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Die Wahrheit über Schnaps und Frauen

Der niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem hat einen Satz gesagt, für den er wegen Verhetzung auf der Anklagebank landen würde – wäre er kein Sozialdemokrat. Dabei hat er etwas Goldrichtiges gemeint.

Aber etwas Falsches formuliert. Nämlich über die europäischen Krisenländer: „Ich kann nicht mein ganzes Geld für Schnaps und Frauen ausgeben und anschließend Sie um Ihre Unterstützung bitten.“

In der Tat: Es ist skandalös, wie sich die Hauptschuldenländer rund ums Mittelmeer seit Jahren auf Kosten und Risiko der restlichen Euro-Länder um jede substanzielle Reform herumdrücken. Wie sie viel versprechen, aber immer einen Grund nennen, warum es gerade jetzt leider wirklich nicht geht zu sparen.

Aber Dijsselbloem hat zur Illustration dieses Vorwurfs die falsche Metapher gewählt. Er hat damit zahllosen Politikern aus jenen südeuropäischen Ländern Gelegenheit gegeben, sich maßlos aufzupudeln – und völlig vom eigentlichen, wahren und wichtigen Kern der Dijsselbloem-Worte abzulenken. Immerhin ist der Mann Chef der „Eurogruppe“, der oberste Finanzminister der Länder der Einheitswährung. Daher ist er auch voll legitimiert zu solchen Kommentaren. Daher sollte man seine Kritik sehr ernst nehmen.

Statt dessen hat der Niederländer sich von der geschlossenen Front der Aufpudler sogar das Wort rassistisch gefallen lassen müssen.

Sein formaler Fehler: In Sachen Schnapskonsum ist Italien – um das weitaus höchstverschuldete Land Europas zu nennen – geradezu ein Musterschüler. Trotz der Qualität des Grappa (oder eigentlich: der Grappa). Denn jeder erwachsene Italiener konsumiert pro Jahr nur 0,42 Liter Hochprozentiges. In den Niederlanden – oder Österreich – ist das hingegen ziemlich genau vier Mal so viel Schnaps (jeweils verglichen in reinem Alkohol). In Deutschland sind es sogar fast sechs Mal so viel. Und doch tragen diese drei Schnapssäuferländer die Hauptlast der italienischen Misswirtschaft.

Am Schnaps kann's also nicht liegen. Also könnten es nur noch die Frauen sein, wo der Niederländer vielleicht doch Recht hat. Nur: Da wird nichts gemessen, gezählt, verglichen. Zu den jeweiligen Aufwendungen für das schönere Geschlecht gibt es keine Statistiken. Daher bleiben nur subjektive Aussagen. Aber auch dazu fehlen mir (natürlich) alle Erfahrungen und Informationen.

Daher die Bitte an alle Leser um einen Kostenvergleich: Wie verhalten sich die Kosten für eine niederländische Frau im Vergleich zu einer aus Italien?

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