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Andreas Babler hat katastrophale Umfragewerte. Dennoch scheint er fest verankert an der Spitze seiner Partei, sodass er ziemlich sicher diese auch noch durch die nächste Wahl führen darf. Für die SPÖ ist ohnedies als Machbasis das Wiener Rathaus wichtiger, wo man weiterhin ungeniert tief in die Geldtöpfe greifen kann, obwohl diese nur noch mit Schulden in Rekordhöhe gefüllt werden können. Aber dennoch wissen klügere Sozialdemokraten, dass Babler bei weitem nicht ihr einziges, nicht ihr größtes Problem ist. Er ist jedoch trotzdem ein gewaltiges.
Das zeigt die jüngste Umfrage von Unique Research, als nicht nach der Partei, sondern nach dem erwünschten Bundeskanzler gefragt worden ist. Dort schnitten die meisten anderen Spitzenleute der Parteien gleich gut oder zum Teil deutlich besser ab als ihre Parteien. Babler gelang dies hingegen ganz und gar nicht. Denn während die SPÖ im Schnitt der Umfragen bei ebenfalls nicht gerade berauschenden 20 Prozent liegt, wünschen sich gar nur 13 Prozent der Österreicher Babler als Bundeskanzler. Das ist für die Genossen beklemmend. Deswegen haben sie ihn – auf Steuerkosten – in teure Coachings vor seinen Interviews geschickt (eine einzige "Vorbereitung" kostete 5760 Euro ...). Allerdings haben diese offenbar nichts genutzt.
Selbst von den eigenen Wählern will Babler nur eine Minderheit von 44 Prozent als Bundeskanzler sehen, während der Rest der SPÖ-Wählersympathien an die Chefs der anderen Parteien geht.
Ganz anders sieht es bei den übrigen Parteien aus:
Das ist ein deprimierendes Bild für Babler, aber auch die SPÖ. Diese hat derzeit weit und breit keine attraktive Alternative in Reserve. Es gibt nicht einmal mehr einen Genossen, der öffentlich gegen den Parteivorsitzenden stänkern würde, so wie es Hans Peter Doskozil einst gegen Pamela Rendi-Wagner getan hatte. Das macht diese von der Zeitung "Heute" veröffentlichten Werte für Babler in Wahrheit besonders schlimm.
Noch deprimierender für die SPÖ ist, dass der tiefe Spalt, der quer durch die Partei geht, sich noch mehr vertieft hat. Da steht auf der einen Seite das in der SPÖ immer besonders mächtige Wien und auf der anderen finden sich alle anderen Bundesländer. Diesen Spalt hat man zuletzt etwa daran gesehen, dass der langjährige Wirtschaftssprecher der Partei, Christoph Matznetter, der aus Wien kommt, bei der Wahl zum Fraktionsvorsitzenden der SPÖ-Bundesräte überraschend gegen den bundesweit unbekannten Bürgermeister von St.Veit an der Gölsen, Christian Fischer, verloren hat.
Der Antagonismus zwischen Wien und den übrigen Bundesländern ist im Grund ja ein alter und geht auch über die Parteigrenzen hinweg. Aber er trifft die SPÖ ganz besonders, weil Wien halt bei ihr immer besonders wichtig gewesen ist. Wien hat freilich nur 22 Prozent der Einwohner Österreichs. In der FPÖ hingegen sind etwa die Bundesländer Kärnten und Oberösterreich viel wichtiger. Und in der ÖVP ist die Wiener Landesorganisation traditionell besonders schwach, während bei ihr vor allem Niederösterreich sowie die Westachse dominiert.
Als ob das der Probleme für die SPÖ nicht genug wären: Auch der Blick ins Ausland ist für die Roten alles andere als rosig. Das gilt etwa schon für Deutschland. Dort hat die SPD im Februar mit 16,4 Prozent das schlechteste Wahlergebnis ihrer Geschichte erzielt. Dort liegt sie seither bei allen Umfragen sogar noch darunter. Dort hat der neue Parteichef Lars Klingbeil beim Parteitag nur bkamable und eine tiefe Spaltung zeigende 65 Prozent der Stimmen bekommen. Dabei haben die Sozialdemokraten in der deutschen Koalition so wie in der österreichischen immerhin den Finanzminister erobert und auch einen sehr sozialdemokratischen Budgetkurs durchgesetzt: nämlich einen weiteren Schuldenschub, um nur ja nicht den metastasierenden Wohlfahrtsstaat ernstlich anzutasten, wie es etwa einst am Beginn des Jahrtausends der SPD-Kanzler Schröder noch mit einem rot-grünen Kabinett sehr verdienstvoll getan hat, und wie es die CDU – theoretisch – verlangt hat.
Es gibt nur noch wenige Länder, wo die Sozialdemokraten regieren. Und selbst in diesen sind die Regierungen ideologisch meilenweit auseinander.
Ganz offensichtlich sind in der einst international starken Sozialdemokratie zwei völlig unterschiedliche Gruppierungen aktiv, welche in einander entgegengesetzte Richtungen zerren:
In englischsprachigen Ländern haben sich linke Kandidaten dadurch lächerlich gemacht, dass sie auf ihren Internet-Profilen sogar angegeben haben, mit welchem grammatischen Geschlecht sie gerade angesprochen werden wollen: also etwa mit "he/him/his", mit "she/her/hers", mit "they/them/theirs" (was gender-neutral sein soll) oder mit Neuschöpfungen wie "xe/xem". Manche haben inzwischen wieder darauf verzichtet, aber der Schaden bleibt.
Geradezu eine Verkörperung dieses Antagonismus bilden derzeit die Vorgänge in der Weltmetropole New York bei den dortigen US-Demokraten. Diese gelten ja in ihrer Geschichte als weitgehend deckungsgleich mit den europäischen Sozialdemokraten. Sie haben bei den Vorwahlen für die nächste Bürgermeisterwahl nun den ganz weit links stehenden Moslem Zohran Mamdani aufgestellt. Er siegte über den langjährigen Gouverneur des Bundesstaates New York, den auch international renommierten Andrew Cuomo, einen Mann der gemäßigten Mitte.
Damit ist bei den Demokraten mit umgekehrten Vorzeichen das gleiche passiert wie bei den Republikanern vor der Präsidentenwahl. Obwohl dort die in der Mitte stehende Nikki Haley bessere Umfragewerte als Trump hatte, wurde dieser von den republikanischen Vorwahlteilnehmern mit großer Mehrheit gewählt.
Ob der 33-jährige Mamdani bei den allgemeinen Wahlen ebenfalls eine Mehrheit erringen wird, ist freilich mehr als ungewiss.
Aus mehreren Gründen:
Aber dafür sind innerhalb der Partei viele glücklich – so wie sie es schon bei Kamala Harris gewesen sind –, dass nun endlich in New York der wahre Sozialismus einkehrt.
PS: Freilich tun es bisweilen auch die konservativ-christdemokratischen Partei den Sozialdemokraten gleich. Das hat man jetzt in einer anderen großen Metropole gesehen: In Berlin dürfen Lehrerinnen künftig mit dem Kopftuch unterrichten. Dabei hat Berlin einen CDU-Bürgermeister …