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Der rote Filz und die toten Kinder

Jetzt hat die Gemeinde Wien schon wieder eine neue Kommission in Sachen Vergewaltigung in Kinderheimen eingesetzt. Ist das ein Fortschritt oder nur wieder das übliche Ablenkungsmanöver? Man muss skeptisch bleiben. Die Richterin Barbara Helige als Vorsitzende dieser Kommission ist nämlich eine bekannte Sympathisantin der Sozialdemokraten. Daher bleibt der Verdacht aufrecht, dass hier eine Krähe einer anderen kein Auge aushacken wird.

Für ein endgültiges Urteil hängt alles davon ab, wie die restliche Kommission aussehen wird. Da könnten sich die Genossen ein Vorbild an der Kirche nehmen. Diese hat in der sogenannten Klasnic-Kommission zwar eine bekannt katholische Vorsitzende bestellt, jedoch sitzen in der Kommission auch eindeutig kirchenfremde Personen. Im Falle der Gemeinde Wien heißt das also: Es ist noch genau abzuwarten, ob sich rund um Helige nur der übliche rotgrüne Dunstkreis einfindet oder auch wirklich unabhängige Personen.

Ähnlich diskreditiert scheint ja auch die von einem anderen linken Sympathisanten geleitete Opferschutzorganisation „Weißer Ring“ zu sein. Dieser Verein hat nach Aussage des nun aktiv gewordenen Rechtsanwalts den beiden Frauen mit ihren schweren Vorwürfen gegen den Wilhelminenberg nämlich nicht einmal zugehört! Über die diesbezügliche Diskreditierung der Wiener Staatsanwaltschaft, die ja auch alle Erhebungen längst sang- und klanglos eingestellt hat, brauchen wir ja gar nicht mehr zu reden.

Gewiss ist im Fall so lange zurückliegender Taten respektive Untaten die Wahrheitsfindung extrem schwierig. Es gibt kaum Beweise, die Erinnerung der Auskunftspersonen mag getrübt sein, auch können ihnen damals jugendliche Phantasien einen Streich gespielt haben, der in den Köpfen auch heute noch als Übertreibung festsitzt. Überdies gelten nicht ohne Grund im Strafrecht eindeutige Verjährungsfristen. Aber jedenfalls nicht aus der Welt zu schaffen ist die Studie der Sozialdemokratin Irmtraut Karlsson aus den 70er Jahren.

Gravierend sind vor allem die skandalösen Reaktionen des roten Machtapparates auf den Bericht: In der Studie durften die Heime nämlich nicht einmal beim Namen genannt werden. Und man hat, so berichtet Karlsson heute, damals schon deshalb nicht die notwendigen Konsequenzen gezogen, weil die Rathaus-Beamten dagegen waren.

Diese aber sind bis heute das absolute Machtzentrum der gesamten SPÖ. Und damalige Mitspieler sind zum Teil bis heute in Machtpositionen. Da stößt man etwa auf einen Mann, der seit den 60er Jahren zu diesen Magistratsbeamten gehört hat, der laut Lebenslauf „seit den frühen Siebziger Jahren“ in der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten Funktionen bis letztlich hin zum Vorsitzenden ausgeübt hat, der dann ÖGB-Präsident und schließlich – Sozialminister geworden ist.

Das heißt nicht, dass Rudolf Hundstorfer für die Vergewaltigungen direkte strafrechtliche oder moralische Verantwortung trug oder trägt. Aber das heißt sehr wohl, dass er die lebende Verkörperung eines üblen und geistig wie moralisch zutiefst korrumpierten Machtsystems ist, welches das Alles ermöglicht hat. Wenn im Wiener Rathaus seit 1945 immer dieselbe Clique mit fast ständig absoluter Macht herrscht, wenn die zeitweilig andersgefärbten Wasserträger nie eine relevante Rolle gespielt haben, dann führt das eben wie jede totale Macht zur totalen Korruption.

Und da sich diese totale Macht auch noch alle in Wien relevanten Medien untertan machen konnte – sei es durch Bestechung mit Steuermitteln, sei es durch die direkte Macht via ORF-Gesetz –, ist es längst fraglich, ob die Zustände in dieser Stadt noch etwas mit Demokratie zu tun haben. Angesichts dieses Vergewaltigungs-Skandals sollte man auch die derzeitige Kampagne der Kronen-Zeitung gegen die Verbauung der Steinhof-Gründe als das sehen, was sie in Wahrheit ist: Das ist eine in der Sache zwar mehr als legitime Initiative, aber strategisch eindeutig ein Ablenkungsmanöver.

Zurück zu einem weiteren Aspekt dessen, was uns Frau Karlsson über die Wiener Beamtenschaft Erhellendes mitteilt: Man hat in den 70er Jahren vor allem deshalb nichts unternommen, weil die Mitarbeiter/Mittäter in den Kinderheimen alle pragmatisiert waren.

Da weiß man wieder erst so recht den Wert der Pragmatisierung zu schätzen! Und auch die Tatsache, dass die Wiener Beamtenschaft weitaus besser bezahlt ist als etwa Bundesbeamte oder alle anderen Landesbeamten!

Und wem noch nicht übel genug geworden ist, der sollte sich bewusst sein, wofür in Wien das Geld fehlt, das man für diese überbezahlte und überbesetzte Beamtenschaft ausgibt, das man für die Bestechung von Boulevardzeitungen braucht: Die Zahl der Krippenkinder in Wien hat sich um 53 Prozent erhöht (eine von den Feministinnen und den Linken ja sehr forcierte, von Pädagogen jedoch sehr kritisch gesehene Entwicklung), die Zahl der Betreuer hat hingegen um acht Prozent abgenommen.

Angesichts dieser Zahl kann man über die zynischen Beteuerungen nur lachen, dass heute Kinder in Wien durch die Rathaus-Strukturen im Gegensatz zu damals bestens betreut würden. Oder gar über das Gewäsch, dass nicht die SPÖ, sondern die SS für die Zustände in den Wiener Heimen verantwortlich gewesen wäre.

PS: Dem "Standard" konnte man entnehmen, dass ausgerechnet die von allen heilig gesprochene Ute Bock in jenen kritischen Jahren auch eine solche "Heimmutter" ohne jede Ausbildung gewesen ist. Und dass diese später als Helferin so mancher Drogendealer heilig Gewordene einst auch etliche "Detschn ausgeteilt" hat. Man muss halt immer nur auf der richtigen Seite stehen . . .

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