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Corona: Über Amerika nur Böses, über Österreich nur Gutes

Es ist die wohl am häufigsten wiederholte Unwahrheit, wenn nicht gar bewusste Lüge im ORF, und nicht bloß eines der üblichen Fake News oder Folge der ortsüblichen journalistischen Unfähigkeit. An dieser harten Qualifikation ändert es überhaupt nichts, dass ähnliche Unwahrheiten auch in einer Reihe anderer Linksmedien zu finden sind.

Denn das agitatorisch-manipulative Ziel ist ihnen allen offensichtlich gemeinsam: Die USA unter Donald Trump müssen in jeder Hinsicht und wider alle Fakten als das Mieseste und Letzte auf der Welt dargestellt werden. Deshalb gibt es nirgendwo auch nur den Hauch eines Versuchs, wenigstens die fundamentalen Fakten korrekt darzustellen. Offenbar glauben die Medien in Europa ernsthaft, auf diese Weise zu einem Wahlsieg des "Richtigen" in den USA beitragen zu können.

In zahllosen Sendungen werden deshalb die USA als "trauriger Spitzenreiter" in Sachen Corona dargestellt. Mit den Nordamerikanern bekommt übrigens auch fast jedes Mal das südamerikanische Brasilien sein Fett ab.

Dabei hat diese gebetsmühlenartige Behauptung des gesetzlich theoretisch zur Objektivität verpflichteten Gebührensenders und der unter ständigen Leserverlusten leidenden Mainstreammedien ungefähr die gleiche Aussagekraft wie der Satz: "Deutschland ist in Sachen Kriminalität (Übergewichtige, Verkehrsunfälle, Computer-Viren, Krebspatienten, ….) trauriger Spitzenreiter unter Österreichs Nachbarländern." Was sicher immer stimmen wird, aber überhaupt nichts besagt, weil es nur absolute Zahlen ungleich großer Länder von Deutschland bis Liechtenstein vergleicht.

Selbst Volksschulkinder begreifen, dass so gut wie jedes Phänomen in einwohnerstarken Ländern häufiger vorkommt als in anderen, von weniger Menschen bewohnten. Es ist einfach undenkbar, dass das nicht auch minderbegabte Journalisten verstehen können, sobald sie einen Pflichtschulabschluss haben. Das muss auch für jene vielen Medienmenschen klar sein, die sonst mit dem Unterschied zwischen Millionen und Milliarden alltäglich ihre liebe Not zeigen.

Daher werden seit vielen Generationen bei jedem Vergleich zwischen Ländern von allen seriösen Wissenschaftlern und Publizisten Zahlen immer in Relation zur Einwohnergröße gesetzt. Das geschieht in der Regel durch die Angabe, wie viele Corona-Fälle/Tote oder beispielsweise Kriminaltaten usw. es pro einer Million Einwohner gibt, oder bei einer anderen Vergleichsgröße.

Schaut man sich nach dieser einzig seriösen – und selbst einem ORF-Redakteur zumutbaren – Methode die Corona-Opferzahlen an, dann kommt man freilich zu ganz anderen "Spitzenreitern" als den USA. Eine perfekte Zusammenstellung aller Corona-Vergleichsdaten kann man mit wenigen Tastendrucken finden, etwa hier. Aber da die korrekt widergegebenen Fakten nicht ins agitatorische Propagandaszenario passen, werden sie einfach ignoriert.

Denn bei der in Relation zur Einwohnergröße gemessenen Zahl der Corona-Toten sind die USA nicht Spitzenreiter, sondern liegen nur an 10. Stelle, und bei der Zahl der positiv Getesteten am 9. Platz.

Schaut man sich die Statistik näher an, dann sind korrekterweise die zwei Kleinststaaten San Marino und Andorra unter den schlechter als die USA liegenden Ländern herauszunehmen. Alle anderen unter den ersten zehn der Todesstatistik haben aber mehr als zehn Millionen Einwohner. Ihre Zahlen sind also statistisch signifikant.

