Die Babyboomer und ihre Hinterlassenschaft

Noch nie seit 100 Jahren hatte eine junge Generation im Westen so wenig Chancen, wohlhabend zu werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine hochinteressante Studie zur Vermögensverteilung aus den USA. Diese für die USA ermittelten Ergebnisse gelten im Großen und Ganzen auch für Europa. Mit den Babyboomern hat die westliche Welt den "Peak Wohlstand" überschritten. Keine Generation davor hatte bessere Voraussetzungen, reich zu werden. Die Nachkommen der jetzt sukzessive aus ihren Berufslebenden scheidenden Boomer können zwar mit beachtlichen Erbschaften und Unterstützungen durch ihre Eltern rechnen, aus eigener Kraft aber kaum mehr Vermögen aufbauen.

Dafür gibt es eine Reihe nicht schwer zu identifizierender Gründe:      

  • Die nach dem Krieg – im "Wirtschaftswunder" – erreichten Wachstumsraten gehören längst der Vergangenheit an. Das BIP-Wachstum liegt inflationsbereinigt seit vielen Jahren nicht mehr wesentlich über null Prozent in Europa und um die zwei Prozent in den USA. Während die Steuerlast kontinuierlich zunimmt, stagnieren die Masseneinkommen. Die frei verfügbaren Einkommen schrumpfen.
  • Eine Staatsquote in der Nähe von 50 Prozent oder gar darüber führt – Hand in Hand mit einer Überregulierung und Entmutigung unternehmerischen Handelns – zur Versteinerung der Volkswirtschaft. Den Betrieben fehlen qualifizierte Mitarbeiter. Produktive Arbeitsplätze wandern daher (nach Asien) ab, während die steuerfinanzierten Aktivitäten von Verwaltung, Kontrolle, Überwachung und Pflege zunehmen. Ergebnis: Weniger Nettozahler, mehr Transferempfänger – noch höhere Staatsquote. Eine Todesspirale.
  • Die seit Jahrzehnten betriebene inflationistische Geldpolitik bedingt eine Explosion der Immobilienpreise – mit dem Ergebnis, dass junge Leute kaum noch Wohnungseigentum bilden können.
  • Wohlstand kommt von der Waren- und Dienstleistungsproduktion und nicht vom Sozialministerium. Die Volkswirtschaften Europas haben allerdings den Sprung ins 21. Jahrhundert großteils verpasst und leben immer noch von den im 19. Jahrhundert aufgebauten Industrien (Auto, Maschinenbau, Öl, Chemie, etc.). Diese werden im Furor des Klimawahns und dank einer autodestruktiven Energiewende soeben liquidiert oder nach Übersee vertrieben. Die an ihre Stelle tretenden Dienstleistungsbranchen sorgen indes für eine deutlich niedrigere Wertschöpfung. Was vielfach übersehen wird: Fahrrad- und Genderbeauftragte oder Umverteilungsbürokraten leisten keinen Beitrag zur Wertschöpfung. Kinder im Hort zu beaufsichtigen, massenhaft eingewanderte Analphabeten zu versorgen oder Alte zu pflegen, schafft keinen Wohlstand.
  • Die Qualität der Schul- und Universitätsausbildungen nimmt, dank einer seit Jahrzehnten betriebenen konsequenten Nivellierung dramatisch ab und zwar in allen Fächern (man unterhalte sich mit x-beliebigen Ausbildnern – vom Lehrherrn im Handwerk bis zum Universitätsprofessor). 10 Prozent von 100 im Kopf auszurechnen, gelingt heute nur noch wenigen Azubis. Der Vergleich mit den in Fernost erreichten Lernergebnissen macht sicher: Gegen chinesische, koreanische oder japanische Schüler hat der europäische Nachwuchs keine Chance.    
  • Schulabsolventen drängt es nicht dazu zu arbeiten, zu produzieren oder zu verkaufen. Insbesondere die Absolventen akademischer Ausbildungen legen keinen Wert darauf, sich dem auf dem Markt herrschenden Wettbewerb zu stellen. Auch zieht es sie mehrheitlich nicht länger zu den für die Wirtschaft so wichtigen MINT-Fächern. Sie studieren lieber Genderwissenschaften, Soziologie oder Kunstgeschichte, wollen dann möglichst schnell beim Staat anheuern und sich im Wolkenkuckucksheim selbst verwirklichen.
  • Zudem werden viele Millenials von Helikoptereltern gesteuert, sind infolge der Negativauslese für die Lehrämter (gleichbedeutend mit deren weitgehenden Feminisierung) und die staatliche Zwangsbeschulung verweichlicht, unfähig, Konsumwünsche aufzuschieben, und in der Realität des Lebens im irdischen, durch naturgegebenen Mangel gekennzeichneten Jammertal nie angekommen. Ostasiaten ticken da ganz anders. Und die werden den Westlern – besser gesagt, den Kindern und Enkeln der Babyboomer – zeigen, wo der Hammer hängt.

Wie schon erwähnt, werden die Millenials zwar beachtliche Vermögen erben, die von den Babyboomern und deren Eltern aufgebaut wurden, und viele von ihnen werden sich bis dahin einer großzügigen Unterstützung durch ihre Eltern erfreuen. Allerdings führt die negative Entwicklung der europäischen Volkswirtschaften gleichzeitig zur massiven Unzufriedenheit der Jungen mit ihrer eigenen Unfähigkeit, selbst etwas aufzubauen.

Die Folgen dieser Frustration haben sich in diesem Sommer bereits in vielen US-Städten und öfter auch schon in europäischen Städten wie Hamburg gezeigt: Gewalttätiger Pöbel randaliert, zerstört und plündert unter fadenscheinigen Vorwänden, wird dabei von einem antibürgerlichen, kulturmarxistisch inspirierten Polit-Establishment gedeckt und schad- und klaglos gehalten. Zudem tut die politisch gehypte Covid-Krise das ihre dazu, auf dem Weg zur Knechtschaft hurtig voranzuschreiten.

Wenn in den vor uns liegenden Jahren kein Wunder geschieht – und Wunder treten bekanntlich selten ein – hat die über viele Jahrhunderte die Welt anführende Zivilisation ihre Zukunft hinter sich.

Andreas Tögel, Jahrgang 1957, ist Kaufmann in Wien.

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