Wir gieren nach Rohstoffen – aber bitte nicht hier abbauen!

Wir haben nichts aus der jüngeren Geschichte gelernt. Wir wiederholen den Fehler, den wir mit unserer Abhängigkeit von Gas aus Russland gemacht haben. Wir tun das aus den gleichen Motiven: Es muss billig sein, ohne langfristig an mögliche Konsequenzen unserer China-Abhängigkeit zu denken. Das zentrale Problem: In Europa sind kritische Elemente für die Energiewende wie Kupfer, Kobalt, Lithium, Nickel, aber auch Seltene Erden nur in unzureichenden Mengen vorhanden.

Das hat jetzt auch der Chef der Internationalen Energieagentur IEA betont. Diese Elemente werden überwiegend in China raffiniert und weiter in Batterien, PV-Modulen und Elementen für Windkraftwerke, verarbeitet.

Jährlich wird am Österreichischen Bergbautag über den Stand der Rohstoffsituation berichtet, und ebenso oft wird erwähnt, dass die Rohstoffsicherung mittels Regierungsabkommen geregelt werden sollte.  Das resultiert in viel administrative Tätigkeiten, trägt jedoch wenig zur Sicherung der Rohstoffversorgung bei.

Betrachtet man die Szene weltweit, dann fällt auf, dass vor allem Gesellschaften aus Kanada, Australien und China im Rohstoffsektor tätig sind. Es sind Gesellschaften, die des Öfteren von den Regierungen der jeweiligen Staaten direkt oder indirekt unterstützt werden. Das erfolgt über staatliche Kredite oder über steuerliche Maßnahmen.

In der Exploration von Gold und Kupfer in Afrika sowie im nachfolgenden Bergbau sind überwiegend kanadische Gesellschaften tätig. Teilweise werden sie sogar durch chinesische Bergbaukonzerne finanziert. Ein leuchtendes Beispiel ist Ivanhoe Mines, das in der Demokratischen Republik Kongo, vor relativ wenigen Jahren eine der größten und reichsten Kupferlagerstätten der Welt, gefunden hat. Die chinesische Zinjin Mining Group war sofort bereit, bei der Finanzierung des zu entwickelnden Bergwerkkomplexes mitzuwirken. Mittlerweile entwickelt sich das Kamoa-Kukula-Projekt zum weltweit zweitgrößten Kupferproduzenten.

In unserer Heimat ist seit langem die australische Firma European Lithium bei der Lithium-Lagerstätte auf der Koralpe bergbaulich tätig. Das Lithium-Vorkommen ist seit 1951 bekannt und wurde zwischen 1980 bis 1988 mittels Bohrungen erforscht. 1991 wurde es von der staatlichen Unternehmen Minerex an die private Kärntner Montanindustrie für einen Schilling verkauft. 2012 erwarb European Lithium die Liegenschaft und führte weitere Bohrungen durch, die eine Lagerstätte von 6,3 Millionen Tonnen Erz mit einem Gehalt von 1,17 Prozent Li2O nachwiesen. Eine Machbarkeitsstudie sieht Investitionskosten von 425 Millionen Euro und 400 Vollbeschäftigten vor.

Nun sucht man für das seit 70 Jahren bekannte Vorkommen nach einer Finanzierung des Projekts. Jedoch: Österreich subventioniert den Kauf von Solarmodulen, Windrädern und E-Autos aus China, aber nicht den heimischen Bergbau, der eigentlich eines der Basiselemente für die elektronische Industrie ist.  Eine groteske Situation, wenn man bedenkt, dass Deutschland für die Energiewende bereits hunderte Milliarden investiert hat, ohne die Reduktion von CO2 zu mindern.

Doch selbst wenn die Finanzierung gesichert werden könnte, wird der Widerstand der Bevölkerung gegen das Projekt mit absurden Behauptungen aus dem steirischen Raum, dass das Trinkwasser durch den Bergbau in Kärnten geschädigt werden könnte, von den Medien unterstützt. Dass die Umweltauflagen streng sind, ist allgemein bekannt. Die an den Haaren herbeigezogenen Befürchtungen sind substanzlos. Das Ziel dieser Aktionen ist, den Bergbau zu verhindern. Dass damit auch Arbeitsplätze und Steuereinnahmen vernichtet werden, ist den Aktionisten egal.

