Kardinal Schönborn und die Auflösung des Glaubens

Die ungeheuerlichen und inakzeptablen Stellungnahmen von Kardinal Schönborn zu Sakramentenempfang, Konkubinat und Homosexualität in dem Interview mit Iacopo Scaramuzzi von Vatican Insider und gegenüber dem Corriere della Sera im Zusammenhang mit der Außerordentlichen Synode zu Ehe und Familie in Rom zeigen die ganze Verwüstung des österreichischen Katholizismus auf bizarre Weise.

Es ist nunmehr ganz evident geworden, dass der innerkirchliche Abfall vom Glauben in Österreich nicht von einigen dissidenten Theologen oder eigenmächtigen Laienfunktionären ausgegangen war.

Nachdem sich Kardinal Schönborn seit Jahren in politischen Fragen notorisch auf die rot-grüne und pro-islamische Seite geschlagen hat, greift er nunmehr die Substanz der katholischen Moraltheologie selbst an. Die betreffenden moralphilosophischen Konzepte, die gegen Glauben und Vernunft gleichermaßen verstoßen, sind dem Fachtheologen von der pervertierten akademischen Theologie her schon lange bekannt. Sie sind jetzt aber ganz offen bei den Trägern des kirchlichen Lehramtes angekommen. Das ist etwas Neues.

Eminenz Schönborn macht nicht einmal mehr den Versuch, seine häretischen Aussagen zu Konkubinat und Homosexualität zu verstecken. Über die Motive für dieses „Outing“ kann man nur rätseln.

Vielleicht hatte man sich aber auch längerfristig abgesprochen.

Eineinhalb Jahre Papst Franziskus: Gab es einen Putschplan gegen Papst Benedikt?

Was sich aufgrund des reibungslosen Zusammenwirkens von Kardinal Schönborn mit Papst Franziskus jetzt als wohlbegründete Mutmaßung ergeben muss, ist, dass Eminenz ganz offensichtlich zu den wichtigsten Konspiratoren gegen Papst Benedikt XVI. gezählt hat. Als Mitglied des Ratzinger-Schülerkreises genoss er höchstwahrscheinlich das besondere Vertrauen des Papstes – und enttäuschte es durch zahlreiche Illoyalitäten maßlos (wie schon an anderer Stelle auf diesem Blog ausgeführt).

Angesichts der Eskapaden des jetzigen Pontifikats, das praktisch in allen Fragen gegen die Politik von Papst Ratzinger gerichtet ist, erscheint somit der „freiwillige Rücktritt aus Altersgründen“ äußerst unglaubhaft. Wir alle wissen, wie dehnbar der Begriff „freiwillig“ ist. Offenbar hatte man dem Papst massiv zugesetzt.

Kardinal Schönborn hatte einige Monate nach dem Amtsantritt von Papst Franziskus in einer OTS-Meldung wörtlich gesagt, dass „[mit dem neuen Papst] ein Ruck durch die neue Kirche gegangen ist“.

Man beachte hier das, nicht zufällig eingestreute, Signalwort: „neue Kirche“. Der Kardinal ist viel zu intelligent, als dass er das nur so dahin gesagt hätte.

Dann – in seiner typisch euphorischen Art – sagt der Kardinal: „Es ist heute so viel mehr Freude zu spüren.“ (!)

Im Umkehrschluss heißt das, dass unter Papst Benedikt wenig oder keine Freude zu spüren war. Eine sehr nette Qualifizierung des „Meisters“ durch einen seiner „Schüler“…

Suggestivkraft anstatt Klarheit der Botschaft

Man fragt sich auch, warum Eminenz sich überhaupt häufig dieser maßlos euphorischen Diktion bedient („so viel mehr Freude“, „können unendlich viel voneinander lernen“, „dieselbe Sehnsucht hat mich bewogen“, „verbeuge mich noch mehr vor Josef Pröll“ [sic!], „[sich vor dem] vorbildlichen menschlichen Verhalten Homosexueller verneigen“ u.s.w.). Angesichts der kirchlichen und weltlichen Realität ist das völlig unangemessen, inhaltlich ist es schreiend absurd.

In seinem ganzen Auftreten setzt Eminenz aber schon lange auf genau diese merkwürdig euphorische, hypnotische Suggestivkraft, mit der er sich um klare lehramtsgemäße Aussagen, zur Not auch gegen den Konformitätsdruck von Politik und Medien, drückt und seine Zuhörer manipuliert. Denn seine doktrinären Aussagen sind ja normalerweise sehr unklar.