Die "Daten" aus der Dritten Welt

Zugleich müsste auch auffallen, dass unter den zehn Spitzenreitern der Aufstellung an oder mit dem Virus Verstorbener nur europäische und nordamerikanische Länder zu finden sind. Das sind also ausgerechnet jene Länder, wo Gesundheitssystem und Melde-Usancen als einigermaßen verlässlich eingestuft werden können. Hingegen muss man sehr naiv sein, um an alle von Drittweltländern veröffentlichen Zahlen zu glauben. In Wahrheit würden etliche von ihnen in der Negativ-Statistik wohl ebenfalls noch vor den USA zu liegen kommen.

Einerseits wird in ja vielen Diktaturen der Dritten Welt bei allen offiziellen Zahlen wild manipuliert; andererseits ist dort auch in den demokratischen Staaten das Gesundheits- wie auch das staatliche Meldesystem in einem viel schlechteren Zustand als in Europa oder den USA. Deshalb sind dort mit absoluter Gewissheit weit mehr Menschen an oder mit dem Virus gestorben, als die offiziellen Daten sagen. Weil es viel weniger Behandlungsmöglichkeiten, Home-Office- und Video-Konferenz-Möglichkeiten gibt. Und weil verstorbene Menschen oft einfach begraben werden, ohne lange nach Ursachen zu fragen und ohne dass es vorher jemals einen Test gegeben hätte.

Das fällt meist oft gar nicht weiter auf, haben doch jedenfalls viele der mit oder an Corona Verstorbenen ein hohes Alter und zusätzlich eine ernsthafte Erkrankung gehabt (aus dem US-Bundesstaat New York wissen wir zum Beispiel, dass nicht weniger als 90 Prozent der als Corona-Toten Gezählten mindestens eine weitere schwere Krankheit hatten, die ursprünglich nicht mit Corona zusammengehängt ist).

Vergleichen wir etwa mit Indien, dem bald größten Land der Erde: In den USA wird in absoluten Zahlen fast dreimal so viel getestet wie beispielsweise in Indien, obwohl Indien mehr als viermal so viele Einwohner hat wie die Vereinigten Staaten. Das ist für jeden der Grundrechnungsarten Fähigen ein eindeutiger Beweis, dass Indien in Wahrheit viel, viel mehr Infizierte und viel mehr an oder mit Corona gestorbene Todesopfer haben muss als offiziell angegeben (obwohl es in der auf die Einwohnerzahl bezogenen Todes-Statistik nur an 91. Stelle liegt …). Denn bei jeder Testreihe werden zusätzliche Infizierte gefunden, die davon zuvor gar nichts gemerkt haben.

Nur in Europa und Nordamerika, sowie in einigen ostasiatischen Demokratien können wir die offiziellen Zahlen ernstnehmen. Freilich auch da immer im Bewusstsein, dass viele der als Corona-Tote Gemeldeten eigentlich an anderen Krankheiten gestorben sind. Das zeigt sich schon daran, dass das Durchschnittsalter der Corona-Toten dem normalen statistischen Schnitt des Todeszeitpunkts sehr ähnlich ist. Und daran, dass es beispielsweise in Großbritannien – obwohl es überdurchschnittlich viele Corona-Tote meldet – bei der Gesamtzahl aller in den letzten Monaten Verstorbenen sogar eine Untersterblichkeit gibt.

Praktisch überhaupt keine kritischen Berichte in den linken Mainstream-Medien gibt es hingegen seit vielen Wochen – mit Ausnahme Großbritanniens – zu jenen Ländern, wo die Todesrate im Verhältnis zur Einwohnerzahl am höchsten ist, deutlich höher ist als bei den Hassobjekten USA oder Brasilien: Dazu zählen Belgien (851 Tote pro Million Einwohner!), Peru (638), Spanien (610), Italien (582), Schweden (571) und Chile (527). In den USA beträgt die Vergleichszahl hingegen nur 500 und in Brasilien 475.

