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Biosprit vorerst mit Ablaufdatum

Die Frage der Biokraftstoffe wird zu einem immer heikleren Thema in Europa. Grundsätzlich ist man davon ausgegangen, dass eine zehn-prozentige Quote an Biobeimischung erreicht werden soll. Das ist derzeit nur mit der Beimischung von Biotreibstoffen der ersten Generation (rund 99 Prozent des Marktes) möglich. Diese Treibstoffe werfen allerdings ein Problem auf: Sind sie wirklich nachhaltig und wie weit stehen sie in Konkurrenz mit der Nahrungsmittelversorgung?

Inzwischen ist weitgehend unumstritten, dass Biosprit der ersten Generation nicht die Lösung sein kann, in der EU wird deshalb bereits an den Beimischungszielen gefeilt. Treibstoffe der zweiten Generation (Abfälle, Reststoffe) werden aber erst in etwa zehn Jahren in größeren Mengen zur Verfügung stehen. Also was nun?

Die EU versucht nun einmal mit einer Zertifizierung der Nachhaltigkeit etwas Ordnung in den Markt zu bringen. Damit sollten auch die Dumpingimporte – eine Klage bei der EU ist im Laufen – vor allem bei Biodiesel aus Argentinien und den USA – in den Griff zu bekommen sein. In 20 EU-Ländern gibt es diese Zertifizierung bereits, sieben – auch Österreich – sind noch säumig. In Österreich blockierte die unselige Diskussion um die E 10-Einführung dieses Thema, ab 2013 sollte es allerdings vom Tisch sein.

Es gibt drei große Zertifizierer in Europa, die bei allen Produzenten vor Ort genau kontrollieren: Wie nachhaltig ist die Produktion und woher kommen die Rohstoffe (bei europäischem Biodiesel vorrangig Raps)? Außerdem muss eine CO2-Einsparung von 35 Prozent gegeben sein, für neue Anlagen gelten seit Mitte 2012 sogar 60 Prozent. Das bereitet überseeischen Anbietern derzeit noch Schwierigkeiten. Österreichs Biodieselerzeuger haben mit der Zertifizierung kein Problem, obwohl diese bisher in Österreich gar nicht notwendig war, weshalb auch überseeische Billigimporteure auf unseren Markt drängen konnten, was in Deutschland nicht mehr möglich war. Aber das sollte in Kürze vorbei sein.

Neben der Kontrolle der Nachhaltigkeit soll aber künftig noch ein zweites Kriterium zählen, nämlich: Welcher Rohstoff wird verwendet? Raps hat keine Zukunft, es geht um die Erzeugung aus Altölen und -speisefetten, wie auch Tierfetten. Bis spätestens 2017 werden Biodieselerzeuger einen nicht unerheblichen Anteil ihres Biodiesels aus diesen Stoffen erzeugen müssen, eine entsprechende Regelung ist noch in Ausarbeitung.

Wer derzeit schon mit diesen Reststoffen arbeitet, hat bereits einen großen Vorteil, jeder so erzeugte Liter Biodiesel wird mit der zweifachen Menge für die Quotenerfüllung angerechnet. Das hat für den Biodieselerzeuger den Vorteil, dass er einen besseren Preis erzielen kann (vor allem in Deutschland), für die Mineralöllfirmen heißt das, dass sie weniger Bio real beimischen müssen und daher mehr fossilen Treibstoff verkaufen können.

Der Markt für Altöl hat dementsprechend angezogen, einen Kubikmeter Altspeisefett können Gasthäuser bereits um 300 Euro verkaufen. Es  gibt noch einige nicht gehobene Reserven am Markt.

Österreichs Biodieselerzeuger sind zum Teil schon auf diesen Zug aufgesprungen, wenn sie ihre Produktionstechnik entsprechend anpassen können, was aber nicht allen möglich ist. Der größte heimische Produzent, die BioDieselVienna, kann bei einer Kapazität von 140.000 t derzeit rund 45 Prozent auf Basis von Altrohstoffen erzeugen (und mit doppelter Anrechnung verkaufen), hat damit aber schon fast den Plafond erreicht. Ein Werk in Arnoldstein (50.000 t) kann sogar mit 100 Prozent Altstoffen arbeiten und setzt seinen Sprit vorrangig in Italien ab. Diese beiden Erzeuger haben keine Absatzprobleme, das Wiener Werk kann mehr als die Hälfte an die OMV verkaufen. Würde man allein auf Rapsbasis arbeiten, würde man Verluste einfahren. Dies scheint bei einigen Erzeugern der Fall zu sein, ihre Werke stehen still.