Man fragt sich auch, wo er diese verschleiernd-verwirrende Sprache gelernt hat.

Denn sie ist nicht die Sprache des Glaubens („Eure Rede sei Ja, ja, nein, nein, was darüber hinaus geht, ist vom Bösen“).

Priorität der Glaubensdoktrin gegenüber bischöflicher Willkür

Welche Loyalität können sich solche Kirchenführer von ihren Gläubigen noch erwarten? Welche von den ihnen unterstellten Geistlichen? Irgendwann wird der Geduldsfaden überstrapaziert.

Nachdem Kardinal Schönborn einige Jahre lang mit Pfarrer Helmut Schüller ein Spiel mit verteilten Rollen zum besten gegeben hat, ist er jetzt ohne Umschweife in das revolutionäre Lager übergewechselt und kann sich unter veränderten weltkirchlichen Bedingungen, die er aller Wahrscheinlichkeit nach selbst mitorchestriert hat, auf eine neue päpstliche Politik berufen. Diese ist inhaltlich konfus und machttaktisch brutal und fördert mit beidem die Anpassung an den dekadenten Geist der Welt.

Aber auch Papst und Bischöfe stehen nicht über der Lehre, die sie im Auftrag Gottes zu verkündigen haben! Quod licet Iovi non licet bovi ist ein heidnischer, kein christlicher Grundsatz. Alle sind an dieselben Gebote gebunden. Die Oberen müssen mit umso besserem Beispiel vorangehen, da sich ihre Untergebenen natürlich an ihnen orientieren.

Wenn die Kardinäle und Bischöfe in ihrer würdelosen Unterwerfung unter den Zeitgeist die Moral untergraben, machen sie sich am Scheitern unzähliger Menschen, besonders von Ehepaaren, die in den Bedrängnissen des Lebens unzweideutige moralische Weisung und Unterstützung benötigen würden, mitschuldig. Sie verursachen dadurch großes individuelles Leid und begünstigen gesellschaftliche Zustände, in denen die Schwächsten, vor allem Kinder, die Leidtragenden sind.

Es geht auch um ihre Verantwortung für das Seelenheil der ihnen anvertrauten Gläubigen und um ihr eigenes.

Gott sei Dank gibt es noch Bischöfe, die in der gegenwärtigen Verwirrung, die durch diese unglückselige Synode ausgelöst worden ist, die Wahrheit bezeugen. Die Kardinäle Raymond Leo Burke und Gerhard Ludwig Müller sowie Erzbischof Stanis?aw G?decki, Vorsitzender der polnischen Bischofskonferenz, sind neben afrikanischen Bischöfen zu nennen, die dem Druck der totalitär-liberalen Propaganda widerstehen.

Wird uns vielleicht aus Afrika der Glaube neu gebracht werden, nachdem die europäischen Kirchenführer und ihre Haustheologen Glauben, Sitten und Kultur ruiniert haben?

Sollte sich Kardinal Schönborn vielleicht bei seinen Amtskollegen in Durban, Südafrika, oder Jos, Nigeria, neu einschulen lassen?

Keine Kompromisse!

Die Gläubigen haben selbstverständlich die Pflicht, sich am immer Gültigen des überzeitlichen Lehramtes zu orientieren. Die Nicht-Gläubigen sind ebenfalls moralisch gehalten, sich ihre Informationen über die Inhalte des kirchlichen Glaubens aus den offiziellen Dokumenten gemäß deren dogmatischer Verbindlichkeit zu holen.

Da gibt es keine Ausreden.

Wir hoffen auch, dass der Klerus nicht länger schweigt, wo es um die Substanz des Glaubens und den Weg zum Heil geht. Leider sind auch glaubenstreue Geistliche aus falsch verstandenem Gehorsam oder feigem Opportunismus dort loyal, wo sie es nicht sein dürften.

Schließlich hoffen wir zu guter Letzt, dass sich auch diejenigen Gläubigen, deren Stärke die kritische Unterscheidung der Geister nicht ist und die Eminenz gerne um sich sammelt, aus ihrer Hypnose reißen lassen und nicht als von blinden Führern geführte Blinde in dieselbe Grube stürzen.

MMag. Wolfram Schrems, Linz und Wien, katholischer Theologe und Philosoph, kirchlich gesendeter Katechist, einschlägige innerkirchliche Erfahrung. 

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