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Schulen, Reformen, Irrwege

Wer weiß nicht über die Schule zu jammern? Ob es um eigene Erfahrungen geht oder die der Nachfahren oder die eines Arbeitgebers: Jammern über die Schule ist rundum in – und vielfach berechtigt. Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass Österreich die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit hat, dass also der Arbeitsmarkt mit Schulabgängern mehr anfangen kann als irgendwo sonst. Ob das nun die Absolventen einer AHS mit ihrem Akzent auf Sprachen und Kultur sind, ob es um die Berufsbildenden Schulen mit ihrer Mischung aus Allgemeinbildung und technischer, kaufmännischer oder landwirtschaftlicher Spezialisierung geht, oder um das erfolgreiche Mischsystem Hauptschule-Berufsschule-Lehre: Auf keinem dieser Wege landen Schüler in einer Sackgasse.

Dennoch hat sich die Leistung der Schulen als Folge irregeleiteter Reformen und gesellschaftlicher Umbrüche signifikant reduziert. So wurden die Unterrichtsstunden reduziert, der Samstagunterricht abgeschafft und Energie- sowie Herbstferien eingeführt. So wurde es zum Leitprinzip erhoben, dass Schule vor allem „Spaß“ machen müsse, und dass Anstrengungen und Disziplin altmodisch seien. So erhöhte sich ständig der Druck auf die Lehrer, nur wenige negative Noten zu geben. So schreiben etliche Volksschulen schon automatisch lauter Einser ins Zeugnis. So wurden aus Zeugnissen Bescheide, gegen die Juristen gefinkelte Rechtsmittel ergreifen. So wurde der lernintensive Frontalunterricht durch „Projekte“ und „Gruppenarbeit“ ersetzt, worunter viele Schüler nur die Chance verstehen, sich geistig zu absentieren. So wurde jedes Auswendiglernen verpönt. So wurden Kopfrechnen und Rechtschreibung als überflüssige Turnübungen abgetan, weil das ohnedies der Computer alles könne.

Kein Wunder, dass das alles die Qualität vieler Schulen dramatisch verschlechtert hat. Das tut aber auch die gewachsene Bildungs- und Leistungsfeindlichkeit der Gesellschaft. Diese zeigt sich besonders stark in Medien, insbesondere in dem eigentlich zu öffentlich-rechtlicher Qualität verpflichteten ORF. Diese zeigt sich auch darin, dass niemand mehr von „Elite“ zu reden wagt.

Aber auch die Situation in den Familien hat sich total verändert: Doppelte Berufstätigkeit der Eltern und Alleinerzieher-Konstruktionen haben jenes Modell abgelöst, wo sich jahrelang ein Elternteil – meist die Mutter – liebevoll und hauptberuflich um den Nachwuchs gekümmert hat. Nur sehr naive oder sehr ideologisierte Menschen können glauben, dass dieser Umbruch keine Auswirkungen auf die geistige Entwicklung der Kinder hat.

Dennoch setzt die Politik das Zerstörungswerk fort. Soeben beschloss sie den endgültigen Tod der Hauptschule, die auf dem Land bis heute eine ganz ausgezeichnete Erziehung geboten hat. Die mit ihrem ersten und zweiten Klassenzug deutlich bessere Ergebnisse als alle bisherigen Gesamtschulexperimente erzielt.

Dennoch wollen besonders verbissene Gesellschaftszerstörer mit Hilfe vieler Boulevardmedien nun auch die achtjährigen Gymnasien durch eine zwangsweise Einheitsschule bis 15 ersetzen. Obwohl jede Menge Gründe dagegen sprechen:

1.     In sämtlichen Lebensbereichen von der Natur über die Kultur bis zur Wirtschaft ist Vielfalt erfolgreicher als erzwungene Gleichschaltung.

2.     Deutschland bietet als einziges Land echte Vergleichsmöglichkeiten; es hat unter sonst gleichen Rahmenbedingungen Bundesländer mit Gesamtschulen und solche mit einem System der Vielfalt (also auch achtjährigen Gymnasien). Dort sind die Länder der schulischen Vielfalt wie Bayern oder Baden-Württemberg weit voraus: der Qualitätsunterschied beträgt im Schnitt ein volles Schuljahr. Im weit zurückliegenden Berlin hingegen sind die Schulen durch 23 Reformen kaputtgemacht worden.

3.     Die Pisa-Tests zeigen, dass Schüler mit 14 geistig um bis zu drei volle Schuljahre auseinanderliegen. Wer solche Schüler in die gleiche Klasse zwingt, tut beiden Unrecht, den guten wie den schwachen.

4.     Das Unterrichtsministerium verbietet die Veröffentlichung aller Vergleichstests, nur um zu verschleiern, dass Gymnasien und ländliche Hauptschulen allen Gesamtschulvarianten weit überlegen sind.

5.     Dabei bekommen diese „Neuen Mittelschulen“ gesetzwidrig pro Schüler weit mehr finanzielle und personelle Ressourcen als andere Schulen.

6.     Gesamtschulländer wie Spanien und Italien produzieren zwar alljährlich 80 Prozent Maturanten, haben aber eine 40-prozentige Jugendarbeitslosigkeit.

7.     Finnland, das beim Pisa-Test erfolgreichste Land der EU, hat zwar ein Gesamtschulsystem; es ist aber vor allem deshalb erfolgreich, weil es im Gegensatz zu Österreich Leistung und Disziplin in den Schulen konsequent durchzieht, weil dort Lehrer gezielt ausgewählt werden, und weil Finnland nur 2 Prozent Zuwanderer hat, Österreich hingegen 19. Und die kommen in Finnland primär aus Estland oder Russland, also bildungsorientierten und nicht Drittwelt-Regionen.

8.     Der Spruch „Die Bildungsentscheidung solle erst mit 14 fallen“ zeugt von pädagogischer Ahnungslosigkeit. In Wahrheit sind schon mit dem vierten Lebensjahr die meisten Prägungen eines Kindes in hohem Ausmaß erfolgt.

9.     Führende Pädagogik-Professoren wie Hopmann, Heitger oder Neumann sind gegen die Gesamtschule.

10.                      Und last not least ist die Einführung von Gesamtschulen ein schwerer Schlag gegen den Mittelstand. Dieser fand bisher für seine Kinder noch überall halbwegs gute staatliche Gymnasien. In Gesamtschulländern wie England oder Amerika hingegen übersiedeln – genauer: flüchten viele Familien dorthin, wo es die letzten guten Schulen gibt. Oder sie schicken die Kinder in teure Privatschulen. Wie sich das bei uns die Gesamtschul-begeisterten Industriellen und Politiker immer schon problemlos geleistet haben.

Die Schule braucht Reformen, aber sicher nicht die Gesamtschule des Hannes Androsch, der schon als Erfinder der massiven Staatsverschuldung in die Geschichte eingegangen ist.

(Einen ähnlichen Beitrag zu diesem Thema habe ich auch für die „Raiffeisenzeitung“, Österreichs größte Wirtschaftswochenzeitung, geschrieben.)

 

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