Jüngst wurde von einer vermuteten Gaslagerstätte bei Molln berichtet. Auch dieses Projekt ist in australischer Hand. Und was macht Österreich? Sofort wurde unter grüner Federführung die Initiative für ein Gesetz ergriffen, das der möglichen Ausbeutung einen Riegel vorschieben soll.

Unglücklicherweise ist zu erwarten, dass dieser Versuch, die Ausbeutung zu verhindern, erfolgreich sein wird. Der Verdacht, dass sich die links-grünen Gegner auf der Payroll von Russen oder Amerikanern befindet, ist nicht unbegründet. Wie sonst könnte man ein Anti-Fracking-Gesetz erlassen wollen, das gegen die  die Interessen Österreichs gerichtet ist?

Nicht nur, dass Bergbau in unserer Heimat mit allen Mitteln bekämpft wird, auch sonst gibt es von österreichischen oder EU-Unternehmen wenig Positives zu berichten. Wir setzen zwar Kupfer, Nickel, Kobalt, Lithium und Erdmetalle auf die Liste kritischer Elemente, vermeiden es aber, ganz im Gegenteil zu chinesischen Unternehmen, im Bergbau weltweit aktiv zu werden. Es ist somit kein Wunder, dass China in vieler Hinsicht im Markt für Ressourcen, die für erneuerbare Energien verwendet werden, zusehends die Führung übernimmt. Es fehlt in der EU ganz einfach an staatlichen und privaten Initiativen, im risikoreichen Bergbau und insbesondere in Staaten wie dem Kongo zu investieren.

Das Gebiet um die Kongo-Lagerstätte Kamoa-Kukula ist riesig und wird von der kanadischen Firma Ivanhoe exploriert. Weitere Erfolge zeichnen sich ab. Es ist ein Gebiet, das bei weitem nicht ausgereizt ist.

Ganz anders war die Situation vor 60 Jahren, wo noch Privatinitiativen zählten. Damals waren deutsche Firmen auf mehreren Kontinenten auf der Suche nach Uran. Man wollte Uran für deutsche Kernkraftwerke sichern. Das hat sich geändert. Unter dem Druck der manipulierten deutschen Bevölkerung beschloss die Regierung die graduelle Stilllegung der Kernkraftwerke. Daraus resultierte, dass deutsche Investoren aus dem Uranerzbergbau ausstiegen und ihre Bergwerksanteile und Konzessionen verkauften. Ein sehr kurzsichtiger Akt im Lichte der weltweiten Renaissance der Kernkraft.

Ähnlich steht es um die weltweiten Bergbauinvestitionen von Staaten der EU. Sie sind nicht vorhanden. Jüngst wurde eine  Nickel- und Kobalt-Lagerstätte  in Ontario bekannt, die von Canada Nickel erschlossen wird. Das wäre eine Gelegenheit, sich als Joint-Venture-Partner an der Entwicklung zu beteiligen.  Freilich werden bis zur Produktion noch Jahre vergehen, doch mit solchen Investitionen könnte die Abhängigkeit von China reduziert werden.

Doch wie reagieren Österreich, die EU und Europas potenziellen Hersteller von elektronischem Zubehör? Stillschweigen. Risikokapital für die Sicherung von Rohstoffen ist nicht vorhanden. Im besten Fall, "beobachtet" man – eine beliebte Floskel jener Ahnungslosen, die uns regieren.

IEA-Chef Timur Gül meint, es gäbe zwar genug Rohstoffe auf der Welt, aber sie müssen deutlich schneller aus der Erde geholt werden. Diese Aussage ist nur zum Teil richtig, leider gibt es nicht genügend Rohstoffe, vielleicht für die westlichen Gesellschaften, doch nicht für den größten Teil der Weltbevölkerung.

Wir zählen darauf, dass man am Markt alles kaufen kann. Damit begeben wir uns in gefährliche Abhängigkeit und subventionieren mit unserer Förderung erneuerbarer Energiesysteme die chinesische Wirtschaft.

Um uns unabhängiger von China zu machen, wäre es dringend nötig, Privatinitiative zu fördern und uns nicht auf zwischenstaatliche Abmachungen zu verlassen. China, Kanada und Australien mit ihren weltweiten Interessen sollten uns ein Vorbild sein.

Fazit:

  1. Wir verhindern die Ausbeutung heimischer Ressourcen.
  2. Wir investieren nicht in die Suche und Produktion kritischer Rohstoffe.
  3. Wir begeben uns auf Gedeih und Verderb in die Hände Chinas.

 Dr. Gerhard Kirchner ist Bergingenieur und liebt die Umwelt.

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