Homosexualität – aus der Praxis betrachtet

Ich bin keine Ärztin, keine Psychiaterin, kein Coach (da beherrsche ich die gegenderte Form nicht – aber heutzutage hat man ja für alles einen „Coach“), keine Juristin, keine … – aber ich habe ganz praktische Erfahrungen gesammelt. Schließlich ist es die Summe aller Erfahrungen, die einem hilft, zu gewissen Dingen einen eigenen Standpunkt zu finden und zu festigen.

Da habe ich die Entwicklung in der Einstellung zu den Homosexuellen in allen Formen erlebt.

Vor der großen Strafrechtsreform unter Kreisky war es ja ganz schlimm. Da mussten sich alle homosexuellen Männer fürchten, entdeckt zu werden und nicht wenige hatten daher eine sogenannte „Alibifrau“. Man muss sich dieses unnatürliche Leben einmal vorstellen. Für beide Seiten dieses „Ehe-Paares“ war das doch ein schlimmes Theater.

Homosexuelle Frauen brauchten keine Angst zu haben, denn für Frauen gab es keinen gleichwertigen Straftatbestand.

Ich habe einmal gefragt, warum man da Männer und Frauen so unterschiedlich behandelt – in dem Fall ausnahmsweise einmal gut für die Frauen. Ein namhafter Strafrechtler hat gemeint: Die Gesetze werden halt von Männern gemacht und die bringen auch ihre persönliche Vorstellungen in einen Gesetzwerdungsprozess ein. Ich habe es kapiert – und mir so meine Gedanken gemacht; nicht immer ist eine scheinbare Bevorzugung von Frauen tatsächlich eine.

Als es dann nicht mehr strafbar war, ein homosexueller Mann zu sein (außer natürlich in Bezug auf Jugendliche bzw. Kinder, was ja ganz in Ordnung ist und auch so bleiben soll, sowohl für Heteros als auch für Homos) war natürlich noch immer das Brett vorm Kopf vorhanden. In den Städten veränderte sich die Einstellung langsam, aber stetig. Am Land ist man allerdings noch immer nicht angekommen, da ist es noch immer schwierig, seine Homosexualität zu leben.

Und schön langsam überfordern mich die unendlichen theoretischen Abhandlungen über dieses Thema in gewisser Weise auch, weil ich habe meinen Standpunkt: Jeder soll so leben, wie er will und wie er veranlagt ist. Nach Möglichkeit soll er/sie mich mit seiner sexuellen Orientierung nicht unbedingt belästigen. Ich mag es nämlich weder bei Heteros noch bei Homos, wenn in aller Öffentlichkeit die Sexualität so präsentiert wird, dass es unangenehm wird (ich bohre ja auch nicht in der Nase, wenn mir jemand zuschaut).

Eine Adoption finde ich für homosexuelle Paare nicht angebracht, wiewohl ich ihren Kinderwunsch natürlich verstehen kann. Aber auch für heterosexuelle Paare erfüllt sich der Kinderwunsch nicht immer und das Hineinpfuschen in die Natur ist, glaube ich, im Interesse der Kinder auch nicht der Weisheit letzter Schluss.

Ingrid Bittner hat ursprünglich in Steyr gelebt, dann im westlichen Ennstal und jetzt in Bad Ischl. Sie hat lange im Ausland gelebt, hat im Tourismus, dem Notariat ihres Mannes und als Laienrichter gearbeitet. Sie ist auch kommunalpolitisch tätig gewesen.

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