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Nicht nur die Steiermark

Seit mehr als einer Woche herrscht große Aufregung im Lande: Eine ganze Reihe steirischer Industriebetriebe muss eine größere Anzahl von Mitarbeitern kündigen. Dazu ertönten von vielen Seiten betroffene oder herumstotternde Kommentare, nur von einer Seite hörte man so gut wie nichts.

Und das ist die Gewerkschaft. Dabei hängt die Konkurrenzfähigkeit eines Unternehmens und damit die Arbeitslosigkeit, wenn zu viele Unternehmen diese Konkurrenzfähigkeit verlieren, ganz eindeutig in hohem Maße auch an den Lohnkosten. Diese sind durch die letzte Lohnrunde in besonders beängstigendem Ausmaß gestiegen. Fast alle Ökonomen sind sich einig, dass die in den letzten Monaten überdurchschnittlich hohen Inflationsraten der Republik ganz stark von den hohen Lohnabschlüssen im Herbst getrieben waren. Daran ändert der Umstand nichts, dass sie inzwischen wieder auf – noch immer zu hohe, aber überschaubar gewordene – 3,5 Prozent gesunken sind.

Tatsache ist, dass in vergleichbaren Ländern sowohl Lohnabschlüsse als auch die damit stark zusammenhängende Inflation deutlich niedriger gewesen sind als in Österreich.

Tatsache ist, dass die Gewerkschafter immer die Warnungen der Industrie gelangweilt vom Tisch gewischt haben, dass zu hohe Löhne die Arbeitsplätze gefährden würden. "Die sagen das ja jedes Jahr …"

Nun, diesmal stimmt es eindeutig – auch wenn das Argument tatsächlich allzu oft vorgebracht worden ist.

Gewiss: Die schlechte Wirtschaftslage mancher Branchen hängt zweifellos auch mit anderen Faktoren zusammen:

  • mit dem Krieg in der Ukraine und seinen Auswirkungen auf den Energiepreis;
  • mit der schweren, vor allem durch die Energiepolitik verursachten Krise in Deutschland;
  • mit dem Green Deal der EU und seinen verheerenden Folgen für die Auto-Zulieferindustrie;
  • und mit dem eskalierenden Wirtschaftskrieg zwischen dem Westen und China.

Nur ändern diese Hinweise absolut nichts: Denn keinen dieser Faktoren können die Österreicher selbst beeinflussen. Das geht nur bei wenigen Dingen: bei den nationalen Steuern und Abgaben sowie bei den nationalen Kollektivverträgen. Bei diesen war es jahrzehntelang "das" österreichische Erfolgsgeheimnis – voll im Konsens mit den Gewerkschaften –, immer ein wenig unter der deutschen Konkurrenz zu bleiben. Spätestens im vergangenen Herbst ist dieser Konsens jedoch zerbrochen. Das wird sich wohl nicht nur in der geographisch durch die Entfernung zu Deutschland besonders benachteiligten Steiermark, einem der beiden Industrie-Schwergewichte Österreichs, zeigen.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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