt werden.

Werner Reichel ist Autor und Journalist. Er hat zuletzt das Buch "Europa 2030 – Wie wir in zehn Jahren leben" bei Frank&Frei herausgegeben.

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