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Schwerer Angriff auf das Bargeld

Das konnte nicht ausbleiben: Kenneth Rogoff, prominenter Harvard-Volkswirtschaftsprofessor und ehemals Chefökonom des Weltwährungsfonds, regt ernsthaft die Abschaffung des Bargeldes an. Man darf sicher sein, dass dieser Gedanke von den politischen Eliten begeistert aufgenommen werden wird. Denn aus der Sicht eines Büttels des stets am Rande des Bankrotts entlang schrammenden, modernen Wohlfahrtsstaates handelt es sich dabei um eine geradezu geniale Idee.

Sämtliche Versuche der Regierungen und deren Symbionten aus der Finanzindustrie, der strukturell bedingten Krise mit monetären Mitteln entgegenzuwirken, sind schließlich bislang wirkungslos verpufft (wenn man von der gewaltigen Aufblähung der Staatsschulden absieht). Weder Zinsmanipulation gegen Null, noch „Quantitative Lockerung“ (Geldmengeninflationierung) zeigen bisher die gewünschte Wirkung. So wenig, wie die Unternehmen investieren wollen, so wenig lassen sich die Privathaushalte zum Konsumrausch hinreißen.

Selbst Negativzinsen auf Firmen- und Sparkonten (wie sie nun nach und nach eingeführt werden), so befürchtet Rogoff, könnten das erstrebte Ziel, den Geldumlauf zu erhöhen, verfehlen. Schließlich verbliebe Sparern und Geldbesitzern dann immer noch der Ausweg, ihr Geld von der Bank abzuheben und im Firmensafe oder daheim unter der Matratze zu horten. Das aber soll und darf, so die Überzeugung von Rogoff & Genossen, nicht sein. Es ist also an der Zeit, schwerere Geschütze aufzufahren.

Die Vorstellung, dass Sparer Schädlinge sind und ein durch erhöhten Geldumlauf befeuerter Konsum den Weg zum kollektiven Wohlstand ebnet, ist nicht umzubringen, seitdem Maynard Keynes anno 1936 seine „General Theory“ veröffentlicht hat. Dass erhöhter Konsum die Grundlage von mehr Wohlstand schaffen könnte, ist zwar ein mit der Logik unvereinbarer Gedanke, da erhöhter Konsum ja eine mögliche Folge zuvor erreichten Wohlstandes ist, findet aber (gerade deshalb?) in Kreisen der von ihrer Allmacht überzeugten Ökonomen und Staatenlenkern viele begeisterte Anhänger.

Übrigens handelt es sich, anders als gelegentlich angemerkt wird, bei dieser Frage um kein „Henne-Ei-Problem“. Dass ein Kuchen zunächst gebacken werden muss, ehe man ihn essen kann, dürfte einleuchten. Dass es überdies der Mühsal des Erwerbs der zum Backen nötigen Ressourcen bedarf – die wiederum ein Erwirtschaften der dafür nötigen Mittel voraussetzt – ebenfalls. Fazit: Ohne Fleiß kein Preis. Reich konsumieren kann man sich nur in Absurdistan…

Hier soll aber ein anderen Aspekt gewürdigt werden, der allzu leicht übersehen wird: Der Besitz von Bargeld bedeutet nämlich Unabhängigkeit vom wirtschaftlichen Schicksal der Hausbank, die Gewissheit, jederzeit die Ware der Wahl beschaffen zu können – und damit Freiheit. Ein Guthaben auf einer Bank dagegen verhilft nicht unbedingt zu einer warmen Mahlzeit oder zu einer Fahrkarte in einen sicheren Hafen in Übersee. Beispielsweise dann nicht, wenn das Bankinstitut Pleite macht, wenn Konten eingefroren oder Kreditkarten gesperrt werden.

Letzteres ist unserer Tage auf unproblematische Weise mit ein paar Mausklicks erledigt. In Abwandlung eines Apostelwortes: Wer keine funktionierende Kreditkarte vorweisen will oder kann, soll auch nicht essen. Oder, in Abwandlung eines Zitats von Lew Bronstein: Der Systemkritiker der Wohlfahrtsdemokratur des 21. Jahrhunderts könnte schon bald zum langsamen Hungertod verurteilt sein.

