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Seltsames aus Österreich: Zwischen heiter und empörend

Immer mehr Vorfälle in diesem Land sind so seltsam, dass sie oft nur noch als empörend eingestuft werden können. Manche dieser Vorfälle sind aber auch ziemlich erheiternd. Ihr Bogen reicht vom Dauerthema der Corona-Tests über das dümmliche Verhalten von Ministern, Parteien, Bürgermeistern und Caritas, über das Nichtverhalten weiter Bereiche der Beamtenschaft bis zu den ersten Begegnungen zwischen den Grünen und der wirklichen Welt.

Zumindest seltsam und rätselhaft ist, dass das für "Anfang der Woche" versprochene Ergebnis des ersten repräsentativen Corona-Tests noch immer nicht vorliegt, obwohl wir nun schon in die zweite Wochenhälfte eintreten. Wurde am Anfang noch viel Wasser darum gemacht, so hört man jetzt seit Tagen nichts mehr davon. Es hat lediglich Andeutungen von Bundeskanzler Kurz Montag früh gegeben, die auf eine sehr geringe Dunkelziffer an symptomlos Infizierten hindeuten. Aber uns muss man ja nichts zur Erklärung dieses seltsamen Schweigens sagen. Corona hat uns ja nicht zu interessieren. Wir haben nur Befehle zu befolgen.

Noch seltsamer ist, dass nach zwei Wochen noch immer nicht die damals laut versprochene Zahl von 15.000 Testungen am Tag erreicht wird. Dabei ist die Vermehrung von Tests so ziemlich die einzige Maßnahme, an deren Sinn niemand zweifelt. Warum gibt es noch immer so wenige Tests? Liegt es an Unfähigkeit des Gesundheitsministeriums oder sind wirklich weltweit die Reagenzien total vergriffen? Warum gibt es keine öffentlichen Aufrufe, bei der Beschaffung der Chemikalien X und Y in einer nationalen Kraftanstrengung zu helfen, wenn diese noch immer der Engpass sein sollten? Aber uns muss man ja nichts zur Erklärung dieses seltsamen Schweigens sagen. Corona hat uns ja nicht zu interessieren. Wir haben nur Befehle zu befolgen.

Nicht seltsam, sondern nur empörend war der jüngste Auftritt von Caritas-Präsident Landau. Er hat sich in seiner larmoyanten Art als Corona-Trittbrettfahrer versucht. Wider alle Fakten behauptete er, dass es jetzt 38 Milliarden "für die Wirtschaft" gäbe. Landau bedient damit die gleichen infamen Feindbilder wie der grüne Parteichef, der "Millionäre und Milliardäre" schröpfen will. Wahr ist jedoch, dass ein großer Teil des Geldes für Kurzarbeit und Härtefälle unter den hunderttausenden Nichtangestellten aufgewendet wird, die de facto Taglöhner sind. Und dass auch bei den Geldern für Unternehmen primär die Sicherung von Arbeitsplätzen das Motiv ist! Noch infamer ist, dass Landau ausgerechnet in dieser Situation eine Erhöhung für Ausgleichszulagenbezieher verlangt. Obwohl ausgerechnet diese Gruppe in der Krise noch keinen Euro verloren hat. Obwohl der linksradikale Hetzer im Priestergewand damit natürlich weiter die Aggressionen auf die Pensionisten schürt.

