Abonnenten können jeden Artikel sofort lesen, erhalten anzeigenfreie Seiten und viele andere Vorteile. Ein Abo (10 Euro pro Monat) ist jederzeit beendbar und endet extrem flexibel einfach durch Nichtzahlung. 

weiterlesen

Schwarz-Blau am Pranger eines Manipulators

Der beim ORF beliebte Schriftsteller Michael Köhlmeier hat als Hauptredner bei einer NS-Gedenkveranstaltung des Parlaments ÖVP und FPÖ wild attackiert. Das ist nicht weiter überraschend, wenn man Köhlmeiers ideologische Einstellungen und Vorurteile kennt. Überraschend ist etwas ganz anderes.

Das ist, dass man überhaupt diesen Schriftsteller zu einer solchen Festrede eingeladen hat. Immerhin wird ja der Parlamentspräsident von der ÖVP gestellt. Und immerhin bilden ÖVP und FPÖ eine bisher alles in allem gut funktionierende Koalition.

Steckt dahinter eine Intrige von Parlamentspräsident Sobotka? Gerade noch habe ich Sobotka gelobt, weil er die Regierung für allzu schludrige Anfrage-Beantwortungen getadelt hat. Aber jetzt ist er ebenso – zumindest – für seine eigene Unfähigkeit und Schludrigkeit bei der Rednerauswahl zu tadeln, wenn nicht für Schlimmeres.

Denn es ist ja keine Neuigkeit, dass viele Schriftsteller ohne viel Ahnung von der Geschichte im gleichgeschalteten linken Mainstream mitschwimmen. Dass sie zwar gut im wortstarken Polemisieren und ideologiegewaltigen Schwadronieren sind, dass sie sich aber keinen Deut um historische Fakten oder gerechte Beurteilungen kümmern. Das sieht man etwa auch schon seit Jahren bei Robert Menasse, einem anderen Staats- und EU-Schriftsteller. Das konnte man eben jetzt erwartungsgemäß bei Köhlmeier sehen, der eine Rede ablieferte, in der praktisch kein Versatzstück der SPÖ-Propaganda fehlte.

Wenn sich die beiden bürgerlichen Parteien nicht selbst aufgeben wollen, dann werden sie künftig um mehr Ausgewogenheit kämpfen müssen und das Feld der Geschichtsaufarbeitung nicht den immer gleichen linken Ideologen überlassen. Dann müssten sie sich auch um sachkundige Redner bemühen,

  • die etwa auch darstellen, welche österreichische Partei die weitaus meisten Ex-Nationalsozialisten in eine Regierung geholt hat;
  • die offen sagen, wer der einzige Regierungschef im Nachkriegsösterreich gewesen ist, der massiv und offen antisemitische Äußerungen getan hat;
  • die klar machen, wie sehr sich – immer in der gleichen Partei! – heutiger Antisemitismus nur notdürftig als Antizionismus tarnt;
  • die zu kritisieren wagen, welche Partei hauptverantwortlich dafür ist, dass hunderttausende antisemitisch geprägte Moslems nach Österreich hereingeholt worden sind;
  • die ebenso der historischen Frage nachgehen, warum die sozialdemokratische Führung 1938 im Gegensatz zum Arbeiterführer Franz Olah zu keinem – vielleicht noch irgendetwas rettenden – Schulterschluss mit dem Ständestaat gegen Hitler bereit war, und warum viele von ihnen Schuschnigg noch mehr ablehnten als Hitler (vielleicht gar, weil das S im Parteinamen der NSDAP für "sozialistisch" gestanden ist?);
  • die darauf hinweisen, dass in der Nachkriegs-SPÖ zu einem viel höheren Prozentsatz Ex-Mitglieder von NSDAP und ähnlichen Organisationen in Spitzenfunktionen gewesen sind als in der ÖVP;
  • die berichten, wie etwa in Kärnten einst viele aus dem Nazi-Lager geschlossen zur SPÖ gewechselt sind, oder wie im BSA reihenweise Ehemalige Unterschlupf gefunden haben.

Ein objektiver Festredner könnte, nein müsste auch darauf eingehen, dass Österreich immerhin zwei Nachkriegs-Bundeskanzler hatte, die einst im KZ (oder auch in der Todeszelle) eingesperrt gewesen sind, die aber beide von der ÖVP waren. Die also durch das NS-Verbrechensregime viel bedrohter und exponierter gewesen sind als jener SPÖ-Vorsitzende der späten Achtziger Jahre, der heute von der linken Propaganda ständig als erster Anti-Nationalsozialist der österreichischen Politik gefeiert wird, der aber erst dann für die SPÖ den Anti-Nationalsozialismus entdeckt hatte, als -  mehr als 40 Jahre nachher! - die einstigen Nazis auf Grund des biologischen Ablaufs für die Partei keine relevante Wählergruppe mehr waren. 

Wenn er das alles sagt, dann hätte ein Festredner auch die moralische Legitimation gehabt, sogar die krude SPÖ-These zu verbreiten, dass ein FPÖ-Politiker Konzentrationslager einrichten wolle, nur weil er das Wort "konzentriert" verwendet hat. Und dann mag er auch Sebastian Kurz in die Nähe der Nazis rücken, weil dieser zur Sperre der Balkanroute beigetragen hat.

Dann wird sich ohnedies klar trennen, was wilde Polemik und was harte Fakten sind.

Wenn Schwarz-Blau jedoch das Feld der Geschichte ganz  Rot-Grün überlassen, dann haben sie mit Gewissheit auch selbst keine Zukunft.

Kommentieren (leider nur für Abonnenten)
Teilen:
  • email
  • Add to favorites
  • Facebook
  • Google Bookmarks
  • Twitter
  • Print



© 2024 by Andreas Unterberger (seit 2009)  Impressum  Datenschutzerklärung