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Feminismus: Wo sind nur die Frauen hin?

In der Folge ein ziemlich heikler Text. Denn dieser legt sich mit einem der gewaltigsten Hypes der letzten Jahre an, gegen den anzuschreiben kein Zeitungsjournalist mehr wagt. Es geht um den feministischen Frauenhype, der eine Bevorzugung von Frauen in politischen und wirtschaftlichen Spitzenfunktionen verlangt, auch wenn sich Frauen in diesen Bereichen signifikant weniger interessieren und engagieren. Nichts anderes als eine einseitige Bevorzugung ist es, wenn trotz dieses Desinteresses von der lautstarken politmedialen Frauen-Lobby verlangt wird, dass in Politik und Wirtschaft alle Spitzenposten gleichermaßen von Männern und Frauen besetzt werden. Das kommt dann logischerweise nur einer sehr kleinen Clique zugute, die unabhängig von Leistung (in der Wirtschaft) und Demokratie (in der Politik) von der Quotendoktrin profitieren will. Dabei zeigt eine ganze Reihe von Beispielen aus der aktuellen Politik, dass die große Mehrheit der Menschen an den feministischen Anliegen völlig desinteressiert ist.

Das heißt nicht, dass es nicht genauso kluge Frauen wie Männer gäbe. Nur liegt bei vielen Frauen das Interesse weit außerhalb des öffentlichen Bereichs. Es liegt bei familiären, humanitären oder sozialen Aktivitäten – wo man ja auch oft viel eher zu anhaltend befriedigenden Sinnerfahrungen kommen kann als im Bereich der  politischen Machtkämpfe oder firmeninternen Intrigen. Es hat aber zweifellos von Maria Theresia über Golda Meir über Indira Gandhi bis Margaret Thatcher sensationell tüchtige und weise Frauen an Staats- und Regierungsspitzen gegeben.

Heute leben wir im Zeitalter des fast jedes Medium, viele Diskussionen und Politikeräußerungen dominierenden Feminismus (und des viele Texte unleserlich machenden Gender-Gagas): Wo sind da eigentlich die vielen tollen, klugen und weisen Frauen in Wirtschaft und Politik? Dabei müssten sie eigentlich auf Grund des großen Erfolges der feministischen Durchsetzungsstrategien überall nur so sprießen.

Aber heute findet man so zu qualifizierende Frauen noch spärlicher als in einstigen männerdominierten Epochen. Gewiss, in der Regierung findet man immerhin zwei weibliche Minister (Edtstadler und Gewessler), die einen passablen Eindruck machen, während die anderen bisher noch gar keinen gemacht haben. Gewiss, der "Kurier" hat seit dem Vorjahr eine exzellente Frau als Chefredakteurin. Gewiss, es gibt viele Frauen in Spitzenfunktionen – aber nur sehr selten kann man auch einen irgendwie konkret beweisbaren Erfolg der Frauen-um-jeden-Preis-fördern-Politik finden, der über die Tatsache der weiblichen Besetzung einer Position hinausginge. Besonders engagiert sieht man die feministischen Kampftruppen primär dort, wo man weniger exponiert ist, wo das Risiko geringer, aber das Salär trotzdem beträchtlich ist: als Abgeordnete, als Aufsichtsräte.

Es gibt in Österreich noch keine Frau, die man auch nur irgendwie in die Reihe der großen politischen Persönlichkeiten dieses Landes stellen könnte, also jener, die durch ihre Leistungen die Wähler über die üblichen Claqueure hinaus wirklich signifikant begeistern konnten. Nicht einmal annähernd ist eine Frau in die Qualitäts- und Erfolgsklasse eines Bruno Kreisky, eines Wolfgang Schüssel oder eines Sebastian Kurz vorgedrungen, aber auch nicht in die eines Hannes Androsch, eines Jörg Haider oder eines Karl-Heinz Grasser (mir sind die strafrechtlichen Probleme der drei Letztgenannten durchaus bekannt, dennoch ist Faktum, dass sie alle jedenfalls große Popularität erzielt haben). Immerhin gibt es seit den 60er Jahren weibliche Minister und seit den 80ern weibliche Parteichefs. Also kann niemand mehr sagen, es hätte keine Chancen gegeben.

Geradezu lächerlich waren die Begeisterungsekstasen vieler Medien, weil im vergangenen Jahr ein halbes Jahr eine Frau von Gnaden des grünen Bundespräsidenten (der wider die Verfassung damals sogar etliche Minister selbst ausgesucht hatte!) amtsführende Bundeskanzlerin geworden ist. Wobei aber bis heute irgendwelche konkreten Belege über das bloße Frausein hinaus fehlen, die die Ekstase irgendwie rechtfertigen würden. Wohlgemerkt: Das ist keine Kritik an ihr, ohne Mehrheit kann man eben nur stillehalten, das ist aber massive Kritik an den Begeisterungskommentaren fast aller Medien.

