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Die brutalsten Feinde der Sparer: Zentralbanken und IWF

Unter dem Stichwort Zentralbank belehrt uns das Internetlexikon Wikipedia: „In vielen Staaten wurden die Zentralbanken auf das Hauptziel festgelegt, die (…) Geldwertstabilität zu wahren.“ Der mit zwar unerschütterlichem, faktisch aber nicht zu rechtfertigendem Vertrauen in staatliche Institutionen geschlagene Otto Normalverbraucher glaubt daher, dass es tatsächlich das Bestreben dieser ebenso wichtigen wie gefährlichen politischen Institution (der vermutlich – noch vor den Armeen und Geheimdiensten – gefährlichsten von allen) wäre, für die Erhaltung des Geldwertes und die Sicherheit von Ersparnissen zu sorgen. Damit allerdings liegt er leider vollkommen daneben.

Denn die „Hüterin“ der dubiosen europiden Esperantowährung, die auf das Ziel des von Wikipedia postulierten Erhalts der Währungsstabilität verpflichtete Europäische Zentralbank (EZB), peilt, und das ist kein Geheimnis, eine Preisinflation von etwa zwei Prozent jährlich an. Keine Rede von einer Bemühung um die Geldwerterhaltung. Die EZB ist, wie ihre vergleichbar agierenden Schwesterorganisationen in den USA, Japan und England, eine auf politischen Zuruf parierende Inflationierungsbehörde. Kaum sinkt der durch den Einsatz zweckmäßig gestalteter Statistiken listig klein gerechnete Preisauftrieb auf unter 1,5 Prozent, ergreift sie Maßnahmen, um den Preisanstieg wieder in die Höhe zu treiben.

Begründet wird die angebliche Notwendigkeit einer „milden Inflation“ mit dem kuriosen Argument, damit einer möglichen Deflation entgegenwirken zu wollen. Deflation – nach der Definition des Gouverneurs der garantiert (ganz sicher!) politisch unabhängigen Österreichischen Nationalbank, Ewald Nowotny, ein „allgemeines Sinken des Preisniveaus“, wäre natürlich etwas ganz unausdenkbar Furchtbares. Würde sich dadurch doch der Wert des Geldes erhöhen und damit die Kaufkraft der Konsumenten gestärkt – eine veritable Katastrophe, nicht wahr?

Am Beispiel der Preisentwicklung von Mobiltelefonen oder Flachbildfernsehgeräten kann man die verheerende Wirkung einer Preisdeflation gut erkennen: Auch Geringverdiener können sich solche Geräte leisten. Die beiden genannten Beispiele zeigen, was von den Geschichten zu halten ist, die von professionellen Inflationsgewinnern unentwegt gestreut werden. Keine Rede von der unermüdlich beschworenen „deflationären Abwärtsspirale“, die sich infolge der Erwartung sinkender Preise ausbilden sollte…

Ist es reiner Zufall, dass bei den von diesen Systemlingen so gerne erzählten Gruselgeschichten von den angeblich dräuenden Gefahren einer deflationären Entwicklung regelmäßig ausgeblendet wird, dass eine solche stets – und zwar ausschließlich – im Gefolge einer zuvor herbeigeführten, künstlichen Ausweitung der Geld- und Kreditmenge stattfindet? Wohl kaum! Denn schließlich sind die beherzten Kämpfer wider das Deflationsmonster selbst die ersten und größten Profiteure der von ihnen inszenierten Geldinflation.

Der Staat (oder das supranationale Imperium), betreibt mit der neu geschaffenen Liquidität Wählerbestechung im großen Stil und den „Währungshütern“ (eine Bezeichnung, die nur als zynischer Witz gemeint sein kann), wächst dadurch erhebliches politisches Gewicht zu. Macht, so wissen wir, korrumpiert allemal…

Zu den „konventionellen“ Mitteln der Deflationsverhütung zählt man in Kreisen von Zentralbankstern und Politbüros traditionell die Steuerung des Leitzinssatzes. „Unkonventionelles“ Mittel dagegen ist z. B. der Ankauf von Staatsanleihen – der auf eine direkte Geldmengenausweitung mittels der Notenpresse hinausläuft. Dazu wieder Wikipedia: „Leitzins ist der von einer Zentralbank im Rahmen ihrer Geldpolitik einseitig festgelegte Zinssatz, zu dem sie mit den ihr angeschlossenen Kreditinstituten Geschäfte abschließt.“

„Einseitig festgelegt“ – das sagt schon alles: Es geht um den Einsatz eines lupenrein kommandowirtschaftlichen Instruments, das mit einem Marktsystem soviel zu tun hat wie ein Gewerkschafter mit der Wertschöpfung, nämlich gar nichts. Denn der Zins wird in einem freien Wirtschaftssystem auf dem Markt gebildet – durch Angebot und Nachfrage, wie auch die Preise für Sportwagen und Baumwollleibchen.

