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Das Impfen und der Markt

Alles dreht sich seit Monaten ums Impfen. Es sorgt zu Recht für Ärger, dass die EU dabei viele Monate hinter Ländern wie Großbritannien, Israel oder den USA herhinkt. Ebenso empört es zu Recht, dass österreichische Beamte bei der EU-internen Impfstoffverteilung nicht laut "Hier!" gerufen haben, als andere Länder für sie reservierte Impfchargen abgelehnt haben. Dahinter wird aber völlig vergessen, dass eigentlich eine ganz andere Lösung noch viel besser gewesen wäre, noch viel rascher für eine Durchimpfung gesorgt hätte – nur hat sie halt nicht in den Zeitgeist gepasst.

Klüger wäre es gewesen, man hätte von Anfang an das Impfen dem Markt überlassen. So wie bei anderen Impfungen auch. Dann hätte jeder selbst entscheiden können, ob er sich frühzeitig impfen lässt, auch wenn er dafür bezahlen muss. Mit absoluter Sicherheit wäre es einer großen Mehrheit der Europäer 30 oder 50 Euro wert gewesen, um als Geimpfter um viele Monate früher ins normale Leben zurückzukönnen, überall Zutritt zu bekommen.

Bei einer solchen marktwirtschaftlichen Lösung hätten die Pharma-Konzerne schon im Sommer 2020 gewusst, dass sie für jede Impfdosis viel Geld erhalten können. Dann hätten sie sich auf das ganz große Geschäft eingestellt – und hätten schon damals große Produktionsanlagen vorbereitet. Sie hätten dann sofort mit Volldampf loslegen können, sobald von der Prüfbehörde grünes Licht gekommen ist. Tausende Menschen weniger wären gestorben.

Aber wäre das nicht unsozial gewesen? Können sich alle Mitbürger 50 Euro leisten? Nun, erstens ist es noch viel unsozialer, wenn manche um ein paar tausend Euro Impfreisen an den Golf oder nach Russland machen konnten. Zweitens, hätte es für Geringverdiener ja wie bei Medikamenten staatliche Unterstützung geben können. Und drittens schert es ja auch keinen Europäer, dass es derzeit für Menschen in Afrika, Asien oder Lateinamerika noch viel weniger Impfstoff gibt als seit Monaten für die EU, weil sich (hinter den drei Spitzenreiter-Nationen) hunderte Millionen EU-Europäer vorgedrängt haben. Jeder Europäer, jeder Staat, den das soziale Gewissen plagt, hätte Geld spenden können, damit auch Afrika möglichst rasch seine Dosen bekommt. Das wäre im Übrigen auch jetzt notwendig.

Gewiss: Etliche Pharma-Konzerne hätten toll verdient. Aber kann das im Gegenzug irgendjemanden stören, wenn dafür im Gegenzug viel früher viel mehr Oberarme angestochen worden wären?

Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".

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