Apropos Grüne: Selbst die heftigste Feministenpartei des Landes flog aus dem Parlament, als hintereinander zwei Frauen bei den Grünen an der Spitze gestanden waren, während die Linksaußen-Stimmen beim Macho Peter Pilz landeten. Und die Grünen feierten erst dann ein Comeback, als ein männlicher Fußball- und Blasmusikfan an der Spitze stand.

Besonders erstaunlich wirken die nicht vorhandenen Folgen einer jahrzehntelangen feministischen Gehirnwäsche, wenn man in die zwei größten westlichen Demokratien blickt. In beiden dominieren in der medialen und politischen Rhetorik der Zeitgeist, die Political Correctness und feministische Rhetorik fast noch stärker als in Österreich (falls das möglich ist):

In Deutschland ist jetzt die größte Partei des Landes mit zwei Frauen an der Spitze krachend gegen die Wand gedonnert. Gewiss werden jetzt manche sagen: "Aber Merkel hat sich immerhin 15 Jahre an der Spitze gehalten, das ist doch eine Leistung." Aber dem ist schon entgegenzuhalten: Noch nie hat die CDU so dramatisch an Wählerunterstützung verloren wie unter Angela Merkel. Die Partei, die 1983 noch 49 Prozent der Stimmen bekommen hat, lag bei den letzten Umfragen nur noch bei 28 Prozent. Und diese Umfragen sind noch vor dem katastrophalen Eingreifen der Bundeskanzlerin in Thüringen und dem anschließenden Rücktritt der formellen Parteichefin AKK gemacht worden, was beides zweifellos jetzt zu einem weiteren Wählerabgang geführt hat. Damit ist die CDU schon fast ebenso tief wie die (weiblich geführte) SPÖ und die (schon mehrfach weiblich geleitete) SPD abgestürzt.
Noch viel interessanter ist aber die Nachfolgediskussion der CDU: Dabei sind nur Männer im Rennen um die künftige Regierungsführung, egal ob man wie die meisten Medien nur drei Kandidaten nennt, oder fünf wie das Tagebuch gestern. Weit und breit ist keine Frau im Gespräch.
Es sei denn, das Schreckensszenario der einstigen tapferen DDR-Dissidentin Vera Lengsfeld wird Realität, die meint, dass die einstige DDR-Studentenfunktionärin Merkel jetzt durch geschickte Intrigen daran arbeite, trotz Rücktrittsankündigung mit Hilfe der SED-Nachfolgepartei zur eigenen Nachfolgerin zu werden.

In den USA suchen die Demokraten verzweifelt einen Herausforderer für Donald Trump. Aber auch bei dieser linken Partei dominieren bei allen Umfragen Männer. Am Linksaußenflügel findet sich da der Senator Sanders, am gemäßigten Flügel der bis vor kurzem völlig unbekannte Provinzbürgermeister Buttigieg und der einstige Vizepräsident Biden. Und als "Dark Horse" gilt der Milliardär Bloomberg.
Das sind wiederum lauter Männer, während alle weiblichen Kandidaten schon jetzt weit abgeschlagen scheinen. Dabei steht auf der republikanischen Gegenseite der Inbegriff eines männlichen Machos, der gerade jetzt die besten Umfragewerte seines Lebens und sehr gute Chancen auf eine Wiederwahl hat.

Apropos USA: Menschen, die den Weinstein-Prozess genauer verfolgen als ich, schreiben detailliert, dass im Verfahren gegen den ehemaligen Filmproduzenten eine Belastungszeugin nach der anderen umgefallen sei, dass offenbar alle als Zeugen geführten Frauen mit Weinstein in der Hoffnung auf eine Filmkarriere durchaus einvernehmlich eine sexuelle Beziehung aufgenommen hatten, die sich auch länger hinzog. Er wollte Sex, sie wollten Karriere, von Liebe war auf keiner Seite die Rede. Zwar weiß man nicht, wie die oft rein emotional agierenden Geschworenen dennoch reagieren werden, weil sich die Frauen angesichts des Ausbleibens von tollen Rollen als Opfer fühlen – und darstellen. Aber jedenfalls ist Tatsache, dass die Vorwürfe dieser Möchtegern-Schauspielerinnen die große MeToo-Hysterie der letzten Jahre ausgelöst haben, bei der schier jede unerfreulich endende Beziehung nachträglich zu Vergewaltigung und Missbrauch umgedeutet wird.

Sehr viel spricht dafür, dass die Kampagnen der Kampffeministinnen völlig an der Realität des Lebens vorbeigehen. Hinter den Quoten-Forderungen und dem "Frauen sind die ständigen Opfer"-Geschrei steht nur ein recht kleiner Prozentsatz von Frauen.

