Nicht Messer, sondern Menschen töten

Autor: Andreas Tögel

Und wieder eine Print-Zeitung weniger ...

Autor: Günter Frühwirth

Die europäische Systemtransformation

Autor: Josef Stargl

Freiheit stirbt oft scheibchenweise

Autor: Elisabeth Weiß

Über alte und neue Rattenfänger

Autor: Leo Dorner

Gendern: Ideologie und Gehirnwäsche

Autor: Heinrich Benz

Warum die Österreicher wie Idioten dastehen

Autor: Gerhard Kirchner

Leerstandsabgabe – die schwarze Vermögenssteuer?

Autor: Wilfried Grießer

Das blödeste Wort der Menschheit

Autor: Willi Sauberer

Alte und neue Alma Mater

Autor: Leo Dorner

Alle Gastkommentare

Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (10 Euro pro Monat) ist jederzeit beendbar und endet extrem flexibel einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Ein Kartenhaus stürzt ein: Silvio ist Europas letzte Hoffnung

Und jetzt Italien. Das einzig Überraschende daran ist, dass Italien nun doch vor Spanien das Vertrauen der internationalen Geldanleger verliert. Eigentlich hatte lange vieles auf eine umgekehrte Reihenfolge hingedeutet. Das ändert nichts daran, dass die Italien-Panik die finale Katastrophe für Europa einläuten könnte. Besonders spannend ist der Ausbruch der italienischen Krise aber auch in Hinblick auf die Person Silvio Berlusconis.

Denn der italienische Ministerpräsident mit dem Hang zu jungen Mädchen hatte erwiesenermaßen sehr lange eine sehr positive Funktion, die freilich von den meisten Medien nicht erkannt worden ist oder aber bewusst verschwiegen wird. Er hat dem Land nämlich jahrelang das überlebensnotwendige Vertrauen der Gläubiger verschafft. Immerhin hat Italien ja seit langem die zweithöchste Verschuldungsquote in der EU – und dennoch hat es als einziges der PIIGS-Länder während der Krisenjahre keinen Verlust seiner Ratings hinnehmen müssen.

Da das Verhalten der Märkte oft mehr durch Psychologie als durch die reinen Zahlen erklärt wird, hat Berlusconis Machismos mehr Vertrauen ausgestrahlt als sanfte Intellektuelle, fade Apparatschiks, verbissene Ideologen, fromme Priestertypen oder realitätsfremde Idealisten. Alles hatten wir ja in Italien zur Genüge.

Berlusconi hat Italien zum ersten Mal über Jahre hinweg eine stabile Regierung samt arbeitsfähiger Parlamentsmehrheit verschafft. Er hat auch den weiteren Zuwachs der Staatsschuld im Widerspruch zur italienischen Tradition in den letzten Jahren eingebremst. Und er hat für eine wirtschaftsfreundliche Gesetzgebung gesorgt. Vor allem aber wissen alle, dass ohne Berlusconi dem Land wieder das übliche Chaos rasch wechselnder und total entscheidungsunfähiger Regierungen droht. Die erotischen Vorlieben Berlusconis waren zwar den Medien wichtig, den Gläubigern aber völlig wurscht – ebenso wie sie das beim Chef des Internationalen Währungsfonds waren.

Jetzt aber scheinen die Gläubiger noch vor den oft als böswillige Panikmacher gescholtenen Rating-Agenturen das Vertrauen in Italien zu verlieren. Die Zinsen, die Italien fürs Geldausborgen zahlen muss, schießen seit Freitag in die Höhe; die Kurse für italienische Bankaktien hingegen seit einiger Zeit in die Tiefe.

Und wieder hängt die Entwicklung eng mit Berlusconi zusammen. Die Anleger sehen, dass Berlusconi an reformerischer Gestaltungsmacht stark abgebaut hat. Sie rechnen damit, dass il presidente nicht mehr lange amtieren wird. Die von seinen Gegnern angestrengte Prozessflut treibt ihn in die Enge, die Umfragen verschlechtern sich, und in den letzten Tagen hat Berlusconi sogar selbst erstmals angekündigt, bei den nächsten Wahlen nicht mehr zu kandidieren.

Dass Berlusconis nahes Ende die Investoren verschreckt, kann noch als Kompliment für ihn verstanden werden. Aber in den letzten Tagen hat er auch selbst einen schweren Fehler begangen. Er hat nämlich öffentlich Kritik an seinem Finanzminister Tremonti geübt. Und das ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da Tremonti ein auch in den eigenen Reihen unbeliebtes Sparpaket durchzuboxen versucht. Da ist in Berlusconi angesichts seiner eigenen bedrängten Lage offenbar der alte Populist durchgebrochen. Daraufhin riss jedoch den Märkten der Geduldsfaden.

Italiens letzte Hoffnung: Die dramatischen Stunden dieses Wochenendes waren nur eine Drohgebärde der Märkte mit der Botschaft: „Tremontis Sparpaket muss zur Gänze realisiert werden“.

Falls die Märkte aber mehr im Sinn haben als reine Drohgebärden, oder falls Tremonti scheitert, dann steht nicht nur Italien, sondern auch Europa lichterloh in Flammen. Dann war Griechenland nur ein schwaches Vorspiel zu dem, was jetzt auf uns zukommt. Angesichts der Größenverhältnisse sind die unfassbaren 1,5 Billionen durchaus realistisch, die schon kolportiert werden. Es geht also nicht mehr nur um Mill., und nicht mehr nur um Mrd., sondern gleich um Bill. So wie zuletzt in der Inflation der 20er Jahre. Nur der Verdeutlichung halber: Zwischen jeder dieser Abkürzungen steht der Faktor 1000.

Wenn sich Italiens Situation aber weiter verschlechtert, werden zwar all jene recht behalten haben, die vor der Griechenland-Hilfe als einem katastrophalen Präjudiz gewarnt haben. Das wird aber auch ihnen nichts mehr nützen. Opfer werden alle Europäer. Sie können zwar die Faymanns und Merkels und Sarkozys aus dem Amt jagen (und hoffentlich den besonders üblen Herrn Juncker mit dazu). Das Unglück ist aber nicht mehr zu verhindern. Und kommt offenbar noch rascher als ohnedies befürchtet auf uns zu.

Alles deutet darauf hin, dass es nun zu einer offenen Feldschlacht zwischen Notenbanken und Regierungen kommen wird; dass die Europäer in ihrer verzweifelten Flucht den Goldpreis noch weiter in die Höhe treiben werden; dass die Investitionen rasch wieder versiegen werden; dass auch viele andere Staaten Europas und Nordamerikas ihre Anleihen kaum noch verkaufen werden können; und dass überdies gleichzeitig der skurrile und vertrauensbeschädigende Plan rasch wieder entsorgt werden muss, die privaten Gläubiger Griechenlands halb zu enteignen, ohne dass das aber als Insolvenz gewertet werden sollte.

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)
Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print



© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung