Gleich zweimal zeigte sich in den letzten Tagen: Das, was uns die Medien vorspielen, ist immer weniger das, was wichtig und wahr ist. Es zeigt aber immer mehr ihre zumindest insgeheime Absicht des Aufstiegs zur unkontrollierten Macht über alle anderen Staatsgewalten. Das wird in zwei ganz unterschiedlichen Ereignissen deutlich: Rund um den Flugzeugabsturz in Frankreich und bei der Berichterstattung über Polizei-Übergriffe in Wien.
Seit Tagen vermitteln viele europäische Fernsehstationen, der Absturz eines deutschen Flugzeugs über Frankreich sei zehnmal wichtiger als alles andere zusammen, was sich in der Welt abspielt. Nachrichtensendungen haben fast kein anderes Thema, sogar langatmige Sonderprogramme werden eingeschoben. Dabei sind freilich immer nur dieselben dreieinhalb Informationsbrocken wiedergekäut wurden. Aber der Konsens der Mediengewaltigen ist: Das ist ein Mega-Ereignis.
Nun ist der Absturz für alle Beteiligten schlimm und eine furchtbare Katastrophe. Aber die Anreise von gleich drei Staats- oder Regierungschefs in die Nähe des Absturzortes hat einen einzigen Grund: Die Bestie Fernsehen verlangt es. Sie braucht Bildmaterial. Nur deswegen drängen alle Politiker jeweils zur Katastrophe des Tages. Damit sie dann am Abend als fürsorgliche Landesväter und -mütter über die Fernsehschirme daheim flimmern.
Hauptsache: betroffen wirken
Wenn man dabei möglichst betroffen wirkt, vermittelt man den Bürgern das Gefühl einer innigen geistigen und emotionalen Verbundenheit. „Das ist einer von uns“, denken sich da viele Menschen. Und das bringt daher den Politikern bei ihren Wählern mehr Pluspunkte als noch so sinnvolle und wirksame politische Aktionen.
Tatsache ist freilich, dass die politischen Spitzen Deutschlands, Spaniens und Frankreichs in dem französischen Bergnest einige Kilometer neben dem Absturzort absolut nichts Sinnvolles tun konnten. Ihre einzige Funktion ist eben: den Fernsehstationen Bildmaterial zu liefern. Der einzige konkrete Effekt der Betroffenheitsreisen war, dass ihre Anreise viele Energien der Polizei gekostet und von wichtigeren Aktionen abgezogen hat.
Das erinnert lebhaft an den Anschlag auf ein französisches Karikaturenmagazin ein paar Wochen davor. Da sind die Damen und Herrn Spitzenpolitiker gleich zu Dutzenden nach Paris geflogen, um an einem Trauermarsch von Millionen Franzosen teilzunehmen. Das waren eindrucksvolle Fernsehbilder, wie Merkel, Netanyahu & Co mit Millionen Parisern demonstrierten.
Einige Tage später stellte sich freilich heraus, dass die in- und ausländischen Spitzenpolitiker gar nicht bei dem Millionenmarsch dabeigewesen sind. Sie sind vielmehr in einer abgeschiedenen Straße einsam, nur von wenigen Hundert Mitarbeitern und Sicherheitsleuten begleitet ein paar Minuten für die Fernsehkameras marschiert. Dann flogen sie wieder befriedigt heim. Die PR-Aktion des Tages war ja im Kasten.
Irgendeine Relevanz hatte das Ganze natürlich nicht. Außer halt, dass das tägliche Opfer an die Bestie Kamera – für Fotos wie für das Fernsehen – gebracht werden muss. Dennoch geben sich etliche Menschen der Illusion hin, Fernsehen hätte irgendetwas mit der Realität zu tun. „Ich habs ja gesehen“. Die Illusionisten werden freilich zum Glück immer weniger.
