Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (10 Euro pro Monat) ist jederzeit beendbar und endet extrem flexibel einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Meine Erfahrungen mit Herrn Menasse

Für mich war es ein wenig erstaunlich, dass jetzt allerorten helle Aufregung über Robert Menasse aufbrandet. Zahllose Medien berichten groß darüber, dass der Lieblingsautor vieler Linker mehrfach beim wilden Erfinden historischer Fakten erwischt worden ist. Mir war diese kreative Fakten-Gestaltung des Autors und Rekordhalters an wohldotierten Förderungsgeldern (entweder aus Steuermitteln oder von Firmen, die dadurch ihr übles Image korrigieren wollen) freilich schon seit 14 Jahren aus eigenem Erleben wohlbekannt.

Ich brachte damals ein Buch "Österreich und Jetzt? – Gespräche zum Nachdenken" heraus (Heute leider trotz großer fünfstelliger Auflage vergriffen). Es waren hochinteressante Gespräche mit 15 verschiedenen prominenten Österreichern aus allen möglichen geistigen Lagern. Von Christoph Schönborn bis Fred Sinowatz, von Susanne Riess-Passer bis Angelika Kirchschlager, von Franz Olah bis Maria Schaumayer, von Leon Zelman bis Lothar Höbelt.

Menasse sollte eigentlich der 16. Partner sein. Ich hatte auch tatsächlich ein langes Gespräch mit ihm in einem Wiener Kaffeehaus, das ich dann möglichst wortgetreu transkribierte. Inhaltlich war dieses Gespräch freilich ein wenig erstaunlich, weil Menasse (auch schon damals) die wildesten Behauptungen zu Details der österreichischen Geschichte aufstellte, die nicht einmal annähernd etwas mit den historischen Fakten zu tun hatten. Da ich die meisten dieser Fakten selbst gut kannte, machte ich ihn in meinen eigenen Wortmeldungen in diesem Gespräch auch immer wieder darauf aufmerksam. Davon versuchte er dann aber meist mit einem Themenwechsel abzulenken. Jedenfalls hatte ich ihm mehr widersprechen müssen als irgendeinem der anderen Gesprächspartner. Aber das hätte ja im Prinzip nicht gestört. Kontroversen sind oft das Salz eines spannenden Gesprächs.

Vereinbarungsgemäß schickte ich ihm das Transkript zur formellen Freigabe für die Veröffentlichung. Ich bekam auch nach ein paar Tagen Antwort – allein: Der von ihm zur Veröffentlichung mitgeschickte Text hatte bis auf meine Anfangsfrage fast nichts mehr mit dem eigentlichen Gespräch zu tun. Er hatte fast überhaupt nichts mehr mit einem Gespräch zu tun. Meine Worte waren entweder ganz eliminiert oder hingen sinnlos in der Luft. Menasse hat einfach durch komplettes Umschreiben den Unsinn aus der Welt zu schaffen versucht, der ihm beim Reden halt so ausgekommen war.

Ich versuchte ihn mehrfach darauf aufmerksam zu machen, dass die Autorisierung eines Gesprächs-Transkripts eigentlich nur dazu da ist, um akustische Missverständnisse, nicht zur Veröffentlichung bestimmte Vertraulichkeiten oder sprachliche Holprigkeiten zu eliminieren, nicht aber um ein Gespräch völlig neu zu erfinden. Und vor allem versuchte ich  ihm zu vermitteln, dass es sich um ein Gesprächs- nicht ein Monolog-Buch handle.

Menasse ließ sich aber nicht überzeugen. Vielleicht auch, weil er nicht glaubte, dass ich wirklich tun würde, was ich später tat: Das Buch ist dann halt ohne irgendeinen Satz von ihm erschienen. Es tat dem Erfolg des Buches keinen Abbruch.

Seither habe ich mich für keine Zeile von Menasse interessiert. Geschichtliche Ahnungslosigkeit und Vermischung von Dichtung und Wahrheit ergeben für mich keinen Sinn. Es überrascht daher ein wenig, dass andere Journalisten 14 Jahre länger gebraucht haben, um da draufzukommen. Und manche haben Menasse bis heute nicht durchschaut und geben ihm großflächig Raum, damit er seine Unwahrheiten irgendwie wegschwadronieren kann.

Endgültig Bescheid wusste ich über Menasse, als sich ein Salzburger Autor acht Jahre später penibel die Mühe machte, aus offiziellen Veröffentlichungen herauszurechnen, was Menasse allein in den zehn Jahren bis 2011 allein vom österreichischen Kunstministerium allein an direkten Unterstützungen erhalten hat. Es waren unvorstellbare 289.357 Euro. Dazu kamen noch indirekte Förderungen aus Steuergeldern durch das gleiche Ministerium etwa für Übersetzungskosten.

Das nährt natürlich die Annahme, dass Menasse auf dem Lesermarkt gar nicht so beliebt ist, dass er von seinen Lesern leben hätte können. War er vielleicht nur auf dem Beamten- und Politikermarkt beliebt (sowie zweifellos auf dem der Kulturjournalisten)? Es gibt jedenfalls sehr viele Österreicher, die mit weniger Geld auskommen müssen, als Menasse allein aus Steuergeldern erhalten hat. Vor allem in jenen noch viel billigeren Jahren waren das Millionen Menschen.

Dabei ist die Recherche des Salzburger Autors noch erschienen, bevor der seltsame Beginn der späten "Liebe" des ursprünglich wie alle Linken durchaus EU-kritischen Autors zur Brüsseler Union bekannt geworden ist: Ein saftiges Stipendium des "Novomatic"-Konzerns hat ihm eine schöne Zeit in Brüssel verschafft. Und ein schönes Umdenken, das sich in etlichen EU-euphorischen Publikationen niedergeschlagen hat ...

PS: Menasse hat die damals im Tagebuch veröffentlichen Fakten nie dementiert, was den Autor Dietmar Horst mehr als bestätigt. Er hat statt dessen mich bei zwei zufälligen Begegnungen zum Erstaunen der Umstehenden überaus lautstark beschimpft. Wenn auch nicht gerade mit Sachargumenten.

PPS: "Novomatic" hat seine beim Menasse-Brüssel-Projekt angewandte Strategie auch im Fall Glawischnig wiederholt. Die Glücksspielfirma hofft offensichtlich, dass ihr seither nicht nur Menasse und Glawischnig, sondern auch die EU und die Grünen viel weniger kritisch gegenüberstehen. Manche PR-Strategen sind ja überzeugt, dass ein solches Vorgehen  hilft.

PPPS: Wetten, die linke Kulturblase wird sich trotz aller beschämenden Fakten nicht abhalten lassen, Menasse weiter innig zu fördern? Nicht nur das "Presse"-Spectrum …

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)
Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print



© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung