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Die Wiener Gasthäuser und die Wiener Hirnlosigkeit

In der Not der wahltagsnahen Verzweiflung ob der extrem hohen Infektionszahlen in Wien und ob des Versagens seines Gesundheitsstadtrates Hacker hat der Wiener Bürgermeister Ludwig nach monatelangem Nichtstun erstmals einen Corona-Ausfallsschritt gewagt. Und zwar in eine theoretisch an sich richtige Richtung. Das Wie dieser Initiative Michael Ludwigs wird freilich für ein krachendes Misslingen sorgen. Er dürfte damit Gesundheitsminister Anschober wohl bald als unfreiwilliges Hauptobjekt böser Scherze im Internet ablösen.

Zuerst das Positive: Die von Wien verkündete Registrierungspflicht für alle Gasthausbesucher ist jedenfalls im Vergleich zum sonstigen Arsenal tauglicher wie untauglicher Waffen im Corona-Kampf eine der harmlosesten. Sie schränkt die Freiheit der Menschen weit weniger ein als jede Form eines Lockdowns, als die Verwehrung eines vollen Schulunterrichts für eine ganze Generation, als abendliche Frühsperrstunden, als Ausgangsverbote, als Veranstaltungsverbote und vieles andere mehr. Sie ist daher jedenfalls an sich all dem vorzuziehen.

Das ist unabhängig von der Frage zu loben, ob eine Gasthaus-Registrierungspflicht sonderlich viel beitragen kann, um die hohen Infektionszahlen in Wien wieder halbwegs in den Griff zu bekommen. Das ist auch unabhängig von der sich immer mehr in den Vordergrund schiebenden Frage zu sehen, ob der Corona-Krieg angesichts der Entwicklung des Virus nicht längst maßlos übertrieben ist. Dieses scheint nämlich zwar deutlich ansteckender, aber auch harmloser geworden zu sein (überdies scheinen die Behandlungsmethoden besser geworden zu sein).

Dennoch ist völlig klar, dass jeder Politiker angesichts der nach wie vor herrschenden und von ORF&Co geschürten Panikstimmung politischen Selbstmord begehen würde, wenn er diesen Krieg schon für nebensächlich erklären würde. Der Herr Hacker vom Rathaus hat diesen Krieg freilich bisher vor allem verbal geführt – durch Dauerschimpfen und durch das, was man in seinem Slang als Klugscheißerei bezeichnet. Und Ludwig hat bisher überhaupt so getan, als ob ihn das alles nichts anginge.

Jetzt hat der Wiener SPÖ-Chef voller Wahl-Panik ob der eigentlich seit Wochen katastrophalen Infektionszahlen Wiens und ob des völligen Kollapses in den Wiener Schulen diesen Kurs zumindest mit einer Maßnahme zu ändern versucht. Er hat Hacker zwar nicht gefeuert, wie es das Tagebuch vorige Woche verlangt hat. Aber er hat ihm jetzt in einer Notaktion zumindest einmal ins Steuer gegriffen, um den Wagen herumzureißen. Damit versucht Ludwig auch, sein größtes Defizit auszugleichen, nämlich seinen Mangel an Leadership, der von seinem pyknisch-netten Auftreten nicht mehr übertüncht werden kann.

Mehr als für diese eine Aktion, von der Ludwigs Berater offenbar gemeint haben, das würde das Image des wahlkämpfenden Wiener Parteichefs aufpolieren, hat es aber bei Ludwig nicht gereicht. Schon wenige Stunden nach Ankündigung des Wirtshausplans war er schon wieder zu feig, um selbst am Gipfeltreffen der Bundesregierung mit den Landeshauptleuten teilzunehmen, obwohl dort sieben andere Landeschefs anwesend waren, obwohl er als einziger nur wenige Minuten gebraucht hätte, um hinzugehen. Ludwig schickte statt dessen Herrn Hacker. Und der tat natürlich wieder das Einzige, was er konnte: aggressiv stänkern, ohne dass auch nur irgendwie klar wurde, was er eigentlich will. 