Viele Österreicher erinnern sich an den Tsunami, der in Südasien zu Weihnachten 2004 viele Todesopfer auch unter österreichischen Touristen gefordert hat. Da damals feiertagsbedingt auch viele Minister nicht in Wien waren, war in Österreich bald deren Abwesenheit das zentrale Medienthema. Als ob die Regierungsmitglieder auch nur ein Opfer am anderen Ende der Welt retten hätten können.
Nein, auch dabei ging es nur um die mediale Gier auf Betroffenheitsbekundungen. Diese werden nur deshalb abgehalten, damit das Fernsehen auch seine Bilder hat.
Ein Königreich für einen Politiker, der ganz ausdrücklich den Mut zeigt, medial diktierten Pro-Forma-Aktionen fernzubleiben.
Welcher Politiker ist anders?
Die Medien werden gewiss über einen solchen Machtverlust schäumen. Aber bei den meisten Menschen würde ein Politiker durch mutige Positionen mehr Profil gewinnen, als wenn er – wie weiland der jammervolle Viktor Klima – glaubt, mit im Kofferraum mitgeführten Gummistiefeln jedes Hochwasser eröffnen zu müssen.
Nochmals zurück zum jüngsten Flugzeugabsturz. Zur gleichen Zeit haben radikale Moslem-Gruppen in Nigeria 500 Frauen und Kinder entführt und 50 von ihnen massakriert. Das war den meisten Medien jedoch nur einen Einspalter wert. So viel weiter ist aber auch Nordnigeria im Vergleich zu den französischen Wahlen nicht entfernt. Auch 150 Tote in einer Moschee im Jemen sind uninteressant. Dabei weiß man in diesen beiden Fällen das Entscheidende, was man beim französischen Absturz halt nicht weiß: Wer ist der Täter, wer ist schuld?
Auf einen anderen Vergleich kam ein Tagebuch-Leser aus Deutschland: Dort sterben nach jüngsten Studien 10.000 bis 15.000 Menschen in Krankenhäusern an resistenten Keimen. Jährlich. Eine dramatische Zahl. Aber noch nie hat deswegen ein deutscher Regierungschef auch nur einen Termin abgesagt. Warum sollte er auch? Mit einem solchen Thema kommt man ja kaum ins Fernsehen. Auch zu der Vielzahl an Todesopfern, die der Straßenverkehr in jedem Land im Vergleich zur Luftfahrt kostet, gibt es jahraus, jahrein keine Betroffenheits-Inszenierungen.
Wirklich ist nicht mehr, was ist oder war, sondern was als wirklich berichtet wird. Und mit welchem Zungenschlag da berichtet wird (Daher gerät die Wahrheit in Lebensgefahr, sobald die Zeitgeschichtsschreibung wie in Österreich von einer einzigen Ideologie okkupiert wird – aber das ist ein anderes Thema).
Trommelfeuer auf die Wiener Polizei
Die unglaublichen Machtansprüche der Bestie Medien zeigen sich auch bei den koordiniert wirkenden Attacken auf die Wiener Polizei. Gewiss tut es im Rechtsstaat gut und ist absolut notwendig, wenn jeder Vorwurf von Gewaltüberschreitungen ordentlich und unabhängig nachgeprüft wird. Jedoch die Medien wollen Vorverurteilung, nicht Nachprüfung.
Viel relevanter als Kampagnen gegen die Polizei ist für den Rechtsstaat, wenn jemand, der eine Frau attackiert, sehr bald von Polizisten überwältigt wird. Wenn Frauen nicht, wie in immer mehr anderen Staaten, in solchen Situationen meist hilflos bleiben. Oder auch Männer.
Überdies sollte eigentlich jedem klar sein: Es ist immer schwachsinnig, bei Begegnungen mit der Polizei selbst handgreiflich zu werden. Respekt vor der Polizei ist gut; er ist auch in den USA und Großbritannien ganz selbstverständlich, wenn man nicht zum Selbstmörder werden will. In Österreich ist er es immer weniger. Aber eh klar: Wenn heute weder Lehrer noch Eltern (und Politiker schon gar nicht) die für eine funktionierende Gesellschaft notwendige Autorität haben, dann hat den auch nicht mehr die Polizei.
