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Wiener Tagebuch: Das rote Paradies

Eine Kreuzung am Gürtel: Ich gehe unter einem U6-Bogen durch. Überall, Graffiti, Dreck, angepinkelte Mauern und Gehsteige, zerfetzte Plakate, Antifa-Aufkleber und vor der U-Bahnstation eine kulturell bereichernde Männergruppe mit Tagesfreizeit. Auch oben in der U-Bahn-Station sollte man sich besser nirgends hinsetzen oder anlehnen, wenn man hell gekleidet ist.

Während ich auf die U6, von politisch unkorrekten Menschen auch Orient-Express genannt, warte, lange warte, und am gegenüberliegenden Bahnsteig die ebenfalls Wartenden betrachte, denke ich mir, was habe ich für ein Glück, dass ich in der lebenswertesten Stadt der Welt leben darf. Anfang September berichteten der ORF und andere Medien einmal mehr stolz über den ersten Platz Wiens beim jährlichen Economist-Ranking. Hinter uns Städte wie Melbourne oder Osaka.

Danke SPÖ, danke Grüne für eure tolle Arbeit. Da darf man auch nicht kleinlich sein und sich über die heimische Rekordsteuerquote und die hohen Abgaben in Wien beschweren. Die lebenswerteste Stadt der Welt muss schließlich regiert, gelenkt, verwaltet und erhalten werden. Das kostet eben. Kapazunder wie Renate Brauner ("Bevollmächtigte der Stadt Wien für Daseinsvorsorge") oder Peter Hacker bekommt man nicht für lau.

Wie gut, dass ich in Wien und nicht in irgendeiner verslumten Metropole irgendwo in Afrika oder Asien lebe. Und während die U6 in die Station rattert, denke ich an Singapur, wo ich mich im August zwei Wochen lang aufgehalten habe.

Ich denke an die blitzblanken Straßen, die moderne Infrastruktur, an die U-Bahnen, die fahrerlos, klimatisiert und stets pünktlich dahingleiten. Ich sehe die modernen Prestigebauten vor mir, etwa den vor kurzem eröffneten Jewel-Changi-Airport mit seinem Indoor-Dschungel und dem 40 Meter hohen Wasserfall oder die Parklandschaft am Dach der vom japanische Architekten Toyo Ito gebauten Vivo-City. Sicherheit, Sauberkeit, funktionierende Schulen, moderne Infrastruktur, eine boomende Wirtschaft und eine schlagkräftige Armee gibt es im Sechs-Millionen-Einwohner-Stadtstaat trotz oder besser wegen einer der niedrigsten Steuerquoten der Welt obendrein.

Aber was nutzt es den Singapurern, überlege ich mir, während ich in der U6 kräftig durchgerüttelt werde und auf den Gürtel mit seinen aneinandergereihten Call-Shops, Kebap-Buden, verlassenen Lokalen, Espressos und 1-Euro-Shops runterschaue. Hinter mir das AKH, wo man in den Ambulanzen stundenlang auf einen ausgelaugten Arzt warten muss. Da kann Singapur nicht mithalten.

Das rote Wien ist nicht nur lebenswerter, schöner und besser, sondern laut SPÖ und Grünen auch menschlicher und anständiger als etwa die kalte, böse Kapitalistenmetropole in Fernost. Was für ein Glück.

Werner Reichel ist Autor und Journalist. Sein neues Buch "Kickl muss weg: Der schmutzige Kampf um die Macht" ist soeben bei Frank&Frei erschienen.

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