Kokain mit Ebola

Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht über die ausufernde Ebola-Epidemie in Westafrika berichtet wird. Und kaum ein Tag vergeht, an dem Behörden und Politiker nicht beschwichtigen, wie unwahrscheinlich eine Einschleppung nach Europa sei. Dabei scheinen die Beschwichtiger einen ganz wichtigen Faktor völlig außer Acht zu lassen: den Drogenhandel.

Der ist – zumindest bei den harten Drogen – europaweit fest in der Hand der nigerianischen Mafia. Handelsübliche Verpackung von Kokain oder Heroin sind verschweißte Plastik-Kugerln, die von den Straßenhändlern im Mund mitgeführt werden. Welche Bombe da tickt, dürfte wohl jedem klar sein – nur nicht unseren Behörden.

Etwa seit Mitte der 1990er-Jahre haben nigerianische Gruppen den Drogenhandel auch in Wien quasi monopolartig übernommen. Die vorher üblichen Papier-Briefchen mit Heroin oder Koks wurden plötzlich abgelöst durch unappetitliche Plastik-Kugeln, die man aus dem Mund des Nigerianers bekam und auf dessen Anweisung hin auch selbst in den Mund stecken musste. Der Grund: Im Falle einer plötzlichen Polizeikontrolle könne man den verräterischen Stoff schlucken. Dies ist bis heute so üblich, auch wenn die Drogenfahnder in ihren Erstaufnahme-Zellen längst über spezielle Toiletten verfügen, bei denen der Abfluss so präpariert ist, dass die ausgeschiedenen Kugeln nicht verschwinden können.

Ebola wird durch Kontakt mit Körperflüssigkeiten übertragen. Die Inkubationszeit beträgt bis zu 21 Tage. Angenommen, ein Westafrikaner infiziert sich beispielsweise in einem Lager in Lampedusa mit Ebola, dann ist er von dort in wenigen Tagen in Österreich, um hier Drogen zu verkaufen. Er hat somit ausreichend Zeit, hunderte Drogenkonsumenten anzustecken, bis die Krankheits-Symptome bei ihm erkannt werden. Seine Kunden geben das Virus wiederum weiter an andere Drogenkonsumenten oder Angehörige. Ein Szenario, das zu Ende gedacht ganz schön Angst macht.

Polzeiintern gibt es für solche Fälle dennoch keinerlei effektive Vorbereitungen oder Notfallpläne. An die Beamten wurde lediglich ein „Allgemeines Informationsblatt Ebola“ per Email verschickt, wo ein paar Details zur Krankheit selbst angeführt werden. „Bei Infektionsverdacht“ wird die „Kontaktaufnahme mit dem diensthabenden Amtsarzt“ angeordnet, der „über weitere medizinische Maßnahmen entscheidet“. Weiteres wird empfohlen, sich die Hände zu desinfizieren und den weiteren Kontakt mit dem Betroffenen zu vermeiden, diesen in einem eigenen Raum zu belassen und danach eine „Wischdesinfektion von Flächen und Gegenständen, die mit Körperflüssigkeiten des Patienten in Kontakt waren“ vorzunehmen, ähnlich wie bei HIV-positiven Personen.

Das ist schon verdammt viel Aufwand für einen Verdachtsfall, sofern der überhaupt als solcher erkannt wird. In Wien gehen aber tagtäglich hunderte Schwarzafrikaner ihrem einträglichen Geschäft nach; Personalrochaden und Abstecher in andere Bundesländer, etwa nach Graz oder auch ins Gefängnis, sind gang und gäbe.

Die Zahl der harten Drogenkonsumenten in Wien wird im fünfstelligen Bereich geschätzt. Eine ganz schön große Gruppe potentiell Gefährdeter. Noch gar nicht mit eingerechnet die Angehörigen der Polizei, die regelmäßig und intensiv, oft auch in direktem Körperkontakt, mit dieser Gruppe zu tun haben. Ob da als Prävention Merkblätter und der Verweis auf den Amtsarzt reichen, erscheint mehr als fraglich.

Werner Grotte ist 52, langjähriger Redakteur bei Kurier, ORF, Wiener Zeitung u.a., Buchautor. 

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