Videos beweisen gar nichts
Die diversen Videos aus unbekannten Quellen, die jetzt Polizeiübergriffe dokumentieren sollen, beweisen genau gar nichts. Und wenn ein sattsam bekannter Fernsehansager namens Armin Wolf formuliert, dass jemand „bei einer Führerscheinkontrolle acht Knochenbrüche“ erlitten hätte, dann ist das eine so skandalöse Verkürzung und Verfälschung, dass diese bei einem korrekt geführten öffentlich-rechtlichen Fernsehen eigentlich zu einer Dispensierung führen müsste. Bei einem korrekt geführten Fernsehen halt.
Ganz ähnlich waren die Reaktionen der einschlägigen Medien nach den diversen Gewaltdemonstrationen von Linksextremisten in den letzten Jahren. Jedes Mal haben sie der Nation sofort ihren sehr schlagseitigen Narrativ diktiert: Thema seien nicht die rechtswidrigen Gewalt-Aktionen der Demonstranten, sondern nur die angeblichen Polizeiübergriffe bei den Bemühungen, halbwegs die Ordnung aufrechtzuerhalten.
Das Agenda setting als oberster Richter
Wenn man lange genug nur dieses eine Thema medial thematisiert, ist es plötzlich auch für viele in der Politik und anderswo das einzige Thema. Mit einem solchen Agenda setting machen sich die Medien zum obersten Richter im Rechtsstaat. Zum Teil mit Erfolg, auch wenn ein solcher Richter absolut nichts mehr mit Recht zu tun hat.
Bei der gezielten Kampagnenwelle gegen die Polizei taucht im Hinblick auf gewisse Magazine noch ein sehr düsterer Verdacht auf: Wollen sich da am Ende manche dafür rächen, dass sie von der Polizei nicht mehr so gut wie einst mit Informationen versorgt werden? Dass die Polizei den Amtsmissbrauch viel deutlicher denn einst zu vermeiden versucht?
Es fällt auch auf, dass die Staatsanwaltschaft medial nie attackiert wird, obwohl dort eine Häufung von Skandalen Faktum ist. Hängt das vielleicht gar damit zusammen, dass zumindest bis vor einigen Monaten brisante Akten der Staatsanwaltschaft regelmäßig geheimnisvoll Flügel Richtung Redaktionen bekommen haben?
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An den StaatsanwältInnen zeigt sich, wie falsch und dumm die StPO-Reform unter dem Rechtsanwalt Böhmdorfer war.
Aus rechtshygienischen Gründen ist es unerträglich, den unabhängigen Untersuchungsrichtern das Vorverfahren aus der Hand zu nehmen und die StaatsanwältInnen zu den Herren der Verfahrens zu machen. Im Grunde stellt dies einen rechtsstaatlichen Rückschritt dar. Aber der politischen Kaste waren die unabhängigen Untersuchungsrichter immer schon ein Dorn im Auge (siehe Fall Lucona).
Selbst die Polizei ist zu einem bloßem Anhängsel der StaatsanwältInnen degradiert worden.
Die verkommene österreichische JournalistInnenkaste hat natürlich gleich erkannt, auf wen sie jetzt ungestraft hintreten kann und bei wem sie sich einweinberln muss. ;-)
Bei German Wings rufen die Medien zur Trauer auf.
Bei MH 17 riefen die Medien zum Krieg auf.
Je nach Bedarf und Bezahlung. Die Konsumenten werden benützt.
Kleine Zeitung, Titelblatt: GRENZENLOSE Trauer
Handelsblatt:
" Die europäische Gesellschaft ist keineswegs, wie manche in den letzten Monaten behauptet hatten, verroht und erkaltet. Nicht nur die Währung, auch das MITGEFÜHL hat die GRENZEN DES NATIONALSTAATS verlassen. "
INDOKTRINATION PUR auf dem Weg zu VEREINIGTEN STAATEN VOM EUROPA. Dazu werden von der POLITIK die Opfer der Tragödie MISSBRAUCHT.
