29. September – Wahl zwischen Pest und Cholera

Da ich den Wahlsonntag bei Freunden auf der "Alten Wiesn" in München, als einer der größten Veranstaltungen unverfälschter Bayerischer Kultur und Identität, verbringen werde, habe ich eine Wahlkarte bestellt, die nun seit Tagen auf meinem Esstisch liegt und mir heftige innere Kämpfe beschert. Habe ich mich bisher meist spontan in der Wahlzelle entschieden, um dann nicht selten mein Votum retrospektiv zu bereuen, so erstreckt sich nun die Qual schon auf mehrere Wochen.

Die Ungewissheit, ob dem Wunsch der Mehrheit der Österreicher nach einer Fortsetzung des bisherigen Reformkurses genüge getan wird, schürt auch bei politisch Gleichgesinnten die Furcht vor wahltaktischen Fehlentscheidungen. Die mittlerweile inflationären und tendenziös moderierten Wahlkampfduelle demaskieren die meisten Medien als Manipulatoren des linken PC-Mainstreams und sind für eine objektive Analyse wertlos. Nur mit ausgesprochener masochistischer Veranlagung sind die in Endlosschleife vorgetragenen Parolen der Kandidaten zu ertragen. Also wie entscheiden?

Die geringen Steherqualitäten haben das Bild des konservativen Messias Kurz schnell verblassen lassen. Dem Druck des linken ÖVP-Flügels und der primär für die Interessen ihrer Seilschaften ringenden Landehauptleute konnte er sichtlich nicht standhalten, um nach Rattengedicht, Identitären und – endlich – Ibiza aus dem fahrenden Zug zu springen. Im Gegensatz zur letzten Wahl sind ihm nur vage Aussagen über seine zukünftigen politischen Absichten zu entlocken; zu befürchten bleibt (nach privaten Aussagen einiger Parteigranden) im Falle einer klaren gemeinsamen Mehrheit schwarzgrünpink.

Trotzdem doch für Pest entscheiden und Kurz stärken, in der Hoffnung, dass sein bisheriges Taktieren das eines politischen Genies war und er gestärkt seine inneren Widersacher zum Verstummen bringen kann, respektive immun gegen die Hinterhalte der Länderfürsten wird?

Hofer als Notkandidat der Blauen übt sich redlich in staatsmännischem Auftreten, doch wirkt er strategisch unsicher und wenig überzeugend impulsiv. Kickl, für mich persönlich kein Sympathieträger, bleibt aber im medialen Trommelfeuer standhaft – und was hat er als Innenminister wirklich falsch gemacht? Der Supergau, den die Planer von Ibiza beabsichtigten, ist zwar nicht eingetreten, hat aber den Filz aus Dummheit, Primitivität und Zügellosigkeit bei Teilen dieser Partei (wie natürlich auch allen anderen – mit Ausnahme der ausgesprochenen Dummheit) zu Tage gefördert. Man darf sich halt nicht erwischen lassen….

Also doch Cholera wählen und den Flügel rechts der Ultralinken stärken und Kurz signalisieren, dass eine andere Koalition als schwarz-blau von einer klaren Mehrheit der Bürger nicht gewollt ist und er eine solche auch politisch langfristig nicht überleben wird?

Alternativen? Die gibt es eigentlich für einen konservativen und wirtschaftsliberalen Bürger nicht!

Eine rotgrünpinke Regierung wäre lediglich als rasche Sterbehilfe für den Nationalstaat Österreich geeignet.

Hierbei scheint mir Pink eher ein taktisches Konstrukt, sozusagen das Zünglein auf der Abstimmungswaage. Die Finanzierung durch Mitglieder der Großloge (die ja auch bei Rot und Grün massiven Einfluss üben), bereitet mir eher Bauchweh. Mit den Grundsätzen freimaurerischer Weltverbesserungsphilosophie, die sich in Teilen des pinken Parteiprogramms widerspiegelt, habe ich mich ohnehin nie identifizieren können.

Über den Rest will ich mich nicht auslassen, ihr gemeinsamer Nenner ist der leistungsfreie Griff in das Börsel der steuerzahlenden Minderheit.

Aber halt! Da gibt es noch die Bierpartei. Vielleicht vermag uns ihr namengebendes Getränk über den Wahlausgang hinwegtrösten.

Traurigerweise führen aber alle wahltaktischen Überlegungen immer wieder zu der einen schrecklichen Erkenntnis, dass wir Bürger lediglich entscheiden dürfen, wer sich als Erster am Futtertrog unserer harterarbeiteten Steuergelder bedienen wird, aber vielleicht vermögen wir mit unserem Votum die Geschwindigkeit des drohenden ökonomischen Falles und damit die Härte des Aufpralles zu reduzieren.

Dr. Georg Ludvi, besorgter Bürger und niedergelassener Facharzt für Urologie in Wien.

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