Zurück zum Gasthaus-Registrierungs-Plan des Bürgermeisters. So klug die Richtung des Plans an sich auch  ist, so sehr stellt er zugleich unbeabsichtigt das größte Manko das Rathaus-Apparates bloß. Das ist dessen organisatorische Unfähigkeit. Es war offensichtlich nicht nur Hacker daran schuld, dass in Wien die  seit Monaten wichtigsten Maßnahmen im Corona-Krieg in den letzten Wochen völlig gescheitert sind: nämlich rasche Testung aller in Frage Kommenden und die darauffolgende Nachverfolgung von Infektionen. Wenn das zehn Tage dauert, ist das völlig sinnlos. Da hat sich das Virus schon längst unabhängig auf die Reise in weitere Lungen gemacht.

Genauso unfähig stellt sich die Rathausmannschaft aber ebenso jetzt beim Projekt der Sammlung der Daten von Wirtshaus-Besuchern an. Es ist so dumm organisiert worden, dass es völlig wirkungslos verpuffen muss. Weshalb man gleich auch darauf verzichten hätte können. Die Rathausmänner waren in keiner Weise imstande, aus den Fehlern anderer Städte zu lernen, die ebenfalls solche Registrierungen eingeführt haben.

Der Kern des Ludwig-Plans, von dem aber noch am Freitagabend die Wiener Wirte überhaupt keine Details wussten, obwohl die neue Zettelwirtschaft schon am Montag gelten soll: Wien will aber bei allen Wirten Formblätter auflegen, in die sich jeder Gast handschriftlich eintragen soll. 

Steinzeitlicher geht es nicht mehr. Dabei hat gerade Wien schon einmal schlechte Erfahrungen mit handschriftlichen Listen gemacht. Nämlich als man nach den Testungen im Prater auf vielen Zetteln nicht einmal entziffern konnte, welcher Name da eigentlich eingetragen war.

Genau das wird bei den Gasthauszetteln jetzt neuerlich passieren. Überdies werden viele Gäste absichtlich Phantasienamen und Mail-Adressen eintragen, die selbst bei Leserlichkeit völlig unbrauchbar sind. Das wird insbesondere deshalb oft passieren, weil gleich angekündigt worden ist, dass die Richtigkeit der Eintragung eh nicht kontrolliert wird. Gewiss, so etwas gehört sich nicht, aber wer ins Gasthaus geht, ist halt einmal lustiger drauf als sonst. Menschen sind, wie sie sind.

Nächste Absurdität: Angenommen, ein Gasthausbesucher wird zwei Tage nach dem Besuch als infiziert getestet; und zusätzlich angenommen, er hat den Test aus eigener Tasche finanziert, sodass er die Information über das Testergebnis wenigstens umgehend in die Hand bekommen hat, was ja bei der Testung durch die Gemeinde Wien längst nicht mehr der Fall ist (weshalb in diesen Fällen  ohnedies alles sinnlos ist).

Was aber sollen dann die Gasthauszettel helfen? Wer soll dann wie herausfinden, dass dieser Getestete vor zwei Tagen in einem bestimmten Restaurant gewesen ist?

Das geht dann ja wieder nur mit langwierigem mündlichen Befragen des Infizierten und noch langwierigerem Contact-Tracing – also mit genau jener Vorgehensweise, mit der die Gemeinde Wien zuletzt so dramatisch gescheitert ist.

Dümmer geht’s nimmer.

Möglicherweise ist das alles aber nicht nur Folge von Unfähigkeit, sondern auch der doktrinären "Datenschutz!"-Panik, die von linken und bisweilen auch rechten Wichtigmachern ausgeht. Sie schüren ständig Panik gegenüber elektronischer Erfassung von Namen.

