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Causa Ischgl: Die wichtigste Frage wurde nie gestellt

Mit dem Aus für sämtliche Zivilklagen am Landesgericht Innsbruck scheint nun ein juristischer Schlussstrich unter das einstige Aufregerthema Ischgl gezogen zu sein; strafrechtlich war schon zuvor nichts übriggeblieben. Ebenso wie von der ursprünglichen These, wonach geldgierige Seilbahnbetreiber zuerst die Corona-Infektionen vertuscht haben, damit das Skigebiet offenbleiben kann, um dann überstürzt alle "rauszuschmeißen" und so erst die Pandemie in Europa befeuert wurde. Daher musste man am Höhepunkt der Causa als unbedarfter Konsument von Mainstream-Medien eigentlich davon ausgehen, dass Republik Österreich und/oder Land Tirol ohne eine zig-millionenschwere Strafzahlung an die vielen, vielen Corona-Opfer nicht davonkommen würden. Die kaum gefragten Rechtsexperten waren freilich von Anfang an skeptisch, dass hier jemals etwas für die (angeblichen) Opfer rausschauen würde.

Stattdessen hat man lieber auf die Expertise des einstigen Peter-Pilz-Mannes Peter Kolba und seinen privaten Verbraucherschutzverein gehört, der das angebliche Behördenversagen insbesondere am Beginn der Pandemie skandalisiert hatte und damit eifrig Klagen zusammensammelte. Besonders stach dabei die Klage der Witwe eines ehemaligen Journalisten hervor, die freilich in einem TV-Interview bekennen musste, an sich selber schwere Vorwürfe zu richten, weil sie ihren Mann in den frühen März-Tagen des Jahres 2020 ins Paznauntal auf Skiurlaub fahren hatte lassen – wo doch schon jenseits der Grenze in Italien die Pandemie grassierte. Dennoch machte sie die Behörden für den Tod ihres Mannes – wie gesagt, jahrzehntelanger Journalist, der die Gefahrenlage wohl ganz gut einschätzen konnte – verantwortlich.   

Warum das Thema Ischgl insgesamt so hochkochte und später (viel, viel später!) sogar Bundespräsident Alexander Van der Bellen ausrückte, um klarzustellen, dass die Pandemie nicht in seiner Tiroler Heimat ihren Ausgang genommen hatte (sondern bekanntermaßen in China), ist relativ leicht erklärt. Ischgl ist gleichsam das Sodom und Gomorra des österreichischen Wintersports – und damit auch der apokalyptische Vorbote der Klimakatastrophe. Zuerst Klima-Exzess und Après-Ski-Sündenpfuhl, dann als sozusagen biblische Strafe der todbringende Corona-Hotspot – so wurde Ischgl zum willkommenen und billigen Opfer der Medien. Und da den linksgrünen Hauptstadt-Bobos im Winter nichts so verhasst ist wie klimaschädliches Skifahren (wie später in der Aufsperrphase gut zu beobachten), trifft man mit derart überzogenen Kampagnen nicht nur eines der Zentren des Wintertourismus, sondern nach ihren patzigen Aussagen auch gleich das schwarze Seilbahnwirtschaft-Patriachat im (ski-)heiligen Land Tirol. "Alles richtig gemacht", hieß es bekanntlich in einem legendären ZiB-2-Interview vom Tiroler Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg – und Chef-Inquisitor Armin Wolf fragte ungläubig wortgleich mehrmals nach: "Wirklich alles richtig gemacht?"

Wie hätte es Ischgl richtig machen müssen?

Doch das war die falsche Frage! Und seltsamerweise hat in all den Jahren nie jemand die entscheidende Frage gestellt: "Wie hätte es Ischgl denn richtig machen müssen?" Stattdessen wurden vom Küniglberg abwärts (und hernach in ganz Europa) nur kritisiert, dass Tausende Skiurlauber, darunter bereits viele Infizierte, überhaupt aus dem Tal rausgelassen wurden und sich so dann das Virus am ganzen Kontinent ausbreiten konnte (etliche Tote inklusive). Womit das kleine Ischgl (1600 Einwohner) nach den Party-Orgien zur angeblichen Drehscheibe der ganzen Corona-Pandemie mutierte.

Erhellendes zu dieser Frage findet man freilich kaum in den Medienberichten, vielmehr aber im "Bericht der unabhängigen Expertenkommission" zum Corona-Management in Tirol. Dort heißt es auf Seite 41: "Für Abreisebeschränkungen von nur vorübergehend im Ort aufhältigen Personen, wie etwa Gästen, die zwischen einem und mehreren Tagen im Ort anwesend sind, aber nach dem Sprachgebrauch nicht als Bewohner bezeichnet werden können, bietet das Gesetz nach seinem Wortlaut keine Handhabe."

Das im März 2020 gültige Epidemiegesetz durfte also zwar herangezogen werden, um Einheimische festzusetzen, doch Gäste musste man damals trotz der Quarantäne-Anordnung des Bundes abreisen lassen – ob man wollte oder nicht. Zudem wäre beispielsweise ein Aufmarschieren des Bundesheeres, um die laut Bericht 8000 Gäste am Heimfahren zu hindern, der wohl noch größere (Image-)Schaden für die Republik gewesen – internationale Proteste inklusive. Und womöglich hätte dies auch niemanden aufgehalten. Denn dass sich gut Zehntausend großteils gesunde Menschen in einem kleinen Bergdorf ohne Skilift und Gastronomie (da ja dann zugesperrt) zwei Wochen in ihren Hotelzimmern einsperren lassen, darf wohl in die Kategorie "realitätsfremd" eingeordnet werden. Ganz bestimmt jedenfalls zum damaligen Zeitpunkt der Pandemie.

Auch ohne Ischgl hätte sich das Virus verbreitet

Und das Virus hätte all dies sowieso nicht aufgehalten: Denn was die medialen Femegerichte gerne verschweigen, aber die weitere Geschichte der Pandemie lehrte: Menschen in Tälern einzusperren oder die Ausreise an negative Tests zu knüpfen, stoppt die Pandemie keineswegs – wie später etwa die Ausbreitung der Alpha-Variante sehr gut zeigte. Auch ganz ohne Ischgl wäre eine Welle nach der anderen über den Kontinent geschwappt. (Daher sollte man mit Ex-post-Wichtigtuerei immer vorsichtig sein, will man nicht später von der Wirklichkeit blamiert werden). 

Dass es an jenem schwarzen Freitag, den 13. März (2020) bei der überstürzten Abreise vielen Urlauber zu chaotischen Szenen gekommen ist, ist wieder eine andere Geschichte. Wobei sich auch da manches relativiert: Die im Experten-Bericht beschriebene 15 Kilometer lange Autokolonne im Paznauntal würde sich so mancher deutsche Urlaub sommers vor dem Tauerntunnel nur wünschen.

Zweifelsfrei wurden in Ischgl, wie überall auf der Welt, Fehler begangen. Wie hätte man es also in Ischgl anders, besser, richtiger machen können und müssen? Auf die Antwort dieser Frage werden wir leider vergeblich warten müssen. Was im Falle einer nächsten Pandemie im Tourismusland Österreich kein wirklich befriedigender Gedanke ist.  

 

Thomas Bukowski ist das Pseudonym eines österreichischen Journalisten.

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