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Seit Jahren gibt es keine Politikerrede, kein Partei- und kein Regierungsprogramm, in dem nicht das Wort "Digitalisierung" groß vorkäme. Jedoch fährt Europa in der Realität seit Jahrzehnten ein Antidigitalisierungsprogramm.
Denn in der Realität hat das Stichwort "Computer" immer zweierlei ausgelöst: Erstens Abwehrreaktionen, also die Konzentration auf die angeblichen Gefahren durch den Computer und darauf, mit welchen Regulierungen wir alte Jobs besser gegen neue Technologien schützen können. Und zweitens den Versuch, die großen IT-Firmen steuerlich abzucashen, als man entdeckt hatte, dass fast alle erfolgreichen Unternehmen der digitalen Welt in den USA sitzen – und nicht in der viel größeren und angeblich klügeren EU.
Vor allem die Gewerkschaften haben die Elektronik militant bekämpft. So wie die Arbeiterbewegung im 19. Jahrhundert gegen Dampfwebstühle losgegangen ist, so kämpfte sie später gegen den Computer. Mir wurden einst wilde Klassenkampf-Argumente entgegengeschleudert, als ich in meiner damaligen Zeitung für den Ersatz der Schreibmaschinen und des (ungesunden) Bleisatzes durch Computer zuständig war. Der Gewerkschaftskampf war so erfolgreich, dass moderne Technologien nur durch viele Auflagen verteuert und erst viele Jahre später eingeführt werden konnten, als ich sie schon längst bei Verlagsbesuchen in den USA gesehen hatte. Nur ein Beispiel von vielen ähnlichen.
Die in fast allen Branchen mit viel rhetorischem Kulturschwampf unterlegte Opposition hat letztlich nur eines erreicht: Die gesamte IT-Welt ist heute in den USA daheim, wo es viel weniger Regulierungen und Retro-Gesinnung gab und gibt. Und wo jede erfolgreiche Firma wegen der niedrigeren Steuern hinzuziehen überlegt.
Selbst die heutigen Gewerkschaften und viele Lobbyisten betreiben noch immer eine massive Förderung für die US-Giganten.
Man denke etwa an den ORF, der unter der total irreführenden, aber zur Täuschung ahnungsloser Politiker gut geeigneten Überschrift "Digitalisierungsprogramm" Gesetze fordert, die in Wahrheit seine Monopolstellung via "ORF-Player" gegenüber der wachsenden und echt digitalen Konkurrenz nur noch mehr absichern sollen.
Man denke etwa an das in Wien noch immer beinhart geltende Verbot für Handelsgeschäfte, am Sonntag offen zu haben. Es kann gar kein massiveres Förderprogramm für den US-Giganten Amazon geben: Wenn die Menschen am Sonntag nicht shoppen gehen können – für die meisten primär ein Freizeitvergnügen! –, dann liegt es für viele nahe, herumzusurfen und elektronisch einzukaufen. Aber vielleicht finanziert ja Donald Trump unsere Gewerkschaften …
Ich schreibe in jeder Nummer von Österreichs einziger Finanz- und Wirtschafts-Wochenzeitung "Börsen-Kurier" die Kolumne "Unterbergers Wochenschau".