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Bildungsreformen – Die Quadratur des Kreises?

Man braucht kein großer Prophet zu sein, um vorauszusehen, dass die Reformen im Bildungsbereich nicht die erhofften Verbesserungen bringen werden. Was vielleicht im Ansatz ganz gut klingen mag, entpuppt sich schon bei näherer Betrachtung als unvollendetes Stückwerk.

Besonders „Zentralmatura“ und „Lehrerdienstrecht“ scheinen derzeit zwei Reizthemen zu sein, die unter Lehrkräften für besonders angespannte Situationen sorgen, während viele Außenstehende diese Dinge für bahnbrechende und zukunftsweisende Erneuerungen halten.

Der Trend dazu, alle Schüler in Zukunft gleichzumachen, lässt sich nicht nur an Plänen für eine neue Gesamtschule ablesen. Der Sinn der Zentralmatura wird von vielen zu Recht hinterfragt. Zwar mag die Aufgabenstellung zentral gestellt werden, aber wie soll man die unbestreitbaren Niveau-Unterschiede einzelner Schulstandorte berücksichtigen?

Die Lösung scheint einfach: Es wird „nach unten“ korrigiert und die Bewertung verbleibt in der Hand der Klassenlehrer. „Augenauswischerei“ oder „Blendwerk“ sind zwei der vielen nicht besonders schmeichelhaften Begriffe, die derzeit zu diesem Thema in Schulkreisen herumgeistern. Gut gemeint ist in diesem Fall nicht gleichzeitig gut gemacht.

Wo dieser allgemeine Trend hinführt ist abzusehen: Die Matura wird à la longue weniger wert. Den Universitäten bleibt die Wahl: Wollen sie ebenso ihr Niveau in den Grundstudien senken, oder aber verpflichtende Aufnahmetests auf weitere Fächer ausweiten.

Zum neuen Lehrerdienstrecht ist schon viel gesagt worden, besonders von jenen, die vom Lehrberuf so viel Ahnung haben wie der sprichwörtliche Hahn vom Eierlegen. Der Österreicher kann derzeit am Stammtisch bei zwei Themen mitreden, wo er noch dazu – wie praktisch – auch zugleich Experte ist: Fußball und Lehrerdienstrecht. Beides wird auf demselben Niveau diskutiert.

Gerade in Bezug auf das neue Dienstrecht finden es manche „charmant“, dass die (abgewählte?) Regierung den angeblich so faulen und überbezahlten Lehrern endlich zusetzt. Die Diskussion über wichtige bildungspolitische Weichenstellungen, von denen immerhin „nur“ die Zukunft unseres Landes abhängt, wird dadurch vollkommen überlagert. Alles redet nur mehr vom Lehrerdienstrecht. Ob das zu Lasten künftiger Generationen geht, ist dabei egal. Das Dienstrecht wird neben den Lehrern vor allem auch die Schüler treffen. Wer das noch nicht begriffen hat, dem ist nicht mehr zu helfen.

Die bisher noch wenig beachtete Gefahr sind die frustrierten Junglehrer der Zukunft. In punkto Arbeitszeit und Verdienst entsteht eine Zweiklassengesellschaft im Konferenzzimmer, die es zwar jetzt auch bereits gibt, jedoch in einem weitaus geringeren Maß. Neid und Streit sind vorprogrammiert. Das wird sicher nicht zu einer Erhöhung der Unterrichtsqualität beitragen.

Wenn es das geheime Ziel sein soll, die Lehrerschaft zu spalten, dann scheint mir das neue Lehrerdienstrecht dafür geradezu ideal geeignet. Oder aber, und gerade das erscheint naheliegend, man verfolgt insgeheim weitere Pläne: Etwa zu einem späteren Zeitpunkt auch in die jetzt bestehenden Dienstverträge einzugreifen oder die administrative Arbeit derart zu erschweren (weniger Lehrer, gleichzeitig weniger Auffangmöglichkeiten bei Ausfällen etc.), dass die Einführung der Ganztagsschule unausweichlich scheint. Viele wiegen sich derzeit in gefährlicher Sicherheit, doch sollte uns allen bewusst sein, dass in Zukunft nicht unbedingt mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stehen werden. Und wen wird es dann treffen? Genau jene, die jetzt hoffen, von der „Verschlimmbesserung“ verschont zu bleiben.

Auch andere Dinge sind nur halbherzig durchdacht worden und nicht unbedingt leistungsfördernd. Etwa die verpflichtende Vorwissenschaftliche Arbeit im Tausch gegen die bewährte Fachbereichsarbeit, die Abschaffung der Hauptschulen mit ihren Leistungsgruppen, die Abschaffung des Unterrichtspraktikums oder die neue Lehrerausbildung. Der Karren scheint bei derartigen „Qualitätsoffensiven“ ziemlich verfahren.

Ich hoffe und glaube, dass es noch nicht zu spät ist. Ich weiß, dass man auch im Bereich Bildung manche Einschnitte wird erdulden müssen. Ich bin mir aber sicher, dass man das auch bewerkstelligen kann, ohne die Qualität der schulischen Ausbildung zu senken. Dass wahrscheinlich auch ich als Junglehrer Abstriche machen muss, dessen bin ich mir bewusst.

Was also ist zu tun? Vieles wird mit Sicherheit davon abhängen, wer in Zukunft das Unterrichtsressort leiten wird. Ohne die dortige Initialzündung bzw. Unterstützung wird es nicht gehen. Ich wünsche mir daher jemanden mit Klugheit, der als Brückenbauer ideologische Gräben überwinden kann. Jemanden, der mutig genug ist, manche Entwicklungen rückgängig zu machen oder endlich ordentlich nachzubessern. Jemanden, der sich nicht von Medien hetzen und von möglichen Wahlergebnissen leiten lässt. Jemanden, dem Leistung etwas wert ist und der ein Schulsystem wünscht, in dem die Schüler nicht nur „aufbewahrt“ und „gleichgemacht“ werden, sondern gefordert und gefördert werden. Und vor allem jemanden, der nicht beratungsresistent ist. Und damit sind nicht die Stimmen jener „Bildungsexperten“ gemeint, deren Qualifikationen und Motivationen äußerst fraglich erscheinen. Ich meine dagegen die Stimmen der Junglehrer und „altgedienten“ Lehrkräfte gleichermaßen.

Kostenaufwand? Wenn man es geschickt anstellt, hält sich dieser in Grenzen. Denn im Schulbereich gibt es bereits jetzt viele Idealisten, die eine Menge an unbezahlter und „unsichtbarer“ Zeit in ihre Arbeit stecken.

Christian Hatzenbichler ist Junglehrer an einer steirischen AHS.

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