Scheußlich kann ich nur sagen. Völker höret die Signale!
Herr Unterberger war lange genug Journalist, u.a. Chefredakteur bei der PRESSE sowie WIENER ZEITUNG. Dort hat hatte er sicher erlebt: only bad news is good news. Auch bei Radio und Fernsehen funktioniert es ähnlich.
Bei den täglichen Vorbesprechungen zur Doppelconference für die ZIB um 19,30 Uhr - welch eigentlich zu einer Show verkommen ist - werden vorab genau die Prioritäten festgelegt und vor allem geprüft, welches Bildmaterial vorhanden ist, welche manipulativen eigenen Grafiken können eingesetzt werden und von welchem Auslandskorrespondenten kann man eine Wortspende einbauen. Ich glaube nicht, dass Parteien die Auswahl direkt beeinflussen müssen, vielmehr sind da schon die richtigen Leute" am Werk, welche auf Grund der eigenen Gesinnung manches "ins rechte Licht rücken". Bei den anderen ZIB-Sendungen sowie den Ö1-Journalen läuft es ähnlich ab - von Objektivität kann da keine Rede sein. Bei der aktuellen Flugzeugkatastrophe zeigt sich deutlich die Sensationsgier, obwohl man nach den vielen Vermutungen und Verdächtigungen für die Ursache zum Schluss immer zusammenfassen kann: wir wissen nur, dass wir nichts wissen. Hauptsache, man war auch dabei.
Übrigens: wenn hier sehr viel von den "gekauften und bestochenen Zeitungen" geschrieben wird, darf man nicht nur an Heute, Österreich und Krone denken. Auch andere Zeitungen, wie z.B. die Presse und der Standard werden - wenn auch nicht in so großem Umfang - mit Inseraten und Beilagen auf Steuerkosten unterstützt. Folgedessen fällt der redaktionelle Teil oft dementsprechend gemäßigt aus. Wie schon an anderer Stelle erwähnt, wird der alte Grundsatz der Trennung von stattgefundenen Fakten und Kommentaren vielfach nicht mehr eingehalten, somit werden dem Konsumenten auch viele persönliche Meinungen des Journalisten als "Tatsachen" verkauft. Sehr, sehr selten findet man einen Quellenhinweis, wo man sich selbst ein eigenes Bild machen kann. Damit wird beabsichtigt alles zur "Prawda" (= Wahrheit).
und bei ca. 106.000 (Statistik 2012) Abtreibungen in Deutschland und ca. 30.000 bis 40.000 in Österreich gibt es nicht den Funken einer Betroffenheit. Das Leben ist nun mal lebensgefährlich, besonders in den ersten Schwangerschaftsmonaten.
"Hängt das vielleicht gar damit zusammen, dass zumindest bis vor einigen Monaten brisante Akten der Staatsanwaltschaft regelmäßig geheimnisvoll Flügel Richtung Redaktionen bekommen haben?" - Naja, für solche wertvolle Infos würde vermutlich Geld zurückfließen. Da die Finanz ja jetzt in alle Konten mirnixdirnix reingucken kann, könnte, wenn man wollte (wer, außer anständigen Bürgern sollte das wollen, die Staatsanwälte vielleicht nicht so sehr), herausfinden, wer davon profitiert? Man bräuchte bloß bei den damit befassten Staatsanwälten nach auffälligen Kontobewegungen .........
Herzlichen Dank, AU, für diesen Beitrag! Der widerliche, medieninszenierte Betroffenheitskult kotzt einen an.
Und auch Brechstange Dank für den Hinweis auf das Handelsblatt. Frau Merkel hat dieses Unglück zu eben diesem Zweck mißbraucht: Festigung der Freundschaft von Deutschland und Frankreich zum Wohle Europas Geht´s noch ärger?