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Selbst wenn man manche Intentionen der Wirtschafts- und Zollpolitik der gegenwärtigen amerikanischen Regierung teilen mag, muss man zum Schluss kommen, dass die Ziele einander widersprechen, dass die meisten unerreichbar sind, dass dabei viel mehr Schaden angerichtet wird, als an Nutzen erzielbar ist.
Man nehme etwa die größte – wirtschaftliche, politische, militärische – Herausforderung für die USA. Das ist eindeutig China. Für Europa ist hingegen Russland die größte Bedrohung – militärisch und politisch, auf die Europa durch wirtschaftliche Sanktionen zu antworten versucht.
China und Russland sind zuletzt aber eindeutig zu einer gemeinsamen Herausforderung zusammengewachsen. Daraus sollten eigentlich klare Konsequenzen erwachsen, die man aber weder da noch dort zieht. Dieses Zusammenwachsen sollte Europa und die USA eigentlich zu einer gemeinsamen Antwort geradezu zwingen. Statt dessen verhängt der US-Präsident feindliche Zölle – auch – über Europa, weil ihm das Handelsdefizit – auch – mit Europa offenbar wichtiger ist als eine starke Gegenstrategie gegen die Achse China-Russland. Und Europa ignoriert die Notwendigkeit einer härteren China-Politik.
Zu Recht fordert Trump amerikanische wie europäische Konzerne auf, nicht in China zu investieren, um den asiatischen Riesen nicht noch stärker zu machen. Was tut er aber im wirklichen Leben: Er nimmt die Zolldrohungen gegen China zurück, weil dieses mit der Erpressung durch einen Exportstopp bei den (auch militärisch wichtigen) seltenen Erdmetallen geantwortet hat. Er bestraft hingegen jene Länder wie Vietnam oder Indien hart, in die westliche Unternehmen begonnen haben, ihre Lieferaufträge und Investitionen umzuschichten. Und die Agenten seiner Immigrationspolitik zerlegen eine in den USA angesiedelte südkoreanische Fabrik, weil dort naturgemäß viele Südkoreaner (legal!) arbeiten.
Ähnliches gilt mit den von Trump angekündigten Strafzöllen für Länder, die russisches Öl oder Flüssiggas kaufen, weil Russland mit den Erträgen den Krieg gegen die Ukraine und mittlerweile auch Nato-Länder wie Polen finanziert. Warum zieht da Europa nicht mit, das doch die Unterstützung für die Ukraine im Zentrum seiner Außenpolitik hat? Und warum bestraft Trump gleichzeitig Indien auch wegen seines Handelsüberschusses gegenüber den USA. Wie will er dann Indien in Sachen Russland auf seine Seite ziehen?
Mit anderen Worten: Wer sich die ganze Welt aus Frust über die mangelnde Konkurrenzfähigkeit der eigenen Industrie zum Feind macht, braucht sich nicht zu wundern, dass er keine Freunde hat, wenn er sie braucht.
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".