In Österreich mit seinem exzellenten Gesundheitssystem und seinen relativ frühzeitigen Maßnahmenbündel sind es gar nur 80. Das heißt, dass man als Österreicher zwar durchaus mit Berechtigung auch die USA und Brasilien kritisieren kann, dass es aber eine Verlogenheit ist, wenn österreichische Medien gleichzeitig die Länder mit den global schlechtesten Zahlen praktisch nie kritisch darstellen. Dabei hat fast jedes Medium in Belgien mit seinen katastrophalen Spitzenwerten einen Korrespondenten. Trotzdem wird nur über Brasilien, wo es kaum Korrespondenten gibt, ständig aggressiv kritisch berichtet und fast nie über die Lage in Belgien.

Bisher habe ich keinen einzigen Grund für diese verzerrte Hassberichterstattung gefunden außer der Tatsache, dass keines der besonders schlecht abschneidenden Länder rechts regiert wird, sehr wohl aber die Watschenmann-Länder USA und Brasilien.

Österreichs katastrophale Test-Lücke

Bei aller notwendigen Relativierung und Präzisierung kann es keinen Zweifel geben, dass die Pandemie neben harmlosen oder symptomfreien Verläufen und neben dem bisweilen tödlichen, aber in seinen Ursachen kaum trennbaren Zusammenfall mit anderen schweren Erkrankungen auch – wenngleich nur bei einer klaren Minderheit – zu Todesfällen und schweren Erkrankungen geführt hat und führt. Daher kann man sicher nicht alle Maßnahmen in Bausch und Bogen als "Corona-Wahnsinn" verdammen, wie es nach einiger Wochen des Mitmachens beim Panikmachen plötzlich die FPÖ angefangen hat zu sagen.

Zu den sinnvollen Maßnahmen zählen einerseits die intensive globale Suche nach wirkungsvollen Therapien und einem Impfstoff, sowie andererseits die Durchführung möglichst vieler Tests samt nachfolgender totaler Isolierung der Infizierten samt strenger Kontrolle aller Kontaktpersonen (ganz im Gegensatz zum Verhalten der Gemeinde Wien beim Asylanten-Quarantäneheim).

Alle anderen Maßnahmen haben hingegen zu irrsinnigen Schäden geführt. Mit oft langfristigen Folgen in vielen Bereichen:

  1. an der Bildung unserer Kinder,
  2. an der Gesundheit der Menschen (weil viele schlimme Krankheiten wegen Corona-bedingtem Ausbleiben von Untersuchungen oder Therapien nicht rechtzeitig entdeckt oder ausreichend behandelt werden),
  3. an wirtschaftlich vernichteten oder schwer geschädigten Existenzen von Unternehmern wie Arbeitnehmern,
  4. an daraus folgenden Depressionen,
  5. an grundlegenden Menschenrechten und Freiheiten,
  6. und an Lebensfreude (ja, auch die darf man nennen, selbst wenn die ständige Selbstheiligsprechung der in diesen Bereich genauso wie etwa der Sport oder die Clubszene gehörenden Kulturszene nur peinlich und lächerlich ist).
  7. Wir werden vor allem noch auf Jahrzehnte an der gigantischen zusätzlichen Staatsverschuldung leiden.

Nach allem, was man weiß, besteht die heute wichtigste und richtigste Akut-Strategie zur künftigen Eindämmung der Pandemie in möglichst vielen Testungen. In diesem Bereich aber schaut die österreichische Bilanz ganz anders aus als bei der eher erfreulichen Todesstatistik. Und damit auch anders, als sie von den heimischen Medien seit Monaten dargestellt wird. Österreich hat nicht einmal annähernd die Zahl von 15.000 Tests pro Tag erreicht, die Bundeskanzler Kurz von Gesundheitsminister Anschober schon am Beginn der Infektion "erbeten" hat.