Dabei ist diese der einzige Weg, damit das alles einen Sinn bekommt. Gäbe es eine elektronische Erfassung der Namen der Wirthausbesucher, dann könnte man blitzschnell an alle, die in der Nähe eines positiven Getesteten gesessen sind, eine entsprechende Warnung und Einladung ausschicken, sich selber testen zu lassen.

Es ist einfach nicht verständlich, was daran so schlimm sein soll. Im Vergleich zu den diversen anderen skandalösen Anti-Corona-Strategien, wie dem Eindringen in Privatwohnungen, wie dem Durchsuchen von Redaktionen und Anwaltskanzleien ist das absolut harmlos.

Seit vielen Jahren gibt es ja auch ganz ähnliche Vorgänge, wo millionenfach individuelle Daten erfasst werden, ohne dass die hinterwäldlerischen Datenschützer protestiert hätten.

  • So bekommt man an keinem Automaten Zigaretten, wenn man sich nicht durch eine elektronische Karte (Kredit- oder Bankomat-Karte) identifiziert.
  • So bekommt man seit langem in keinem Hotel einen Zimmerschlüssel, ohne sich vorher elektronisch (durch Kredit- oder Bankomat-Karte) identifiziert zu haben.
  • So wird bei Restaurants immer häufiger der Weg einer Internet-Vorbestellung genutzt. Hier sind zwar theoretisch auch Falscheingaben möglich, diese aber sind über Mail- bzw. IP-Adressen zum Unterschied von einem handschriftlichen Zettel im Notfall überprüfbar. Und jedenfalls ist der eingegebene Name bei der Suche nach Kontakten eines Infizierten sofort und ohne lange mündliche Recherchen auffindbar.
  • So ist in vielen Restaurants das Zahlen mit einer elektronischen Karte längst der mehrheitliche Usus.
  • So hat selbst die Schnellimbiss-Kette MacDonald´s seit längerem Terminals zur Eingabe von Bestellungen aufgestellt, an denen man schon vor der Essensausgabe mit Karte zahlt. Theoretisch gibt es dort zwar auch noch die Möglichkeit, anonym mit Bargeld zu zahlen, aber die ganz eindeutige Mehrheit nimmt den Weg über die Karte. Ohne Datenschutzängste.

Es ist einfach absurd: Bei all diesen Karten-Bezahl-Wegen geht es nur um eher banale Zwecke, wie Beschleunigung des Zahlvorganges, wie Reservierungen, wie Alterskontrolle eines Rauchers (oder eigentlich Zigarettenkäufers), wie Sicherung gegen Zechpreller. In der Corona-Pandemie hingegen, wo es um ein – zumindest von den politischen Intentionen her – viel wichtigeres Ziel geht, nämlich der erhofften Eindämmung einer Pandemie, ist die Karte tabu, ist sie nicht einmal als Alternative zum langwierigen und sinnlosen Zettelschreiben angedacht worden.

So viel Schwachsinn geht auf keinen Bierdeckel.

Übrigens: Auch die Wirte sollten großes Interesse haben, dass der für sie so fatale Corona-Krieg wenigstens auch einmal einen positiven Nutzen hat, eben die schnellere Zahlungsabwicklung, eben den Schutz gegen Zechpreller.

PS: Interessant ist übrigens auch der Vorschlag der Hoteliervereinigung, die eine neue App "darfichrein.at" vorschlägt: Da scannt jede Gästegruppe beim Eintritt einen QR-Code des Gasthauses (das ist das seltsame Quadrat, das auch auf jeder Rechnung steht) und dann wird automatisch der Name an einen Server übermittelt, der weitab in Bayern steht, der im Fall einer Infektionsmeldung aber sofort Alarm schlägt. Das geht noch schneller, und da sieht dann der Wirt auch nicht den Namen des Gastes. Falls manche, die etwa mit der falschen Frau unterwegs sind, davor Angst haben sollten …

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