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Darf ein Papst so viel Unsinn reden?

Neuerlich hat Papst Franziskus gezeigt, dass man auch als "Stellvertreter Christi auf Erden" nicht mit Intelligenz ausgestattet sein muss, dass der Heilige Geist auch an Päpsten vorbeiflattern kann. Hat der Papst doch allen Ernstes bei einem Besuch in Marokko gefordert, dass es mehr Möglichkeiten zur legalen Migration geben müsse. Das sei notwendig, um den Schleppern, die er als "Menschenfleisch-Händler" bezeichnet, "keine neuen Räume zu geben". Das ist ein abgrundtief dummer Vorschlag. Den aus dem Mund eines Papstes zu hören, macht traurig – gerade wenn man bedenkt, dass es im ersten Satz des wohl schönsten und wichtigsten Buchs der Bibel heißt: "Im Anfang war der Logos." Jedoch derzeit ist der Logos – das Wort, der Sinn, die Logik – nicht gerade im Vatikan zu finden.

Gewiss, es hat schon von einigen anderen Sonntagsrednern ähnliche Ideen zum Thema gegeben, die aber alle dem gleichen primitiven Denkfehler unterlegen sind. Dieser besteht in der Annahme, dass es kein Schlepper-Problem mehr gäbe, sobald man die Möglichkeiten legaler Migration erweitert. Das stimmt aber überhaupt nicht, wenn man nur fünf Sekunden nachdenkt. Denn natürlich wird kein einziger Afrikaner oder Asiate, der jetzt mit Hilfe der Schlepperbanden den Weg nach Europa sucht oder in den nächsten Jahren suchen wird, auf diesen Weg verzichten, sollte er nicht zu jenen gehören, die auf dem legalen Weg nach Europa kommen können. Warum sollte er auch, wenn doch weder der Papst noch seine Gesinnungsgenossen gleichzeitig dafür eintreten (oder gar sorgen könnten), dass alle illegal Gekommenen zu hundert Prozent wieder abgeschoben werden müssen?

Das Ergebnis dieser päpstlichen Ideen heißt daher: Es werden in der Summe noch viel, viel mehr Drittweltmigranten nach Europa kommen. Denn unter denen, die auf dem vom Papst gewünschten legalen Weg migrieren können, würden natürlich auch viele sein, die die Gefahren einer illegalen Migration bisher gescheut haben, oder die sich diese als Teil der wirklich Armen dieser Welt schlicht nicht leisten konnten, obwohl sie ebenfalls schon lange emigrieren wollten. Die legale Migrationsmöglichkeit wird also die Gesamtmenge der Migranten nur noch zusätzlich vergrößern. Die Illegalen werden mit Sicherheit weiterhin alle den Weg nach Europa suchen, wenn auch manche halt dann auf legalem Weg, der Rest weiter auf illegalem Weg – der dann logischerweise sogar einfacher wird, weil man dann unterwegs nicht mit so vielen anderen Illegalen konkurriert.

Es gibt nur eine einzige Möglichkeit, dass die vom Papst verlangte legale Migrationsmöglichkeit wirklich zu einem Ende des Schlepperwesens führt: Wenn absolut jeder, der migrieren will, auch die Möglichkeit dazu erhält.

Hat der Papst eine Ahnung, wie viele das sein werden? Hoffentlich nicht, denn sonst müsste man seinen Vorschlag noch ganz anders als bloß dumm und undurchdacht bezeichnen. Nach einer in 34 afrikanischen Ländern gemachten Umfrage des Instituts Afrobarometer denken nämlich nicht weniger als 37 Prozent der Afrikaner ans Auswandern. Das sind in absoluten Zahlen 480 Millionen Menschen – ziemlich genau so viel, wie die gesamte EU heute an Einwohnern hat (einschließlich des Gerade-noch-Mitglieds Großbritannien; und einschließlich der schon Zugewanderten)!

Diese Zahl ist aber noch nicht alles: Denn erstens hat Afrika ein hohes Bevölkerungswachstum (das weltweit höchste). Das heißt, dass in wenigen Jahren die Zahl der Migrationswilligen auf dem schwarzen Kontinent noch viel größer sein wird als heute. Denn zweitens herrscht auch in Asien ein gewaltiger Auswanderungsdruck, vor allem in allen islamischen Staaten, die ja alle in katastrophalem Zustand sind – mit Ausnahme der im Öl schwimmenden Länder auf der arabischen Halbinsel.

Wenn der Papst sehen wollte, was die – illegale, wie ja auch bisher schon entgegen seinen weltfremden Vorstellungen in hohem Ausmaß mögliche legale – Migration jetzt schon für schlimme Folgen hat, braucht er nur nach Wien oder in eine der anderen europäischen Städte zu kommen, wo mehr als die Hälfte der Pflichtschüler schon einen Migrationshintergrund hat. Dabei kommt zum Glück ja ein guter Teil dieser Wiener Neokinder noch aus europäischen Ländern und hat daher einen viel eher assimiliationsbereiten kulturellen Hintergrund als Afrikaner und Asiaten, die der Papst aber zweifellos im Sinne hatte, da er seinen Vorschlag ausgerechnet in Marokko machte.

Man sollte dem Papst aber nicht Unrecht tun: Natürlich werden nicht alle heute Migrationswilligen kommen – denn auf ganz natürlichem Weg wird der Migrationswunsch schon vorher aufhören, nämlich dann, wenn in Europa etwa die gleichen zivilisatorischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Bedingungen herrschen wie in Afrika. Dieser Zustand wird schon deutlich früher erreicht sein, bevor alle 480 Millionen gekommen sind. Dann gibt es ja keinen Grund mehr, übers Mittelmeer kommen zu wollen …

Selbst muss man bei den Vorschlägen des Papstes freilich an etwas anderes denken, nämlich an die scharfe Charakterisierung des Mannes aus Argentinien durch Alexander Kissler, den Kulturchef des deutschen Qualitätsmagazins "Cicero”, auf die ich gerade zufällig gestoßen bin. Kissler skizziert Papst Franziskus als "korpulenten Charmeur", der ihm immer mehr als "machtbewusster, geschwätziger und am Katholischen relativ desinteressierter Relativierer" erscheint, und der "sich schwertut mit einem Bekenntnis zur Heilsnotwendigkeit Christi".

Was auch immer man von dieser vernichtenden Charakterisierung des Papstes durch einen bekennenden Christen hält: Politisch und gesellschaftlich ist das, was der argentinische Papst von sich gibt, leider sehr oft blanker Unsinn. Was man auch als Katholik offen sagen muss. Das gilt nicht nur zum Thema Migration, sondern auch zu seinen de facto reinsten Kommunismus darstellenden wirtschaftspolitischen Aussagen, wie: Marktwirtschaft sei "Mord" …

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