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Zur Erwägung einer Seligsprechung von Leopold Figl

Der Bischof von Sankt Pölten, Alois Schwarz, hat jüngst angeregt, den ehemaligen österreichischen Bundeskanzler und Staatsvertrags-Außenminister Leopold Figl seligzusprechen. Bei sehr berechtigter Kritik an den meisten derzeitigen Bischöfen in Österreich möchte man als Katholik dieser speziellen Initiative doch entschieden zustimmen. Es wäre aber nicht unsere herabgekommene Gegenwart, wären nicht sofort Proteste gegen das fromme Ansinnen und Versuche der Herabwürdigung veröffentlicht worden.

Figl ist sinistren Kreisen seit langem schon unbequem, verdeckt er doch immer noch den Blick auf diverse linke Potentaten, die man statt seiner auf den hohen Sockel des allgemeinen ehrenden Angedenkens stellen möchte. Schon 2002, zum hundertsten Geburtstag, haben die einschlägigen Gazetten versucht, die Erinnerung an Figl zu demontieren. Er wäre ein Trottel, ein Säufer und ein Angeber gewesen – sinngemäß musste, wer so leichtsinnig war, dem "Qualitätsjournalismus" Glauben zu schenken, das aus der "Berichterstattung" damals schlussfolgern.

Figls Weihnachtsansprache, die bedeutendste politische Rede in Österreich seit 1945, sei in Wirklichkeit, so wurde angedeutet, eine Phantasmagorie gewesen, sei "so nie gehalten" worden. Nachdem sich aber dutzende Zeugen gemeldet hatten, die bestätigten, Figls Weihnachtsansprache 1945 am Radio noch selbst gehört zu haben, konnte man mit diesem Versuch der Geschichtsumdeutung nicht reüssieren. 

Nun hat die Bischöfliche Absichtserklärung einen neuen Schub an "Vergangenheitsbewältigung" ausgelöst. Figl wäre ja "hoher aktiver Austrofaschist" gewesen, wie ein besonders putziger Vorwurf lautet. Figl hätte "mit Mussolini zusammengearbeitet" und "Südtirol preisgegeben", wie man eifrig Stimmen ausgerechnet aus Tirol dem Publikum vorlegt.

Den Terminus "Austrofaschist" freilich darf man ruhig als linke Hetze ansehen. Figl war in der Tat hoher Funktionär im Katholischen Ständestaat. Als solcher trug er schon früh dazu bei, dass Österreich das erste Land der Welt war, das dem National-Sozialismus entschieden und übrigens dann auch bewaffnet und erfolgreich entgegentrat. Das ist auch der Grund, warum Figl nach dem "Anschluss" ins Konzentrationslager gesperrt und dort auch gefoltert wurde. Wie seiner Biographie entnehmbar ist, stand 1945 seine Hinrichtung unmittelbar bevor.

Figls Weltanschauung war Katholisch-konservativ beziehungsweise Christlich-sozial, was von der Linken eben gerne als "Austrofaschismus" bezeichnet wird, was einen freilich nicht beunruhigen sollte. Figl als Kämpfer für einen Katholischen Gesellschaftsentwurf (und für die Freiheit des Landes) kann also durchaus zu Recht zumindest unter die Bekenner, wenn nicht unter die Märtyrer eingereiht werden.

Dass er mit Mussolini "zusammengearbeitet" hat, wäre, wenn es dafür denn Belege gibt, überhaupt nicht verwunderlich. Mussolini, über die Machtmittel einer damals hochgerüsteten europäischen Großmacht verfügend, hielt Anfang und Mitte der 1930erJahre seine schützende Hand über Österreich und ist der außenpolitische Faktor gewesen, der 1934 den Einmarsch eines national-sozialistischen Deutschlands in Österreich verhindert hat.

Die großartig "demokratischen" Westmächte England und Frankreich waren ja an der Unabhängigkeit Österreichs demonstrativ desinteressiert und zogen das "Appeasement" mit Hitler vor. Und Figl war in Bezug auf Südtirol kaum in der Lage, hier etwas preiszugeben oder nicht preiszugeben. Die Tragik des Landes Tirol ergab sich aus den schandbaren alliierten Friedensdiktaten nach 1918, welche bekanntlich unter anderem das südliche Tirol den Italienern als Kriegsbeute überließen; an diesem Unrecht konnte weder Figl noch sonst jemand in Österreich oder Tirol etwas ändern.

Wenn jemand Südtirol "preisgegeben" hat, dann war das Hitler, der Land und Bevölkerung gerne Mussolini überließ, als Preis für das Akzeptieren des "Anschlusses" dann 1938. Als Draufgabe bot Hitler den verratenen Tirolern noch das Danaergeschenk der "Option" dar.

Die Zeitzeugen, die noch belegen könnten, dass der Staatsvertrag nicht von einer Idiotenregierung sondern von wirklichen Staatsmännern zuwege gebracht wurde, sind leider rar geworden. Wer sich aber etwas intensiver und ohne sozialistische Engführung mit der Geschichte Österreichs nach 1918 befasst, erkennt die Größe des Leopold Figl und erkennt auch, dass wir Nachgeborene ihm gegenüber allen Grund zur Dankbarkeit haben.

Dr. Albert Pethö, Historiker und Publizist, lebt in Wien.

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