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Der Kardinal und die Nähe des Staates

Gelten eigentlich Warnungen und Aufforderungen des Wiener Erzbischofs auch für diesen selber?

Die in Rom versammelten Kardinäle versprechen einander feierlich Schweigen. Und sie geben zugleich munter Interviews. Aber sei’s drum. Die Kirche ist halt auch nicht mehr das, was sie einmal war. Und ab Dienstag tritt dann ja doch endlich die zwangsweise Ruhe des Konklave ein.

Auch der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn hat Interviews gegeben – und dabei durchaus Kluges wie Richtiges gesagt. Wie etwa den Gedanken: Das Christentum habe immer dann geblüht, wenn es sich nicht auf die politische Macht verlassen habe; weshalb Schönborn die Kirchen in den europäischen Ländern vor zu großer Staatsnähe warnte.

 Nun wäre es eine allzu billige Generalisierung, jetzt kritisch nachzusinnen, ob sich nicht gerade der christlich-europäische Hochadel immer besonders staatsnahe positioniert hat. Aber etwas anderes muss man Schönborn schon sehr ernsthaft in Hinblick auf die Gegenwart fragen: Wie hält er es denn selber heutzutage mit der Staatsnähe?

Denn der Wiener Erzbischof ist seit Jahr und Tag bei jedem gemeinsamen Auftritt auf innigstem Kuschelkurs mit dem nicht gerade kirchennahen Wiener Bürgermeister zu sehen. Und nie hat man ein kritisches Wort Schönborns zu den radikalfeministischen, ständig Abtreibung und Schwulismus propagierenden Positionen von Michael Häupl und seinem Team gehört (allerjüngstes skurriles Beispiel für die letztgenannte Orientierung der Rathaus-SPÖ: Die Rathaus-Touristiker wollen Wien jetzt auch zum Haupt-Tourismuszentrum für Schwulen und Lesben machen). Mit mutigen Aussagen zu all diesen Themen mögen sich andere Kirchenfürsten bei Staat, Politikern und Medien unbeliebt machen, ein Schönborn tut das nicht. Der liebt als alter Diplomat die Staatsmacht und einen stets netten Umgang mit der Politik..

Noch problematischer verhält sich die Wiener Caritas: Sie propagiert ständig einen immer noch umfassenderen Wohlfahrts-STAAT. Individuelle Verantwortung, individuelle Nächstenliebe kommt hingegen in der neomarxistischen Denkwelt von Schönborns engsten Ratgebern nicht mehr vor. Die Caritas-Männer wollen ununterbrochen nur noch mehr Geld vom Staat. Und nie hat man gehört, dass Schönborn ihnen vielleicht einmal klargemacht hätte, was das lateinische Wort Caritas eigentlich auf deutsch heißt.

Oder sind die neuen verbalen Positionierungen Schönborns ohnedies nur Teil eines Wahlkampfs um die höchste Funktion der Kirche? In diesem Wahlkampf kommt halt bei den anderen Kardinälen die real existierende Staatsnähe des Wiener Kardinals nicht so gut an und daher muss man sie abbauen.

 

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