Die Erreichung einer höheren Anzahl von Tests ist in den ersten Pandemie-Wochen gewiss an den beschränkten technischen Möglichkeiten rund um die Laborlogistik gescheitert. Seither scheitert sie aber nur am fehlenden Interesse der Bürger, und an der Unfähigkeit der dafür primär zuständigen Bundesländer wie auch der Bundesregierung, genügend – mehr oder weniger sanfte – Anreize und Motivationen zu schaffen, sich testen zu lassen. Fürchten doch viele symptomlose Menschen Wochen der Quarantäne samt beruflichen Ausfällen mehr, als dass die Krankheit vielleicht doch ausbricht.

Dieses politische Versagen zeigt sich ganz klar am internationalen Vergleich der Test-Zahlen in Relation zur Einwohnergröße. Dabei liegt nämlich Österreich nur an blamabler 41. Stelle! In dieser Statistik der Test-Intensität finden sich hingegen die USA an 19. Stelle (hinter zehn Kleinststaaten mit weniger als einer Million Einwohner).

Die US-amerikanische Test-Intensität ist fast doppelt so hoch wie die österreichische. Im Lande Donald Trumps entfallen auf eine Million Einwohner 198.000 Tests, in Österreich sind es hingegen nur 107.000. Da steht selbst Italien mit 120.000 Tests ein wenig besser da, wenngleich es ebenfalls noch weit testfauler ist als die USA.

Absoluter Spitzenreiter bei der Test-Intensität ist unter den Ländern mit mehr als zehn Millionen Einwohnern Großbritannien, ein weiteres rechts regiertes, daher im ORF ebenfalls prinzipiell nur mit Hass, Gift und Galle vorkommendes Land. Daher wird diese Leistung der Briten auch in den vielen Stunden der Corona-Berichterstattung nie erwähnt.

Jedenfalls ist auch bei Verwendung dieser Test-Statistik ebenso wie bei den Todesfällen und den Infektionen das von ORF&Co den USA ausgestellte negative Zeugnis absolut unberechtigt. Aber auch diese Statistik wird vom ORF samt seiner Krenreibe-Abteilung namens "Wissenschafts"-Redaktion geflissentlich ignoriert.

Dabei stellt die geringe Test-Intensität mittlerweile das größte Negativum der österreichischen Politik und Gesellschaft in Sachen Corona dar. An diesem tragen auch ORF&Co eine Hauptschuld. Sie befassen sich lieber mit Randthemen wie der impertinenten SPÖ-Forderung nach einer bezahlten Reduktion der Arbeitszeit um ein volles Achtel für berufliche Corona-Maskenträger als mit effizienten Anti-Virus-Maßnahmen.

Dabei ist die Durchführung der Tests in Österreich an sich – zumindest in einigen Bundesländern – sehr effizient geworden. Davon hat mich dieser Tage ein persönlich erlebtes Beispiel überzeugt: Eine Verwandte von mir bekam am Samstag auf der Durchreise von Vorarlberg nach Osten Halsschmerzen und Husten, konnte sich unterwegs nach einem kurzen Telefonat sofort in Innsbruck testen lassen und wurde dann schon Montag früh durch eine andere Bezirkshauptmannschaft vom (negativen) Resultat im Urlaubsquartier bei Kitzbühel verständigt. Die Urlaubsfreude war gesichert. Keine Ähnlichkeit zu dem im ORF behaupteten Urlauberproblem, das zwischen Wien und Oberösterreich aufgetaucht sein soll. Dabei liegt der eigentliche (Doppel-)Wohnsitz der Getesteten in Zürich beziehungsweise Wien und nicht in Tirol.

Dieses Tiroler Erlebnis ist jedenfalls ein dramatischer Unterschied zu den März- und April-Wochen, in denen mir mehrere Mitbürger persönlich berichtet haben, dass ihnen in Wien über das vielgepriesene Rotkreuz-Telefon unter flapsigen Ferndiagnosen ein Test verweigert worden ist.

Einer der Abgewiesenen hatte dann bei einem auf eigene Faust organisierten Test tatsächlich Antikörper gegen das Virus im Blut – allerdings ohne ernstere Symptome gehabt zu haben.

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