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Platz 17 für Androsch: Geht’s noch peinlicher?

Das Durchfallen des Androsch-Volksbegehrens hätte donnernder nicht sein können: Es landet trotz der größten, teuersten und amtsmissbräuchlichsten Werbekampagne, die je für ein Volksbegehren stattgefunden hat, nur an 17. Stelle. Das Androsch-Begehren, die zwangsweise Gesamtschule sowie die absurde Universitätspflicht für Kindergärtnerinnen sind damit abzuhaken. Nicht abhaken sollte man aber das ständige Verbessern der Schule. Etwa durch den Blick nach Finnland.

Aufrechte bürgerliche Politik sollte sich nie mehr vor der totalitär anmutenden Dampfwalze namens Rot-Grün-ORF-Industrie-Zeitungen-Gewerkschaft fürchten. Die Menschen sind klüger als all diese Manipulatoren. Sie haben keinerlei Verständnis für ein Volksbegehren, das rund ein Dutzend Mal mit seinen Vorschlägen in Zeiten wie diesen in die Taschen der Bürger – und der (neuerdings offenbar von Blindheit geschlagenen) Industrie greifen will. Das vom Kindergarten angefangen Zentralismus verordnen will. Das den Kindern neun Jahre lang eine Zwangseinheitsschule verordnen will.

In Wahrheit zahlt es sich aber keine Minute länger mehr aus, den linken Brei aus den 20er Jahren noch lange weiter zu diskutieren.

Jetzt sollte endlich wieder die Luft frei sein, sinnvollere Bildungsdebatten zu führen. Etwa an Hand von seriösen Analysen Finnlands, das nicht wegen der Gesamtschule, sondern wegen ganz anderer Faktoren gute Testergebnisse liefert:

  1. Selbst die linksliberale Hamburger „Zeit“ muss es neuerdings zugeben: Ein Teil des finnischen Schulerfolges geht darauf zurück, dass dort überwiegend der gute alte Frontalunterricht praktiziert wird, der ja bei uns von den „progressiven“ Schulreformen durch Gruppen- und Projekt-Schickschnack ersetzt worden sind. Machen wir doch Schulvergleiche mit und ohne Frontalunterricht.
  2. In Finnland wird Disziplin im Unterricht ganz groß geschrieben. Auch das ist ein bei jenen Ideologie-Pädagogen verhasstes Wort, die bei der Linken den Ton angeben.
  3. In Finnland kann sich jede Schule die Lehrer aussuchen.
  4. In Finnland würde es kein Politiker wagen, wie eine Claudia Schmied die Lehrer ständig verächtlich zu machen.
  5. In Finnland gibt es zwei Prozent Ausländer – und die kommen fast nur aus bildungsorientierten Kulturen wie Estland oder Russland; in Österreich gibt es 18 Prozent Anteil von hier lebenden Menschen mit zum Teil sehr schwierigem Migrationshintergrund – und in den Schulen noch viel mehr.  Die Ausländer kann man zwar natürlich nicht mehr aus der Welt schaffen (auch wenn uns klar sein soll, dass wir den Massenzustrom vor allem der Industrie und Rot-Grün zu verdanken haben): Aber wir sollten uns endlich offen zugeben, dass wir da ein ganz spezifisches Megaproblem haben, dem man nur mit ganz spezifischen Bildungsmaßnahmen beikommen kann.

Aber auch ohne den Blick auf Finnland gibt es ein paar weitere zentrale Notwendigkeiten für eine seriöse Bildungspolitik:

  • Sämtliche über hundert(!) Schulversuche der letzten Jahre und Jahrzehnte müssen endlich und möglichst objektiv evaluiert werden. Wir versuchen und versuchen – aber niemand schaut sich jemals an, ob die Versuche gelingen. Absurder geht’s nimmer.
  • Sowohl bei diesen Evaluationen wie auch bei der Erfüllung der künftigen Leistungsstandards wie auch bei sämtlichen Teilergebnissen von Pisa- und anderen internationalen Tests darf keine einzige Zahl geheimgehalten werden. Dies passiert nämlich derzeit auf Befehl der Unterrichtsministerin bei Pisa&Co in breitestem Umfang. Es müssen künftig die Ergebnisse sämtlicher Schulen samt allen demographischen Daten veröffentlicht werden. Nur dann ist eine demokratische und seriöse Diskussion möglich.
  • Wenn wir schon den Pisa-Tests eine so große Bedeutung zumessen (was aus mehreren Gründen eigentlich fragwürdig ist), dann bereiten wir die Schüler erstens gezielt auf die Struktur dieser Tests vor, die ja ganz anders sind als unsere Schularbeiten. Und beziehen wir zweitens die Testergebnisse in die individuellen Noten der Schüler ein. Das schafft ganz automatisch viel bessere Ergebnisse als der Istzustand, in dem den Schülern das Ergebnis völlig wurscht ist. Was so manche lustige Tests produziert hat.
  • Lassen wir Eltern und Lehrer über die Neubestellung eines Direktors entscheiden. Lassen wir die Direktoren über die Lehrer – auch deren Kündigung! – entscheiden.
  • Lassen wir Eltern und Lehrer und Oberstufenschüler zusammen mit dem Schulträger über das Schulmodell entscheiden – und zwar nicht nur durch Wahl zwischen zwei mickrigen Modellen. Soll es etwa eine strenge oder eine liebe Schule sein? Mit Aufnahmsprüfung oder freiem Zugang? Mit Durchfallen oder ohne? Mit Modulsystem oder ohne? Mit englischer oder deutscher Unterrichtssprache? Mit Sprachen oder Technik im Zentrum? Mit geförderten Sonderangeboten für Hochbegabte? Mit geförderten Spezialangeboten für Bildungsferne mit Sprachproblemen? Der Staat prüft dann nur noch die Erfüllung der Leistungssstandards und die Transparenz der Ergebnisse.
  • Geben wir den Eltern einen Voucher für ihre Kinder, die sie bei staatlichen genauso wie bei privaten (nicht nur religiösen) Schulen einlösen können – samt Zusatzbonus für Begabte wie auch für Kinder mit Defiziten.

Ich wette jede Summe, dass wir mit solchen Reformen zum Unterschied von jenen des Altindustriellen Androsch unsere Schulen um Meilen voranbringen werden. Obwohl diese Vorschläge zum Unterschied von Androsch keine zusätzliche Budgetbelastung auslösen.

 

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