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An Europas Wesen genesen?

Europa ist eine Halbinsel am Westrand Asiens mit großer Vergangenheit, mit großem Selbstbewusstsein, aber kleiner Gegenwart und noch kleinerer Zukunft. Nur: Wer sagt das den Europäern? Wollen sie sich doch nur ungern eingestehen, wie unbedeutend sie sind. Lieben sie doch jene die eigene Bedeutung liebkosende Illusion, dass sie noch immer bestimmend für die Zukunft des Erdballs wären.

So ist die schwer selbstbeschädigende Klimarettungspolitik Europas nur dann erklärbar, würde auch der große Rest außerhalb dieser Halbinsel mitmachen, woran man dort aber gar nicht denkt. So sind die Lieferkettengesetze das genaue Gegenteil dessen, worum die gesamte Wirtschaft des Kontinents, also alle jene, die noch Wohlstand und Steuereinnahmen schaffen, geradezu flehentlich bitten: um Deregulierung, um Entlastung von zahllosen Auflagen und Berichtspflichten. Statt die abzubauen, kommt jetzt ein neues Regulierungspaket oben drauf.

Dieses trifft nicht nur die ganz großen Unternehmen, wie beteuert wird (offenbar weil man diese und die dort Beschäftigten für vernachlässigbar hält). Es trifft auch alle kleineren, sobald sie Geschäfte mit einem Großbetrieb machen. Was fast alle tun. Und denoch werden diese Gesetze nichts an den sozialen und ökologischen Realitäten in der Dritten Welt ändern. Es werden dort vielmehr zwei Wirtschaftskreisläufe entstehen: ein rasch wachsender und billiger, der Handel an der EU vorbei treibt; und ein sehr teurer, der sich an die paternalistisch verkündeten Vorgaben aus Brüssel hält.

Noch eine weitere Säule des europäischen Gutmensch-Traumschlosses verrostet: Das ist das E-Auto. Die EU-Pläne scheinen gescheitert: "Entweder du fährst ein E-Auto oder du fährst gar keines." Selten ist ein Hype so rasch verklungen wie jener um das Stromauto. Die Verkaufszahlen stagnieren trotz gigantischer Förderungen aus Steuermitteln für die inzwischen meist aus China kommenden Fahrzeuge. Wider alle Propaganda sagen die Konsumenten (wegen der Themen Reichweite, Brandgefahr, Wiederverkaufswert, mühsames Aufladen und starke Hinweise, dass in die Elektronik von China aus eingegriffen werden kann) immer öfter Nein zum E-Auto.

Dieses Thema wird neben der Migrationsfrage und dem ökonomischen Zurückbleiben Europas zweifellos im Zentrum der Kampagne bei der nächsten EU-Wahl stehen. Mit offenbar klarem Ausgang. Kluge Investoren haben bereits die Konsequenzen gezogen: Die Preise der für E-Autos wichtigen Rohstoffe Lithium, Kobalt und Nickel sowie die zugehörigen Aktien sind steil abgestürzt.

Denn die Welt hat beschlossen, doch nicht an Europas Wesen genesen zu wollen.

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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