Seltsam bis empörend sind aber auch die immer dichter werdenden Berichte, dass weite Teile der Verwaltung das Arbeiten de facto eingestellt haben. Dabei könnte fast jede Beamtentätigkeit im Home-Office verrichtet werden. Besonders katastrophal ist, dass offensichtlich in der Gemeinde Wien die Erteilung von Baugenehmigungen eingestellt worden ist. Obwohl diese Bescheide der absolute Flaschenhals sind, der schuld ist, wenn der Schaden für die Wirtschaft – nicht nur für das Baugewerbe, sondern auch für die gesamte Zulieferindustrie und vor allem die Arbeitslosenquote – noch größer wird als ohnedies unvermeidbar. Obwohl dieser Flaschenhals zu Zehntausenden weiteren Arbeitslosen allein in Wien führt, die eigentlich trotz Corona nicht notwendig wären. Die Hauptverantwortung trägt ein gewisser Michael Ludwig, der es in seiner Gemütlichkeit verabsäumt, seinen Beamten Feuer unter dem Allerwertesten zu machen. Der es verabsäumt, von jedem Beamten zumindest den normalen Arbeitseinsatz einzufordern. Und das auch zu überprüfen. Obwohl man ja eigentlich angesichts der Sicherheit eines Beamtenbezugs im Kontrast zur Vernichtung hunderttausender Existenzen auch erhöhte Anstrengungen einfordern müsste. Der intellektuelle Horizont des Bürgermeisters hat sich aber offensichtlich in so komplexen Fragen wie der Öffnung der Bundesgärten erschöpft.

Seltsam bis empörend ist, dass ähnliches auch in Teilen der Bundesverwaltung zu passieren scheint. Dabei könnten gerade jetzt etwa Verwaltungsbeamte und Richter wirklich sämtliche Bescheide und Urteile, die bei ihnen unerledigt liegengeblieben sind, zügig expedieren, da ja fast alle mündlichen Termine und Verhandlungen abgesagt sind. Aber ganz offensichtlich betrachten viele diese Wochen als Zusatzurlaub bei vollen Bezügen. Hat sich der Beamtenminister, hat sich die Justizministerin bisher auch nur eine Sekunde um diesen Skandal gekümmert?

Seltsam bis empörend ist auch der Grund, den Beamte nennen, warum sie im "Home-Office" nichts arbeiten: Sie hätten ja keinen Laptop von der Republik bekommen. Auf die Idee, auf dem eigenen Computer zu arbeiten, den mit Sicherheit zumindest 90 Prozent von ihnen haben, kommt doch ein Beamter nicht. Aber auch Regierung und Gewerkschaft hätten sich ausreichend darum kümmern können, dass Beamte halt einen Laptop bekommen (muss ja nicht gleich ein MacBook sein), damit sie keine Ausrede haben, wenn sie bei "Home-Office" das Wort "Office" überhören.

Seltsam, aber auch amüsant ist, dass jetzt ausgerechnet unter einer grünen Verkehrsministerin die Luftfahrtgesellschaft AUA mit einer gigantischen Summe unterstützt wird. Dabei ist doch Fliegen für Grüne ungefähr das, was die Erbsünde für Christen ist. Aber die Perspektive, am Grab einer bankrotten AUA stehen zu müssen, während die Flugzeuge zugunsten der Gläubiger versteigert werden (und in Zeiten wie diesen auch noch schlechte Preise erzielen), ist selbst für Grüne unerfreulich. Die harte Welt der Wirtschaft und Fakten sieht halt ziemlich anders aus als der Katechismus einer schwedischen Schulschwänzerin, der bisher für die Grünen die Welt bedeutet hat.

Seltsam bis heiter endete noch eine zweite ähnliche Konfrontation zwischen den Grünen und der wirklichen Welt. Haben sie doch seit Jahr und Tag große moralistische Feldzüge nicht nur gegen das Fliegen, sondern auch gegen das steuerliche Pendlerpauschale geführt, mit dem Autoanreisen an den Arbeitsplatz unterstützt werden. Jetzt haben die Grünen ohne Einwände zugestimmt, dass Arbeitnehmer auch während der Monate im Home-Office-Betrieb weiterhin dieses böse Pauschale bekommen, obwohl sie da gar nicht mit dem Auto fahren müssen …

Und seltsam wie ähnlich entlarvend ist auch noch die dritte Grün-Begegnung mit der Wirklichkeit: Da hat jetzt die Verkehrsministerin in der Krise die LKW-Fahrverbote am Wochenende ebenso ausgesetzt wie die Ruhezeitenbestimmungen für LKW-Lenker.

