Vom sauren Regen in die verbruzzelte Traufe

Zuerst fiel der "saure Regen". Vor 50 Jahren hatten die Europäer größte Schwierigkeiten beim Verlassen ihrer Wohnstätten: Wenn es regnete, brannten die Tropfen auf der Haut. Die meisten Stoffe ihrer Kleidung begannen Löcher zu bekommen oder sich überhaupt aufzulösen, was besonders im Winter unangenehm gewesen wäre, aber kalte Jahreszeiten gab es ja nicht mehr.

Dafür ersparten sich die Hausfrauen den Einkauf für die Salatmarinade: Sie brauchten nur die Schüssel mit den grünen Blättern beim Fenster hinaus zu halten und die Beilage war essfertig. Das alles haben die Europäer den Grünen leider nicht geglaubt. Sie bekamen keine Flecken auf der Haut und mussten für den Salat doch Essig und Öl verwenden.

Daher kam das Waldsterben. Dramatische Bilder gingen um die Welt: Ein Wald aus gespenstischen Gebilden ragte drohend gen Himmel – nackte Stämme mit blattlosen Ästen hoben sich bedrohlich von Horizont ab. Das waren wirklich echte und aktuelle Aufnahmen. Sie stammten aus dem kommunistischen Industriegebiet der tschechoslowakischen Volksrepublik.

In Österreich wuchs die Waldfläche jährlich. Das Sowjetreich fiel 1989 krachend in sich zusammen, und im Riesengebirge recken die Bäume wieder stolz ihre Laubkronen in die Höhe.

Als Nächstes terrorisierte uns das Ozonloch über der Arktis. Zumindest die Medien terrorisierten damit die Fernseher und Leser. Bis es sich wieder schloss.

Die Grünen erkannten: Man brauchte mehr Nachhaltigkeit, um die Menschen am Gängelband führen zu können, und besann sich einer unbestreitbaren und unbeeinflussbaren Naturerscheinung: der Klimaveränderung auf den Planeten unseres Sonnensystems seit 1850 – jener Zeit, der die Glaziologen den Gletscherhöchststand in historischer Zeit zusprechen. Und die Montanistiker ergänzten: "Der Temperaturanstieg geht im vergangenen Jahrhundert von einem tiefen Niveau aus, wie es in der Nacheiszeit eher selten gegeben war."

Immer wieder sind wir in den letzten Jahren mit Wetterkurven zugedeckt worden, die uns eine dramatische Erwärmung signalisieren sollen.

Doch es gibt weltweit eine einzige meteorologische Station, die nahezu unterbrechungsfrei schon seit 1781 Aufzeichnungen führt. Das Observatorium Hohenpeißenberg 60 Kilometer südwestlich von München ist die älteste Bergwetterwarte der Welt. Und deren Messungen zeigen zwar auch einen Anstieg der Temperaturen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts, aber für die Zeit davor einen ebenso deutlichen Rückgang.

Als in breiteren Bevölkerungsschichten ruchbar ward, dass das Klima seit Entstehung des Planeten Erde ständig zwischen längeren und kürzeren Eiszeiten und Wärmeperioden schwankte, wurde die "menschengemachte" Erderwärmung erfunden, woran allerdings jene zweifelten, die wussten, dass in den Hohen Tauern auf dem Gebiet des späteren Paradegletschers Pasterze vor 2000 Jahren Rinder weideten und noch früher Bäume wuchsen, dass an den Giglachseen in den Niederen Tauern auf knapp 2000 Metern Seehöhe eine ganzjährige Keltensiedlung bestand und die steirischen Ramsauer auf dem Dachsteinplateau Elche jagten.

Vor allem stellte sich heraus, dass die Erwärmung durch Sonnenflecken, Sonnenwinde, Heliosphärische Durchgänge und etliche weitere kosmische Erscheinungen klarerweise nicht nur die Erde betraf, sondern alle Planeten. Im ORF durfte kürzlich ein sogenannter Experte trotzdem behaupten, die Erderwärmung hätte mit der Inbetriebnahme der ersten Dampfmaschinen begonnen – zwangsläufig auch auf den Planeten Pluto, Saturn und Uranus, die rund 50 Astronomische Einheiten von der Erde entfernt sind, für Normalmenschen schlicht unvorstellbare Räume im Weltall.

Eine solche Argumentation ist 100 Astronomische Einheiten von den Fakten entfernt. Wer sich ihrer bedient, weiß selber um die Unhaltbarkeit seiner Behauptungen.

Da kam vor etwa einem Jahrzehnt eine Berechnung eines marokkanischen Wissenschafters gerade recht, der einen dramatischen Temperaturanstieg bis zur Jahrhundertmitte voraussagte. Angeführt von einer windigen UNO-Abteilung gelang es vorübergehend, den Druck des Angstterrors auf die Erdbewohner aufrechtzuerhalten. Bis – wie ein Journalist mit noch nicht verbruzzeltem Gehirn leicht übertreibend schrieb – ein aufgeweckter Hauptschüler entdeckte, dass dem Marokkaner in seinen Berechnungen ein kleiner Fehler unterlaufen war. Es ging bloß um zwei Dezimalstellen. Der kühne Forscher hatte statt mit 1 mit 100 multipliziert. Mit 100!

