Nicht Corona, die Rechten sind die größte Bedrohung

So richtig ernst scheint man die Covid-19-Epidemie in Deutschland noch immer nicht zu nehmen. Nach wie vor landen Flugzeuge aus Hochrisikogebieten wie dem Iran völlig unkontrolliert auf deutschen Flughäfen. "Das Vollversagen bei der Einreise", titelt dazu jetzt die Bild-Zeitung. Nur ein Beispiel. Willkommenskultur wird in Deutschland großgeschrieben, selbst in Zeiten todbringender Epidemien. Auch sonst gehen Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr politmedialer Hofstaat recht entspannt und locker mit Corona um. Gesundheitsminister Jens Spahn wiegelte noch Ende Februar ab und Angela Merkel wandte sich erst am 11. März in Sachen Corona-Epidemie an die Bürger. Sie blieb, wie man es von ihr gewohnt ist, unkonkret, speiste die Öffentlichkeit mit Stehsätzen, Phrasen und politisch-korrekter Oberlehrer-Rhetorik ab.

Die öffentlich-rechtlichen Sender stehen wie 2015 geschlossen hinter Merkel, tragen unkritisch mit, was Merkel, Spahn und Co. verbocken und unterlassen. Der Bayrische Rundfunk spielte den merkelschen Musterschüler und warnte in einem TV-Beitrag gar, dass Rechte die Corona-Epidemie für ihre finsteren Ziele instrumentalisieren würden. Mehr noch, die Corona-Hysterie sei in Europa überhaupt erst durch Rechte entfacht worden. Der Beitrag lief zu einem Zeitpunkt, wo in China die Epidemie voll ausgebrochen war und Tausende bereits am Virus gestorben waren.

Als Beweis für die rechte Corona-Weltverschwörung wurde ein Tweet von Martin Sellner zitiert: "Offene Grenzen bedeuten auch offene Grenzen für Viren." Wenn Sellner von den "rechtsextremen Identitären" das sagt, dann ist es die Pflicht eines jeden aufrechten Deutschen, sich für offene Grenzen, mehr Willkommenskultur und möglichst unkontrollierte Massenzuwanderung stark zu machen. Kein Virus ist illegal! Auch wenn das bedeutet, dass daran Tausende Landsleute krepieren. Die linken Gesinnungsethiker nehmen solche Opfer für ihre Überzeugungen gerne in Kauf.  Das ist jedenfalls besser, als sich von Rechten instrumentalisieren zu lassen.  

Das ist eine Frage der Haltung, eine Frage der Moral. Für die gute und gemeinsame Sache ist der deutschen Elite einmal mehr kein Preis zu hoch, auch wenn der Bayrische Rundfunk seinen öffentlich-rechtlichen Corona-Verschwörungs-Erklärbeitrag kommentarlos aus der Mediathek gelöscht hat, nachdem in Italien immer mehr Menschen unbehandelt sterben, weil die Kapazitäten erschöpft sind.

Hier sind wir beim Grund, warum ausgerechnet Deutschland so zögerlich und unentschlossen reagiert, warum die Verantwortlichen so lässig mit dieser Bedrohung umgehen, obwohl die meisten Nachbarländer inklusive Österreich wesentlich früher und effizienter Maßnahmen eingeleitet und ergriffen haben.

Die Corona-Epidemie steht auf der nach oben offenen German-Angst-Skala trotz aller bisherigen Auswirkungen, trotz Zigtausender Toter ganz unten. An erster Stelle, noch weit vor der Klimaapokalypse, rangiert die Gefahr von rechts. Würden die linken Blockparteien, die Mainstreammedien, die Zivilgesellschaft, der Kulturbetrieb und die staatlich finanzierte Gegen-rechts-Industrie sich nicht Tag für Tag im Kampf gegen rechts verausgaben, Deutschland wäre längst wieder eine Nazi-Diktatur, das Vierte Reich. Da bleibt natürlich wenig Zeit, Geld, Energie und andere Ressourcen, um sich mit Randerscheinungen wie der Corona-Epidemie auseinanderzusetzen.  Zumal ihr Gefahrenpotential, wie wir vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk wissen, ohnehin von rechten Grenzen-dicht-Fanatikern übertrieben werden.

Schließlich ist nichts gefährlicher als ein AfD-Politiker, selbst nachdem man ihm sein Auto abgefackelt, seine Familie bedroht, sein Haus beschmiert und ihn zum x-ten Mal im Fernsehen als widerlichen Nazi vorgeführt hat. Ja, im Kampf gegen rechts kann den Deutschen niemand etwas vormachen, aber bei der Eindämmung von Epidemien fehlt es ihnen an Motivation.