Generell gibt es in Europa große Überkapazitäten, vor allem bei Biodiesel, aber auch bei Bioethanol, das dem Benzin beigemischt wird. Für Bioethanol gibt es nur ein Werk in Österreich, in Pischelsdorf, dass auf Weizen- und Maisbasis produziert, und im Moment voll ausgelastet ist. Eine Nachhaltigkeit von 60 Prozent sollte für die Raiffeisentochter kein Problem darstellen. Viele Erzeuger sind vom Markt verschwunden, langsam ist aber Besserung in Sicht, einige Konzerne haben verbesserte Gewinnzahlen gemeldet.

Die Zukunft der Biokraftstoffe

Das ändert nichts daran, dass derzeit mit Technologien produziert wird, die keine Zukunft haben. Wie der Markt der Zukunft ausschauen könnte hat der Shell-Konzern vor kurzem im Rahmen einer Studie vorgestellt. Man geht von einer stark steigenden Bedeutung der Biokraftstoffe aus.

Allein in Deutschland könnten Biokraftstoffe bis 2030 rund 20 Prozent, bis 2050 sogar 70 Prozent des – bis dahin stark gesenkten – Kraftstoffbedarfes abdecken. Voraussetzung dabei ist jedoch, dass die Nachhaltigkeit der Rohstoffbereitstellung gewährleistet ist, die Produktionskosten fortschrittlicher Biokraftstoffe gesenkt werden und die Biokraftstoffe mit den jeweiligen Verkehrsträgern kompatibel sind. Biokraftstoffe werden bis 2020 den überwiegenden Beitrag leisten, um das bestehende EU-Ziel von zehn Prozent erneuerbarer Energien im Straßenverkehr zu erfüllen. Dies gilt auch, sollte die EU den Einsatz von Biokraftstoffen der ersten Generation auf fünf Prozent beschränken.

In sehr ambitionierten Klimaschutzszenarien könnten bis 2030 gut 20 Prozent und bis 2050 sogar 70 Prozent eines bis dahin deutlich reduzierten Kraftstoffbedarfs aller Verkehrsträger in Deutschland nachhaltig und ohne Nutzungskonkurrenzen oder zusätzliche Importe gedeckt werden. Das bedeutet, dass Biokraftstoffe entweder aus Reststoffen oder aus der Produktion auf langfristig frei gewordenen Flächen stammen, sich nicht negativ auf die Artenvielfalt auswirken, nicht den  Selbstversorgungsgrad bei Nahrungsmitteln verringern und kein Wiesen- oder Weideland umgewandelt wird. Weltweit könnte sich  der Biokraftstoffbedarf von heute (2010) bis 2050 gar verzehnfachen.

Biokraftstoffe werden derzeit noch überwiegend aus Pflanzen hergestellt, die auch zur Nahrungs- und Futtermittelproduktion beitragen. Von der weltweiten Agrarproduktion werden jedoch 74 Prozent für Futtermittel, 18 Prozent für Nahrungsmittel und nur jeweils rund 4 Prozent für Bioenergie beziehungsweise stoffliche Zwecke eingesetzt.

Biokraftstoffe der zweiten Generation sind grundsätzlich bereits entwickelt. Sie werden allerdings noch fast ausschließlich in kleinem Maßstab produziert und sind deutlich teurer als herkömmliche  Kraftstoffe. Ohne zusätzliche Förderung sind sie nicht marktfähig.

Bislang müssen Biokraftstoffe nur in der EU strenge Nachhaltigkeitskriterien (gemäß EU-Erneuerbare Energien-Richtlinie) erfüllen. Dazu gehören vor allem Treibhausgaseinsparungen und der Schutz von Artenvielfalt.

Neben ihrer Nachhaltigkeit ist die technische Kompatibilität von Biokraftstoffen mit der vorhandenen Motor- und Fahrzeugtechnik Voraussetzung für ihren Einsatz. Die meisten Pkw und Lkw vertragen heute bis zu zehn Prozent Bioethanol im Ottokraftstoff beziehungsweise bis zu sieben Prozent Biodiesel im Kraftstoff.

Dieter Friedl ist Österreichs führender Energie-Journalist. Er gibt 14-tägig den unabhängigen elektronischen „Energiedienst“ heraus, der unter der E-Mail Adresse kontakt@elisabethgall.at abonniert werden kann. Der „Energiedienst“ informiert über alle Energiefragen.

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