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Van der Bellen: richtig und falsch

Der grüne Präsidentschaftskandidat hat richtig reagiert, indem er jetzt ärztliche Zeugnisse über seinen Gesundheitszustand präsentiert hat. Das hat dieses Tagebuch ja am Beginn des Sommers angeregt, als auf allen informellen Plattformen die Gerüchte über seinen Gesundheitszustand explodiert waren. Diese Gerüchte waren sicher von politischen Gegnern gezielt verbreitet worden, was widerlich ist, sie sind aber auch durch Van der Bellen selbst ungewollt unterstützt worden: durch sein Kettenrauchen und durch die ungesunde Optik, wenn ein altersbedingt Weißhaariger einen Dreitagesbart trägt. Dennoch war die Präsentation des Gesundheitszeugnisses auch von klaren Fehlern begleitet.

Denn  wer Opfer von Gerüchten ist, sollte diese Opferrolle im Eigeninteresse nicht allzusehr überbetonen. In anderen Ländern ist es nämlich ganz selbstverständlich, dass Kandidaten um das höchste Amt den Wählern medizinische Befunde vorlegen. Sie wollen zeigen, dass sie den Anforderungen gewachsen sind. Geschichtsbewusste wissen vielleicht auch noch um den wahnsinnigen Fehler der ÖVP, als sie vor mehr als fünfzig Jahren einen – erkennbar – todkranken Julius Raab in einen Präsidentenwahlkampf geschickt hat.

Einen üblen Beigeschmack hatten freilich etliche der Begleitumstände der Präsentation des nunmehrigen Gesundheitschecks.

  1. Die Nachricht ist vor allem vom ORF in allen Sendungen so jubelnd präsentiert worden, dass daraus nicht nur dessen (ohnedies jedem Österreicher bekannten) Sympathien ablesbar wurden. Jeder Zuseher bekam indirekt durch die emphatischen Worte vielmehr auch die Botschaft vermittelt: Je kettenrauchender, umso gesünder. Die Warnungen vor dem Rauchen klingen dann automatisch in den Ohren mancher jugendlicher Raucher nur noch nach irrelevanter Pflichtübungen wie elterlicher Mahnungen „Bohr nicht in der Nase.“ Und das ist – weit über die Präsidentenwahl hinaus – volksgesundheitlich ein Wahnsinn. Denn genau an diesem Verhalten Van der Bellens verrecken jährlich viele Tausende Menschen. Wirklich alle meine Jugendfreunde, die immer geraucht haben, sind heute schon tot oder haben zumindest einen Herzinfarkt gehabt.
  2. Auch der den Linken nicht gerade ferne stehende Arzt, der Van der Bellen begutachtet hat, hätte seinen Begeisterungs-Befund diesbezüglich deutlich relativieren müssen, hätte er ausschließlich aus ärztlicher Ethik heraus gehandelt. Oder hält der Mann all die drastischen Warnungen auf Zigarettenpackungen für Humbug?
  3. Eher künstlich und selbst schon wieder Wahlkampftaktik ist die von Grün, ORF & Co nun gepflegte Empörung über die Gesundheits-Gerüchte. Wer etwa den gegenwärtigen amerikanischen Wahlkampf beobachtet, der erlebt dort täglich von beiden Seiten böse Gerüchte und Schmutzkampagnen. Auch frühere US-Wahlen sind ähnlich abgelaufen. Und auch in Österreich sind wir Ärgeres gewöhnt, als bisher in den drei Kampagnen des Jahres 2016 passiert ist. Etwa als Wolfgang Schüssel in der Wahlkampfschlussphase 2006 eine gefälschte illegale Pflegerin unterschoben worden ist. Als ständig anonyme Briefe versucht haben, die Medien zu einer Thematisierung der Homosexualität Jörg Haiders anzustacheln. Als fast jeder ÖVP-Landeshauptmann im jeweiligen Landes-Wahlkampf auf der Gerüchteebene als Verprügler seiner Ehefrau dargestellt worden ist. Oder gar als die SPÖ gegen Kurt Waldheim den sicher infamsten Unterstellungs-Wahlkampf der Nachkriegszeit geritten hat, der ihn lebenslänglich ruiniert hat.
  4. Verlogen ist es auch, wenn Van der Bellens Wahlkampfmanager nun in taktischer Wehleidigkeit so tut, als ob nur sein Schützling in diesem Wahlkampf Opfer unfairer Attacken geworden wäre. Jeder, der in den letzten Monaten durch Stadt und Land gefahren ist, weiß jedoch: Bei keinem Kandidaten wurden die Plakate so oft zerstört und verunstaltet wie beim freiheitlichen. Es war auch der Freiheitliche, der Zielscheibe von öffentlich – also nicht nur in anonymen Postings ausgestoßenen – Beschimpfungen wie „Krüppel“ oder „Nazi“ geworden ist, nicht Van der Bellen. Und es sind viel öfter freiheitliche Veranstaltungen von Linksradikalen gestört worden als umgekehrt.

Wirklich skandalös daran ist nur eines: Über all das hat es nie eine Erregung des ORF gegeben.

 

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