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Iran, die Araber und die Menschenrechte

Immer wieder ist es erstaunlich, was an wichtigen Dingen in der Welt passiert, was man aber aus keinem österreichischen Medium erfährt. Etwa gar deshalb, weil die österreichische Nachrichtenagentur Apa, die sie ja alle abschreiben, seit einiger Zeit in totaler Lähmung versunken ist (Jüngster Anlass: Die FPÖ hat sich erlaubt, mit ein paar nahestehenden Organisationen einen Kongress abzuhalten – den Linksradikale mit zum Teil rechtswidrigen Mitteln bekämpfen – und dazu die in ihrer innenpolitischen Berichterstattung zum rotgrünen Vorfeld degenerierte Apa nicht einzuladen)?

Egal. Viel wichtiger ist, was im Iran vor sich geht: Nach verlässlichen Angaben (auch in der vielfach ausgezeichneten Online-Plattform "International Business Times“) haben nämlich dort die weitaus größten regimefeindlichen Demonstrationen seit vielen Jahren stattgefunden. Ähnliches berichten Exil-Iraner. Ihnen zufolge hat die rund 100.000 Köpfe zählende Menge gerufen: „Wir sind Perser und hassen Araber“; oder: „Wir sind Iraner und wollen keinen Islam, der im Namen Gottes tötet“.

Besonders spannend ist der Anlass der Erregung: Es war der Geburtstag von Cyrus (Kyros) dem Großen, der vor rund 2500 Jahren das erste persische Großreich (von Indien bis Ägypten) gegründet hatte, das bestand, bis Persien zweieinhalb Jahrhunderte später von Alexander besiegt wurde.

Aber noch viel wichtiger ist, dass Cyrus in der Folge von den alten Griechen bis zur Bibel sehr positiv rezipiert worden ist: als toleranter Herrscher und erster Schöpfer von Menschenrechten. Damit hat der seit Jahren lodernde inneriranische Widerstand gegen die Mullah-Herrschaft nun einen neuen und tragfesten geistigen Boden gefunden, der moderne (europäisch anmutende) Werte mit iranischem Selbstbewusstsein verbindet.

Das Regime hatte in den letzten Tagen vergeblich versucht, das Cyrus-Grab großräumig abzusichern; auch das iranische Internet wurde zeitweise abgeschaltet. Die Sicherheitskräfte sind jedoch nach den bisher vorliegenden Berichten nicht mit Gewalt gegen die Massen vorgegangen.

Die antiarabische Stimmung der Demonstranten hängt zweifellos mit der ständig intensiver werdenden Verstrickung Irans in den syrischen und irakischen Krieg zusammen. Diese hat ein einziges Motiv – die schiitische Religion –, deckt sich jedoch in keiner Weise mit dem nationalen Interesse der Perser.

Es ist noch völlig unabsehbar, was das für den zuletzt – insbesondere wegen des gewachsenen russischen Engagements – immer höher auflodernden Brand im Nahen Osten bedeutet, der an der Schwelle zur Dimension eines kleineren Weltkrieges steht. Man sollte es aber dringend beobachten.

PS: Es ist auch immer wieder faszinierend, wie in asiatischen Großkulturen unter Berufung auf Kaiser, die vor Jahrtausenden geherrscht haben, sehr aktuelle geistige Debatten geführt werden. So etwa auch in China beim Sturz der maoistischen Viererbande.

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