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Beamtenlogik: Weniger arbeiten, weil es zuviel Arbeit gibt

Die Beamtengewerkschaft, die mächtige Vertretung von rund 240.000 Staatsdienern, bekommt einen neuen Chef. Diese Ablöse war lange vorbereitet worden. Daher ist es umso erstaunlicher, dass der Nachfolger des abgehenden Fritz Neugebauers gleich am Beginn schmerzhaften Unsinn sagt.

Norbert Schnedl, so heißt der neue Mann, erhebt nämlich einerseits die „unbedingte Forderung“ nach mehr Personal, also nach noch mehr Beamten und Vertragsbediensteten: „Das Konzept des schlanken Staates ist klar gescheitert.“ Andererseits warnt der Mann fast im gleichen Atemzug vor einem Mangel an Arbeit auf Grund der Digitalisierung; daher müsse die „Arbeitszeitfrage“ neu gestellt werden (was aus dem Beamtendeutsch übersetzt heißt: Er fordert eine Arbeitszeitverkürzung).

Das ist wirklich abenteuerlich: Einerseits haben die Beamten zu viel Arbeit. Andererseits geht ihnen die Arbeit aus.

Einerseits müssen noch mehr von ihnen angestellt werden. Andererseits sollten sie weniger arbeiten.

Gewiss: Von den Gewerkschaften ist man Unfug jeder Größenordnung gewöhnt. Aber so argen Unsinn ausgerechnet von jener Gewerkschaft, die eigentlich einst als Elite anzusehen war, das schmerzt schon sehr.

Das haben sich vor allem die Staatsdiener selbst nicht verdient. Bei allem, was man an ihnen kritisieren kann, was bei Einzelnen auch total falsch läuft, so ist die österreichische Beamtenschaft – Lehrer, Polizisten, Diplomaten usw. – im internationalen Vergleich doch hervorragend. Sie ist auf Bundesebene kaum korrupt. Sie hat die (langfristige) Streichung der Beamtenpension aus der Ära Schüssel gut ertragen. Sie hält nach einem Dezennium totaler Unfähigkeit auf Regierungsebene und einer in die Krise schlitternden EU das Werkel „Österreich“ noch immer recht ordentlich in Gang.

Daher hätten sie sich auch einen Gewerkschafts-Vorsitzenden verdient, der nicht gleichzeitig mehr Beamtenköpfe und weniger Arbeiten verlangt, ohne den peinlichen Widerspruch auch nur zu spüren. Statt einfach einen schlanken Staat für unmöglich zu erklären, könnte und sollte eine gute Beamtengewerkschaft eigentlich dem Gesetzgeber in einem ständigen Stakkato die nötigen Reformen ganz konkret vorschlagen und abringen, die notwendig sind, damit dieser Staat wieder schlanker, effizienter und finanzierbar wird. Wer, wenn nicht die Beamten selber, könnte am besten aus dem Handgelenk all die vielen unnützen Gesetze, Verordnungen und Judikate aufsagen! Gewiss, ein richtiger Betriebsrat will nur keine Reformen.

Aber die Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes sollten bedenken: Wenn sie es nicht selber tun, dann kommen naturgemäß von außen die Ökonomen aus den diversen Wirtschafts-Thinktanks, denen oft das nötige Detailwissen fehlt. Aber die dann in der nächsten großen Krise alles durchsetzen können, was sie wollen. Und diese Krise kommt bestimmt.

Solange die offizielle Stimme der Beamtenschaft solchen Schwachsinn verzapft wie Herr Schnedl zumindest bei seinem Amtsantritt, wird auch ihr Image ein schlechtes bleiben. Dies umso mehr, als auch die sozialistischen Beamtengewerkschafter den gleichen Unsinn wie dieser, nur noch viel intensiver, verbreiten.

 

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