Merke: Ein Bankguthaben bedeutet eine Forderung, ein Geldschein dagegen einen Sachwert (an dieser Stelle sei der Einfachheit halber ausgeblendet, dass wir in einem Schuldgeldsystem leben und der Geldschein daher in Wahrheit auch keinen realen Wert repräsentiert).

Es ist schon ein recht starkes Stück, dass führende Ökonomen den Staat ungeniert dazu animieren, sich – ohne sich um rechtstaatliche Prinzipien zu scheren – am Eigentum ihrer Bürger zu vergreifen. Und zwar in einem weit über das bisher Gewohnte hinausgehenden Maß. In einer bargeldlosen Welt wäre der faktisch letzte (wenigstens einigermaßen) „sichere Hafen“ für rechtmäßig erworbene, private Vermögen dahin.

Ein, im Falle der Abschaffung des Bargeldes, rein virtuelles Guthaben ist dem Zugriff des Fiskus – wie Grund- und Wertpapierbesitz – schutzlos ausgeliefert. Man braucht nicht allzu viel Phantasie, um sich auszumalen, wozu die stets raublustigen Obertanen diese neu gewonnene Macht nutzen würden…

Einmal mehr zeigt sich die von Ludwig Mises beschriebene „Interventionsspirale“ in ihrer ganzen Pracht: Hat der Staat erst einmal damit begonnen, in Wirtschaftsabläufe einzugreifen, gibt es kein Halten mehr. Zuerst zerstört er seinen eigenen Haushalt, dann verbündet er sich zum Schaden der Bürger mit der Finanzindustrie und am Ende kassiert er die letzten Reste der Freiheit, indem er privates Eigentum konfisziert…

Dass die Banken jedes Interesse daran haben, den Bargeldverkehr zu unterbinden, liegt auf der Hand: Sie verdienen schließlich an jeder bargeldlosen Transaktion. Auch Handelsketten lieben das Plastikgeld, da es ihnen ermöglicht, ihre Kunden stärker an sich zu binden. Entsprechend aggressiv wird die Verwendung von Bankomat- und Kreditkarten oder „elektronischen Geldbörsen“ beworben. Das mit dieser Bequemlichkeit die totale Kontrolle über sämtliche Transaktionen einhergeht und die Möglichkeit zur Erstellung eines Persönlichkeitsprofils besteht, scheint kaum jemanden zu stören.

In vielen Ländern Europas wird immer offener auf eine Abschaffung des Bargeldes hingearbeitet. Nennenswerte Widerstände dagegen haben sich bislang nicht formiert. In Schweden etwa stellt sich Abba-Star Björn Ulvaeus in den Dienst der Anti-Bargeld-Propaganda: „Kein Bargeld – keine Gefahr, beraubt zu werden!“ – so das in seiner Schlichtheit schwer zu überbietende Argument.

Die Existenz von Bargeld, das ist entscheidend, bedeutet Freiheit für den Bürger und Kontrollverlust für den Staat. Kein noch so smarter Staatsscherge kann – anders als bei elektronischen Zahlungen - dessen Weg nachvollziehen. Und dabei sollte es bleiben! Es geht um die letzten Reste von Privatsphäre in einer total überwachten Welt!

Das Totschlagargument „Wer nichts zu verbergen hat, braucht auch Kontrolle nicht zu fürchten“ ist erledigt, sobald man bedenkt, was es etwa in Deutschland zwischen 1933 und 1945 bedeutet hätte, wenn der Staat über jene Überwachungsmittel verfügt hätte, die ihm heute zu Gebote stehen! Sollte, angesichts der verheerenden Darbietungen der politischen Klasse, tatsächlich jemand meinen, dass die Freiheit unsrer Tage nicht erneut in Gefahr geraten könnte? Eine Abschaffung des Bargeldes würde die Mobilität jedes Dissidenten radikal einschränken und ihm nur noch die Wahl zwischen Gefangenschaft und Hungertod lassen. Sollte das der Plan der politischen Klasse und deren Wasserträger sein?

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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