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Warum Österreichs Studenten nur Mittelmaß sind

Die ETH-Zürich liegt regelmäßig bei allen Rankings unter den zehn besten Unis der Welt, einschließlich der amerikanischen, britischen und chinesischen Konkurrenz. Viele österreichische Unis kommen in diesen Rankings hingegen nur in der Unterliga weit hinter dem hundertsten Platz vor. Wie machen das die Schweizer? Heimische Rektoren wissen immer sofort eine Antwort: Die ETH bekommt viel mehr Geld vom Staat als unsere Unis. Das stimmt zwar schon auch. Aber den anderen, mindestens ebenso wichtigen Teil der Antwort verschweigen die rein aufs Geld fixierten Rektoren immer.

Dieser zweite Teil wird einem bewusst, wenn man von einer ETH-Studentin erfährt, welchem Leistungsdruck dort alle Studenten ausgesetzt sind. Und wie kurz dort die Ferien sind.

Denn bis Ende August haben die Studenten keine. Sie müssen sich vielmehr intensiv auf die Jahresprüfungen vorbereiten, die alle erst in der zweiten Monatshälfte stattfinden. Unsere Bekannte muss im Abstand von jeweils drei Tagen mehrere mehrstündige Klausurarbeiten schreiben. Und zwar nicht weniger als sieben Stück.

Während österreichische Studenten also derzeit vor allem segeln, raften, klettern und Weltreisen unternehmen sowie jobben, um sich das alles leisten zu können, sitzen Züricher Studenten daheim und lernen und lernen. Auch in der jetzigen Hitzewelle.

Noch ein großer Unterschied: In Österreich kann man Prüfungen meist viermal versuchen – an der ETH nur zweimal.

Dafür sind jene, die diese Hürden schaffen, dann am Schweizer wie am globalen Arbeitsmarkt extrem gesucht. Arbeitslose oder weit unter ihren Qualifikationen beschäftigte ETH-Absolventen sind völlig unbekannt. Welch Unterschied zu österreichischen Politologen, Publizisten, Genderisten oder Pädagogen! Um nur die besonders problematischen Studien zu nennen (wobei man ja bei manchen zögert, überhaupt das Wort "Studien" zu verwenden, kommt es doch von Studieren).

Warum reden die heimischen Rektoren von diesen hohen Leistungsanforderungen der sonst so oft als Vorbild genannten ETH nie, obwohl solche Studienqualitäts-Verbesserungen praktisch nichts kosten würden?

Die Antwort: Das ETH-System würde deutlich mehr Anstrengungen der Professoren und des Mittelbaus erfordern. Es würde vor allem deren lange Ferien deutlich verkürzen. Dieses System würde vor allem auch auf Widerstand einer der obersten Leistungsbehinderungsinstanz dieses Landes stoßen, also auf den der Hochschülerschaft ÖH, deren wahres Ziel ja das leistungsfreie (aber "antiheteronormative") Studium bei voller kollektivvertraglicher Honorierung zu sein scheint.

Nun werden manche Uni-Apologeten sagen: Mag schon sein, dass andere Unis wie die ETH viel anspruchsvoller und besser sind. Aber die internationalen Rankings würden primär nur die Forschungsleistung messen; und die sei doch etwas ganz anderes als die Lehre.

Nicht alles was hinkt, ist ein Argument. Denn erstens untersuchen viele dieser Rankings durchaus auch die Qualität der Lehre. Und zweitens sind ja Lehre und Forschung eng miteinander verwandt. Eine Uni, die nicht selbst die besten Absolventen hat, kann auch im Mittelbau nur mittelmäßig sein. Und das setzt sich dann meist auch bei den Professoren fort. Damit ist natürlich automatisch auch die Qualität der Forschung betroffen.

Umgekehrt: Wenn man nicht die in Sachen Forschung besten und renommiertesten Professoren hat, bekommt man auch nicht die besten und ambitioniertesten Studenten. Denn die wirklichen Zukunftstalente unter ihnen wollen natürlich auch immer die interessantesten Professoren und die letzten Forschungsergebnisse hören.

Sich in diese Richtung zu bewegen, würde viel Anstrengungen und Mut zur Überwindung von Widerständen und Trägheiten kosten. Jammern und sich in der eigenen Mittelmäßigkeit suhlen ist einfacher.

Die vielen Tausenden hochtalentierten jungen Österreicher, die genau aus den skizzierten Gründen alljährlich an ausländische Universitäten – auch an die ETH – gehen, die sind dem Land und seinen Unis hingegen aus den Augen, aus dem Sinn. Obwohl wir sie für unsere Zukunft aus jedem Jahrgang am dringendsten brauchen würden.

Zu uns kommen dafür halt die jungen Deutschen, die daheim den Numerus clausus (also einen guten Abitur-Abschluss) nicht geschafft haben. Und natürlich: Jetzt kommen als Ersatz für die ausgewanderten Österreicher die afghanischen Atomwissenschaftler, wie uns die "Flüchtlings"-Lobby voll Begeisterung vermittelt.

PS: Eine weitere Erklärung des schwachen Niveaus der österreichischen Universitäten: Vor allem die Wiener Uni, die vor hundert Jahren in vielen Disziplinen noch absolute Weltspitze war, hat durch den Holocaust einen furchtbaren und tragischen Aderlass erlitten. Das stimmt zwar, aber das kann doch nicht 80 Jahre später noch immer eine valide Ausrede für das ständige weitere Zurückfallen gegenüber der Schweiz sein. Das ist nur noch eine billige Ausrede.

PPS: Natürlich würde auch mehr Geld, das wirklich rein leistungsbezogen an die Unis fließen würde, dort etliches verbessern. Aber bevor dieses fließen kann, müssten Rektoren, Medien und Politik halt den Mut haben, der Öffentlichkeit zu sagen: Wir investieren in die Zukunft, dafür sparen wir beim heutigen Konsum, also insbesondere bei einem der teuersten Pensionssysteme der Welt.

PPPS: Bei der Verbesserung der Qualität der Lehre geht es natürlich nicht nur um den Prüfungstermin. So haben mir gleich mehrere Zeugen berichtet, dass man etwa beim Französisch-Studium in Wien kaum Französisch lernt. Daran würde auch August-Prüfungen nichts ändern …

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