Der Zins ist der wichtigste Signalgeber eines freien Marktes. Seine Höhe hat entscheidenden Einfluss auf die Sparneigung der Haushalte einerseits und die Investitionstätigkeit der Unternehmen andererseits. Wer den Zins manipuliert, produziert daher Verzerrungen, die stets zu Fehlallokationen und zur langfristigen Wohlstandsminderung führen. Spätestens anno 2008 sollte auch obrigkeitshörigen Narren klar geworden sein, wohin die Reise geht, wenn man dem Staat und den Zentralbanken die Macht über die Währung überlässt…

Geld ist (heute muss man leider feststellen: war einmal) eine Ware, wenn auch eine besondere. Der Preis dieser besonderen Ware ist der Zins. Diesen „einseitig festzulegen“ ist, als ob man die Preise für Hemden, Rindschnitzel oder Einfamilienhäuser amtlich verordnete. Wer glaubt ernsthaft, dass das funktionieren könnte? Welche geniale Zentralbürokratie verfügt denn über die ungeheure Fülle an Wissen, das dazu nötig ist, diese Preise „optimal“ festzusetzen? Auch unter Einsatz der modernsten Computertechnik und avancierter mathematischer „Modelle“: keine! Dass solche Versuche, sooft sie unternommen werden, zu nichts Gutem führen, ist theoretisch und empirisch hundertfach bewiesen.

Dass die amtlich getürkte „Inflationsrate“, die lediglich eine im Grunde irrelevante Preisänderung eines willkürlich festgelegten Warenkorbes wiedergibt, so eminent wichtige Preise wie jene für Immobilien und Aktien unberücksichtigt lässt, ist allein dem Zweck der Verschleierung des galoppierenden Kaufkraftverfalls unseres Geldes geschuldet. Es geht der hohen Politik und ihren willfährigen Bütteln zuvorderst um die möglichst lange Aufrechterhaltung von Illusionen hinsichtlich der Stabilität unseres Finanzsystems und der Erhaltung der Kaufkraft des Geldes.

Zwei Prozent Inflation als Ziel der EZB klingt zwar recht harmlos, hat aber für langfristige Engagements, wie beispielsweise Jahrzehnte lang laufende Lebensversicherungen, dennoch verheerende Konsequenzen. Zur Illustration: Der Wert eines für 30 Jahre festgelegten Einmalerlags für eine Lebensversicherung wird bei der so gering erscheinenden Geldentwertung von „nur“ zwei Prozent um immerhin 46 Prozent gemindert. Bei den derzeit unter Ausschluss von extrem riskanten Anlageformen erzielbaren Renditen ist ein Vermögensverlust also so gut wie unvermeidbar. Das ist die politisch gewollte Konsequenz der „Finanziellen Repression“. Deren Folge: Kollektiver Kapitalverzehr.

Doch es droht noch eine weitere Gefahr: Im IWF denkt man, nachdem aus dieser Ecke bereits vor einigen Monaten der Gedanke einer direkten Enteignung von Sparern nach dem „Modell Zypern“ ins Spiel gebracht wurde (damals war von einer 10-prozentigen „Vermögensabgabe“ die Rede), erneut über deren Beraubung nach.

Keine Anlageform – einschließlich einfacher Bankguthaben und Lebensversicherungen, ist heute noch sicher. Die „Welt“ schreibt: „Anleihekäufer werden noch stärker auf die Bonität der Emittenten achten müssen." Ein gut gemeinter Rat, der in der Praxis für Lebensversicherungssparer allerdings nicht realisierbar ist, da die Versicherungen bei der Art ihrer Veranlagung nicht frei sind. Ihnen wird vielmehr amtlich oktroyiert, wie ihr „mündelsicheres“ Portfolio auszusehen hat. Lebensversicherer sind gezwungen, in nahezu unrentable (Staats-)Papiere zu investieren, die – und das krönt den kriminellen Coup mit blankem Hohn – längst nicht mehr „bombensicher“ sind. Fazit: Wer jetzt noch langfristige Lebensversicherungen abschließt, dem ist nicht mehr zu helfen.

Notenbanken und IWF können in Ihrem erbarmungslosen Kampf gegen die Sparer bereits beachtliche Erfolge verbuchen: Die Sparquote sinkt seit Jahren dramatisch – und das nicht nur in Österreich. Klar: Wer für seinen temporären Konsumverzicht nicht – wie früher – durch eine positive Nettoverzinsung seiner Rücklagen belohnt wird, sieht keinen Sinn mehr im Sparen. Zwar liegt auf der Hand, dass mangelnder Konsumverzicht und die damit fehlende Ersparnisbildung bedeutet, dass es keine nicht auf Schulden basierenden Investitionen mehr geben kann. Man kann einen Kuchen eben nicht zugleich aufessen und behalten. Das macht aber überhaupt nichts – zumindest nicht nach Meinung der auf den Spuren des genialen Gauklers J. M. Keynes wandelnden geldpolitischen Masters of the Universe. Der Sparer ist endlich überflüssig geworden.

Ersetzt wurde er durch die moderne Schuldgeldalchemie. Gold aus Dreck zaubern zu wollen – das war gestern. Heute entstehen Geld und Kredit auf Knopfdruck aus dem Nichts. Ein Besuch bei der Bank, eine zusätzliche Buchungszeile - und schon ist der gewünschte Kredit – neues Geld – verfügbar. Ganz ohne die spießige Mühsal des Sparens. Genial, nicht wahr? Was für eine schöne neue Welt!

Und wenn sie nicht längst pleite sind, dann glauben sie es noch heute…

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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