  1. Den Anteil der Frauen, die auf feministische Themen reagieren, kann man mit sechs bis rund zwölf Prozent ansetzen. Um zwölf Prozentpunkte Anteil schnitten in Österreich 2019 die Linksparteien bei den Frauen besser ab als die beiden Rechtsparteien. Unter den zehn Themen, die Österreichs bester Meinungsforscher (Sommer) quer über alle Parteien als die zehn wichtigsten Wahlmotive herausdestilliert hat (von der Migration übers Klima bis zu den Pensionen und Schulen), war kein einziges, dass sich irgendwie auf ein Frauen-Thema bezieht.
  2. Bei den Jungen ist der feministische Unterschied noch viel geringer: Bei der letzten Jugendstudie sagten 65 Prozent der jungen Frauen, sie wollen nur noch halbtags arbeiten, wenn sie einmal kleine Kinder haben; bei den Burschen wünschten sich das 71 Prozent von ihren Frauen. Dabei ist auch bloß die Formulierung solcher Wünsche für alle linken Feministinnen eine absolute Todsünde.
  3. Auch das ständige ORF-Thema "Frauen als armes und ständiges Opfer von Gewalt" ist dramatisch zu relativieren: So sagten bei einer (market-)Umfrage zwar 24 Prozent der Frauen, dass sie bereits Opfer einer Gewalttat geworden seien. Aber bei den Männern sind es sogar 26 Prozent. Dennoch sind männliche Opfer nie Thema der medialen Berichterstattung (höchstens sie bleiben als Leiche zurück).  
  4. Der schwerste Vorwurf gegen die linken Feministinnen ist aber, dass sie die Unterdrückung der Frauen im Islam – wo es diese tatsächlich in breiter Front gibt – total ignorieren. Sie behaupten sogar, dass es unabhängiger eigener Wille von unmündigen Kindern sei, wenn diese mit Schleier in die Schule gehen (müssen).

Dennoch wird die Rhetorik der politmedialen Kampffeministinnen von den Parteien ernst genommen. So jagt etwa auch die ÖVP mit einem 50:50-Geschlechtsproporz in Regierungen und mit einem Reißverschlusssystem bei Kandidatenaufstellung dem weiblichen Zeitgeist nach.

Die meisten Frauen haben aber ganz andere Prioritäten und Interessen als die Politik. Die sie glücklicher machen. Und die die Welt glücklicher machen.

Freilich fand ich auch einige Statistiken, die weit signifikantere Unterschiede zwischen Frauen und Männern zeigen als die zuletzt genannten. Diese Unterschiede werden aber von der öffentlichen Political Correctness nie angesprochen, obwohl sie besorgniserregend sind – und in keiner Weise für die Frauen sprechen:

  • So ist bei allen Parteien die männliche Mitgliederzahl weit höher als die von Frauen. Und bei Veranstaltungen wird der Frauenanteil umso geringer, je ernsthafter über wirtschaftliche, technische oder politische Probleme referiert oder diskutiert wird (es sei denn natürlich, es steht feministische Selbstbejammerung auf dem Programm wie die Mär von der "gläsernen Decke", an die Frauen stoßen würden).
  • So sagen 33 Prozent der Frauen bei Umfragen, dass die Sterne unser Leben beeinflussen, während es bei den Männern nur 17 Prozent sind. Und auch unter jenen Frauen, die zwar behaupten, nicht daran zu glauben, lesen dennoch weitere 39 Prozentpunkte "gerne" Horoskope (auch da ist der Vergleichswert bei den Männern geringer, nämlich 32). In Summe: 72 Prozent der Frauen sind in irgendeiner Weise an Astrologie interessiert, hingegen nur 49 Prozent der Männer.
  • So sind nach Daten eines Homöopathie-Netzwerks 73 Prozent der Frauen Homöopathie-affin, hingegen nur 48 Prozent der Männer. Was übrigens erstaunlich ähnliche Zahlen sind wie bei der Astrologie. Sie stammen zwar aus Deutschland, dürften aber in Österreich kaum anders ausschauen.

Es gibt jedoch kaum zwei andere Glaubenssysteme, die so massiv und einheitlich von allen wissenschaftlichen Forschungen widerlegt und als Mumpitz entlarvt worden sind, wie Astrologie und Homöopathie. Ganz im Gegensatz zu der Klimatodtheorie übrigens, die eine schwedische Schülerin mit großem medialem Erfolg durch die Behauptung wissenschaftlicher Evidenz zu untermauern versucht, obwohl es die in keiner Weise gibt.

PS: Eine Reihe Studien in meiner Tageszeitungszeit hat auch bei den Zeitungslesern massive Interessenunterschiede gezeigt: Wirtschaft und Politik (sowie Sport) ist primär Männersache. Frauen lesen lieber die Zeitungsteile zu Chronik, Kultur und Gesundheit.

PPS: Eine ausnahmsweise ganz persönliche Anmerkung, weil jetzt viele Linke stänkern werden, mit diesem Text habe sich der Unterberger endgültig als männliches Chauvi-Schwein entlarvt: Meine Mutter war, obwohl aus einfachen Verhältnissen stammend, zweifache Akademikerin, sie hat neben fünf Stiefkindern drei eigene Kinder liebevoll großgezogen, und hat dabei auch berufliche Karriere gemacht (wenn auch mit zwangsweiser Unterbrechung zwischen 1938 und 1945). Und meine Ehefrau ist ebenfalls beruflich sehr erfolgreich. Bei keiner von beiden habe ich jedoch jemals feministischen Quatsch gehört.

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