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Denken wir schon jetzt an die kleinen Geschäfte!

Irgendwann wird die Coronakrise – hoffentlich in absehbarer Zukunft! – zu Ende gehen, aber für uns alle noch kein Grund zur Freude sein. Denn dann müssen wir die auf den Coronavirus folgende Wirtschaftskrise bewältigen. Und die wird für alle, egal ob sie infiziert wurden oder nicht, arge Folgen haben.

Unsere Regierung stellte für Soforthilfen 38 Milliarden Euro bereit. Dieses Geld kann der Finanzminister aber nicht beim Bankomat an der nächsten Ecke beheben. Dafür macht er für den Staat, für uns Schulden in riesigem Ausmaß. Zu den bereits seit Jahren bestehenden Schulden von rund 280 Milliarden kommen mit einem Schlag nochmals 38 Milliarden dazu, wenn es nicht noch mehr werden. Nichts ist es mit dem Nulldefizit, und wahrscheinlich können wir von einer Steuersenkung auch nur weiter träumen.

Ja, unser Staat ist arm und ich höre Finanzminister Gernot Blümel schon singen wie die Lisi im Fidelen Bauer "Heinerle, Heinerle, hob’ ka Göd ...".

Aber irgendwie ist es doch paradox. Unser aller Staat, das sind wir alle gemeinsam, ist arm. Auf der anderen Seite zählen die Österreicher, jeder einzelne von uns, zu den reichsten Menschen auf dieser Erde. Insgesamt haben alle Österreicher unglaubliche 260 Milliarden EUR auf ihren Sparbüchern und Bankkonten liegen!

Im Schnitt für jeden Österreicher 65.000 Euro.

Natürlich ist das leider nicht gerecht verteilt. Life is unfair, viele haben ein x-faches von dem, viele andere haben ihr Bankkonto ständig im Minus ...

Aber insgesamt 260 MILLIARDEN.

Selbstverständlich bin ich dagegen, dass der Finanzminister da zulangt. Die Zeiten der Kriegsanleihen sind – Gottseidank! – längst vorbei. Und die Kirchen brauchen auch nicht mehr um ihre Glocken zu fürchten.

Zum Glück kann der Staat jetzt Milliarden aufnehmen, ohne auch nur einen Cent Zinsen dafür zahlen zu müssen. Da muss ich gleich an Friedrich Torbergs Tante Jolesch denken: "Gott soll einen hüten vor allem, was noch ein Glück ist."

Irgendwie kommt mir das schon vertrackt vor: Armer Staat – reiche Staatsbürger ...

Nun gut. Der Staat wird helfen, allen die jetzt auf ihre gewohnten Einnahmen verzichten müssen, weil ihre Geschäfte geschlossen sind, von den Baumärkten bis zum kleinsten Einzelhändler, von der Airline und den Flughäfen bis zum Autohändler, von den großen Hoteliers am Arlberg bis zum Wirten im Grätzl.

Aber auch den Zehntausenden, die sich beim AMS entweder real oder online anstellen müssen.

Ehrlich gesagt, mache ich mir um die riesigen Baumärkte, Luxushotels oder Großindustrielle in der Baubranche nicht solche Sorgen, wie der Herr Zgonc weiland in seinem Werbespot. Die werden den hoffentlich bald vorübergehenden Verlust mit jahrelangen und zukünftigen Gewinnen doch einigermaßen ausgleichen können, wenn nicht anders mithilfe ihrer Steuerberatungskanzleien. 

Viel mehr frage ich mich, wie die kleinen Betriebe, das Familiengeschäft diese für sie wie ein Tsunami hereingebrochene Umsatzflaute überstehen werden.

Da hätte ich ein paar Vorschläge, wie jeder Einzelne dazu beitragen kann, dass unsere im Grätzel lieb gewordenen Geschäfte weiter bestehen können.

Da ist z.B. der Friseur. Scheren und Kämme bleiben jetzt in den Läden liegen. Da kann ich vielleicht ein bisschen helfen, wenn ich in den nächsten Monaten nicht erst alle fünf Wochen, sondern schon alle vier oder gar drei Wochen zum Haarservice komme.

Beim Bäcker ums Eck kaufe ich halt eine Mehlspeise zur Jause nicht nur einmal in der Woche, sondern zweimal, und statt der Billigprodukte im Supermarkt genieße ich zum Frühstück auch ruhig einmal eine seiner köstlichen Handsemmeln ...

Im Beisl, wenn’s wieder aufsperrt, trinke ich statt dem üblichen Seidl ruhig auch einmal ein Krügerl Bier, wird mir nicht schaden und dem Wirt hilft’s vielleicht ein bisserl ...

Eine Hose, eine Jacke kommt nicht nur einmal alle heiligen Zeiten, sondern vielleicht auch zwei- oder dreimal im Jahr in die Putzerei ...

Gemüse und Obst kann man ruhig auch einmal mehr beim lokalen kleinen Obst-Gemüsehändler kaufen, statt im deutschen Supermarkt.

Apropos Supermarkt: einmal ernstlich überlegen, ob wir Obst und Gemüse zu jeder Jahreszeit von Kolumbien, über Südafrika bis Spanien brauchen. Unsere Erdbeerbauern und Spargelstecher werden es danken, wenn wir halt noch ein, zwei Wochen länger warten und dann heimisches Obst und Gemüse genießen.

Irgendwo findet man auch noch eine Papierhandlung, die von Glückwunschkarten bis Geschenkpapier eine genügend große Auswahl hat.

Selbst für den Küchenbedarf gibt es noch etliche Spezialgeschäfte, die vom Kaffeehäferl bis zum Eierspeisreindl alles haben. Auch die schätzen es, wenn ich in den kommenden Wochen zu ihnen einkaufen gehe.

Die Muttertagsblumen bekomme ich bei der Blumenhändlerin im Bezirk zumindest so frisch und haltbar wie im Super- oder Baumarkt.

Und dann gibt es noch den Optiker, die Parfümerie und Drogerie, das traditionelle Schuhgeschäft ...

Sie alle werden es uns danken, wenn wir nach dem Wiederaufsperren ihrer Geschäfte als neue oder alte Kunden verstärkt zu ihnen kommen.

Wie heißt’s beim Tarockieren? Auch Kleinvieh macht Mist – es muss nicht immer ein hoher Punktestich sein.

P.S.: Ich bin mir dessen bewusst, dass vieler meiner Überlegungen eine große städtische Wirtschaftsstruktur verlangen, die es in hunderten ländlichen Gemeinden leider nicht mehr gibt.

Dr. Günter Frühwirth ist Jurist mit aktivem Interesse an Themen der Gesellschaftspolitik.

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