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Energiewende braucht mehr Markt

Die Energiewende gerät immer stärker in Schieflage. Die Kosten explodieren, der Ruf nach Reformen wird immer lauter. Die Frage lautet: Wollen wir Markt- oder Planwirtschaft? Der Markt funktioniert im Moment, aber das System fährt gegen die Wand. Es geht darum, die erneuerbaren Energien stärker mit Marktrisiken zu versehen. Der Strompreis hat an der Börse einen Rekordtiefstand erreicht, aber die Haushalte sind mit immer höheren Stromkosten konfrontiert. Nutznießer sind die stromintensiven Industrien, die geringere Stromkosten haben als noch vor einigen Jahren.

Der Ruf nach mehr Kontrolle ist nicht mehr zu überhören. Faktum ist, dass es ausreichende Kapazitäten am Markt gibt. Aber das Problem ist, dass es an Kostenwahrheit mangelt. Da immer neue Kapazitäten bei Wind und Sonne gebaut werden, ist auch in den nächsten Jahren mit keinem wesentlichen Anstieg der Strompreise zu rechnen.

Ähnlich sieht es auch beim Markt für CO2-Zertifikate aus, der völlig am Boden liegt. Der Grund dafür ist: Der Markt funktioniert. Mit den Zertifikaten sollte die Wirtschaft gezwungen werden, ihren CO2-Ausstoß zu verringern. Aber man hat bei weitem zu viele Gratiszertifikate verteilt. Die überschüssigen Zertifikate haben dazu geführt, dass der Markt überversorgt ist. Da die EU-Staaten derzeit ihre Klimaziele locker erfüllen können, ist die Nachfrage nach Zertifikaten gering. Würde man die Klimaziele erhöhen, würde das alles anders aussehen.

In Österreich sind die Probleme zwar bei weitem nicht so groß wie beim deutschen Nachbarn, trotzdem sollte nachjustiert werden. Die E-Control hat dafür Vorschläge ausgearbeitet, die diskutiert werden sollen und in etwa zwei Jahren in Kraft treten könnten.

Das Ökostrom-Fördersystem in Österreich soll im Lichte internationaler Entwicklungen und EU-Vorgaben treffsicherer und marktgerechter werden. Neben den klassischen Einspeisetarifen, die seit über einem Jahrzehnt die Differenz zwischen hohen Erzeugungs- und niedrigeren Marktpreisen abgelten, sieht sich der Regulator E-Control nun Investitions-, Ausschreibungs-, Prämien- und Quoten-Modelle näher an. Diese könnten stärker ins heimische Regime Eingang finden. Bis Jahresende will man den Bericht zur Bewertung der unterschiedlichen Modelle fertig haben. Einsatzbereit sein sollen die adaptierten Instrumente bis spätestens 2015, denn dann laufen die ersten 13-jährigen Ökostromanlagen-Subventionen per Einspeisetarif aus.

Die erneuerbaren Energien müssen verstärkt in den Markt gebracht werden. Die Verwerfungen im Stromsektor – wie stark gefallene Großhandelspreise, nicht mehr rentable Gaskraftwerke und Kohle als mittlerweile „attraktivster" Energieträger – sind Tatsachen.

2012 betrug das heimische Unterstützungsvolumen, laut vorläufigen Berechnungen, 363 Millionen Euro, nach 308 Millionen im Jahr davor. Das gesamte Vergütungsvolumen machte jedoch 657 Millionen aus, mehr als eine Verdreifachung binnen neun Jahren.

Reform der Förderung

Neben der Energieeffizienz ist die zweite große Säule für die Energiewende die Integration der „Erneuerbaren", inklusive einer Mitfinanzierung der Netze durch diese. Trotz der angepeilten Verbreiterung der Förder-Palette ist die E-Control aber „skeptisch", was die von der EU-Kommission gewünschte „Harmonisierung" der Subventionsformen in Europa betreffe. An sich wäre es zwar gut, vom jetzigen „Gießkannen-Prinzip" wegzukommen. Durch die einzelstaatlichen Interessen ist eine Harmonisierung aber schwer umsetzbar.

Dem bisherigen Einspeisetarif-System, das je nach Technologie auf 13 bis 15 Jahre für Neuanlagen ausgelegt ist, mangelt es an Flexibilität. Denn einerseits ist für die gesamte Laufzeit eine völlige Marktentkoppelung gegeben, andererseits gibt es auch zu wenig Konsistenz für die rohstoffabhängigen Anlagen – Stichwort Biomasse.

Für rohstoffunabhängige Ökostrom-Anlagen (Wind und Solar) könnte der Förder-Zug künftig in Richtung Investitionsförderung abfahren. Hier gäbe es dann mehr Kostenwahrheit – die Betreiber müssen ihre Kosten offen legen – und auch eine bessere Marktintegration. Denkbar wären auch Ausschreibungsmodelle, bei denen derjenige den Zuschlag zum Bau bekommt, der eine Ökostrom-Anlage am günstigsten errichten kann.

Quoten-Fördermechanismen werden etwa in Schweden, Polen, Italien und dem UK angewandt. Dabei bekommen die Lieferanten bestimmte Vorgaben, sie müssen zum Beispiel zehn Prozent Ökostrom im Angebot haben. Werden die Ziele nicht erreicht, drohen Strafzahlungen. Leichter mit Quoten tun sich größere Energiekonzerne, die als Lieferanten besseren Zugang zu solchen Erzeugungsanlagen haben. Zudem gibt es als Nachteile noch höhere Kosten bei geringerem Output; auch ist die Investitionssicherheit fraglich.

Angewandt werden auch Bonus-Prämiensysteme, die in die Kategorie Einspeisetarife fallen. Dabei wird auf die am Strommarkt lukrierten Erträge ein Bonus zusätzlich oben drauf gelegt – aufkommen dafür muss auch hier das „System", also letztlich der Endkunde. Die Prämie kann sich abhängig vom Marktpreis flexibel in einer Bandbreite bewegen. Gegenüber einem reinen Einspeisemodell erfolgt hier eine stärkere Marktintegration. Modelle mit einem solchen „Add-On" kennen etwa Deutschland, Finnland, Dänemark, die Niederlande, Tschechien oder Spanien.

Bei rohstoffunabhängigen Anlagen wird es wohl in Richtung Investitionsförderungen gehen – bei Kleinanlagen (etwa Photovoltaik) muss das Ziel ein vermehrter Eigenverbrauch sein, aber auch die Weiterentwicklung dezentraler Speicher-Technologien, wie sie etwa schon von gemeinnützigen Bauträgern genutzt würden.

Dieter Friedl ist Österreichs führender Energie-Journalist. Er gibt 14-tägig den unabhängigen elektronischen „Energiedienst“ heraus, der unter der E-Mail Adresse kontakt@elisabethgall.at abonniert werden kann. Der „Energiedienst“ informiert über alle Energiefragen.

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