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SN-Kontroverse: Ratingagenturen

Unter dem Titel “Kontroverse” gibt es in jeder Freitag-Ausgabe der Salzburger Nachrichten eine Doppelkolumne, in der Katharina Krawagna-Pfeifer und ich jeweils zum gleichen, von der SN-Redaktion vorgegebenen Thema schreiben. Und zwar ohne dass man gegenseitig die Texte vorher kennt.

Diese Woche steht die “Kontroverse” unter dem Titel:

Braucht es schärfere Gesetze für Ratingagenturen?

In der Folge finden Sie die beiden – unverändert wiedergegebenen – Kolumnen. Dadurch soll dieser kreativen und spannenden Idee auch hier ein Forum gegeben werden.

Privatagenturen auf Egotrip

Katharina Krawagna-Pfeifer war Innenpolitikerin der SN, Innenpolitikchefin sowie Leiterin des EU-Büros des “Standard” und SPÖ-Kommunikationschefin. Sie arbeitet jetzt als Publizistin und Kommunikationsstrategin (kkp.co.at).

Nachtigall, ick hör dir trapsen! Nach diesem Muster arbeiten Ratingagenturen. Sie stürzen Volkswirtschaften in die Krise und muten Kontinenten eine abenteuerliche Daumen-rauf-Daumen- runter-Politik zu. Um ihre Arbeit zu beurteilen, ist es hilfreich, sich vor Augen zu führen, was Ratingagenturen sind: Private, gewinnorientierte Unternehmen, die gewerbsmäßig die Kreditwürdigkeit von Unternehmen, Staaten und deren Gebietskörperschaften bewerten. Im Interesse von sogenannten Investoren oder des Marktes oder wie immer man massive Kapitalanhäufungen bezeichnen will.Die Agenturen sind kein Naturgesetz, sondern sie wurden zu Großmonopolisten der Finanzindustrie gemacht. 1975 hat die US-Börsenaufsicht festgesetzt, dass nur sie die gesetzliche Verpflichtung der Unternehmen erfüllen dürfen, sich bewerten zu lassen, ehe sie für den US-Kapitalmarkt zugelassen werden. Dies musste von mindestens zwei zugelassenen Agenturen geschehen. Und zugelassen wurden - drei Mal darf man raten - nur Ratings von Standard & Poor's, Moody's und Fitch.

Und noch größere Überraschung: Diese drei Ratingagenturen machen seither mit ihrer Politik enorm viel Geld. Für sich und - no na - für ihre Auftraggeber. Ihre sogenannten Analysten unterliegen keinen Unvereinbarkeitsregeln. Man kann sich vorstellen, wie „sauber" in den Agenturen gearbeitet wird. Ihre Fehleinschätzungen - Stichwort Enron, Island usw. - sind legendär.

Nötig sind klare Regeln für diese Privatagenturen, damit sie nicht weiter Unfug im Eigeninteresse anstellen können. Oder noch besser: Wir hören auf, den Egotrip der Privatagenturen zu unterstützen und starren nicht wie blöd jede Minute des Tages auf die von ihnen aus welchen Gründen immer vergebene Anzahl von Buchstaben oder, falls es ihnen einfallen sollte, Hieroglyphen.
 


 Der Spiegel der Hässlichen

Andreas Unterberger

Kein Gesetz fände unter Schauspielern und Sängern wohl mehr Zustimmung als eines, das alle negativen Kritiken und Verrisse verbietet. Ähnlich lassen auch in manchen Märchen hässliche Königinnen im ganzen Land die Spiegel verhängen oder zerstören.

Nichts anderes bedeutet die krause Idee, die Ratingagenturen an die Kandare zu nehmen. Natürlich sind deren Aussagen und Analysen nur Einschätzungen, nur Meinungen einiger, wenn auch fachkundiger Experten. Und diese können naturgemäß falsch liegen - vor allem, weil sie meist Aussagen über die Zukunft machen. Aber eine fehlerhafte freie Meinung ist noch immer tausend Mal besser als eine fehlerhafte unfreie.

 So wie ein Spiegel zeigen die Agenturen meist nur ein Bild einer längst vorhandenen Realität. So haben sich die Zinsen für österreichische Anleihen schon Monate vor der (ersten) Herabstufung schlecht entwickelt. Hatte Österreich jahrelang die gleiche Kreditwürdigkeit wie Deutschland, so musste es für seine Anleihen auf den Märkten zuletzt oft schon doppelt so hohe Zinssätze zahlen. Die Ratingagenturen müssen sich daher höchstens fragen, warum sie nur mit Zeitverzögerung reagieren.

 Trotz aller Fehler vertrauen ihnen die Anleger. Jedenfalls weit mehr, als etwa einer von den Staaten oder der EU gelenkten oder getragenen Agentur. Denn sie sind - im Gegensatz zu allen Verschwörungstheorien - eindeutig unabhängig. So vertrauen ja auch Theaterbesucher den Rezensionen eines unabhängigen und sachkundigen Journalisten trotz aller Subjektivität noch immer mehr als den offiziellen Aussendungen der Theaterdirektion.

 Und was wäre, wenn Österreich überhaupt eine Bewertung seiner Kreditfähigkeit verbieten könnte? Das hätte eine einzige, aber brutale Folge: Niemand mehr würde Österreich Geld leihen. Wer den Spiegel zerstört, schickt nämlich nur eine Botschaft seiner absoluten Hässlichkeit aus.

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