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Das Geschäftsmodell Migration

Jedes Katastrophenszenario braucht offensichtlich ein "Gesicht". Beim Klimawandel ist es das Eisbärenbaby (das angeblich zu ertrinken droht). Bei den NGO’s, die "gerettete" Migranten Richtung Europa verschiffen, ist es die junge Kapitänin Carola Rackete. Mit ihr beschäftigen sich zwar in Italien die Gerichte, für die Medien aber ist sie auch bei uns die Heldin, die interviewt werden muss, weil sie uns sagt, was wir zu tun haben: Nämlich alle nehmen.

Eines ist unbestritten: Kein Mensch soll im Mittelmeer oder in irgendeinem anderen Gewässer ertrinken müssen. Niemand hat je behauptet, dass man die Migranten auf den untauglichen Schlauchbooten dem Tod überlassen soll – auch wenn die NGO-"Helden" so tun, als wäre das die einzige Alternative.

Nach der medial gut vermarktbaren Frau Rackete legt nun ein anderer Exponent desselben Vereins "Sea Watch" noch eins drauf. Ein Herr Tamino Böhm, ein Pilot, der die Migranten-Boote so rasch wie möglich aus der Luft aufspürt, um die NGO-Schiffe hinzulotsen, geht in der Wiener Arbeitslosen-Zeitung "Augustin" zum Generalangriff auf die EU und vor allem auf Sebastian Kurz über: "Kurz kann uns schikanieren und festsetzen und uns mit seiner Hetze überziehen, aber er kann uns nicht davon abhalten, das Richtige zu tun. Wir haben die Schiffe, wir haben die Crews, wir haben das Geld und wir haben den Willen, Menschen nicht ertrinken zu lassen."

Das ist ein bemerkenswertes Statement (auch wenn er vergessen hat zu erwähnen: wir haben die TV-Kameras an Bord, die uns zu Helden mit dem großen Herzen hochstilisieren).

Der österreichische Ex-Kanzler also schikaniert die schippernden Gutmenschen und setzt sie fest, ja hetzt auch noch gegen sie. Aber sie haben Geld. Woher, das sagt uns der Herr Böhm freilich nicht. Zu vermuten ist, dass "Sea Watch" genauso wie andere NGOs von vielen Staaten hoch subventioniert wird. Caritas, Diakonie und andere haben längst aus der "Flüchtlings"-Krise ein lukratives, staatlich finanziertes Geschäft gemacht (was sie nicht davon abhält, die Hand, die sie füttert, zu beißen und ständig die Politik zu kritisieren). Greenpeace, Global 2000 und ähnliche tun das im Namen der bedrohten Umwelt. Wäre interessant zu erfahren, welche Staaten für das Geld von "Sea Watch" sorgen.

Aber das ist nur ein Detail.

Was wirklich tragisch ist, das ist die Tatsache, dass diese jungen (und nicht mehr ganz so jungen) Menschen glauben, dass sie wirklich das Richtige tun. Aber auch hier hat Kurt Tucholsky recht mit seinem Diktum, dass "gut" das Gegenteil von "gut gemeint" ist. Sie meinen es ja sicher gut, auch wenn der linke Applaus sie dann zu rotzigen Interviews anspornt.

Nur: Gut ist es eben nicht. Die Menschen, die sich mehrere tausend Euro für Schlepper leisten können, um dann den Tod im Mittelmeer zu riskieren, das sind nicht die Ärmsten der Armen. Die linken Schipperer retten die eher Vermögenden. Und hätten sie sich auch mit Migrationsexperten auseinandergesetzt, die nicht nur ihre eigenen wolkig-naiven Heroismusträume bestätigen, sondern aufzeigen, was Sache ist - Migrationsökonomen etwa -, dann bekäme die Angelegenheit vielleicht sogar für Gutmenschen einen bitteren Beigeschmack.

Migration ist in Afrika ein Geschäftsmodell geworden.

Familienverbände, die in der Lage sind, bis zu 8000 Euro Schleppergebühren aufzubringen – also eher Mittelstandsfamilien –, schicken ihre jungen, oft verhältnismäßig gut ausgebildeten Männer auf die Migrationsreise. Wenn die Immigration nach Europa gelingt, dann gibt es Rücküberweisungen nach Hause. Bei nur 200 Euro monatlich rentiert sich die Investition in den Schlepper schon nach 30, 40 Monaten – ab da bewegt man sich in der Gewinnzone.

Die Geldtransfers aus Arbeitseinkommen von Migranten (auch wenn diese "Arbeit" womöglich Drogenhandel ist) sind beträchtlich – sie übersteigen in vielen westafrikanischen Ländern die Höhe der Entwicklungshilfe. Ökonomen sagen daher voraus, dass ein unterstützter Wirtschaftsaufschwung in Westafrika die weitere Migration nicht unterbinden, sondern vielmehr ankurbeln wird – denn immer mehr Familien werden sich dann die Schlepperkosten leisten können. Es wird also noch mehr Migranten geben, die die Reise nach Europa antreten.

Einem jungen Familienmitglied die Migration zu ermöglichen, ist eine Investition für die ganze Familie – freilich unter hohem Risiko, dass nämlich der Migrant nicht überlebt oder zurückgeschickt wird.

Es geht also nicht darum, "alle zu nehmen", wie das die NGO-Gutmenschen fordern. Es geht vielmehr darum, dass die Investition scheitert, ohne Menschenleben zu kosten: dass die EU endlich gemeinsam ein nordafrikanisches Land dafür gewinnt, die Migranten-Schiffe an Land gehen zu lassen. Tunesien, so hört man, wäre bereit. Es wäre für unseren ganzen Kontinent gescheiter, den Tunesiern ein Angebot für ein solches Entgegenkommen zu machen, als die Migranten auf alle europäischen Länder "verteilen" zu wollen. Deutschland und Frankreich sind gerade erst wieder mit diesem Ansinnen gescheitert.

Wenn sich etwas bessern soll, dann wäre es klug, der neuen Kommissionspräsidentin Von der Leyen ein Mandat zu erteilen, mit Tunesien zu einem Abkommen zu finden.

Das wäre dann ein guter Anfang für die von ihr versprochene neue Migrationspolitik.

P.S. Die Rackete-Forderung, alle Flüchtlinge, die aus Libyen weg wollen - laut ihrer Berechnung 500.000 -, auf Europa zu verteilen, haben alle österreichischen Parteien abgelehnt. Interessant war dabei die Argumentation der SPÖ-Frontfrau Rendi-Wagner: Sie verlangt plötzlich Verfahrenszentren an den EU-Außengrenzen - was ja bis vor kurzem noch des (türkis-blauen) Teufels war.... Diesen Meinungsumschwung scheint aber niemand bemerkt zu haben - oder nimmt man die Dame vielleicht nicht mehr ganz ernst?

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