Seltsam bis peinlich ist, was da das Wirtschaftsministerium jetzt als Plattform für heimische Online-Händler mit großem Trommelwirbel und Ministerinnenpressekonferenz vorgestellt hat. Das ist so dürftig, dass ich das mit meinem Programmierer in einem halben Tag zusammengebracht hätte – wobei wir noch viele Kaffeepausen eingelegt und uns vor allem geniert hätten, uns für so etwas auch noch zu berühmen. Dagegen ist ja die schon länger bestehende shoepping-Plattform der Post geradezu ein Meisterwerk, das fast schon im 21. Jahrhundert angekommen ist. Allerdings auch nur fast: Ich habe heute zehn Produkte des normalen täglichen Lebens wie Plastikstiefel dort zu kaufen versucht, habe aber nur genau die Hälfte auf shoepping gefunden, alle zehn hingegen sofort auf Amazon. Besonders peinlich: Bei zweien der doppelt gefundenen Produkte waren die Angebote auf der amerikanischen Seite deutlich günstiger. Patriotismus fällt einem schon schwer, wenn halt andere besser sind.

Seltsam bis heiter ist, womit die SPÖ in Tagen wie diesen in die Medien zu kommen versucht: Ein "Geschlechterpolitischer Krisenplan" sei "unbedingt notwendig", wird in der jüngsten Aussendung ganz aufgeregt gegackert. Zwei Aussendungen davor fordert die Partei: Österreich solle einen größeren Beitrag für ein "Ende von Landminen" leisten. Das muss wirklich eine geniale Partei sein, wenn sie so ein absolut treffsicheres Gefühl für die richtigen Themen zum richtigen Zeitpunkt hat!

Noch seltsamer und noch heiterer sind – wenn wir schon bei den Geschlechtern gelandet sind – die nach Geschlechtern getrennten Aufstellungen der (angeblichen oder wirklichen) Opfer des Virus. Dabei sind immer mehr Männer als Opfer verzeichnet. Aber noch nie – auch in keinem anderen Land – war ein einziger Angehöriger des dritten Geschlechts unter den 55.000 Toten zu finden, kein "Diverser", kein "Sonstiger", nur Männer und Frauen. Dabei war doch das Los der armen "Diversen" für Rot und Grün monatelang das wichtigste politische Thema. Ist der "Diversen"-Aufruhr am Ende ein gar nicht existierendes, nur von ein paar Transvestiten erfundenes Thema? Da ich zwei von so vielen Journalisten als Liebling erkorenen Parteien und erst recht dem Verfassungsgerichtshof niemals die Erfindung eines gar nicht existierenden Problems unterschieben würde, muss das Ganze eine medizinische Sensation sein: Diverse sind absolut immun gegen das Virus. Bleibt nur noch die Frage: Wo kann ich mich auf divers umoperieren lassen, um auch immun zu werden?

Seltsam bis ärgerlich ist, wie sich die SPÖ ständig – ganz ohne den lästigen Umweg über Spenden – an öffentlichem Eigentum bedient. Da sie den Mai-Umzug wegen Corona absagen musste, kündigt sie jetzt eine 90-minütige "TV-Show" an. Wird sicher extrem spannend. Und wo findet die statt? In W24, einem sonst unter Ausschluss der Öffentlichkeit agierenden Sender, der bisher lediglich durch die Skurrilität aufgefallen ist, dass er Straßenbahnfahrten von Endstation bis Endstation übertragen hat. Das wirklich Interessante an W24: Dieser Sender gehört zu 100 Prozent der "Wien Holding". Und die gehört wieder zu 100 Prozent dem rotgrünen Rathaus. Nur zur Erinnerung: Die Verwendung einer Einrichtung der Stadt für Zwecke einer Partei ist in Wahrheit reine Korruption. Freilich: wenn man das verschachtelt genug versteckt …

Seltsam wie entlarvend ist auch, wie der ORF derzeit ununterbrochen die diversen Video-Angebote im Internet und in den Sozialen Medien bewirbt. Das ist ungefähr so, wie wenn in den Fellner-Medien täglich getrommelt würde: "Lest mehr Dichand-Medien".

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