Die UNO-Agitatoren hatten ja schon am 11. Oktober 2005 prophezeit, dass es im Jahr 2010 fünfzig Millionen Umwelt- und Klimaflüchtlinge geben werde. Wofür sie natürlich mehr Geld bräuchten.

Nachdem die einwandfreien Fakten nicht mehr geleugnet werden konnten, fand man jetzt das tatsächliche Klimaproblem: Die Geschwindigkeit der Temperaturveränderung. Diese sei in den letzten 50 Jahren unvergleichlich höher gewesen als je zuvor. Aha.

Für die letzten 100.000 Jahre der Erdgeschichte wird ein Beweis nur sehr schwer zu erbringen sein. Bleiben wir daher innerhalb eines Jahrtausends.

Die bis 1850 andauernde "Kleine Eiszeit" begann 1580 und war nach fünfzig Jahren gravierend. Die Gletscher wuchsen. Die Mundlöcher der Bergwerke verschwanden tief unter der Eisoberfläche. Einzelgehöfte und Siedlungen wurden weiter in die Täler gedrängt und führten dort zu sozialen Spannungen. Im ganzen Alpenbogen von Slowenien bis Frankreich entstanden Sagen wie die Übergossene Alm am Hochkönig, wonach Bauern oder Sennerinnen irgendwelche Männchen oder Weiße Frauen schlecht behandelt hatten und durch Schnee und Eis vertrieben wurden.

Lässt man diese märchenhaften Erklärungen des Naturphänomens wissenschaftlich nicht gelten, drängt sich die Frage auf, wie die Menschen 1580 den zunächst raschen und dann bis 1850 anhaltenden Temperaturabfall verursacht haben.

In unserer Zeit werden widersprüchliche Anzeichen einfach verschwiegen. Da verzeichnete heuer im Jänner eine nordchinesische Stadt mit minus 53 Grad die niedrigste je gemessene Temperatur, im Osten Kanadas und der USA gab es mit minus 78 Grad einen neuen Kälterekord, auf der spanischen Mittelmeerinsel Mallorca fielen 140 Zentimeter Schnee, in Hollywood verursacht ein Wintersturm ein Schneechaos und in Japan kamen bei Rekordtiefständen der Temperaturen fünf Menschen ums Leben – zum Vergleich: die japanische Hauptstadt Tokio liegt südlicher als das sizilianische Palermo. Und ein Salzburger Gastwirt klagte im Vorjahr, er habe 30 Jahre lang sieben Monate im Jahr heizen müssen, in den beiden letzten Jahren aber neun.

Das Fernsehen zeigt tränentreibende Bilder mit Eisbären auf wasserumschlossenen Eisplatten (im ORF glaubt man ja, dass Eisbären nicht schwimmen können). Gelegentlich erscheint ein Eisbär auf dem Bildschirm mit dem österreichischen Bundespräsidenten. Die dazugehörigen Statistiken kommen hingegen nicht ins Bild: Die Eisbärenpopulation ist in den vergangenen Jahren signifikant gewachsen …

Die nächste grüne Angstwelle kommt bestimmt, es wird schon daran gebastelt.

Unverändert bleibt die Zielrichtung: die Versklavung der Menschen. Die freie Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung Europas soll endgültig beseitigt werden. Selbst einen völlig emissionsfreien Verbrennungsmotor soll es nicht geben dürfen. Für ein paar Kilometer Elektroautofahrten werden grünende Wiesen und gelbe Getreidefelder in riesige Wüsten von Photovoltaikanlagen verwandelt, zwischen denen nicht einmal zwei Kaninchen, geschweige Schafherden grasen können. Prachtvolle Landschaften werden mit unüberbietbarer Nachhaltigkeit durch gesundheitsschädliche und bis zu 24 Stunden dauertönende Windräder verschandelt, die dann vielleicht ein Prozent zur Energiegewinnung beitragen würden.

Bleibt nur noch die Demokratie? Nein, sie wird bereits jetzt durch die Nicht-Gewählten-Organisationen (NGO) und durch erpresserische, nachgewiesen Menschenleben vernichtende und Menschenschicksale bedrohende Straßenkleber ausgeschaltet.

Es bedarf keines Adolf Putins, um in Europa Freiheit Wohlstand und Sicherheit, die großen und nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa weitgehend erreichten Ziele, im Grünen Sack zu entsorgen.

Die chinesische Müllabfuhr steht bereit.

 

Willi Sauberer, Schüler Hugo Portischs, war ab 1961 Mitarbeiter von Alfons Gorbach, Josef Klaus und Hermann Withalm und von 1971 bis 1994 Chefredakteur einer kleinen Salzburger Tageszeitung. Der konservative Publizist schreibt vorwiegend über gesellschaftspolitische, zeithistorische und lokal-geschichtliche Themen.

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