Keine Pandemie, keine Seuche, kein Virus, keine Krankheit, kein Finanzcrash, keine Rezession, kein orientalischer Imperialist, keine unkontrollierte Einwanderungswelle, kein islamischer Terroranschlag – nichts ist gefährlicher als die AfD. Darüber herrscht in Deutschlands politmedialer Klasse Konsens. Den lässt man sich auch nicht durch ein blödes Virus kaputtmachen. Während Zigtausende Menschen weltweit am neuen Virus krepieren, mahnt die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Frau Annette Widmann-Mauz, "angesichts der Corona-Krise den Kampf gegen Rassismus und Rechtsextremismus nicht zu vernachlässigen."

Ja, auch in solchen Zeiten muss man Prioritäten setzen. Die Rechten warten nur darauf, dass Kämpfer wie Widmann-Mauz angesichts der Corona-Krise unvorsichtig werden und die größte Gefahr für die deutsche Gesellschaft kurz aus den Augen verlieren.

Außerdem ist der Kampf gegen eine todbringende Epidemie doch ziemlich anstrengend und nicht ganz ungefährlich. Im Gegensatz zum Kampf gegen rechts. Deshalb weiß der Linke aus dem staatlichen, staatsnahen und staatlich finanzierten Bereich sehr gut, wofür oder wogegen er sich zu engagieren hat.

Die Corona-Epidemie ist der politmedialen Elite etwas unangenehm, sie kommt ungelegen, weil sie sie zwingt, die Grenzen dicht zu machen, beziehungsweise das die angrenzenden Länder für Deutschland übernommen haben. Da helfen auch keine Apelle von Mutti Merkles EU-Freundin Ursula von der Leyen. Ja, es funktioniert: Grenzen kann man tatsächlich kontrollieren und schließen. Ja, staatliche Territorien lassen sich schützen, auch wenn das Refugee-Mutti Merkel und Co 2015 heftig abgestritten haben.

Erst nachdem Länder wie Österreich oder Dänemark gehandelt haben, hat auch Deutschland seine Grenzen geschlossen. Linke Dogmen und Überzeugungen stehen über Menschenleben. Das ist aber nichts Neues. Und plötzlich wird Deutschland, dessen politmediale Elite sich so gerne als Retter der Menschheit, der Dritten Welt, des Planeten und des Klimas inszeniert, zu einem europäischen Sicherheitsrisiko. Denn eines hat die Corona-Epidemie gezeigt: Wer rechtzeitig und entschlossen reagiert, wie etwa Taiwan oder Singapur, kann das Schlimmste verhindern und viele Menschenleben retten. Und je später man Maßnahmen ergreift und je lascher man diese umsetzt, desto mehr Menschen sterben.

Von solchen Überlegungen lassen sich politisch-korrekte Gesinnungsethiker und Hypermoralapostel  aber nicht beirren.

Was sind schon ein paar Tausend tote Alte. Das sind, wie wir vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk wissen, ohnehin nur unnütze "Umweltsäue". Deshalb ist es gut, wenn sie in großer Zahl sterben. Auf dem öffentlich-rechtlichen YouTube-Kanal "Funk" heißt es: "Wir (…) sagen ja zu Corona, denn mit diesem Virus heilt sich der Planet praktisch selbst. Interessant, wie fair dieses Virus dabei ist. Es rafft die Alten dahin, aber die Jungen überstehen diese Infektion nahezu mühelos. Das ist nur gerecht, immerhin hat die Generation 65 plus diesen Planeten in den vergangenen 50 Jahren voll an die Wand gefahren."

Ach ja, das war natürlich "Satire". Denn den Bezug zur Realität haben die Linken in Politik, Medien und Zivilgesellschaft – vor allem in Deutschland – längst verloren. Man lebt in seiner medialen Blase, wo man gegen virtuelle Rechte und das Klima kämpft, mit den echten Problemen außerhalb der politmedialen Kunstwelt, an denen unter anderem und ganz real ältere Menschen ersticken oder wie es ein italienischer Arzt ausgedrückt hat, in  Zeitlupe ertrinken, kann man nicht viel anfangen.

Werner Reichel ist Autor und Journalist. Er hat zuletzt das Buch "Europa 2030 – Wie wir in zehn Jahren leben" bei Frank&Frei herausgegeben.

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